Aus dem Gerichtssaal - Vor kurzem fand in Laas ein Informationsabend zum Thema Marmortransport statt. Dabei wurde unter anderem eine Studie des Instituts für betriebswirtschaftliche Beratung aus Klagenfurt vorgestellt, welche sich mit den Möglichkeiten und den Kosten des Abtransports des „weißen Goldes“ aus dem Weißwasser- und dem Göflaner Wantlbruch befasste. Unter dem zahlreichen Publikum waren keine Vertreter der Gemeinde Schlanders oder der Eigenverwaltung Göflan auszumachen. Schade, denn bei dieser Gelegenheit hätten sie einige Zahlen erfahren, welche ihnen bei den anstehenden Entscheidungen hilfreich sein könnten. Eine Zahl hätte die Vertreter aus Schlanders sicherlich nicht überrascht: Die kostengünst-igste Abtransportmöglichkeit ist jene mittels Lkw. Diese wurde mit rund 47 Euro pro m³ inklusive laufende Instandhaltungen beziffert, jene über die Schrägbahn in ihrem derzeitigen Zustand mit rund 170 Euro pro m³. Aus dieser Sicht ist verständlich und leicht nachvollziehbar, warum die Gemeinde Schlanders in der Vergangenheit mit solcher Verbissenheit, wenn auch mit juristisch untauglichen Mitteln, für die Umwandlung der provisorischen Abtransportmöglichkeit über die Forststraße in eine endgültige gekämpft hat. Denn laut Konzessionsvertrag zahlt der Bruchbetreiber der Gemeinde für den Abtransport, für dessen Organisation sie allein verantwortlich ist, derzeit ungefähr 70 Euro pro m³, was einen Gewinn aus dem bloßen Transport von ca. 50.000 Euro pro Jahr ausmacht. Aber auch wenn, wie es nach den für Schlanders negativen Gerichtsentscheidungen aussieht, der Marmor aus dem Göflaner Wantlbruch in Zukunft über die Schrägbahn nach Laas transportiert werden müsste, würde deswegen nicht die Sonne vom Himmel fallen. Sicherlich würden sich dadurch für die Gemeinde Schlanders die Transportkosten erhöhen. Aber sie hätte immer noch die Möglichkeit, mit dem Bruchbetreiber neue Vertragsbedingungen auszuhandeln und dessen Beteiligung an diesen Kosten zu erhöhen. Einen wirksamen Hebel hat die Gemeinde Schlanders bisher ungenutzt gelassen. Mit dem Konzessionsvertrag aus dem Jahre 2003 hat sich der Bruchbetreiber nämlich verpflichtet, ab 2006 95% des abgebauten Marmors (=2.000 m³) im Gemeindegebiet von Schlanders auch zu verarbeiten. Beim Informationsabend in Laas konnte man erfahren, dass die Lasa Marmo jährlich 2.500 m³ abbaut und in ihren Betriebsstätten in Laas verarbeitet. Die Zahl der Beschäftigten in Laas beträgt zurzeit 81 (!). Diese Ganzjahresarbeitsplätze bringen der örtlichen Wirtschaft eine Kaufkraft von 1,5 Millionen Euro jährlich. Wenn der in Göflan abgebaute Marmor ebenfalls zur Gänze vor Ort verarbeitet würde, müssten bei 2.000 m³ Marmor gemessen an den Laaser Produktionsbedingungen mindestens 50 Personen in den Göflaner Marmorwerken beschäftigt sein. Tatsächlich scheinen es nur an die 15 zu sein. Die Gemeinde Schlanders hätte es in der Hand, auf Einhaltung dieser Vertragsklausel zu bestehen, denn bei deren Nichterfüllung kann sie jederzeit vom Vertrag zurücktreten und den Bruch neu ausschreiben. Warum sie bisher nie dran gedacht, sondern stattdessen sich in sinnlose Rechtsstreite verrannt hat, bleibt ein Geheimnis!
Peter Tappeiner, Rechtsanwalt
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