Landesberufsschule Schlanders/Vinschgau - Die „Berufliche Weiterbildung für Erwachsene“ an der Landesberufsschule Schlanders trägt seit Jahren wesentlich zur Stärkung der Vinschger Wirtschaft bei. 12.069 Kursteilnehmer bei 764 Kursen in acht Jahren sprechen eine klare Sprache. Nun liegt das Ganze teilweise auf Eis, weil es nicht möglich scheint, der Schule eine dafür dringend benötigte Verwaltungsstelle zu gewähren.
von Magdalena Dietl Sapelza
Es ist ein Dilemma, mit dem sich die Schulverwaltung um Direktorin Virginia Tanzer und der Beauftragte für berufliche Weiterbildung Peter Spechtenhauser in der Landesberufsschule Schlanders herumschlagen muss. Die seit Jahren erfolgreich angebotenen, gut besuchten und von den Vinschger Betrieben gewünschten Kursangebote im Rahmen der „Beruflichen Weiterbildung für Erwachsene“ könnten vor dem Aus stehen.
Der Grund: Der Landesberufsschule wird eine dafür dringend benötigte und seit Jahren geforderte Verwaltungsstelle nicht gewährt. Das Arbeitspensum rund um die Weiterbildung kann nicht mehr bewältigt werden. Übergangslösungen, die zur Überbrückung der Engpässe in der Vergangenheit aus dem Ärmel gezaubert wurden, lassen sich nicht mehr finden. Es brauche dringend eine Zusatzkraft für den Bereich „Berufliche Weiterbildung für Erwachsene“, sagt Direktorin Tanzer. Die ständig steigende Bürokratie rund um die Abwicklung der Kurse sei ohne Verstärkung nicht mehr zu bewältigen. Doch in den zuständigen Bozner Ämtern beißt sie auf Granit.
Unglücklich mit der Situation sind auch viele Wirtschaftstreibende im Vinschgau. „Es kann nicht sein, dass unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Kurse nicht mehr wie bisher vor der Haustür absolvieren können und nach Bozen fahren müssen, nur weil an der Landesberufsschule Schlanders eine Verwaltungskraft fehlt“, sagt Alfred Marx von der Firma Marx AG Schlanders. Der Betrieb bucht jährlich durchschnittlich rund 60 Kurse darunter vor allem Bagger- Traktor- und Sicherheitskurse. Auch viele andere Unternehmer in Tal regieren mit Unverständnis und hoffen, dass eine Lösung gefunden werden kann.
Weiterbildung ist dritte Säule
Die Landesberufsschule ist auf drei Säulen aufgebaut: 1. Vollzeitfachschule, 2. Lehrlingsausbildung, 3. Berufliche Weiterbildung für Erwachsene. Diese wird entsprechend der Nachfrage aus der Wirtschaft organisiert. Bisher wurde hausintern ständig umstrukturiert, um neben den essentiellen Diensten auch die Weiterbildung bedienen zu können. Zwischenzeitlich wurde immer wieder neu nach Lösungen gesucht und improvisiert. Doch nachdem sich neuerdings eine zwischenzeitliche Lösung zerschlagen hat, ist das Ganze endgültig an die Grenzen gestoßen, die nicht mehr zu überwinden sind. Mit mehreren Schreiben wandte sich Direktorin Tanzer im Frühjahr 2019 – wie schon des Öfteren zuvor - an das Landes-Personalamt in Bozen mit der Bitte um Aufstockung der Sekretariatsstellen. Und sie erklärte auch die Gründe. Doch alle Anfragen brachten bisher nur Absagen. Es stünde der Landesberufsschule keine zusätzliche Sekretariatsstelle zur Verfügung, so die Erklärung.
Es geht um eine Verwaltungsstelle
Im Juni 2019 informierte die Direktorin dann den Schullandesrat Philipp Achammer, Landeshauptmann Arno Kompatscher, den Bildungsdirektor im Schulamt Gustav Tschenett, Amtsdirektor Albrecht Matzneller, Vertreter der Wirtschaft. Unter anderem schrieb sie Folgendes: „In Anbetracht dieser Tatsache sehe ich mich leider gezwungen, die Kurse für berufliche Weiterbildung bis zu einer Lösung dieses Problems einzustellen. Die berufliche Weiterbildung ist eine wichtige Säule der Berufsbildung. In den vergangenen Jahren haben wir eine Vielzahl an Lehrgängen, berufsspezifischen Kursen, Arbeitsicherheitskursen für die Betriebe im Vinschgau - und gerade im Arbeitssicherheitsbereich auch für die Landesverwaltung und die Sanität - abgehalten. Mir ist bewusst, und es tut mir leid, dass dadurch ein Nachteil für die Wirtschaft im Vinschgau entsteht. Jedoch sehe ich im Moment nur diese Möglichkeit, um den regulären Schulbetrieb in angemessener Art und Weise aufrecht zu erhalten und die Verwaltungsaufgaben gut und termingerecht abwickeln zu können.“
Tanzer fand kein Gehör, sah sich gezwungen, zu reagieren und als Konsequenz Kurse abzusagen.
Absagen schaden der Wirtschaft im Tal
Abgesagt wurden vor kurzem der Schweißkurs für das Amt für Straßenbau (80 Personen), der Kurs für Stapler-Fahrer der Firma HOPPE (15 Personen). Abgesagt wurden Sicherheitskurse für die Berufsfeuerwehr Bozen, die Fachausbildung für Baustoffverkäufer, die Autocad-Kurse und einiges mehr. Ein Aufschrei ging durch die Wirtschaft des Tales, denn die Abhaltung der vielen - unter anderem vom Gesetz geforderten - Weiterbildungskurse sind für die Betriebe im Tal von größter Wichtigkeit. Die Landesberufsschule verfügt über die geeigneten Werkstätten mit entsprechendem Maschinenpark, so zum Beispiel für die Kurse in den Bereichen Arbeitssicherheit, Sicherheitskurse im Schweißen, Fräsen, Staplerfahren, im Umgang mit Metall, Stein und Holz. Und sie verfügt über gut ausgestattete EDV-Räume.
Bürokratischer Aufwand steigt
Die bürokratischen Anforderungen steigen ständig. Der Aufwand rund um die berufliche Weiterbildung sei im Laufe der vergangenen Jahre immer größer geworden, so Tanzer. Die Stellen an der Landesberufsschule seien bereits immer knapp bemessen gewesen, und schließlich gehe es in erster Stelle darum, die essentiellen Dienste in der Schule abzudecken und zwar in den Bereichen Vollzeitfachschule und in der Ausbildung der Lehrlinge, die im Rahmen des dualen Ausbildungssystems einmal wöchentlich in die Landesberufsschule kommen.
Die verwaltungstechnische Betreuung der Weiterbildungsschiene ist also sehr arbeitsintensiv: Nach entsprechenden Anfragen müssen Kurse ausgeschrieben, geplant und die gesetzlich geforderten öffentlichen Portale erstellt werden. Referenten müssen gesucht, Teilnehmerinnen und Teilnehmer angeschrieben, Schriftverkehr betreut, Einzahlungen kontrolliert, Teilnehmerlisten erstellt werden. Nach jedem Kursabschluss müssen Teilnahmebestätigungen geschrieben und unterschiedliche Rechnungen erstellt werden und vieles mehr.
Tanzer weist immer wieder darauf hin, dass die Bürokratie auch in Anbetracht der laufend neuen Privacy-Verordnungen immer komplizierter und mehr wird. Ohne eine Zusatzkraft sehen sich die Direktorin und ihr Team außerstande, die berufliche Weiterbildung wie bisher weiterzuführen.
Landesrat für Bildung und Wirtschaft Philipp Achammer bezieht Stellung:
Bereits vor 2014 wurde versucht, das Stellenkontingent der LBS Schlanders aufzustocken, um die berufliche Weiterbildung durchzuführen, was bereits damals nicht möglich war
(lt. Personalamt).
Es wurde dann von der Direktorin eine Person außerhalb des Stellenplanes (Sonderkontingent mit Menschen mit Beeinträchtigung, Ges. 68/99) gesucht, gefunden und aufgenommen.
Diese Person wechselt jetzt an eine andere Schule. Weitere Personen in diesem Sonderkontingent, die diese Person ersetzen könnte, sind nicht vorhanden.
Dies wurde dem Personalamt mitgeteilt und ebenso, wie vor 2014, um Aufstockung angesucht. Es wurde dabei auch darauf hingewiesen, dass bei einer fehlenden Aufstockung die Berufliche Weiterbildung eingeschränkt werden muss.
Nachdem die Anfrage erneut negativ beantwortet wurde, wurde die Berufliche Weiterbildung eingeschränkt.
Wir werden uns selbstverständlich weiterhin bemühen, eine zügige und geeignete Lösung zu finden.
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