Schlanders
Mit einem braunen Rucksack auf dem Buckel ist er in die Redaktion gekommen, der von seinem Schlaganfall gezeichnete 86-jährige Alfons Benedikter. Es war an einem Samstag, am 1. Mai, Tag der Arbeit, um genau zu sein. Krücken, je eine in beiden Händen halfen ihm beim Gehen, Sohn Rudi Benedikter war zusätzlich Stütze. Alfons Benedikter wollte persönlich vorbeikommen, um seine Autorisierung für das wenige Tage zuvor in Frangart aufgezeichnete Interview zu geben, das unsere Mitarbeiterin Magdalena Dietl Sapelza mit ihm geführt hatte. Auf einem der Stühle in der Redaktion ließ er sich gemächlich nieder, Sohn Rudi öffnete den Rucksack. Alfons Benedikter zog daraus einen alten Strumpf hervor und aus dem Strumpf eine Flasche Wein. Ein Geschenk für die Redaktion. Als Dankeschön für das Gespräch, das ihn sehr berührt und gefreut hat.
Es war eines der offensten Interviews, das Alfons Benedikter vor seinem Tod vor zwei Jahren geführt hat. Er hätte nicht mehr mitmachen können, als die Partei sich von ihren Grundsätzen entfernt hat. Hauptgrund für den Schritt in die Opposition 1989 sei die beschlossene Streitbeilegungserklärung vor den Vereinten Nationen gewesen. Mit dieser habe man sich dem Staate Italien ausgeliefert. Ausgemustert vom Durnwalder sei er geworden. Er hätte zur Kenntnis nehmen müssen, dass einer, der in der SVP Grundsätze vertritt, nicht mehr gefragt war. Ob es Versuche gegeben habe, ihn in den Schoß der Mutterpartei zurück zu holen, hat Magdalena Dietl Sapelza den Alfons Benedikter gefragt. Ja, die habe es gegeben, vom Siegfried Brugger und dem Thomas Widmann. Wenn der Proporz und die Sprachgruppenzugehörigkeit beibehalten, die Lockerung in der Raumordnung aufgehoben und die Ortsnamen Tolomeis abgeschafft sind, dann, und erst dann, würde er zurückkehren. Seitdem habe er nichts mehr gehört. Auch zu seiner Heimatgemeinde Schlanders nahm sich Benedikter kein Blatt vor den Mund. Mit einigen wenigen Alten hätte er noch Kontakt. „Aber es gibt nicht mehr viel Alte. Der politische Vinschgau hat mich vergessen. Zu meinem 85. Geburtstag kam keine einzige Glückwunschkarte aus dem Vinschgau. Enttäuscht war ich, als ich hörte, dass der Vorschlag vom Unions-Vertreter im Schlanderser Gemeinderat, Hans Graber, mich zum Ehrenbürger von Schlanders zu ernennen, von der SVP-Mehrheit abgelehnt worden war.“
Ein kleine Ehre - posthum - hat man Alfons Benedikter am vergangenen 14. März erwiesen und zur Buchvorstellung „Alfons Benedikter – Den Grundsätzen treu geblieben“ mit den Söhnen Thomas und Rudi Benedikter und der CO-Autorin Martha Stocker in die Bibliothek Schlandersburg geladen. An diesem Tag hätte Alfons Benedikter seinen 94. Geburtstag gefeiert. (ap)
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