Schlanders/Vinschgau - 90 Südtiroler stehen dieses Jahr auf der Warteliste, letztes Jahr erhielten 50 Südtiroler ein neues Spenderorgan, aber lediglich 20 Organe kamen von Spendern aus unserem Land. Jahrelang müssen schwerkranke Patienten auf ein Organ warten. Deshalb startet das Land eine Sensibilisierungskampagne, um auf das Thema aufmerksam zu.
Im Mittelpunkt des zweiten Informationsabends der Landesabteilung Gesundheit standen ethische Fragen und Berichte von Betroffenen. Gesundheitslandesrätin Martha Stocker verwies auf die lange Warteliste, freute sich aber auch darüber, dass die beiden Spitzensportler Armin Zöggeler und Gustav Thöni ihre Willenserklärung zur Organspende bereits abgegeben haben. Die beiden Primare Herbert Heidegger und Gerold Drüge erläuterten die medizinische und die ethische Seite der Organspende. Aus philosophischer Sicht ist die Frage, wann der Mensch tot ist, nicht ganz einfach zu beantworten. Heidegger erklärte, dass bei Ausfall aller Gerhirnfunktionen der Mensch als tot gilt, auch wenn durch die künstliche Beatmung einzelne Organe noch funktionieren. Nur wenn der unwiderrufliche Hirntod festgestellt wird, kann eine Organspende durchgeführt werden. Eine weitere Voraussetzung ist aber eine zuvor abgegebene Willensbekundung des Betroffenen, oder, falls diese nicht vorliegt, die Zustimmung der engsten Verwandten. Gerold Drüge meinte, dass es auch für die Ärzte nicht einfach ist, bei einem tödlichen Verkehrsunfall bzw. bei Herzversagen die Verwandten zu fragen, ob sie einer Organspende zustimmen würden. Hildegard Spechtenhauser aus Martell befand sich genau in dieser Situation. Sie und ihre Familie mussten nicht nur mit dem plötzlichen Tod des Mannes bzw. Vaters fertig werden, sondern wurden im Krankenhaus auch mit der Frage nach der Organspende konfrontiert. Sie haben zugestimmt und heute leben drei Personen mit Organen von Erich. Leicht war die Entscheidung nicht. Eleonora Egua aus Mals bekam vor 28 Jahren eine Spenderniere und lebte 22 Jahre damit. Seit sechs Jahren ist sie wieder Dialysepatientin und nun hofft sie auf eine neue Niere. Elisabeth Kuppelwieser hat vor fünf Jahren für ihren Mann eine Niere gespendet. Gustav Kofler, der im März dieses Jahres die AIDO-Gruppe Vinschgau (Vereinigung für die freiwillige Organ- und Gewebespende) gründete, erhielt von seiner Schwester eine Niere und kann heute recht gut damit leben. Kofler und alle anderen riefen dazu auf, sich mit dem Thema zu beschäftigen und bei den Gesundheitssprengeln, beim Hausarzt, bei AIDO oder ab Sommer 2015 auch beim Meldeamt der Gemeinde die Willensäußerung zur Organspende zu machen. (hzg)
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