Schlanders
Plakate und Flugzettel blieben in den Schubladen: Die Ankündigung der Informationsveranstaltung „Vater werden – Vater sein“ Ende November im Kulturhaus Schlanders war eine halbherzige. Die fehlende Information vom Veranstalter, der Abteilung Familie und Sozialwesen mit Landesrat Richard Theiner an der Spitze, dürfte auch der Hauptgrund gewesen sein, warum nur rund ein Dutzend Männer den Weg ins Kulturhaus gefunden haben. Eine interessante Gesprächsrunde ist’s dann trotzdem geworden, moderiert von Gerwald Wallnöfer, Professor an der Fakultät für Bildungswissenschaften in Brixen. Resümee der ganz persönlichen Erfahrungen der Anwesenden war eines: Die Vaterschaft als grundsätzliche Lebenserfahrung möchte niemand missen. Und: Damit Elternschaft gelingt, braucht’s eine gesellschaftliche Reorganisation mit finanziellen aber auch kulturellen Maßnahmen. Das deckt sich auch mit dem Forschungsbericht von Wassilios E. Fthenakis, dem renommierten Familienforscher.
Über 60 Prozent der Südtiroler Väter wünschen sich mehr Zeit für ihre Kinder. Der Arbeitsmarkt lässt dies aber nicht zu. Über 80 Prozent der Männer und 88 Prozent der Frauen wünschen sich, dass beide, Mann und Frau zum Haushaltseinkommen beitragen und sich im gleichen Ausmaß für Haushalt und Kinder engagieren sollen. Dieser Ausgleich an Haus- und Erziehungsarbeit hat sich gleichzeitig auch als beste Rezeptur für eine gelingende Partnerschaft herauskristallisiert. Die Realität ist aber eine andere. „In der Realität findet sich in Südtirol eine deutliche Diskrepanz zwischen Einstellung und tatsächlicher Handlungspraxis“, zitierte Wallnöfer Fthenakis. „Die Statistik belegt, dass nur 5,1 Prozent der Südtiroler Männer Wartestand, Elternzeit oder sonst eine Form der Arbeitsunterbrechung in Anspruch nehmen, um sich um das Kind oder die Kinder kümmern zu können.“ Die Folge: Die jungen Väter übernehmen – wie früher - die Ernährerrolle, die Partnerin und Mutter „aus familiären Gründen eher Teilzeit-Tätigkeiten.“ Im Alltag etablieren sich dann traditionelle Muster. Überspitzt formuliert: Der Mann bringt das Geld nach Hause, die Frau ist für Herd und Kinder zuständig.
Die Kluft zwischen „Wollen“ und „Können“ ist demnach eine große. Mehr Flexiblität auf dem Arbeitsmarkt und ein Umdenken waren deshalb auch die zwei größten Wünsche der anwesenden Väter für die Zukunft. (ap)
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