Prad am Stilfserjoch - Dass die Menschen im Dorf alt werden können, ist eines der wichtigsten Anliegen der neuen Gemeindeverwaltung von Prad. Deshalb wurde das Thema auch bei den Prader Bildungstagen behandelt. Die beiden Gemeinderäte, der Bauingenieur Ralf Brenner und Martin Ohrwalder, der Leiter der Wohngemeinschaft St. Antonius, referierten über Altwerden im Dorf und altersgerechtes Bauen. Nach Martin Ohrwalder leben von den 384 Personen, die über 75 Jahren alt sind, der größte Teil zu Hause bei den Angehörigen. Mit dem Hauspflegedient, einem Tagespflegeheim, mehreren Seniorenwohnungen, sowie einem recht aktiven Volontariat, ist die Gemeinde bereits gut aufgestellt. Was nun angestrebt wird, ist eine 24-Stunden-Betreuung. Bisher sind mehrere Personen aus Prad in den umliegenden Altersheimen in Mals, Schluderns, Laas und Schlanders untergebracht. Aber nicht ein neues, großes Altersheim ist das Ziel, sondern eine kleine, familiäre Struktur mit speziellen Wohnformen für Pflegebedürftige, auch für einen kurzzeitigen Aufenthalt. Beide Referenten betonten, dass wir in Zukunft beim Bauen und in der Pflege neue Wege gehen müssen. Ralf Brenner meinte, dass wir uns vom Modell des Einfamilienhauses mit Garten verabschieden müssen. In Zukunft braucht es Mehrgenerationenhäuser in Wohnvierteln mit interessanten Begegnungsräumen. Nach einem Landesdekret aus dem Jahre 2009 muss jeder Neubau barrierefrei gebaut werden. Eine Zugangsrampe, ein Treppenlift, sowie schwellenfreie Duschen müssen vorgesehen werden. Eine Gemeindekommission für Soziales ist dabei ein Prader Modell für eine umfassende Altenpflege auszuarbeiten. Gespräche mit der zuständigen Landesrätin und den Nachbargemeinden wurden bereits geführt. Nach Martin Ohrwalder geht es darum, die Selbständigkeit zu fördern, die Eigenverantwortung der Angehörigen einzufordern und einen Freiwilligendienst aufzubauen, um mit geringeren Kosten und unter Beihilfe von professionellen Betreuern den Pflegebedarf abzudecken. Beide Referenten betonten, dass die bestehenden Landesgesetze überarbeitet werden müssten, um Spielraum für neue Wohn- und Betreuungsformen zu ermöglichen. Das Ziel ist es, dass die Menschen so lange wie möglich aktiv bleiben und so lange wie möglich zu Hause leben können, dort betreut werden und bei Pflegebedürftigkeit kurzfristig oder längerfristig in einer Einrichtung im Dorf untergebracht werden. (hzg)
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