Die Idee der Architekten Ladurner/Marx aus Schlanders für das neue Tscharser Dorfcafe erhebt die Gastfreundschaft zum architektonischen Stil: Ein Café für jedermann sollte entstehen. Das Ergebnis ist eine Perle, in der jeder gerne Platz nimmt.
Die Grundidee ist schnell erklärt: Wenn es auch den Namen Tscharser Dorfcafe trägt, verschließt es sich jenen, die von auswärts kommen, nicht. Im Gegenteil: Alle – Einheimische und Gäste – sind im neuen Tscharser Dorfcafé willkommen und gern gesehene Gäste. Am 14. Oktober, vor knapp einem Monat, haben Helene und Rudi Alber ihr neues Café gebührend eröffnet. Stolz auf das Ergebnis sind nicht nur die Gastgeber selbst, sondern auch Freunde, Verwandte, Handwerker und die Projektleiterin Elke Ladurner vom Architekturstudio Ladurner/Marx in Schlanders. Das Resultat des Entwurfes kann mit einem Satz beschrieben werden: Hier kehrt jeder gerne ein.
In bevorzugter Lage – mitten im malerischen Dorf Tschars mit seinen engen Gassen und dicht aneinander gebauten Gebäuden – steht das neue Dorfcafé, und zwar genau dort, wo sich die Umgebung, von der Hauptstraße kommend, öffnet. Die Projektanten haben diesen Raum inszeniert. „Es ist eine kleine Platzsituation entstanden, die zum Verweilen einlädt und die sich anbietet, auch draußen die Atmosphäre der Umgebung und des Ortes zu genießen“, erklärt die Projektleiterin.
Den Auftakt nimmt das Café mit lang gezogenen Stufen, die in das Innere führen und die „das Ankommen und Eintreten des Gastes zelebrieren.“ Akzente setzt einmal die Beleuchtung, die das Auge des Gastes leitet, zum andern jenes farbige Vordach, das den umgestalteten Teil des Hauses rahmt und als Kind jüngster architektonischer Veränderung hervorhebt.
Mit der Terrasse haben die Architekten auf die Umgebung reagiert. Etwas erhöht hebt sie sich vom Straßenraum ab und „setzt sich wie selbstverständlich im Innenraum fort.“ Die große Glasschiebetür bringt einen praktischen Aspekt ins Spiel und lässt in den wärmeren Monaten einen fließenden Übergang zwischen drinnen und draußen zu. „Um die Terrasse zu vergrößern, wurde die Außenwand in diesem Bereich nach innen geschoben, sodass sich überdachte Nischen bilden“, erklärt Ladurner. Nischen mit Lounge-Charakter. Die Gemütlichkeit ist hier Trumpf und von den Projektanten architektonisch ausgespielt worden, verstärkt durch eine Verkleidung aus Holz, die dem Außenbereich zusätzlich eine warme Note gibt.
Highlight hier ist aber noch etwas anderes, etwas das einmalig ist. Ladurner: „Eine organisch wirkende Kombination aus Geländer und Blumentrögen grenzt die Terrasse gegen die Straße hin ab und lässt gleichzeitig Durchblicke zu, ohne die Gäste nach außen abzuschotten.“
Dieses Highlight reiht sich auch in jenes architektonische Ziel ein, das mit Gastfreundschaft formuliert werden kann. Anders ausgedrückt: Zum Bleiben soll die Atmosphäre einladen. Deshalb fiel die Wahl im Inneren auch auf warme Materialien. „Das Farbkonzept und die Auswahl der Materialien begrenzen sich auf einige wenige, die gut aufeinander abgestimmt sind“, sagt Ladurner. Und weiter: „Eine Variation von verschiedenen Rottönen, die punktuell farbige Akzente setzen, wie die rote Glaswand als Rückwand der Bartheke, wird mit Schwarz und Weiß kombiniert.“
Damit diese Akzente konkurrenzlos ihre Wirkung erzielen, hat die Dekoration ihren festen Platz bekommen. Einige wenige beleuchtete Schaukästen an den Wänden, mit Lederpolsterung als Rückwand, inszenieren jene Elemente, die von Helene und Rudi Alber im Café als Dekor ausgewählt werden.
Das Beleuchtungskonzept setzt auf indirektes Licht. Heimelig ist’s, Kerzenschein-Atmosphäre eben, konsequent weitergeführt bis in den Sanitärbereich und ins angrenzende Geschäft.
Denn im Projekt behauptet zwar das Café den größten Platz, ihm angegliedert ist aber eine Kombination aus Geschäft und Vinothek. Offene und geschlossene Flächen wechseln sich hier ab, sind verbindendes Elemente zwischen den Räumlichkeiten und präsentieren die regionale Produkte, wie einheimische Marmeladen und edle Tropfen zum Verkosten in netter Gesellschaft, in einem gebührenden Rahmen. An vergangene Zeiten wird angeknüpft. Denn vor einigen Jahren beherbergten die Räumlichkeiten einen typischen Dorfladen, in dem es alles Mögliche zu kaufen gab. Die Eltern von Rudi Alber führten das Geschäft.
Seit acht Jahren waren die Räumlichkeiten verwaist. Bis im Frühjahr des heurigen Jahres, bis die Idee der Projektanten - ein Café für jedermann - entstanden ist.
Die Infos auf einen Blick:
Bauherren: Helene und Rudi Alber
Planer: Architekten Ladurner/Marx aus Schlanders
Bauleitung: Architektin Elke Ladurner
Bauende: Oktober 2011
Bauzeit: Juni bis Oktober 2011
Fläche: 110 Quadratmeter
Der Grafiker des Logos für das Tscharser Dorfcafe ist Simon Tumler aus Schlanders.
Text: Angelika Ploner | Fotos: René Riller | Foto Eröffnung: www.dsmfoto.it
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