von Angelika Ploner
Niemand muss seine Organe spenden. Aber: Jeder sollte seiner Familie seinen Wunsch und Willen bekunden. Das spart in einem schwierigen Moment viel emotionale Belastung. „Reden Sie Zuhause über die Organspende“, sagte Ulrich Ortler, der Zuständige für Transplantationen in Brixen und einer der Referenten am vergangenen 18. Oktober.
Gustav Kofler (Präsident Aido Vinschgau und Nierene Südtirol) hatte das Podium in der Aula der Mittelschule Schlanders hochkarätig besetzt: Uni-Professor Eschertzhuber und Transplantationschirurg Benno Cardini von der Universitätsklinik Innsbruck saßen dort zusammen mit Gregorio Rungger, Neurologe am KH Bruneck, Stefan Haumer, Chirurg am KH Schlanders und Hochwürden Paul Schwienbacher. Schriftstellerin Sabine Gruber war zudem als Testimonial anwesend. Und so vielseitig wie die Podiumsgäste waren, so vielseitig wurde das Thema Organspende besetzt.
Die zwei dringendsten Fragen nahm Ulrich Ortler in seinem Referat vorneweg: Wer kommt als potentieller Organspender in Frage? Potentielle Spender sind Patienten auf der Intensivstation, bei denen der hundertprozentige und irreversible Hirntod festgestellt wurde. Neurologe Gregorio Rungger: „Menschen, bei denen die Gesamtfunktion des Gehirns irreversibel erloschen ist.“ Das kann ohne Zweifel festgestellt werden und das ist gleichzeitig die Voraussetzung für eine Leichentransplantation. Zweite Frage: Wie kann ich meinen Willen zur Organspende bekunden? Mit einer Mitgliedschaft bei Aido (Vereinigung für Organspende) oder bei Nierene und - seit wenigen Jahren - bei der Gemeinde über einen Vermerk im Ausweis. Die beste Methode bleibt aber seinen Wunsch und Willen Zuhause klar auszusprechen. „Ja oder Nein sagen“, so Ulrich Ortler wörtlich. Organspende ist die einzige Möglichkeit, um schwerkranken Menschen ein Leben zu ermöglichen. In Südtirol gibt es die besondere Situation, dass sich schwerkranke Menschen - aufgrund einer Kooperation - auch auf die Warteliste in Nordtirol setzen lassen können. Deshalb wird ein Großteil der Organspenden über die Universitätsklinik Innsbruck abgewickelt.
Wichtig zu wissen ist: Jeder kann Organe spenden. Es gibt keine Altersgrenze. Und: Die Würde wird gewahrt. Denn die große Angst bei vielen ist, wie der Leichnam nach der Organentnahme aussieht. Sabine Gruber hat vor 25,5 Jahren die Niere ihrer Mutter bekommen, nachdem eine chronische beidseitige Nierenentzündung ein Nierenversagen hervorgerufen hatte. „Ich bin sehr dankbar, aber man kann niemanden zum Spenden bewegen, das muss von jedem selbst ausgehen.“ Fakt ist: Die Wahrscheinlichkeit, dass man ein Organ braucht, ist vier Mal größer, als dass man als Spender in Frage kommt. Deshalb gilt: Niemand muss, aber Angehörige sollten wissen, was Wunsch und Willen gewesen wären.
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