Buch/Selma Mahlknecht - Selma Mahlknechts neuer Roman handelt von Luba und ihrer Welt, die ziemlich durcheinandergebracht wird, als sie von ihrer Schwangerschaft erfährt – einer Schwangerschaft, die in diesem Moment ihres Lebens so gar nicht in ihr Konzept passt, schließlich wollte die ehrgeizige Luba schon immer Großartiges erreichen und findet sich jetzt gefangen in einem Radiosender, in dem sie im Gegensatz zu ihrer Kollegin Jetta noch nicht einmal eine eigene Sendung erhält. Ihr Freund Horst ist zwar liebevoll und schafft es, Luba mit all ihren Eigentümlichkeiten auszuhalten, dennoch konnte sich Luba nie ganz von dem Gedanken lösen, dass dieser gänzlich unattraktive Mann, für den sie sich anfangs auch oft schämte, bloß eine Übergangslösung sei.
Nun gibt es diesen kleinen, sich teilenden Zellhaufen in Lubas Bauch, den Luba in einer ersten Eingebung Bernadette nennt. Bernadette bleibt zunächst Lubas Geheimnis – schließlich muss sie zuerst selbst mit dem Gedanken klarkommen, dass sich ihre ehrgeizigen Fantasien nun endgültig nicht erfüllen werden. So beginnt für den Leser eine faszinierende Reise in Lubas bunte Gedankenwelt. Diese reicht von ihren geplatzten Träumen, ihrer Ansicht über die Welt, ihrer Beziehung zu Horst bis hin zu ihrem kritischen und oft originellen Blick auf die Gesellschaft, in der ihr Kind einmal aufwachsen wird. Es scheint, dass Luba mit ihrer Originalität und ihrem oft tiefsinnigen Sarkasmus zu allem eine Meinung hätte. Während sie sich jedoch über die kleinen und großen Dinge im Leben Gedanken macht, scheint es immer mehr, dass ihr die Krise, in der sie sich anfangs aufgrund des Ankündigens von Bernadette befindet, zu neuen Perspektiven verhilft; im Laufe der Zeit erkennt sie etwa, dass ihr vor allem in Hinblick auf ihre zwischenmenschlichen Beziehungen vielleicht Einiges entging. Da wäre etwa ihr Freund Werner, dessen Depression unbemerkt an ihr vorbeigezogen war und vielleicht ist es auch gar nicht so, dass Horst ihr für ihre Liebe dankbar sein sollte, sondern dass sie sich auf umgekehrte Weise glücklich schätzen kann, den unattraktiven Vogelliebhaber an ihrer Seite zu haben.
Selma Mahlknecht ist ein Buch gelungen, das vor allem viel Witz und Wortgewandtheit besitzt, dabei jedoch nie banal wirkt, sondern dem Leser neben den Lachern einen Ansporn gibt, bewusst über das eigene Leben nachzudenken. Lubas Charakter wird dabei mit ihrem Sarkasmus und ihrer Originalität so viel Leben eingehaucht, dass es erfolgreich gelingt, dem Leser neben der Unterhaltung Vieles zu vermitteln und er mit der turbulenten Luba bis zum Ende mitfühlen kann. Vielleicht findet ja der ein oder andere auch ein klein wenig von Luba in seinem Innerem. Denn es muss sich nicht immer um die ganz große Liebe, mit einem riesigem Feuerwerk und allem Drum und Dran handeln – oft sind es die kleinen Dinge, die einem viel zu oft selbstverständlich erscheinen, die das Leben interessant gestalten und an denen man wachsen kann.
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