Schlanders - Wenn Hubert Steiner vom Amt für Bodendenkmäler für den Vinschagu zuständig, auftaucht, ist es wahrscheinlich, dass der Vinschger Boden etwas aus der Vergangenheit preisgibt. Vor gut einer Woche war Steiner auf Baustellenbesichtigung im Plawennpark mitten in Schlanders. Unterhalb des rege genutzten Spielplatzes entsteht dort ein unterirdisches Musikprobelokal, geplant vom Architekten Walter Dietl. Beim Aushub, der derzeit voll im Gange ist, ist man auf interessante Funde gestoßen. Steiner hat die Fundstelle vorerst abtrennen lassen. Die Arbeiten werden sich wohl etwas verzögern, die Musikkapelle sich etwas gedulden müssen. Denn knapp unter der Oberfläche, neben der Gartenmauer zur Pension Schweitzer, genau dort, wo sich bisher der Brunnen befunden hat, ist eine Brandschicht zum Vorschein gekommen und darin ein römischer Mahlstein entdeckt worden. Steiner kann den Mahlstein aufgrund der Beifunde vorerst schon grob datieren: zwischen dem zweiten und vierten Jahrhundert nach Christus. Als Beifunde wurden Lavez-Keramiken entdeckt, die zusätzlich als Datierungsgrundlage dienen. Der Mahlstein für das Mahlen von Getreide ist auf seiner Oberfläche aufgerauht und hat eine behauene Einkerbung, die wohl zum Festmachen eines weiteren Werkzeuges gedient hat. Eine dunkle und räumlich begrenzte Schicht (Brandschicht) im Erdreich weist auf eine mögliche Besiedelung hin. Der Historiker Hans Wielander vermutet eine mittelalterliche Werkstätte oder Stallungen; der nicht vollständige Mühlstein könnte eine „Spolie“ sein, darunter vesteht man die Wiederverwendung älterer Bauelemente. Die mögliche Besiedelung ist nicht überraschend, gilt Schlanders und vor allem der Kernbereich als vor Überschwemmungen sichere und daher wohlüberlegte Siedlungswahl. Nun will das Amt für Bodendenkmäler die Fundstelle näher erkunden. Mit den bereits gehobenen Funden, denen möglicherweise noch weitere folgen könnten, und den im Frühjahr 2013 entdeckten zwei Menhiren in Vetzan wird Schlanders und dessen Umgebung mit verschiedenen Epochen seiner Vergangenheit konfrontiert und das eine oder andere Geschichtskapitel wird wohl neu geschrieben werden müssen. Die Menhire werden derzeit besichert, denn die oberste Schicht blättert leicht ab. Es ist keine Frage, dass die Menhire nach Schlanders zurückkommen, die Frage ist nur wann und noch ist eine geeignete Ausstellungsmöglichkeit nicht gefunden. (eb)
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