Aus dem Gerichtssaal - Das Schloss Schlandersberg ist eines der Wahrzeichen von Schlanders. Es gehörte einmal den Rittern, Herren, Freiherrn, Grafen von Schlandersberg. Ihr Wappen, nämlich drei silberne, vom linken Rand abstehende Querspitzen im blauen Feld, ist auch das Gemeindewappen von Schlanders. Das Schloss „thront weitum sichtbar auf einer felsigen Hügelkuppe am Ausgang des Schlandrauntales. Bei Nacht, wenn es mit orangefarbenen Scheinwerferlicht angestrahlt wird, gleicht es einem Raumschiff aus dem Weltall, das hier auf dem Sonnenberg Halt gemacht hat, um auf die Menschen im Talgrund hinab zu schauen“ (Hans Wielander). Der letzte Schlandersberger, Karl Siegmund, ist 1755 gestorben. Seither und bis um das Jahr 1995 dient das Schloss als Wohnhaus für bäuerliche Familien. Der damit verbundene geschlossene Hof hat im Laufe der Jahrhunderte mehrfach Besitzer gewechselt, von 1900 bis 1929 gehörte er einem Tappeiner Alois, von 1929 bis 1937 einem gewissen Tappeiner Wilhelm. Dieser muss wohl von seinen Gläubigern verfolgt worden sein, denn nur aus dieser Notlage lässt es sich erklären, dass er das gesamte Anwesen um 115.000 Vorkriegslire an das „Ente di Rinascita Agraria per le Tre Venezie“ mit Sitz in Venedig verkaufte. Dazu muss man wissen, dass das ERA, eine Teilorganisation des „Ente Nazionale delle Tre Venezie“, im Jahre 1921 als öffentlich-rechtliche Körperschaft mit dem Zweck errichtet wurde, landwirtschaftliche Liegenschaften von Südtiroler Bauern aufzukaufen und damit Grundbesitz anzusammeln, welcher in den Dienst der italienischen Siedlungspolitik gestellt die Südtiroler auch aus der Landwirtschaft verdrängen und zur Ansiedlung von italienischen Bauern dienen sollte. Auch mit dem Schlosshof verfolgte das „Ente“ dieselbe Absicht, denn um das Jahr 1939 wurde dort zuerst als Pächter und ab dem Jahre 1942 als Eigentümer ein gewisser Satto Vittorio aus San Giorgio in Bosco (Padova) angesiedelt, welchem das ganze landwirtschaftliche Anwesen samt Schloss um damalige Lire 195.000 übereignet wurde, welchen Preis er auch noch in 52 Halbjahresraten zu je Lire 3.750 „abstottern“ konnte. Der neuangekommene Siedler nahm seinen Auftrag zumindest was die Zeugung von Nachkommen anlangte sehr ernst: die Familie Satto „bevölkerte“ mit 15 (!) Kindern das Schloss. Bei der Bewirtschaftung der Felder nahm es der Siedler hingegen eher locker, hatte er doch beim italienischen Podestà in der Gemeinde von Schlanders einen großzügigen, auch finanziellen, Förderer. Alles in allem werden die italienischen „coloni“ auf Schlandersberg von ihren damaligen Nachbarn als „Gutmenschen“ beschrieben, richtig Fuß fassen und „vererden“ konnten sie sich in der rauhen Tiroler Bergheimat allerdings nie. In der Tat zogen sie um das Jahr 1947 ins Tal, einige nach Schlanders, andere nach Bozen, die Kernfamilie Satto sogar in den Piemont, wo sie angeblich mit dem Preis, welchen sie aus dem Verkauf des Schlosshofes erzielen konnten, gleich zwei landwirtschaftliche Anwesen kauften. Bei den Nachbarn sind die italienischen Siedler auch wegen einer den Tirolern, speziell den Bergbewohnern, fremden Gewohnheit in Erinnerung geblieben: bei Begrüßungen wurden Männer wie Weiber herzhaft abgeküsst!
Peter Tappeiner, Rechtsanwalt
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