Leo Forcher ist im Kreis der Vinschger Winzer sicher nicht unbekannt und die Weine des Rebhofs sind auf so mancher Weinkarte in Südtirol zu finden. Ein Besuch des Hofes in Galsaun war ein guter Anlass, um einmal genauer hinter die Kulissen zu schauen.
Text: Elke Wasmund
Mit Leo Forcher ein Gespräch über seine persönlichen Geschäfte und den Rebhof in Galsaun zu führen, gestaltet sich äußerst schwierig. Immer wieder schweift er vom „ich“ zum „wir“ ab. „Wir“, das sind seine vielfältigen Aktivitäten: Er ist Gründungsobmann des Vinschger Weinbauvereins. Im Jahre 1981 forderte Hans Tappeiner: „Wir brauchen einen jungen Obmann.“ Damals war Leo 22 Jahre alt: „Ich wollte das Amt nur für ein Jahr übernehmen.“ Heute hat der Verein zur Förderung der weinbaulichen Entwicklung etwa 300 Mitglieder, die Gebietsweinkost auf Schloss Kastelbell findet seit 1983 statt und hat die Vinschger Weine über die Grenzen hin bekannt gemacht. Seit 1995 sind sieben Weißweine sowie zwei Rotweinsorten als „Südtirol Vinschgau” mit kontrollierter Ursprungsbezeichnung anerkannt und ein Drittel der Anbaufläche als DOC-Fläche eingetragen. Der Präsident heißt immer noch Leo Forcher.
Geboren wurde er auf dem Pinthof in Galsaun. Nach der Ausbildung an der Laimburg und einem Praxisjahr im Ausland modernisierte er gemeinsam mit seinem Bruder Gustav den Hof, auf dem auch Wein angebaut wurde. Aber er war schon immer umtriebig und bewirtschaftete bereits in jungen Jahren 5 Hektar Obstfläche der Gemeinde Galsaun. 1991 reichte die bewirtschaftete Fläche zur Errichtung eines geschlossenen Hofes aus und 1992 wurde der „Rebhof“ erbaut. Erklärtes Ziel war es, beim Bau geeignete Kellermöglichkeiten für Wein zu schaffen und mit Stolz zeigt der Hausherr seinen Keller. Bei der perfekten Kühlung schweift er schon wieder zum Thema Weiterbildung im Weinbau und seiner leidenschaftlichen Verfechtung der Genossenschaften ab: „Sie sind die Grundlage, warum es uns in Südtirol noch so gut geht.“ Er ist zufrieden, derzeit werden mit Pachtland 10 Hektar Obst und zwei Hektar Wein angebaut. Weißburgunder, Chardonnay und Kerner bei den Weißweinen und Vernatsch, Blauburgunder und Zweigelt bei den Rotweinen. Ein Teil wird ab Hof durch Frau Ingeborg verkauft, der Rest geht in die Hotellerie und Gastronomie in Südtirol.
Am Hof prangt ein Schild „Baumschule Forcher“. Darauf angesprochen, sagt der leidenschaftliche Winzer ganz bescheiden: „Eigentlich mein Hauptberuf. Mein Ziel war es, selber Obstbäume zu produzieren.“ Bereits 1981 begann er damit in Kastelbell, aber 1987 war ihm klar, dass er „frische Böden“ brauchte. Auf einem Hektar fing er damit in der Poebene an, heute werden auf 90 Hektar sortenreine Apfelbäume sowie 5 Prozent Marillen, Kirschen und Zwetschgen produziert. Sein Schwager Georg Nischler leitet den Betrieb operativ, während er sich um den Verkauf kümmert. Ganz im Nebensatz erfährt man, dass Leo Forcher seit fünf Jahren auch Präsident der Südtiroler Baumschulen ist. Wen wundert es?
Bei einem Glas des neuen Chardonnay, der auf seine Abfüllung wartet, erläutert der Tausendsassa seine Ziele für den Rebhof: „Ich möchte auch weiterhin Obst anbauen, aber im Bereich Wein, den Detailverkauf direkt ab Hof auf 30 Prozent steigern, um das Beste herauszuholen.“ Hierzu führt er in den herrlichen Garten des Anwesens. Ab dem Frühsommer sollen hier regelmäßig Verkostungen im passenden Rahmen durchgeführt werden. Dass dies gut ankommt, ist bei diesem Mann und seinen Ideen eigentlich bereits abzusehen.
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