Der Laaser Marmor. Metamorphen Kalken, calcitischen Metamorphit, Calcium Carbonat ... usw.
Das überlasse ich gern den Wissenschaftlern, mich fasziniert das Licht, die Poesie, die Stimmung, die der Marmor ausstrahlt.
Foto: Gianni Bodini - www.fotobybodini.it
Initiative Drususkaserne - Le Corbusier war einer der einflussreichsten Architekten und Stadtplaner des 20. Jahrhunderts - ganze 17 seiner Bauten zählen heute zum UNESCO-Welterbe. Ein Experte, wenn es darum geht, das Leben der Menschen in der Zukunft auszumalen.
1925 präsentierte der junge Le Corbusier seinen Masterplan, den Plan Voisin (i.Bild), für das Zentrum von Paris. Fußgänger sollten sich frei im Grünen bewegen können, abseits der stinkenden Straßen, die Gebäude sollten ein Leben voller Luft und Sonne ermöglichen, ein funktionaler Mix die Distanzen des täglichen Lebens reduzieren. Le Corbusier war seiner Zeit weit voraus.
Aber man muss ja nicht immer auf Experten hören, denn an die Stelle der gewachsenen Irregularitäten traditioneller europäischer Städte, setzte Le Corbusier locker und regelmäßig angeordnete sechzigstöckige Hochhäuser. Was so aus Paris wohl geworden wäre?
Auch beim Kasernenareal in Schlanders ist die Meinung einiger Experten einhellig – dieses alte Gemäuer muss weg! Aber ist es sinnvoll, ein derartiges Großprojekt mit wenigen Spezialisten umzusetzen?
Die Gemeinde Schlanders startete das Projekt vor 10 Jahren sehr vorbildlich mit einem partizipativen Prozess. Jedoch ging es dabei um ganz Schlanders und nur etwa 1 % der Bevölkerung nahm am Workshop teil. Vom Abbruch der Kaserne war nicht die Rede. Es ging eher um die Frage, wie man das gesamte Areal aktivieren kann. Mit der BASIS wurden viele dieser Inhalte auch umgesetzt und einer der vier Gebäuderiegel erhalten. Die BASIS in einem neuen Gebäude, wie ursprünglich geplant, wäre sicher nicht das, was sie heute ist.
Welche Vorgehensweise könnte man also wählen, um ein derartiges Großprojekt umzusetzen, welches unser aller Alltag beeinflusst?
Ein fragliches Verfahren ist es, ausgearbeitete Inhalte in fertige Projekte zu gießen. Partizipation ist Knochenarbeit, man muss die Bevölkerung begeistern, immer wieder befragen und in die Planungsfortschritte mit einbeziehen. Stammtische, Workshops mit Kindern, direkte Interviews im Dorf, Planungsgruppen – Formen der Mitbestimmung gibt es viele. Eine Bürgerversammlung, bei der das fertige Projekt vorgestellt wird, ist nicht Partizipation, sondern Information.
Auch Planungswettbewerbe bringen einen wertvollen Mehrwert. Es kommen viele Ideen auf den Tisch, unterschiedliche Lösungsansätze werden verglichen, die aufgezeigten Wege werden mitunter kontrovers diskutiert. Leider wurde bei der Drususkaserne der Weg einer internationalen Ausschreibung gewählt, deren Ergebnis ein einziges Projekt ist. Es wurde somit auf eine Vielzahl von Ideen verzichtet, was schade ist für ein Projekt dieser Größe. Es gibt so viele Viertel, die „von oben“ geplant sind, auch von angesehenen Architekten und Städteplanern, die nicht funktionieren. Lebendige Stadtviertel hingegen wachsen meistens „von unten“, entwickeln sich dynamisch…
Die Gemeinde hat bereits mit BASIS sehr viel Mut bewiesen, und dies wünschen wir uns auch für das restliche Areal. Schreibt uns eure Meinung unter:
idrukas@gmail.com
Latsch - Im Weltladen Latsch werden seit 2015 nicht nur Kaffee und Schokolade aus Übersee zum Verkauf angeboten. Der Weltladen Latsch, geführt von der Sozialgenossenschaft Latsch, ist ein Treffpunkt zum Diskutieren und Einkaufen. Angeboten werden neben Produkten des Fairen Handels aus Lateinamerika, Asien und Afrika auch eine ganze Palette regionaler Produkte der Bauern aus dem Vinschgau.
Außerdem wird sehr erfolgreich die Vortragsreihe „Anders leben – anders reisen“ durchgeführt. Dabei werden Filme gezeigt und interessante Menschen berichten über ihr Leben, ihre Reisen und Begegnungen mit anderen Völkern. In diesem Jahr berichtete Lorenz „Lou“ Blaas über sein Hirtenleben, Thomas Hoyer stellte das Kinderschutzzentrum Preda auf den Philippinen vor. Im April trafen sich regionale Vermarkter und Genossenschaften aus dem Vinschgau zu einem Frühstücksgespräch im Kloster Marienberg.
Am Samstag, 25. Juni lud der Weltladen Latsch zu einem fairen & regionalen Frühstück nach Latsch ein. Dabei wurden auf dem Lacusplatz von 8:30 bis 12 Uhr vier verschiedene Frühstücksvarianten angeboten. Neben Kaffee und dem philippinisch-Latscher Apfel-Mango-Saft „Malaya“, gab es Brot, Marmelade, Käse, Wurst und allerlei Zutaten. Bei angenehmen Temperaturen und klarem Sommerwetter konnte man gemütlich ein besonderes Frühstück genießen und mit anderen plaudern. Mit dem Reinerlös der Veranstaltung erhalten junge Mädchen auf den Philippinen eine Ausbildung und Schulmaterialen, sowie Verpflegung und Lebensmittelhilfen für ihre Familien. Die nächste Veranstaltung vom Weltladen ist am 25. August. Ernst Thoma, Martha Rauner und Hannes Ortler präsentieren im Cultur Forum Latsch Korrnerliadr und Helene Dietl Laganda erzählt über die Vinschger Korrner und das Korrnerleben. (hzg)
Vinschgau - Vertreter und Vertreterinnen der Vinschger Bühnen im Südtiroler Theaterverband trafen sich am 1. Juni 2022 in Galsaun zur Bezirksversammlung. Gastgeber war das Team der Bühne Kastelbell/Tschars. Bezirkschefin Veronika Fliri zeigte sich erfreut über die Aufbruchsstimmung in den Vinschger Theaterkreisen. Die Spielfreude ist zurückgekehrt. Aufführungen fanden 2022 bereits in Laas, in Kortsch und in Schlanders statt. Zaghafte Planungen laufen auch in anderen Orten. Sorgen bereitet vielen Vertreter:innen der Bühnen allerdings die Unberechenbarkeit der Corona-Pandemie. Denn über den Planungsarbeiten schwebt immer die Sorge, dass in den Herbst- und Wintermonaten wieder alle Mühen der Probezeiten zunichte gemacht werden könnten. Das bremst die Theaterinitiativen.
Große Sorgen bereitet auch die staatlich verordnete Reform des Dritten Sektors, mit der sich Vereine und Non-Profit Organisationen derzeit auseinandersetzen müssen. Denn italienweit wird künftig ein Register geführt, das die Schlupflöcher stopfen soll, in denen vielerorts - vor allem im Süden des Landes - die Steuerhinterziehung floriert hat. Unter dem Deckmantel von Vereinen und Non-Profit Organisationen wurden Geschäfte getätigt, die eigentlich der normalen Steuergesetzgebung unterliegen. Da haben beispielsweise private Unternehmer:innen einen Verein gegründet über den sie Veranstaltungen organisiert und steuerfrei abkassiert haben.
Was richtigerweise unterbunden gehört, setzt nun dem Südtiroler Vereinswesen zu. Im Rahmen des neuen Gesetzes sind alle gewerblichen Nebentätigkeiten und deren Einnahmen im Focus, so zum Beispiel die Eintritte oder der Barbetrieb nach einer Theateraufführung. „Das Ganze Drum und Dran ist mit großem bürokratischen Aufwand verbunden“, betonte der Obmann der Heimatbühne Schluderns Josef Trafoier. Er befürchtet, dass so mancher Obmann, so manche Obfrau das Handtuch werfen könnte, weil er/sie die Verantwortung nicht mehr tragen will. Obleute werden es künftig auch schwer haben, jemanden für die Arbeiten als Kassier:in oder als Schriftführer:in zu finden. „Wir als Theaterverband versuchen als Dienstleister zu helfen und unsere Mitgliedsvereine von jeglicher Bürokratie so weit wie möglich zu befreien. Schon jetzt braucht jeder Verein eine PEC-Adresse, Bilanzen dürfen nur mehr digital eingereicht werden. Doch was nun dazu kommt sind neue Anforderungen, die kleine Vereine nicht stemmen können. Dabei wäre die Steuerlast mit gerade einmal einem Prozent der Einnahmen nicht das Problem. Ein großer Verband kann die Bürokratie stemmen, aber nicht ein kleiner Theaterverein“, wetterte STV Geschäftsführer Helmut Burger. „Die italienischen Bestimmungen sind bei den Gegebenheiten des Vereinswesens in Südtiroler nur schlecht anwendbar. Das Gesetz ist ein Moloch. Denn wenn eine kleine Bühne einen Steuerberater braucht, um einmal im Jahr eine Aufführung zu machen, wird sie wohl aufgeben.“
Und Burger ärgert sich über die Passivität der Südtiroler Politiker: „Es geht nichts weiter. Das Gesetz wird nun schon seit vier Jahren diskutiert. Unsere Politiker kümmern sich nicht darum.“ Man könne das Ehrenamt nicht nur groß propagieren, sondern müsse es auch ernst nehmen und nach Lösungen suchen, die der Situation in Südtirol angepasst sind. Die Verunsicherung bei den Bühnen und auch in anderen Vereinen ist jedenfalls groß, auch weil der richtige Durchblick fehlt. (mds)
Vinschgau/Bozen/Videokonferenz - Bei einer Videokonferenz berichtete der Ingenieur Konrad Bergmeister über den Stand der Bahnstudien im Dreiländereck. Er betonte dabei, die lokalen Bahnprojekte in das europäische Bahnnetz zu integrieren und ein einheitliches Konzept zwischen den vier Ländern auszuarbeiten.
von Heinrich Zoderer
Bereits im Jahre 2006 wurde ein Interreg-Projekt einer „Bahnverbindung Unterengadin – Obervinschgau“ mit vier Varianten vorgelegt. Mit der „Grauner Absichtserklärung“ vom 11. September 2020 vereinbarten die vier Regierungen von Graubünden, Tirol, Südtirol und der Lombardei, dass sie hinter der Errichtung eines Alpenbahnkreuzes und der Schaffung von Anbindungen an das internationale Bahnnetz stehen. In den vier Ländern wurden Arbeitsgruppe eingesetzt und Konrad Bergmeister als Koordinator bestimmt. Am 2. März 2022 berichtete Bergmeister bei einem Treffen der politisch Verantwortlichen in Scuol über mögliche Trassenverläufe, über verschiedene Varianten, Reisezeiten, Schwierigkeiten und Kosten. Bei einer Videokonferenz am 4. Juli erläuterte Bergmeister den Bürgermeistern und Gemeinderäten im Vinschgau den Stand der Planungsarbeiten und das weitere Vorgehen. Zur Videokonferenz eingeladen haben LR Daniel Alfreider und der Präsident der Bezirksgemeinschaft, Dieter Pinggera. Alfreider betonte, dass es darum geht, den öffentlichen Verkehr mit der Bahn als Rückgrat auszubauen, um den Umstieg auf die öffentlichen Verkehrsmittel zu verstärken. Bergmeister betonte, dass es nur eine finanzielle Unterstützung durch die EU gibt, wenn die lokalen Bahnprojekte als Lückenschlüsse des Transeuropäischen Verkehrsnetzes (TEN-V) eingestuft werden. Bergmeister sprach vom Alpenbahnkreuz. Damit ist einmal die Achse München-Mailand-Genua gemeint, wo es einen Lückenschluss von 170 km gibt (Ehrwald-Silz, Landeck-Mals, Mals-Bormio und Bormio-Tirano). Die 2. Achse ist Basel-Zürich-Bozen-Verona-Venedig, wo es einen Lückenschluss von 27 km zwischen Scuol und Mals gibt. In der Lombardei hat man sich nach Bergmeister für die Variante Tirano-Bormio-Müstair-Mals entschieden. In Südtirol wird die Variante Mals-Scuol favorisiert. Die Anbindung von Mals nach Landeck ist noch umstritten. Die Initiativgruppe „Pro Reschenbahn“ engagiert sich für die Realisierung einer Zugverbindung über den Reschenpass, andere bevorzugen eine Verbindung von Scuol über Pfunds nach Landeck. Nun sind die einzelnen Länder aufgerufen für ihre Projekte vertiefende Machbarkeitsstudien mit geologischen und hydrologischen Untersuchungen durchzuführen. Außerdem braucht es nach Bergmeister eine Nachhaltigkeits- und Wirtschaftlichkeitsstudie. Bis Ende 2023 sollten diese Studien vorliegen.
Karl Pfitscher bleibt an der Spitze des SVP-Bezirkswirtschaftsausschusses Vinschgau genauso wie sein Stellvertreter Ulrich Linser. Hermann Kerschbaumer Raffeiner wurde wieder für den SVP-Landeswirtschaftsausschuss bestimmt. Als Schriftführerin wurde Maria Pilser ernannt. Weitere Mitglieder im Ausschuss sind Harald Stampfer, Renate Laimer, Franz Marx und Alois Lechner. Als Rechtsmitglieder nehmen Harald Trafojer, Manfred Pinzger, Hans Moriggl und SVP-Bezirksobmann Albrecht Plangger an den Sitzungen teil.
von Albrecht Plangger - Die Gemeindewahlen sind vorbei. Der Partito Democratico sieht sich als Sieger, die 5 Sterne Bewegung wird als der große Verlieren dargestellt. Nun wird es so richtig heiß im Parlament (nicht nur in Rom, wo bereits 43 Grad gemessen wurden), wenn es um die Staatsbürgerschaft für Ausländerkinder geht (ca. 800.000), die die Schulpflicht in Italien erfüllen. Aus meiner Sicht eine gute Sache. Ich kenne viele Situationen perfekt integrierter Familien in Südtirol, die mangels Staatsbürgerschaft ausgegrenzt sind und mit ihren Kinder-Klassenkamerad:innen z. B. nicht an nationalen Sportmeisterschaften teilnehmen können. Lega und Fratelli d‘Italia fühlen sich von diesen Themen vor den Kopf gestoßen und kündigen schärfste Opposition an. Auch eine Regierungskrise wird ins Auge gefasst (die Lega ist nach der Spaltung der 5 Sterne Bewegung die größte Partei in der Kammer), wenn dazu noch das „Cannabis“ legalisiert werden soll. Ich kann dem Cannabis-Konsum zu medizinisch/therapeutischen Zwecken etwas Positives abgewinnen, aber nicht dem reinen Konsumzweck. Wir sind schon mit dem Alkohol-Konsum überfordert und sollen nicht auch noch Cannabis gesellschaftsfähig machen. Die Regierungsparteien links und rechts werden sich rechtzeitig einigen und auf „Parteifähnlein“ verzichten müssen, um nicht bei den wirklich gefühlten Problemen der Bürger einen Stillstand oder gar eine Regierungskrise zu riskieren.
Jetzt ist das Machtwort von Ministerpräsident Draghi gefragt. Es muss die Prioritäten festsetzen. Zu einem offenen Konflikt kommt es auch beim „DL aiuti“, welches wieder ca. € 23 Milliarden für Unternehmen und Familien vorsieht, um die aktuelle akute Teuerungswelle zu überstehen. Im Dekret findet sich auch das Geld für eine Müllverbrennungsanlage in Rom, welche von der 5 Sterne Bewegung seit über 10 Jahren mit allen Mitteln verhindert wird. Und auch die x-te Reform des „110% Bonus“ ist nicht im Sinne der Bewegung sowie weitere Waffenlieferungen an die Ukraine. Die 5 Sterne Bewegung sucht wohl mit Conte eine Möglichkeit aus der aktuellen Regierungskoalition auszusteigen, um sich politisch neu zu organisieren.
Ministerpräsident Draghi seinerseits nimmt sich Zeit, um Gegenvorschläge zu erarbeiten, die die 5 Sterne Bewegung doch noch dazu bewegen könnte, keine Regierungskrise zu verursachen. Das Mindeste wird wohl sein, den „reddito di cittadinanza“ so zu belassen wie er ist und seine Reform oder Abschaffung auf die nächste Legislatur zu verschieben und vielleicht beim Mindestlohn (salario minimo) eine Umsetzung ins Auge fasst.
Vinschgau - Die Abfallwirtschaft ist ein Bereich, der einfach funktionieren muss: Den Müll sammeln, den Müll wegkarren - die Haushalte bekommen davon kaum etwas mit. Anders ist es mit den Wertstoffen: Die werden in den Recyclinghöfen gesammelt. Die Vinschger:innen trennen Glas, Papier, Karton, Metalle und fahren damit zu den Recyclinghöfen. Ausbaufähig ist noch die Sammlung von Ölen und Fetten und einrichtungsbedürftig ist die Sammlung von Grünschnitt und Küchenabfällen im Oberen Vinschgau.
von Erwin Bernhart
Die Frage, ob die Zunahme der Müllmenge mit der Zunahme des Wohlstandes in Zusammenhang gebracht werden kann, beantwortet Hansjörg Dietrich mit Ja.
Und doch kann dieser Zusammenhang nicht eindeutig beziffert werden, in Tonnen Müll etwa oder in Tonnen Wertstoffe. Denn das Abfallsystem im Vinschgau ist im Dauerwandel, zumindest war es das in den letzten Jahrzehnten. Haben die Haushalte vor Jahren noch so ziemlich alles, was an Müll angefallen ist, über die Container entsorgt, teilweise dann auch in die Wertstoffglocken geworfen, so hat die Einführung der personalisierten Tonne und das Einrichten von Recyclinghöfen zu einer annehmbaren Trennung von Hausmüll und Wertstoffen geführt. Es ist also ein Zurverfügungstellen von logistischen Lösungen, die vieles in der Abfallwirtschaft geändert haben.
Im Schnitt sind es um die 12.000 Tonnen Müll im Jahr, genauer gesagt Hausabfälle. Diese rund 12.000 Tonnen sind über die Jahre in etwa gleich geblieben, sagt Dietrich. Allerdings hat sich der Modus der Bewirtschaftung enorm geändert. Wurden vor Jahren von diesen 12.000 Tonnen rund 70 % deponiert und 30 % an Wertstoffen der Wiederverwertung zugeführt, haben sich diese Zahlen heute beinahe umgedreht: 60 % werden wiederverwertet und 40 % der Abfälle werden zwar nicht mehr deponiert, dafür dem Verbrennungsofen in Bozen zugeführt.
Hansjörg Dietrich (Bild rechts) ist seit 1992 bei der Bezirksgemeinschaft Vinschgau tätig und seit 2000 Leiter der Umweltdienste in der Bezirksgemeinschaft. Abwasser, Abfall und die Radwege sind sein Arbeitsgebiet.
Dietrich hat also alle möglichen Wendungen und Entscheidungen in der Bezirksgemeinschaft mitgemacht, oft vorbereitet und umgesetzt. Dietrich sagt, dass alle Präsidenten und Bezirksausschüsse der Müllproblematik gegenüber höchst aufgeschlossen waren und Innovationen nicht gescheut haben. Die Fragen um Müllkonzepte waren und sind Dauerbrenner. Der Vinschgau war die erste Bezirksgemeinschaft im Lande, die personalisierte Mülltonnen flächendeckend eingeführt hat. „Eine wichtige Entscheidung waren die Recyclinghöfe“, sagt Dietrich. Damit konnten die Wertstoffglocken kontinuierlich abgebaut werden. Natürlich müssen nun die Bürger zu den Recyclinghöfen fahren, aber, so sagt es Dietrich, „die Entwicklung hat uns Recht gegeben.“ In anderen Bezirken oder etwa in Brixen gebe es immer wieder Probleme mit den Wertstoffinseln. Die seien zwar als Unterflurcontainer prächtig in den Boden versenkt, aber die Trennung der Wertstoffe erfolgt damit nicht immer zufriedenstellend.
Denn die Anforderungen an die Reinheit der Wertstoffe ist enorm gestiegen. Wenn etwa im Glascontainer mehr als 2 % Verunreinigungen drinnen sind, kann es passieren, dass die abtransportierende Firma den Container wieder zurückschickt. Die Wertstoffe Papier, Karton, Metall und Glas werden von den Recyclinghöfen in das Wertstoffzentrum von Glurns gebracht, dort einer ersten Aufarbeitung unterzogen und dann in die Wiederverwertungsfabriken nach Oberitalien transportiert. „Italien ist führend in der Wertstoffverwertung, da sind sie gut“, lobt Dietrich. Es gebe Konsortien für die Wiederverwertung, die auch von den Herstellern von Glasbehältern, von Papier usw. über die CONEI-Beiträge querfinanziert werden müssen. Die Wiederverwertung funktioniere gut. Sinn macht die saubere Trennung von Hausmüll und Wertstoffen nicht nur ökologisch sondern auch ökonomisch. Die Wertstoffe werden dem Müll entzogen und gelangen damit außerhalb der Müllgesetzgebung. „Wir vermarkten die Wertstoffe wie Produkte“, sagt Dietrich. Die Wertstoffe werden zwei Mal im Jahr nach bestimmten Normen kontrolliert. Die „end of waste“-Produkte sind also nicht mehr Müll, sondern finanziell durchaus lukrativ. Im Jahr 2021 konnten mit Glas, Metall, Papier, Kartonagen und Plastikhohlkörpern netto 450.000 Euro im Bezirk Vinschgau eingenommen werden. Anteilsmäßig wird dieses Geld den Gemeinden gutgeschrieben. „Zumindest die Logistik beim Transport kann damit finanziert werden“, sagt Dietrich.
Ganz anders ist es mit dem Restmüll - Plastiksäcke, Wattestäbchen, Verpackungsnylon und was auch immer im Restmüll landet, muss teuer eingesammelt und entsorgt werden. Es sind in Summe 800.000 Euro, die für die Sammlung und für den Transport nach Bozen ausgegeben werden müssen.
„Da zeigt sich der wirtschaftliche Sinn einer sauberen Mülltrennung“, sagt Dietrich. Vom ökologischen Sinn gar nicht zu reden. Viel Luft nach oben sieht Dietrich in diesem Bereich allerdings nicht. Die Vinschger:innen trennen ihren Abfall vorbildlich. „Wir sind bei den recycelbaren Stoffen pro Person am oberen Limit“, sagt Dietrich.
Dafür ist in anderen Bereichen noch Luft nach oben. Bei den Ölen und Fetten etwa. Der Vinschger „Öli“ für die Privathaushalten laufe gut. Die Sammlung von Ölen und Fetten für die Gastbetriebe werde gratis angeboten, mit eigenen Stahlbehältern und diese Sammlung werde angenommen. Aber genau da gebe es noch großes Potenzial. „Es könnten noch an die 20.000 Liter Öle zusätzlich gesammelt werden“, schätzt Dietrich. Derzeit sind es rund 80.000 Liter Öle, die gesammelt und nach der Reinigung im Faulturm der Kläranlage von Kastelbell zu Methangas vergoren und dann im Blockheizkraftwerk dort zu Strom verarbeitet werden. Weil nach der Reinung der Öle de facto rund 60.000 Liter verwertet werden können, fallen für die Stromerzeugung rund 120.000 Kilowattstunden an. Immerhin. Dieser Strom ist in der energieintensiven Kläranlage höchst willkommen.
Beim Biomüll ist der Vinschgau zweigeteilt. Denn in den Gemeinden von Latsch abwärts werden Grünschnitt und Küchenabfälle gesammelt und in die Kompostieranlage „Talair“ bei Schlanders gebracht. Für den oberen Vinschgau, von Laas aufwärts, hat sich die Bezirksgemeinschaft Vinschgau mit einem Kontingent an der Vergärungsanlage in der Tisner Au beteiligt. Die Obervinschger müssen demnach Küchen- und Grünabfälle trennen. Die Küchenabfälle (Eierschalen, Knochen, Speisereste...) kommen nach Tisens, die Grünschnitte können, so der künftige Plan, in den Recyclinghöfen abgegeben werden. In der Gemeinde Mals ist diese Abgabe seit Kurzem möglich. In der Gemeinde Mals wurde vor Kurzem auch damit gestartet, Küchenabfälle von Gast- und Hotelbetrieben zu sammeln. Das Konzept ist noch ausbaufähig. „Es könnte sein, dass dieser Dienst auch in den anderen Gemeinden des Obervinschgaus eingeführt wird“, sagt Dietrich. Da müsse erst noch ein guter Vorschlag erarbeitet werden. Im Eisacktal und im Pustertal steht man vor einer ähnlichen Aufgabe. Man wolle da eine gemeinsame Lösung erarbeiten.
Apropos Pustertal. Das ist jener Bezirks, an dem sich der Vinschgau oft messen möchte, dabei immer den Kürzeren zieht. Auch beim Müll. Besser gesagt bei den Müllkosten. Die Pusterer bevölkern ihre Fläche von 2000 Quadratkilometern mit gut 80.000 Einwohnern, während die Vinschger mit rund 35.000 Einwohnern 1440 Quadratkilometer bewohnen. Bei einem Drittel weniger Tourismus bietet der Vinschgau den gleichen flächendeckenden Mülldienst wie die Pusterer an. Es ist leicht auszurechnen, dass die Müllkosten kaum vergleichbar sind. Dennoch schafft es die Bezirksgemeinschaft Vinschgau die Müllkosten - im Verhältnis - im Griff zu haben. „Es ist gelungen, durch Sammelstellen Optimierungen vorzunehmen. Dies ist aufgrund der Beratungen durch die Syneco und per politischer Entscheidung gelungen“, sagt Dietrich. Man könne aber nur so weit gehen, soweit die Bürger auch mitgehen.
Auf der anderen Seite ist es die überaus schlanke Verwaltung in der Bezirksgemeinschaft, die sich mit Müll, Abwasser und Radwege beschäftigt. Dies spart Kosten auf der einen und dies spart auch Aufklärung auf der anderen Seite. Denn für Umweltberatungen bleibe kaum Zeit, sagt Dietrich. Deshalb unterstützen die Umweltdienste externe Organisationen, etwa das Ökoinstitut, die diese Umweltberatungen übernehmen. Die Nachfrage von Seiten der Schulen ist nämlich groß, für die Besichtigung von Kläranlagen, zur Besichtigung des Wertstoffzentrums in Glurns, zur Umweltaufklärung allgemein.
Müll soll, so die gesellschaftliche Entwicklung, nicht sichtbar sein. Die Entsorgung soll einfach nur funktionieren. Täglich kommen 3 oder 5 vollgepackte Müllsammelfahrzeuge, je nach Sammelplan, in die Umladestation von Glurns, laden dort den Restmüll ab, gesammelt in den Gemeinden Graun, Mals, Taufers, Glurns, Schluderns, Prad, Stilfs, Laas, Schlanders, Latsch, Martell, Kastelbell-Tschars und Schnals. Im Schnitt um die 30 Tonnen - täglich.
Mit einem einfachen Sortiergreifer werden 25 Tonnen davon auf einen Sattelschlepper geladen, der täglich, an einigen Tagen auch zwei Mal, den Restmüll nach Bozen in die Verbrennungsanlage bringt. Aus den Augen, aus dem Sinn. Der ökologisch beste Müll ist jener, der nicht erzeugt wird. Interessant wäre, wenn Müll mit der Zunahme des Wohlstandes abnimmt.
Taufers - Mit einem flammenden Apell wandte sich der Malser HGV-Ortsobmann Klaus Pobitzer bei der Vollversammlung des Tourismusvereines Obervinschgau an die Politik: „Wir haben ein Mitarbeiterproblem.“ Da müsse die Politik etwas tun. „Die Politik unterstützt die Grenzpendendler, aber uns nicht“, sagte Pobitzer wörtlich. Man bilde für viel Geld Jugendliche aus und dann wandern sie ab. „Die Grenzpendler fehlen uns in allen Sparten. Da ist etwas zu tun. Wir bieten attraktive Arbeitsplätze und zahlen gute Löhne“, so Pobitzer, der die Gemeinden aufrief, etwas zu unternehmen. Natürlich seien die Betriebe aufgerufen, die Praktikanten gut zu behandeln.
Auf diesen Aufruf reagierte die Tauferer BMin Roselinde Koch, die den Arbeitsmarkt und die fehlenden Arbeitskräfte etwas weiter fasste. In 10 Jahren würden in Südtirol an die 30.000 Arbeitskräfte fehlen. Die starken Jahrgänge, die Babyboomer, gehen im Laufe der kommenden Jahre in Pension. „Ob die Gemeinden da etwas tun können“, fragte Gunsch in die Runde. So einfach sei das nicht. Einen Seitenhieb konnte sich Gunsch nicht verkneifen: „Ob es gesund ist, dass ein einheimischer Unternehmer in der benachbarten Schweiz einen Betrieb gründet, die Arbeitskräfte dann abzieht und etwa Taufers den Zu- und Ablieferverkehr zu spüren bekomme“, fragte sich Gunsch. Wenn schon, dann sei die höhere Politik gefordert. Für Taufers bedeuten die Grenzpendler Fluch und Segen zugleich. Es gebe keine Armut im Dorf. Und zum Tourismus im Allgemeinen sagte Gunsch: „Wir Gemeinden sollen Tourismuskonzepte machen. Wir werden da jedenfalls hineinschreiben, dass wir Betten brauchen. Die Gesetzeslage ist mir da gleich.“ Lukas Gerstl ruft gegen Ende der Veranstaltung in Richtung Roselinde, dass sich die Bezirksgemeinschaft Vinschgau des Themas Mitarbeiter und Grenzpendler annehmen solle.
Der Direktor der Raika Obervinschgau Markus Moriggl, der wie auf einem Live-Ticker die Geld- und Investitionsströme der Tourismuswirtschaft mitverfolgen kann, sagte, dass der Bettenstopp und auch die neuen Urbanistikregeln die „falsche Medizin“ seien. (eb)
Graun - Das Gerstl am Reschensee“ geht Schritt für Schritt in Richtung Realisierung. Im Mai 2022 hat der Gemeindeausschuss von Graun beschlossen, die Grundparzelle 1206/32 in der KG Reschen, es handelt sich dabei um knapp 600 m2, an die „Das Gerstl am Reschensee GmbH“ zu einem Preis 145.500 Euro abzutreten. Lukas Gerstl (Bild) und Marion Decarli wollen bekanntlich am Reschensee ein neues Hotel errichten, welches auf Familien mit Kindern spezialisiert ist. Nach einigen Reduzierungen des ursprünglichen Planes auf Wunsch der Landesämter und der Landesregierung dürfte nun ein endgültiges Projekt auf Schiene gehen. Mit einer Anzahl von rund 60 Zimmern mit jeweils einem Kinderzimmer dazu hat das Hotelprojekt Ambitionen. Lukas Gerstl sagt, dass man sich derzeit intensiv mit nachhaltigen Baustoffen wie Holz, Glas, Naturstein und Kork auseinandersetze und die Preisgestaltungen am Markt beobachte. Ende des Jahres soll, in der Hoffnung, dass sich die Marktpreise etwas beruhigt haben, die Entscheidung fallen, wann der Spatenstich bzw. der effektive Baubeginn sein soll. (eb)
WINDMAGAZINE
Sommer Magazin - Sommerwind 2024 - Bezirk Vinschgau Südtirol - Wandern, Menschen, Urlaub, Berge, Landschaft, Radfahren, Museen, Wasser, Waale, Unesco, Tourismus
Wanderführer 2024 - Bezirk Vinschgau Südtirol - Traumhafte Touren Bergtouren Wanderungen Höhenwege