Schnals
Die Faszination, die Ötzi auch 20 Jahre nach seinem Fund am 19. September 1991 ausübt, scheint ungebrochen. Aber sich an der Fundstelle feiern zu lassen, war ihm wohl zuviel, denn wegen des Wintereinbruchs mit Neuschnee musste der Jubiläumsgipfel kurzfristig ins Tal verlegt werden.
Mit dem benachbarten Ötztal feierte man statt in der Similaunhütte am Vorabend des „Geburtstages“ im Schlosswirt auf Juval gemeinsam mit zahlreichen Zeitzeugen. Mit von der Partie beim Expertengespräch: der Ötzi-Namensgeber Karl Wendl, Zeitzeugen wie Reinhold Messner und Paul Hanny, Wissenschaftler wie Albert Zink, Walter Leitner und Torstein Sjôvold, National Geographic Chefredakteur Ewald Brunner und viele Vertreter mehr aus Süd- und Nordtirol. Mit launigen Fragen animierte Markus Perwanger die verschiedenen Zeitzeugen: Journalist und „Ötzi“-Erfinder Karl Wendl ärgert sich beispielsweise heute, dass er nie ein „Honorar“ für den Namen vom Ötztal erhalten habe. Inspiriert von Reinhold Messners Entdeckung des Yeti und dem zunächst angenommenen Fundort Ötztal entstand Ötzi. Für diese Namensschöpfung nannte ihn damals sein Chefredakteur „Depp“ – heute denkt der sicher anders. Ernst Schöpf, Bürgermeister von Sölden, erzählte packend, wie man zunächst den Jahrhundertfund als normale „Gletscherleich“ behandelte. Einig war man sich grenzübergreifend, dass Ötzi als einzige vollständig erhaltene Mumie der Welt auch zukünftig wichtige Erkenntnisse für Forschung und Medizin liefern kann. Neueste Forschungen werden auf einem Kongress im Oktober vorgestellt, berichtete Albert Zink vom Institut für Mumien in Bozen, das es ohne den „Eismann“ sicher nicht gebe.
Der Höhepunkt des Jubiläumsjahres war sicher der von der Fundstelle am Tisenjoch in den Archeoparc verlegte Jubiläumsgipfel. Bis auf den letzten Platz gefüllt war das Museum rund um Ötzis Lebensraum: Ehrengäste, Zeitzeugen, Kamerateams oder einfach nur Fans des Mannes aus dem Eis. Anwesend natürlich auch Erika Simon, die mit ihrem verstorbenen Mann Helmut den Sensationsfund machte, der noch heute die Welt bewegt. Zeitzeugen und Vertreter der Talschaften erzählten über ihre persönlichen Erfahrungen nach dem Fund. Gemeinsam feierte man bei Gerstsuppe á la Ötzi im Freien weiter, denn auch das Wetter hatte Erbarmen mit den Organisatoren, die dies alles ermöglicht haben. (ew)
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