Schlanders/Theater - Zum Auftakt der diesjährigen Theatersaison des Südtiroler Kulturinstituts wurde am 11. Oktober „Mario und der Zauberer“ von Thomas Mann im Kulturhaus von Schlanders aufgeführt. In der 1930 erschienenen Novelle schildert Thomas Mann die Erlebnisse einer deutschen Familie während eines Urlaubs im norditalienischen Badeort Torre di Venere. Es ist die Zeit des Faschismus, nationalistische und patriotische Sprüche und Verhaltensweisen bekommt die Familie zu hören und zu spüren. Deshalb wollen sie abreisen, doch die Ankündigung einer Vorführung des Zauberkünstlers Cipolla hält sie zurück. Cipolla, der anfangs einige Kunststücke vorführt, entpuppt sich als Hypnotiseur, der vor allem einfachen Menschen aus dem Volk seinen Willen aufzwingt und sie als willenlose Figuren vorführt. Auf dem Höhepunkt der Veranstaltung versetzt der Zauberer den Kellner Mario in Trance und redet ihm ein, seine Geliebte stünde leibhaftig vor ihm, worauf Mario den hässlichen Cipolla auf der Wange küsst. Als Mario zu sich kommt und mit Entsetzen feststellt, zu welch demütigender Szene er missbraucht wurde, erschießt er Cipolla. Im Stück geht es um die Willensfreiheit und die Macht der Verführung, ein Thema, das heute so aktuell ist wie damals. Sebastian Kautz, der Regisseur, Schauspieler und Maskenspieler hat den Inhalt dieser Novelle in ein fantastisches Figurentheater verwandelt und eine Stunde die Theaterbesucher im voll besetzten Theatersaal unterhalten. Während Kautz auf der Bühne mit den verschiedenen Figuren hantierte, spielte und herumschwirrte, sich als Erzähler bzw. in der Rolle der einzelnen Figuren in Szene setzte, hielt sich Gero John mit seinem Violoncello im Hintergrund und erzeugte durch seine Live-Musik eine besondere Stimmung. Die Kombination aus Puppen, Musik, Text und verschiedenen Lichteffekten machte das ganze Stück zu einem besonderen Theatererlebnis. (hzg)
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