Fünf Prozent der erwachsenen Bevölkerung krankt in der westlichen Welt in jedem Augenblick an Depressionen, das sind in Südtirol gut 20.000 Menschen, doppelt so viel Frauen wie Männer. In den Großstädten sind Depressionen noch häufiger: 10 Prozent ihrer Bewohner leiden daran. Allein schon dieser Umstand beweist, dass Depressionen auch mit der Leistungsgesellschaft zusammenhängen, mit dem hektischen Lebensrhythmus und den vielen sozialen Verpflichtungen, denen wir ausgesetzt sind. Darüber hinaus spielen erbliche Einflüsse und frühkindliche Erfahrungen bei ihrer Entstehung eine große Rolle.
Die Depression ist laut WHO die Volkskrankheit, die der Menschheit am meisten gesunde Lebensjahre raubt. Sie verschlingt in hoch entwickelten Ländern 1% des Bruttosozialproduktes. Laut Schätzungen der Weltbank und der WHO ist sie 2022 nach dem Überstehen der Coronakrise für Frauen die weltweit bedeutendste aller Erkrankungen, für Männer die zweitbedrohlichste nach Herzinfarkt und Hirnschlag. Sie kann jeden treffen, auch Prominenz schützt nicht vor Depression.
Wolfgang Amadeus Mozart, Abraham Lincoln, Winston Churchill und Prinzessin Diana litten daran. Ernest Hemingway, Adalbert Stifter, Marilyn Monroe, Heinrich von Kleist und Robin Williams verstarben daran. Tom Waits, Jean Claude van Damme und Sting können ein Lied davon singen. Und Cara Delevigne erklärte vor Jahren: “Ich war suizidal. Ich wollte, dass alle Moleküle meines Körpers sich auflösten.“
Ein Drittel aller depressiv Erkrankten sucht keine Hilfe. Nur die Hälfte aller depressiven Patienten wird von Ärzten als solche erkannt und richtig behandelt. 40 bis 70 Prozent aller Selbsttötungen sind laut internationalen Schätzungen auf die Erkrankung Depression zurückzuführen. In Südtirol sind laut einer Zehnjahresstudie 55 Prozent aller Suizidopfer depressiv gewesen. Wären alle Betroffenen korrekt diagnostiziert und rasch behandelt worden, hätte man die Suizidrate Südtirols wohl halbieren können.
Bei diesen Sachverhalten ist Handlungsbedarf gegeben: Aufklärung der Bevölkerung, Schulung der Fachleute, Stärkung der Selbsthilfe. Denn Depression ist eine häufige, ernst zu nehmende Erkrankung, die heute sehr gut behandelt werden kann.
Die drei wichtigsten Kennzeichen der Depression sind dauerhaft gedrückte Stimmung, der Verlust von Freuden und Interessen und ein kompletter Mangel an seelischer Energie. Betroffene haben manchmal nicht mehr die Kraft, Entscheidungen zu treffen, sich Hilfe zu holen oder zu klagen. Viele beschreiben sich als so leer, dass sie nicht einmal mehr weinen können. Andere sind innerlich unruhig, verspannt und voller körperlicher Symptome. Kopf- oder Rückenschmerzen, Druck auf der Brust, unerträgliches Kribbeln im Bauch, Schwindel und Schwäche bei allen Bewegungen sind die häufigsten körperlichen Merkmale einer Depression. Aber auch Mundtrockenheit, Sehstörungen und Haarausfall können auftreten.
Die Säulen der Behandlung stellen Psychotherapie, antidepressive Medikamente und Teilnahme an Selbsthilfegruppen dar. Psychotherapie ist Behandlung und Heilung durch das Wort, durch Gespräche, durch Übungen und das Erlangen neuer Einstellungen zu alten Problemen. Bis Psychotherapien wirken, können allerdings Monate vergehen. Medikamentöse Behandlungen mit Antidepressiva sind hilfreich, um innerhalb weniger Wochen die Energie und die Stimmung wieder zu normalisieren. Häufig wird beides kombiniert, um rasche Besserung und nachhaltige Veränderung zu erreichen. Aber auch Schlafentzug, Lichttherapie oder die Elektrokrampftherapie können in bestimmten Fällen zu besten Heilerfolgen führen.
Seit 17 Jahren wird in Europa der „Tag der Depression“ begangen. Er fällt auf den 1. Oktober und gewährleistet breit gefächerte Aufklärung über das Krankheitsbild und mögliche Hilfen. Zu diesem Zweck hat die „Europäische Allianz gegen Depression“ beschlossen, an den vier großen Krankenhäusern Südtirols einen Informationsstand Depression einzurichten. Den ganzen Tag über werden im Eingangsbereich die Broschüren „Depression - was tun?“ zum Mitnehmen aufliegen. Sie bieten einen verständlichen Überblick über die wichtigste psychische Krankheit des 21. Jahrhunderts.
Zusätzlich liegen so genannte „Notfallkärtchen“ auf, die telefonische Anlaufstellen für Menschen in Krise enthalten: Auf einer Seite die wichtigen Nummern für Erwachsene, auf der anderen Seite jene für Jugendliche. Das Projekt wird vom Südtiroler Gesundheitsbetrieb, vom Verband der Angehörigen „Ariadne“, von der Selbsthilfevereinigung psychisch Kranker „Lichtung/Girasole“ und von allen Rotariern Südtirols gemeinsam getragen. Rotary hat auch die Kosten für Broschüren und Kärtchen übernommen.
Seit mehr als 10 Jahren begeht die „European Depression Association“ zusätzlich den Nationalen Tag der Depression, der heuer auf Samstag, den 15. Oktober fällt. Auch bei dieser Gelegenheit werden dieselben Veranstalter dieselben Informationsstände im Inneren der vier großen Krankenhäuser betreiben, um die Bevölkerung möglichst umfassend zu informieren.
Als beste Anlaufstellen für depressiv Erkrankte gelten Hausärzte, Zentren Psychischer Gesundheit und Psychologische Dienste, aber auch privat praktizierende Psychiater, Psychotherapeuten und Lebensberater. In Notfällen, die mit schwerer Erkrankung oder Suizidgefahr verknüpft sind, soll man sich an die Notfallnummer 112 oder an die Ersten Hilfen der Krankenhäuser von Bozen, Meran, Brixen und Bruneck wenden. Dort besteht rund um die Uhr ein psychiatrischer Bereitschaftsdienst.
Ein Netzwerk der Beratung im Vorfeld besteht auch. Die „Telefonseelsorge“ der Caritas 0471 052052, „telefono amico“ 02 23272327 und „Young and direct“ 0471 1551551 stellen wertvolle Anlaufstellen und Gesprächspartner in seelischen Krisen dar. Selbsthilfegruppen für Betroffene werden von der Vereinigung „Lichtung/Girasole“, Tel. 0474 530266, im ganzen Land angeboten. Angehörigengruppen können beim Verein „Ariadne“, Tel 0471 260303, kontaktiert werden.
Roger Pycha im Namen der „European Alliance Against Depression“ des Südtiroler Gesundheitsbetriebes und aller Rotarier Südtirols
Partschins - In Partschins hat am 30. August eine Gemeinderatssitzung, von der Opposition gefordert, stattgefunden, die es in dieser Form wohl noch nie gegeben hat, auch südtirolweit nicht: 6 von der Neuen Bürgerliste gemeinsam mit den Freiheitlichen eingebrachte Anfragen und 2 Beschlussansträge von der Neuen Bürgerliste. Fazit: Am 17. September wird gemeinsam für die große Umfahrung von Rabland und Töll demonstriert. Protokoll eines Tagesordnungspunktes in einer außergewöhnlichen Sitzung.
von Erwin Bernhart
Er sei, so schickte es der Partschinser BM Luis Forcher um 19.00 Uhr nach dem Kirchenläuten im Ratssaal von Partschins voraus, mit dieser Sitzung nicht glücklich. Aber er werde das durchziehen. Er werde schon ein, so sagt er es wörtlich, Eiersack sein, schließlich koste die Sitzung einen Haufen Geld. Die Einberufung des Gemeinderates sei nach Artikel 43 Absatz 8 erfolgt.
Der besagte Absatz im Kodex der öffentlichen Körperschaften der autonomen Region Trentino-Südtirol lautet: „Sofern kein Ratsvorsitzender vorgesehen ist, beruft der Bürgermeister den Gemeinderat binnen 15 Tagen ein, wenn ein Fünftel der Ratsmitglieder dies verlangt. Die beantragten Punkte müssen in die Tagesordnung aufgenommen werden.“ Den Passus hat BM Forcher nicht wörtlich zitiert. Fest steht aber, dass die Gemeinderäte der Neuen Bürgerliste Partschins Rabland Töll und die Gemeinderäte der Freiheitlichen die Gemeinderatssitzung beantragt hatten. Mit Jutta Pedri, Monika Pföstl, Benjamin Schupfer, Johannes Tappeiner und Max Sparber von der neuen Bürgerliste und mit Sabine Zoderer und Christian Leiter von den Freiheitlichen sind das 7 Räte von 18.
Auf der Tagesordnung stehen 6 Anfragen, die von der Neuen Bürgerliste und von den Freiheitlichen gemeinsam eingereicht worden sind.
Und los geht’s. Auf die flapsige Bemerkung des BM, dass die Sitzung einen Haufen Geld koste, gibt Sabine Zoderer zu Protokoll, dass sie auf das Sitzungsgeld verzichten werde, „wenn es denn nur ums Geld gehen sollte.“ Die Gemeinderät:innen der Bürgerliste schließen sich dem an.
„Umfahrung SS38 - Grundsatzentscheidung (kleine oder große Umfahrung) - Anfrage...“ Jutta Pedri nimmt als eine der Anfragenden Stellung: Der Verkehr brenne unter den Nägeln. Es gehe um das Gefühl, dass man zu wenig Druck mache. „Die in Bozen schieben das auf die lange Bank, auch mit der Aussage ‚ihr seids euch nicht einig‘.“ Es müsse nun endlich rüberkommen, dass ein geteiltes Rabland nicht gehe. Unter dem vormaligen BM Albert habe es eine Demonstration in Rabland gegeben. „Wir wollen das wiederholen. Wir sollten uns als geeinte Gruppe zeigen.“
„Alfreider hat nichts getan“, sagt dann Sabine Zoderer. Denn ein Ideenwettbewerb sei noch gar nicht ausgeschrieben. Dies habe die Antwort auf eine Anfrage (sh. Seite 5) der Freiheitlichen im Landtag ergeben. Eine Demonstration sei ein Zeichen, „dass wir uns das nicht länger gefallen lassen“.
„Aber nicht während des Apfelklaubens“, sagt BM Luis Forcher allen Ernstes. „Ansonsten bin ich bereit mitzutun.“ Die große Umfahrung sei ein Projekt der Bezirksgemeinschaft Burggrafenamt, der Gemeinden Algund, Marling und Partschins, sagt Forcher.
Die werde man zur Demonsatration selbstverständlich einladen, sagt Jutta Pedri.
Es gehe um ein einheitliches Auftreten, sagt Benjamin Schupfer von der Neuen Bürgerliste. Das Nadelöhr an der Töll sei nicht tragbar. „Wir wollen nicht anecken, aber wir wollen aufzeigen“, sagt Schupfer und weist auch auf den Stillstand beim Zug hin.
VizeBM Walter Laimer regt einen Termin Mitte Oktober an. Also nach der Klauberei.
Ob Klauben wichtiger sei, fragt Johannes Tappeiner von der Neuen Bürgerliste. Man habe den 17. September vereinbart - damit die Aufmerksamkeit auf das Problem gelenkt werde. Zwei Stunden würden reichen. Die Meldungen beim Regierungskommissariat werde man vornehmen und die Gemeinderäte der umliegenden Gemeinden einladen. Aber dazu müsse man eben auch wissen, wer von den Partschinser Gemeinderäten dabei sein wird.
Die Gemeindereferentin Jasmin Ramoser sagt, dass „wir als SVP“ die Themen beim Landesrat angesprochen hätten, man sei im Gespräch. Aber Ramoser sagt auch: „Klar ist, dass die Situation nicht tragbar ist.“ Man könne allerdings nur von einer großen Umfahrung reden.
Eine Demo bringe Aufmerksamkeit, sagt Regina Österreicher. Beim letzten Mal seien Eltern mit Kindern mehrmals über die drei Zebrastreifen in Rabland gegangen, die Autofahrer waren unfreundlich und es sei nicht ungefährlich gewesen. „Ich hatte danach gehofft, dass es mit der Umfahrung schneller gehen würde, aber ich bin enttäuscht worden.“ Sie hoffe, dass es diesmal mehr bringe.
„Wenn die Sache gut aufgebaut ist, bin ich dabei“, klinkte sich der Referent Ulli Schweitzer ein. Er erklärt sich bereit, den Präsidenten der Bezirksgemeinschaft Burggrafenamt Luis Kröll zur Demo-Teilnahme zu bewegen. „Klar muss sein, dass nur für die große Umfahrung zu reden sein wird.“ Man solle da nichts mischen. Sonst verfehle man den Zweck.
Ob es denn nicht über alle Verkehrskonzepte gehen solle, wirft Benjamin Schupfer ein. Es lägen Projekte auf, hinter denen wir stehen, entgegnet Schweitzer. Die Zuständigkeiten beim Zug etwa seien andere. „Es geht da nix weiter und es geht auf der anderen Seite nix weiter“, sagt Jutta Pedri, so gehe es nicht weiter und sie lenkt die Aufmerksamkeit auf das Datum des 17. September. Das sei ein Samstag und da stehe eh alles. Die Leute seien stuff und eine Woche vor den Parlamentswahlen würde sich das Datum gut eignen. Er würde schon alle Verkehrsproblematiken miteinschließen wollen, sagt Max Sparber. „Ich gebe zu“, sagt BM Forcher, „dass der Verkehr nicht mehr zumutbar ist.“ Der Kreisverkehr auf der Töll und die Radlösung aber seien der Gemeinde wichtig.
Sabine Zoderer sagt: „Eine Umfahrung erst 2040, das darf nicht passieren. Da krieg ich alle Zustände. Ich will die Umfahrung noch erleben. Alle sollen die E... raustun.“
Monika Pföstl sagt, dass alle Maßnahmen, die Rabland entlasten, rasch verwirklicht werden sollen, bei der Bushaltestelle angefangen. Dem stimmte Max Sparber zu, denn wenn ein Baubeginn für die große Umfahrung erst in 10 Jahren erfolgen könnte, seien „alle Kleinigkeiten“ wie Gehsteig und Bushaltestelle in Rabland wichtig. Das sei greifbarer. Man könne ja ein Plakat in diese Richtung nach der Demo hängen lassen.
Man habe dem Landesrat signalisiert, dass der Kreisverkehr und anderes wichtig seien, aber eine große Umfahrung nicht ausschließen, sagt BM Forcher: „Wir ersticken im Verkehr und das ist für Rabland nicht mehr zumutbar.“
Sabine Zoderer sagt, dass „wir Rablander im Verkehr ersticken“ und nicht jene, die auf der Forst wohnen. Der Succus müsse die große Umfahrung sein. Ansonsten müssen wir alle ins Büro von Alfreider gehen. „Da können wir auch alle miteinander hinunterpilgern, das ist mir gleich“, sagt Luis Forcher.
Ulli Schweitzer fordert ein „Drehbuch“ für die Demonstration - „Was tun wir? Was soll da passieren?“ Jutta Pedri versichert, dass „wir nicht die Clowns spielen werden, sondern dass es eine Art Revival der vergangenen Demo geben werde. Mit Referent Hartmann Nischler sei das abgesprochen, er stehe dahinter. Nischler konnte bei der Ratssitzung nicht dabei sein.
Pedri fragt direkt: „Wer ist am 17. mit dabei?“ Ulli, Tobias, Adi... „Wenn es mir ausgeht, bin ich dabei“, sagt VizeBM Laimer. Beim Klauben wisse er von vornherein nicht, wo er an diesem Tag umgehen werde. Walter Moser sagt: „Wenn da effektiv nichts getan worden ist, bin ich dabei. Sonst finde ich es nicht richtig.“ Er sei dafür, aber es sei ihm noch zu früh, sagt Christian Oberperfler.
„Was mir wichtig ist und was ich deponieren will, es muss ein Gemeinschaftsding sein“, sagt BM Forcher und meint damit die Demonstration. Christian Leiter muss den Termin absagen, weil er urlaubsbedingt abwesend sein werde.
Was ist denn nun die Zielsetzung, fragt Monika Pföstl nach. Das Hauptthema sei, so fasst es Pedri zusammen, die große Umfahrung. Man müsse nun Einigkeit zeigen. „Wir müssen alle 18 zu dem stehen und wer Zeit hat, geht zur Demo und setzt sich dafür ein, Punkt aus“, ruft Pedri auf.
Es geht darum aufzuzeigen, dass schneller etwas zu tun sei, sagt Benjamin Schupfer. Man müsse anstoßen. Politik funktioniere nur, wenn ein Thema öffentlichkeitswirksam kommuniziert werde.
Jasmin Ramoser ruft dazu auf, dass die Bezirksgemeinschaft Burggrafenamt mit hineinzunehmen sei, die anderen Gemeinden auch, auch Naturns, damit wir als große Gruppe, nicht nur die Gemeinde Partschins, damit die Wirkung... „Entschuldigung“, bringt sich BM Forcher ein, „man kann ohne weiters die Bezirksgemeinschaft Vinschgau mithineinholen, denn die leiden am meisten unter dem Verkehr.“ „Je mehr, desto besser“, sagt Pedri.
Man solle doch das Drehbuch zugeschickt bekommen, sagt Tobias Nischler, denn es seien sich da offensichtlich auch die Einbringer nicht ganz einig, um was es gehen solle.
Das machen wir, sagen Pedri und Tappeiner.
Nun steht fest: Am 17. September wird in Rabland demonstriert - für die große Umfahrung von Rabland Töll und vor allem für eine Beschleunigung der Verfahren, die zu einer Verwirklichung und zu einem Baubeginn führen sollen. Die Fortführung der Politik ist im Partschinser Gemeinderat eine Demonstration.
Vom Wind gefunden - Im Jahre 1949 schrieb die Psychologin Else Frenkel-Brunswik in einem Fachaufsatz über ein Persönlichkeitsmerkmal, das sie Ambiguitätstoleranz nannte. Die Welt und wir Menschen sind nicht einfach gut oder böse, schwarz oder weiß. Alles ist vielschichtig, komplex und oft auch widersprüchlich. Die Fähigkeit, in einer globalisierten und multikulturellen Welt zu lernen mit Mehrdeutigkeiten zu leben, Ungewissheiten und Widersprüchlichkeiten zu ertragen, Spannungen und Veränderungen auszuhalten, damit ist die Ambiguitätstoleranz gemeint. Es ist ein Persönlichkeitsmerkmal, das man lernen kann, das aber besonders heute hoch aktuell ist. Menschen suchen nach Sicherheiten und Klarheiten. Aber in einer Welt, die sich schnell verändert, wo verschiedene Kulturen, Sprachgruppen und Religionsgemeinschaften zusammenleben, Menschen ihre Heimat verlieren und entwurzelt werden, ist das Aushalten von Ungewissheiten und Unsicherheiten nicht einfach. Deshalb haben religiöse und politische Fundamentalisten und Populisten großen Zulauf. Sie geben eindeutige und einfache Antworten auf komplexe Fragen. Dieses „Schwarz-Weiß-Denken“ ist nach Frenkel-Brunswik ein Extrem der Ambiguitätsintoleranz. Auch in privaten Beziehungen hängt vieles davon ab, wie viel Gespür für Mehrdeutigkeiten die Partner aufbringen. Man muss negative Gefühle und Unsicherheiten aushalten, die Sichtweise des anderen verstehen und Kompromisse schließen. Doch schrankenlose Ambiguität geht nicht, genauso wie grenzenlose Toleranz nicht möglich ist. (hzg)
Schlanders - Am morgigen Freitag sind die Bürgere:innen von Schlanders in den Kapuzinergarten geladen. Es gehe um einen partizipativen Prozess über die Nutzung des von der Gemeinde angekauften Kapuzinerareals, im Besonderen über die Nutzung des Kapuzinerangers. Ob denn eine Tiefgarage in Betracht gezogen werde, wollte der Vinschgerwind vom Schlanderser BM Dieter Pinggera (Bild) wissen. Eine Tiefgarage sei nicht geplant. Eine Gruppe von Fachleuten, vom Gemeindeausschuss beauftragt, habe, so Pinggera, ein Grobkonzept erstellt und auch dies soll mit den Bürger:innen diskutiert werden. Es handle sich um eine Art Rückführung der derzeit intensiv genutzten und verpachteten Obstanlage im Kapuzineranger in eine mit traditionellen Obstsorten bestückte Streuobstanlage. Pinggera sagt, dass es Wünsche und Bestrebungen aus Wirtschaftskreisen gebe, unter dem Anger eine Tiefgarage errichten zu wollen. „Aber wir haben gute und bessere Argumente gegen eine Tiefgarage“, sagt Pinggera selbstbewusst. (eb)
Partschins/Bozen - Eine im Juni 2022 eingereichte Landtagsanfrage des Freiheitlichen Andreas Leiter Reber und vor allem die Beantwortung der Fragen im Juli 2022 ergibt ein Bild davon, was an der möglichen und viel diskutierten großen Umfahrung von Rabland-Töll von Seiten des zuständigen Landesrates Daniel Alfreider getan worden ist. Nämlich so gut wie nichts. Leiter Reber schickt in der Anfrage folgendes voraus: „Entscheidend für eine nachhaltige Lösung der Verkehrsproblematik im Vinschgau liegt in der Entschärfung des Nadelöhrs im Bereich Töll/Rabland. Seit Jahrzehnten verspricht die Landesregierung den Menschen im Vinschgau und in den Anrainergemeinden sie mit einem Tunnel- und Umfahrungsprojekt zu entlasten.“
Wir veröffentlichen die Fragen und die Antworten von LR Daniel Alfreider (bearbeitet von Augustin Hueber) vollinhaltlich, auch weil die Informationen Auslöser für größere Proteste sein können:
„1. Wie viele Planungs- und Projektierungsaufträge hat das Land Südtirol seit dem 01.01.2010 vergeben? Wer hat die Projekte erstellt, wie hoch waren die Kosten und warum wurden diese Projekte bisher nicht umgesetzt?
Das Land Südtirol hat bzgl. der angedachten Umfahrungslösung Forst-Töll-Rabland seit dem 01.01.2010 keine Planungs- und Projektierungsaufträge vergeben. Lediglich bezogen auf die Ortsumfahrung von Rabland wurden im Auftrag der Landesverwaltung verschiedene Varianten untersucht und bewertet, jedoch keine Projekte ausgearbeitet.
2. In welchem Jahr kann die Gemeinde Partschins seitens der Landesregierung mit einer Umfahrung und/oder Untertunnelung des betroffenen Streckenabschnitts der SS38 in den Bereichen Töll und Rabland rechnen??
Bei Projekten dieser Größenordnung kann man nicht von dem Zeitpunkt der Fertigstellung sprechen, solange man sich noch im Bereich der Machbarkeitsstudien befindet. Dazwischen liegen zu viele technische und Verwaltungsschritte, die man nicht exakt planen kann, zudem kann es unvorhergesehene Einflüsse geben.
3. Trifft es zu, dass der Landesregierung bereits zwei Projekte vorliegen, aber sie erneut einen Ideenwettbewerb ausgeschrieben hat? Aus welchem Grund?
Der Landesverwaltung wurde am 12.03.2021 von Seiten der Bezirksgemeinschaft Burggrafenamt eine Machbarkeitsstudie übermittelt.
Die Durchführung eines Ideenwettbewerbes ist angedacht, die Ausschreibung ist noch nicht erfolgt. Die Durchführung eines Ideenwettbewerbes dient, um die möglichen Lösungen aufzuzeigen und hinsichtlich der Kriterien Wirksamkeit, Kosten und Nutzen zu bewerten.
4. Wieviel Geld hat die Landesregierung für die umfangreiche Verkehrslösung „Töll/Rabland“ im Landeshaushalt reserviert?
Im aktuellen Dreijahresprogramm der Abteilung Tiefbau sind derzeit keine Gelder für eine Umfahrungslösung Forst-Töll-Rabland vorgesehen. Unabhängig davon können Studien und Analysen jederzeit in Auftrag gegeben werden.“
(r/eb)
Töll/Bozen - Der Direktor der Südtiroler Transportstrukturen AG (STA) Joachim Dejaco und sein Team waren in der Vergangenheit alles andere als untätig: Man hat sich aus dem Vertrag mit der sich im Ausgleich befindenden Firma Emaprice herauslösen können. Intensive Verhandlungen sind am Laufen.
von Erwin Bernhart
Der Stillstand auf den Zugbaustellen in den Tunnels auf der Töll und in Marling könnten ein Ende finden. STA-Direktor Joachim Dejaco vermeldet auf Anfrage des Vinschgerwind, dass man sich im Juli aus dem Vertrag mit der Baufirma Emaprice herauslösen hat können. Man habe einen „kleinen“ Fehler im Ausgleichsverfahren ausfindig machen und nutzen können. Emaprice, die auch den Tunnel in Kastelbell bauen hätte sollen und dort regelrecht stecken geblieben ist, hat um Ausgleich (concordato) angesucht. „Wir sind nun vertraglich entbunden“, sagt Dejaco. Emaprice habe zwar dagegen Klage eingereicht, aber öffentliches Interesse hat Vorrang und man werde sehen. Nun sei man in intensiven Verhandlungen mit der für die Bahn-Tunnelprojekte zweitgereihten Firma FIS aus Brescia. FIS habe, so Dejaco, Bereitschaft signalisiert. Man sei dabei, alle technischen Varianten mit der FIS durchzusprechen. Wenn es gelänge, die FIS zur Fortsetzung der Arbeiten in den Zugtunnels zu gewinnen, wäre das ein erfreulicher Meilenstein. Denn intensive Verhandlungen mit einem möglichen positiven Ergebnis seien auf jeden Fall besser als eine Ausschreibung mit offenem Ausgang machen zu müssen. FIS sei gut aufgestellt, sagt Dejaco.
Die gute Nachricht ist: In den kommenden Tagen werden die Arbeiten für die Elektrifizierung der Vinschgerbahn unterschrieben werden. Für die Oberleitungen wird die Bietergemeinschaft GCF Generale Costruzioni Ferroviarie/Ineo Ferroviaire für den Betrag von gut 26 Millionen Euro zum Zuge kommen. Die italienisch/französische Bietergemeinschaft werde dann die Planungen in Angriff nehmen, welche noch von einer Art TÜV-Prüfstelle zu genehmigen sein wird. Im Frühjahr könnten die ersten Masten für dei Oberleitungen stehen. Dejaco und seine Mannschaft sind froh, ein solides diesbezügliches Angebot erhalten zu haben, was angesichts von volatilen Preisen gar nicht so selbstverständlich sei.
Die bessere Nachricht: Letzte Woche wurde der Vertrag für die Vergabe des neuen Signalsystems unterschrieben. Für knapp 12 Millionen Euro wird die Bietergemeinschaft Progress Rail Signaling/CETIP das neue Signalsystem entlang der Vinschgerbahnstrecke realisieren. Und man baut schon: Das Strom-Unterwerk in Algund wurde vorgezogen und wird derzeit von Firma Marx umgesetzt. „Es wird wieder langsam besser“, bleibt Joachim Dejaco im Understatement.
Vinschgau/Südtirol - Die Wahl der Laaser BMin Verena Tröger als SVP-VizeObfrau am vergangenen Samstag bei der SVP-Vollversammlung in Meran ist ein strategisches Trostpflaster für die geschundene Tal-SVP im Vinschgau. Das Novum in der SVP, neben einer ladinischen Vertretung zwei Frauen als Vize in der Partei zu haben, muss erst noch seine Wirkung entfalten. Nach der Niederlage von Abi Plangger bei den parteiinternen Vorwahlen für eine Kandidatur für die Camera dei Deputati ist es gut, dass Tröger direkt in der Kraftwerkzentrale der SVP gelandet ist. Den Weg für Tröger frei gemacht hat der Rückzug im Vorfeld der Wahlen der jungen Haflinger BMin Sonja Plank. Überrascht haben die Zustimmungswerte für Tröger. Tröger hat 55,16 der Stimmrechte erhalten, die in Meran gewählt haben. Trögers Wahlergebnis ist noch höher zu bewerten, wenn die Stimmrechte hergenommen, mit denen die Landeshauptmannstellvertreterin Waltraud Deeg aus dem gewichtigen Pustertal als 2. SVP-Stellvertreterin gewählt worden ist: 38,27%.
Mit diesem Ergebnis für Tröger dürfte die Wahrscheinlichkeit steigen, dass LH Arno Kompatscher und SVP-Obmann Philip Achammer den Vinschger SVP-Wähler:innen Tröger als mögliche Kandidatin für die Landtagswahlen 2023 anbieten werden. Die Bezirks-SVP selbst wird nach dieser möglichen Logik mit Sepp Noggler und, das wird von vielen Seiten gewünscht, Abi Plangger in den Ring steigen. Also 1 (LH und SVP-Obmann) plus 2 (Vinschger SVP)? (eb)
Menschen mit Demenz können vergessen zu essen und zu trinken, Speisen nicht mehr erkennen oder den Umgang mit Besteck sowie Tischsitten vergessen. Das ist für alle Beteiligten nicht einfach und deshalb ist es wichtig, das Verhalten und die Probleme von Menschen mit Demenz zu verstehen, um richtig reagieren zu können. In Form eines „Gedächtnisstübele“ lädt die Organisation „Demenzfreundlicher Vinschgau“ am 21. September 2022 von 15 bis 17 Uhr zu einem Vortag mit Karin Pörnbacher in die Bibliothek Schlandersburg. Anmeldung bibliothek@schlanders.it Tel.:0473 737780
Kommentar von Chefredakteur Erwin Bernhart - Den Schulen und der Bevölkerung darinnen wünschen wir für das angelaufene Schuljahr 2022/2023 Maskenfreiheit und beim Studieren und im Unterricht freies Atmen. Einen guten Schulstart den Schüler:innen, den Lehrer:innen, den Schuldiener:innen und dem Reinigungspersonal und den Direktor:innen! Den Mamas und den Papas wünschen wir wohlwollendes Verhalten den Bildungseinrichtungen gegenüber - Einmischung wenn notwendig und Zurückhaltung immer dann, wenn Schule Probleme selbst lösen kann. Auch Schule ist in diesem Sinne Politik, eine res pubblica.
Der Politik wünschen wir auch Maskenfreiheit. Da ist natürlich etwas anderes gemeint. Von vielen Seiten ist der Wunsch geäußert worden, dass sich der Abi Plangger für eine Kandidatur zum Landtag 2023 outen und rüsten solle. Den anhaltenden Solidaritätsschwung im Tal und auch auswärts soll er dazu nutzen. Die Rechnung könnte so aufgehen, dass Abis langjähriger Weggefährte Sepp Noggler dem Abi gegenüber das Wadlbeißen vor den Wahlen wenn nicht aufgeben so doch einschränken wird und mit dem Abi einen gemeinsamen Wahlkampf machen könnte. Eine solche Maskenfreiheit hätte was Befreiendes. Auch die Vinschger SVP weiß, dass diesmal ein Aufbau von Kandidaten früh genug beginnen wird müssen, um entsprechend gewählt zu werden, um dann im verruchten Bozen mitreden zu können. Maskenfreiheit also mit offenem Visier im Vinschgau und dann nach Bozen. Dann mit Maske.
Latsch - Drei Tage lang stand Latsch im Zeichen des Eishockeysports. Grund dafür war der Vinschgau Cup, der zum sechsten Mal ausgetragen wurde. Die Liste der teilnehmenden Teams konnte sich erneut sehen lassen. Zu Gast im IceForum war neben dem ERC Ingolstadt, der traditionell in dieser Zeit ein Trainingslager in Latsch absolviert, der HC Bozen Südtirol Alperia, der HC Pustertal und die Nürnberg Ice Tigers. Während die beiden Südtiroler Vereine in der ICE-Hockeyliga teilnehmen, sind die beiden deutschen Mannschaften in der DEL, der höchsten Liga in Deutschland am Start.
Den zahlreichen Fans wurde Eishockey vom feinsten geboten. Es fanden spannende Partien auf hohem Niveau statt und die vielen Zuschauer sorgten für eine tolle Atmosphäre. Während der HC Pustertal in der Eröffnungspartie den ERC Ingolstadt in der Verlängerung besiegte, gewannen die Nürnberg Ice Tigers am Tag darauf das Match gegen den HC Bozen. Am Sonntag standen die letzten Partien auf dem Programm. Zunächst trafen am Nachmittag die beiden Sieger der vorherigen Spiele aufeinander. Nürnberg besiegte dabei Pustertal und sicherte sich den Turniersieg. Im Abendspiel feierte Ingolstadt einen knappen Sieg gegen Bozen. (sam)
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