"Wie eine Achterbahn fahrt im Schnee"

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Martin Fahrner als Filmer im Einsatz  für die Video-analyse an der Rennstrecke. Er wurde 1993 geboren, wuchs in Prad bzw. Naturns auf und wohnt  in Vetzan Martin Fahrner als Filmer im Einsatz für die Video-analyse an der Rennstrecke. Er wurde 1993 geboren, wuchs in Prad bzw. Naturns auf und wohnt in Vetzan

Der junge Vinschger Martin Fahrner ist seit 2018 Chef der World Racing  Academy WRA. In der Skisaison 2024/2025 ist er mit 12 Athleten im  internationalen Skizirkus unterwegs. Sein Vater Hans Daniel Fahrner aus Prad hat die alpine Rennschule 2010 gegründet.

von Magdalena Dietl Sapelza

 

In den Weihnachtsferien 2008 stand Martin zum ersten Mal im Starthaus beim Weltcup Slalom in Zagreb. Sein Vater Hans Daniel Fahrner hatte ihn zum Rennen mitgenommen. Martin ist ein leidenschaftlicher Skifahrer. Seine ersten Schwünge hatte ihm sein Großvater, der Gustl Fahrner, auf der Piste „Pfasch“ beigebracht. Das ist ein schattiger Hang nahe der Ortschaft Prad, der nach dem Schneefall stets speziell für die kleinen Skifahrerinnen und Skifahrer von Freiwilligen des Skiclubs präpariert wurde. Lift gab es keinen. Zurück zum Starthaus in Zagreb. Dort betreute Martin die Athleten. Er putzte ihre Schuhe und Skier. „Das war damals richtig cool“, schwärmt er. Sein Vater stand währenddessen irgendwo auf der Piste und feuerte seine Schützlinge an, die er im Vorfeld als Trainer auf das Rennen vorbereitet hatte. Hans Daniel Fahrner war seit den 1990er Jahren im internationalen Skizirkus unterwegs, so beispielsweise als Trainer der Ski Nationalmannschaften Moldawiens, Aserbaidschans und Tschechiens.

Gründung der World Racing Academy WRA
Im Jahre 2010 gründete Hans Daniel Fahrner die alpine Skirennschule World Racing Academy WRA. Das Ziel dieser Rennschule ist es zum einen, den Athleten kleinerer Nationen die Möglichkeit zu geben, sich im internationalen Skizirkus zu etablieren. Zum anderen bietet die Rennschule jenen Athleten die Chance wieder an die Weltspitze zurückzukehren, die in ihren Nationalmannschaften keinen Platz mehr haben beziehungsweise die mangels Erfolge „ausgemustert“ worden sind. Trainiert werden in der WRA hauptsächlich die technischen Disziplinen Slalom und Riesenslalom. Nachdem Martin die Handelsoberschule in Schlanders mit der Matura abgeschlossen hatte, wurde er 2013 Partner seines Vaters in der alpinen Rennschule. Zusammen mit seinem Vater betreute er anfangs die Damen der Ski Nationalmannschaft Lichtensteins. „Unser oberstes Ziel ist es, die Sportler so weit zu bringen, dass sie die Top 30 Platzierungen erreichen“, erklärt Martin. Besonders s20 skistolz ist das Vater-Sohn-Team beispielsweise auf Patrick Thaler (ITA) und dessen dritten Platz beim Slalom 2014 in Kitzbühl, auf Matej Falat (SVK) und dessen Silbermedaille im Team-Event bei der WM 2017 in St. Moritz, auf Ricardo Tonetti (ITA), den sie in die italienische Nationalmannschaft zurückgebracht haben. Und besonders stolz sind sie auch auf den historischen Moment, den ihnen der Lette Kristaps Zvejnieks 2016 bescherte, der als erster Skirennläufer Lettlands beim Weltcuprennen in Santa Caterina die Top 30 erreichte.

Martin Fahrner übernimmt die Rennschule
Im Sommer 2018 erlitt Martins Vater Hans Daniel einen leichten Schlaganfall, der zum Glück rechtzeitig erkannt und behandelt wurde. Daraufhin entschied er kürzer zu treten und übergab die Leitung der World Racing Academy an Martin. Hans Daniel kümmert sich seither nur noch um das Juniorenteam der WRA. Mittlerweile hat er mit dem Fußball eine neue Sportleidenschaft gefunden. Er ist Jugendtrainer im Verein Südtiroler Sportvereine VSS im Vinschgau und Mentor seines jüngeren Sohnes Sandiro, ein hoffnungsvolles Nachwuchstalent beim FC Südtirol. Martin kümmert sich nun als Chef um die Ski-Rennschule. Mit seinen Athleten konnte er mittlerweile einige Erfolge feiern. „Es gibt immer auch Rückschläge. Es ist wie eine Achterbahn im Schnee", betont er. Dann gehe es darum, die Skirennläufer zu motivieren und sie aufzubauen. „Man ist das ganze Jahr über im gewissen Sinne ein Psychologe“, meint er.

Oft müsse man auch hart sein, um weiterzukommen, was die Athleten auch akzeptieren. Denn sie wollen nach oben kommen. In der Saison 2022/23 gelang es Martin mit dem WRA-Team Jonas Stockinger (Deutschland) in den Weltcup zurückzubringen. Er wurde im selben Jahr auch deutscher Meister im Riesenslalom. Als Motivationsschub für den Australier Louis Muhlen ließ sich Martin Ende Dezember 2023 etwas Besonderes einfallen. Er kündigte an, seine Bart- und Kopfhaare erst dann wieder zu rasieren bzw. schneiden zu lassen, nachdem Louis einen Platz in den Top 30 erreicht hatte. Dieser tat es ihm gleich. Die Haare der beiden wuchsen bis zum Rennen im Februar 2024 in Aspen, wo für Louis die Top 30 endlich Realität wurden. „Wir haben ausgeschaut wie die Neandertaler“, lacht Martin. „Mein Hausfriseur der Max Weiss in Latsch hat uns dann beide zurecht gestutzt.“ Louis Muhlen bescherte der Rennschule WAR erneut einen historischen Erfolg. Er ist der erste Australier, der Ski-Weltcup-Punkte erreicht hat.

2024/2025 betreut das WRA Team 12 Skiathleten
Für die Saison 2024/2025 sind 12 Athleten aus Italien, Australien, Kanada, Japan, USA, Deutschland und der Schweiz in der World Racin Academy eingeschrieben. Unterstützt wird Martin von drei Skitrainern und zwei Servicemännern. Die Sprache, die alle sprechen, ist Englisch. Martin und sein Team kümmern sich um alles, was die Trainingseinheiten und die Rennen betrifft. Die Vorbereitungstrainings fanden heuer auf dem Stilfser Joch, in einer Skihalle in Belgien, in Saas Fee, im Pitztal, im Schnalstal, auf der Diavolezza, in Sulden und in Pfelders statt. „Dort befindet sich unser Hauptstützpunkt, wo wir gut untergebracht sind und dank des Pistenchefs Hannes Kneisl immer beste Trainingsbedingungen vorfinden“, betont Martin. Das sechsköpfige Trainer- bzw. Betreuerteam muss sich oft aufteilen, um allen Terminen gerecht zu werden. Manches ist eine Herausforderung. Am Sonntag, 1. Dezember 2024 flog Martin zum Beispiel mit dem Servicemann Simon Luca Wolf und den Athleten Louis Muhlen (Australien), Eric Read (Kanada) und Jamie Casselman (Canada) in die USA, zuerst zum Training nach Vail und dann zum Weltcuprennen am Sonntag, 8. Dezember in Beaver Creek. Am Montag, 9. Dezember gings’s wieder nach München und Pfelders zurück. Nach zwei Tagen Training dort wartete bereits Val d‘ Isere. Für Martin ist die Arbeit mit den Athleten trotz aller Anstrengung erfüllend, und sie macht ihm Spaß.
Er empfindet es als großes Glück, dass seine Freundin Lisa Platzer hinter ihm steht und seine häufige Abwesenheit toleriert. Ein bewegender Moment war für Martin kürzlich, als sich der Japaner Sato Shintaro mit Tränen in den Augen bei ihm dafür bedankte, dass er es geschafft hatte, die Abfahrt über den steilen Pitztaler Hang zu meistern. In der diesjährigen Saison fährt Shintaro dank der Rennschule WRA erstmals bei den Weltcuprennen mit.

 

L’allenatore di sci
Il giovane Martin Fahrner della Val Venosta è a capo del World Racing Academy WRA dal 2018. Nella stagione sciistica 2024/2025 gareggerà con 12 atleti nel Circo internazionale dello sci. Suo padre Hans Daniel Fahrner di Prato ha fondato questa scuola di corse alpine nel 2010.

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