Fraktionsporträt - Fraktion Tarsch
Die Tarscher Eigenverwaltung gehört zu jenen Fraktionen, die in den letzten Jahren häufig öffentlich genannt, besprochen oder kritisiert worden sind.
Tarsch ist ein altes Dorf. Bis 1927 war es gar eine eigene stolze Gemeinde. Dann wurde es mit Morter, Goldrain und Latsch zur Großgemeinde vereinigt. Die Besitztümer der alten Gemeinde wurden dabei „von Amts wegen“ zugeteilt. Im Tarscher Fall wurden die Grundbesitzverhältnisse formell kaum angetastet. Verwaltet wurde sowieso vom faschistischen Amtsbürgermeister.
Nach dem Krieg übernahm zunächst der Latscher Gemeinderat bzw. der Bürgermeister und sein Ausschuss diese Aufgabe. So zeichnete beispielsweise der heutige Latscher BM Karl Weiss den Verkauf von Tarscher Gründen in Ulten zwecks Errichtung des Arzker Staussees (Baubeginn 1963) als zuständiger Assessor mit ab.
Die Eigenverwaltung bürgerlicher Nutzungsrechte Tarsch wurde erst Anfang der 80er Jahre errichtet. Zu verwalten blieben ihr vor allem der Sportplatz in Tarsch, Weide- und Waldgebiete auf Tarscher, Freiberger und Ultner Gebiet. In Tarsch kamen einige Gründe in Tallage hinzu, von denen heute noch drei landwirtschaftlich nutzbare Parzellen übrig sind. Auf Tarscher Boden verwaltet sie rund 1.200 Hektar an Grund samt einer Alm, auf Freiberger 96 und in Ulten immerhin 600 samt Alm.
Den sichtbaren Reichtum der Tarscher Eigenverwaltung bildet das Brenn- und Bauholz. Der jährliche Hiebsatz an Holz beträgt 1.500 Kubikmeter, was einen Gewinn von 30.000 Euro ergeben kann. Ungefähr die Hälfte des Holzes holen sich die Tarscher selbst. Da genug Holz vorhanden ist, wird keine bestimmte Bevölkerungsschicht beim Bezug bevorzugt. Die andere Hälfte wird verkauft.
Tarsch wandelte sich in den 70ern zu einer Apfelhochburg: Vieh wurde im Dorf kaum mehr gehalten. Die beiden Almen im Besitz der Fraktion verloren ihre ursprüngliche Funktion. Für die Tarscher Alm war rasch eine neue Aufgabe gefunden: Auf ihrem Boden entstand, als touristischer Motor für die ganze Gemeinde, das Latscher Skicenter.
Heute gibt es dieses Skicenter nicht mehr. Ein Unternehmer hat seine Reste erstanden und führt es in Eigenregie. Geblieben ist der Fraktion Tarsch vor allem die Wichtigkeit, die ihr in der Auseinandersetzung um dieses Wintersportgebiet zugemessen wurde und wird. Deutlich wird dies auch an der Beteiligung der Bürger an den Fraktionswahlen: Bei der letzten gaben rund 80 Prozent der wahlberechtigen Tarscher ihre Stimme ab.
Diese hohe Beteiligung führt Fraktionsvorsteher Ernst Sachsalber, seit 25 Jahren im Amt, vor allem auf die Auseinandersetzung mit der Tarscher Weideinteressentschaft zurück. Diese war entstanden, nachdem einige Tarscher Bauern wieder die Zucht von Schafen und Ziegen aufgenommen hatten. Die Themen Weiderechte und Skigebiet sind beide mit der Tarscher Alm verbunden und liefern konstant Diskussionsstoff rund die Fraktion.
Die Weide und das Skigebiet haben die Fraktion noch nicht reich gemacht. Auf eine geradezu „sauschlechte Bilanz“ verweißt Fraktionsvorsteher Sachsalber. Die letzten fünf Jahre seien leider, so Sachsalber sehr schlecht gelaufen. Aufgrund schlechter Preise sei der Gewinn aus dem Holzschlag gering geblieben. Der Neubau der Kuppelwieser Alm und die Mitfinanzierung am Widumsneubau hätten hohe Kosten verursacht. Zudem seien der Fraktion Tarsch durch die komplexen Verhandlungen mit dem derzeitigen Besitzer des Skigebietes unerwartete Ausgaben erwachsen. Konkrete Zahlen will Sachsalber bei der vor den Wahlen stattfindenden Bürgerversammlung nennen. Dabei will er auch auf die Verhandlungen mit dem Unternehmer eingehen. Bis dahin könnte sich die Bilanz der Fraktion bereits etwas gebessert haben: Mit Ende der Wintersaison wird der Eingang von rund 10.000 Euro erwartet.
Fraktionsmitglied Daniel Schöpf schätzt auf telefonische Anfrage hin den derzeitigen Fehlbetrag auf zwischen 30.000 und 40.000 Euro. Heino Pirhofer, im Fraktionskommitees als Wortführer der Weideinteressentschaft ein Gegner Sachsalbers, wirft diesem im Lichte dieser Zahlen „Misswirtschaft“ vor.
Sachsalber, Schöpf und auch Pirhofer entscheiden erst über eine neuerliche Kandidatur. Roman Schwienbacher hingegen scheidet aus. Luis Hanni war für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Um den Nachwuchs muss sich die Eigenverwaltung bürgerlicher Nutzungsrechte Tarsch jedenfalls nicht sorgen: Schon jetzt, mehr als einen Monat vor den Wahlen, haben etliche junge Tarscher ihre Kandidatur bereits angekündigt. (jan)
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