Vinschgau/Bergell - 20. Hochtour des Bezirkes Vinschgau im Unternehmerverband auf den Monte Disgrazia (3.678 m): Hellauf begeistert waren die zehn Bergbegeisterten aus den Reihen der Mitgliedsunternehmen, die am 29. August den Monte Disgrazia (3.678 m) bestiegen haben. Dieses besondere Ziel hatte sich der Bezirk Vinschgau im Unternehmerverband für die insgesamt 20. Auflage der mittlerweile traditionellen Hochtour einfallen lassen und ausgekundschaftet. Die Tour auf die höchste Erhebung in den Bergeller Alpen verlangte den Teilnehmer:innen zwar einiges ab, bot aber ein beeindruckendes Bergerlebnis in einer großartigen und einsamen Hochgebirgskulisse. Die Tour begann in Preda Rossa in der Val di Mello in der Provinz Sondrio. Von Preda Rossa aus ging es zunächst zum Rifugio Cesare Ponti (2.559 m). Von dort führte der Aufstieg bis zum Moränenkamm und durch das Geröllfeld bis zum Preda Rossa Gletscher. Über den Gletscher ging es zur Sella Pioda, dem Beginn des Nordwestgrates. Es folgten noch rd. zwei Stunden genussvolle Gratkletterei bis zum aussichtsreichen Gipfel.
Schluderns - Am vergangenen Sonntag wurde das Wasserkraftwerk Konfall mit einem Festakt offiziell eingeweiht. Das Werk entstand in Zusammenarbeit mit Gemeinde, VEK und SEG als ein Mehrzweckprojekt, das in wirtschaftlicher und ökologischer Hinsicht überzeugt.
von Magdalena Dietl Spaleza
Bauherrin des Wasserkraftwerks Konfall ist die „Wasserkraft Konsortial GmbH“. Beteiligt sind die Gemeinde Schluderns mit 76 Prozent, das Vinschger Energiekonsortium VEK und die Energiegenossenschaft SEG mit jeweils 12 Prozent. Präsident des Verwaltungsrates ist Alexander Telser vom VEK, und Bernd Stocker von der SEG sein Stellvertreter. Im 5-köpfigen Gremium ist die Gemeinde mit dem Bürgermeister, seinem Vize und einer Gemeinderätin vertreten. Zur Einweihungsfeier konnte Vize BM Peter Trafoier begrüßte in Vertretung von Telser viele Schludernser:innen und Ehrengäste von außerhalb. Das Werk ist als aufwändiges, gut ausgeklügeltes Mehrzweckprojekt entstanden. Die Stromgewinnung bringt nicht nur einen wirtschaftlichen, sondern auch einen ökologischen Mehrwert. Denn über das Werk wird auch die Beregnungsanlage „Schludernser Ebnet“ gespeist, genauso wie der Saldurbach, der wiederum dem Biotop Schludernser Auen Wasser zuführt, die auszutrocknen drohen. Das erläuterte der Projektant von Patscheider & Partner, Walter Gostner. Er begleitet das Projekt seit elf Jahren und machte deutlich, dass die Projektierungs- und Genehmigungsphase 10mal länger gedauert habe als die effektive Bauzeit. Der Vorteil bei den Bau-Ausschreibungen war diesmal der Privatverhandlungsweg. So ist es noch vor der jüngsten Preissteigerung gelungen, den Bau abzuschließen. Auch die veranschlagten Kosten von 5 Mio. Euro konnten auf unter 4 Mio. gedrückt werden. Das hob BM Heiko Hauser hervor. Er bedankte sich bei allen am Werk Beteiligten und speziell bei Bernd Stocker. Dieser hatte die Arbeiten mit Nachdruck vorangetrieben, gewissermaßen im Sinne seines verstorbenen Vater Sigfried Stocker, der Ideengeber für das Werk war.
Der Probelauf begann am 8. April 2022. Erzeugt werden jährlich rund 7 Mio Kilowattstunden Strom, was den Bedarf von rund 2.000 Haushalten decken kann. Zum Gemeinschaftsprojekt gratulierten LA Sepp Noggler, VEK-Präsident Andreas Tappeiner und SEG-Obmann Elmar Koch und andere. Koch reagierte auf die von Gostner angesprochene lange Genehmigungsphase und forderte die Politiker auf, endlich etwas gegen die schwerfällige Bürokratie zu unternehmen.
Die Südtiroler Steuerzahler erreichen im Alter von 60 bis 64 ihr höchstes Durchschnittseinkommen (im Schnitt 32.311 € brutto pro Jahr). Mit fortschreitendem Alter nimmt allerdings die Ungleichverteilung zu. Frauen bleiben in der Einkommensprogression im gesamten Lebenszyklus hinter den Männern zurück. Perspektivisch zeichnet sich ab, dass die Kluft zwischen den Generationen größer wird. Um dieser Entwicklung vorzugreifen, sind schon jetzt Korrekturmaßnahmen einzuleiten, sagt AFI-Präsident Andreas Dorigoni.
von Albrecht Plangger - In der Abgeordnetenkammer ist es gespenstig ruhig. Keine Geschäftigkeit. Vor den Wahlen treffe ich nur einen 5 Sterne – Kollegen aus den Marche, aber mit Südtiroler Wurzeln, der auch gekommen ist, um sein Büro rechtzeitig zu räumen. Er war als ehemaliger „Forst-General“ vor 5 Jahren angetreten, um den Forst-Korp wieder von den Carabinieri wegzubringen und wieder eigenständig zu machen.. vergeblich.. Nur im Trentino/Südtirol und Aosta sind die Förster nicht Carabinieri geworden. Er war gegen die Abwahl von Ministerpräsident Draghi und ist dann bei der Führungsspitze der 5 Sterne Bewegung in Ungnade gefallen. Alle anderen Kollegen werden wohl noch im Wahlkampf sein. In den Zeitungen hat man immer berechnet, dass von den aktuellen 630 Abgeordneten max. 300 im neuen verkleinerten Parlament übrig bleiben werden. Dazu sollen noch 100 neue Abgeordnete kommen. Es bleibt also spannend, wer weitermachen kann und wer nicht. Nach dem 25. September wird es wohl wieder etwas „geschäftiger“ zugehen. Im Eingangsbereich der Abgeordnetenkammer stehen nun schon übergroße Papierkontainer. Das große Aufräumen wird wohl bald beginnen. Viele Themen werden aber in der neuen Abgeordnetenkammer ohne „Lobby“ bleiben. Für mich persönlich bleibt die so massive Reduzierung der Abgeordneten ein großer Fehler mit weitreichenden negativen politischen Folgen für die Peripherie, das Berggebiet oder die sog. „aree interne“. Um deren Probleme werden sich nur mehr wenige Abgeordneten kümmern.
Die Abgeordnetenkammer trifft sich in diesen Tagen wohl zum letzten Mal zu ca. 60 Abstimmungen für ein vom Senat bereits beschlossenes Hilfsdekret. Eigentlich sollten wir dieses € 17 Milliarden Dekret nur durchwinken, nun aber müssen/dürfen wir einen „blinden Passagier“ beseitigen.
In den Wirren des Wahlkampfes ist die Einkommensdeckelung von max. € 240.00,00 für Spitzenbeamte des Staates aufgeweicht worden. Ministerpräsident Draghi hat sein Veto eingelegt. Der aktuelle Senat muß die Sache nun bereinigen und nach den Wahlen im Oktober extra noch einmal zusammenkommen. Ob da wohl die ca. 150 Abgewählten noch kommen und eine Mehrheit zustande kommt ? Das Hilfsdekret von € 17 Milliarden gegen die horrenden Energiepreise steht auf der Kippe.
Südtirols Bezirksgemeinschaften und Gemeinden erhalten vom Land mehr Geld für das Radwegenetz und für die öffentlichen Bauvorhaben. Die Landesregierung hat dafür grünes Licht gegeben.
Die Landesregierung hat heute (13. September) dem Entwurf einer Zusatzvereinbarung zur Gemeindenfinanzierung 2022 zugestimmt, mit dem die Zuweisungen an die Bezirksgemeinschaften für den Bau, die Instandhaltung und den Betrieb des Radwegenetzes angehoben werden. Die Gemeinden erhalten weiteres Geld für ihre öffentlichen Bauvorhaben.
Was den Betrieb und die ordentliche Instandhaltung des übergemeindlichen Radwegenetzes angeht, werden die Mittel angesichts des nachgewiesenen Bedarfs von 350.000 Euro auf zwei Millionen Euro angehoben.
Für die Finanzierung der öffentlichen Bauten der Gemeinden stellt das Land zusätzlich zu den bisher vorgesehenen neun Millionen Euro weitere elf Millionen Euro und somit für das Jahr 2022 insgesamt 20 Millionen Euro bereit.
"Wir entsprechen damit den Bedürfnissen der Gemeinden und Bezirksgemeinschaften", betonte der Landeshauptmann und Gemeindenlandesrat, den die Landesregierung heute auch zur Unterzeichnung der neuen Zusatzvereinbarung ermächtigt hat. Der Landeshauptmann verwies zudem auf eine weitere Bestimmung in der neuen Vereinbarung, die vorsieht, dass künftig auch Gemeinden mit bis zu 1200 Einwohnenden einen Gemeindesekretär oder einer Gemeindesekretärin in Vollzeit oder in einem Teilzeitarbeitsverhältnis von mindestens 75 Prozent beschäftigen können. "Eine Regelung, auf die kleine Gemeinden hart warten", wie der Landeshauptmann betonte.
Schließlich beinhaltet der Vereinbarungsentwurf auch eine Terminverlängerung: Gemeinden wird mehr Zeit für die Abrechnung der ausbezahlten Kapitalbeiträge, der sogenannten Fixquote, zugestanden, sofern schwerwiegende und gerechtfertigte Gründe vorliegen.
Die Zusatzvereinbarung, der der Rat der Gemeinden bereits zugestimmt hat, tritt nach Unterzeichnung durch den Landeshauptmann und den Präsidenten des Rates der Gemeinden in Kraft.
jw
Die Kriterien und Modalitäten für die Erhebung, Obergrenze und Zuweisung von Gästebetten stehen fest: Die Landesregierung hat heute (13. September) die entsprechende Durchführungsverordnung genehmigt.
Die erste Durchführungsverordnung zum Landestourismusentwicklungskonzept (LTEK) 2030+ regelt die Kriterien und Modalitäten für die Erhebung der Gästebetten sowie die Festlegung der Bettenobergrenze und die Zuweisungsmodalitäten der Gästebetten im Land. Die Landesregierung hat die Verordnung zur Bettenkontingentierung in ihrer Sitzung am heutigen Dienstag (13. September) genehmigt, anschließend stellten sie der Landeshauptmann und der Tourismuslandesrat in einer Pressekonferenz der Öffentlichkeit vor.
Mit der Änderung des Gesetzes "Raum und Landschaft" am 21. Juli 2022 hatte der Südtiroler Landtag die im LTEK 2030+ vorgesehene Bettenobergrenze gesetzlich verankert. An der entsprechenden Durchführungsverordnung hat das für den Tourismus zuständige Landesressort in den letzten Monaten im Austausch mit den Vertreterinnen und Vertretern der Tourismusbranche intensiv gearbeitet. Heute hat die Landesregierung die Verordnung einstimmig genehmigt.
Schritt 1: Betten erheben
Zunächst geht es darum, die gesamten Betten im Land zu erheben. Dies sei Aufgabe der Gemeinden, erklärt der Landesrat. Die Durchführungsverordnung legt fest, dass für gastgewerbliche Betriebe, die am 31. Dezember 2019 bestanden haben, die Bettenobergrenze aufgrund der Erlaubnis oder der ordnungsgemäß gemeldeten Nächtigungen zu einem frei wählbaren Datum im Jahr 2019 festgelegt wird. Bis 31. März 2023 kann eine Erhöhung der Bettenanzahl beantragt werden, sofern die Voraussetzungen dafür gegeben sind. Jene Betriebe, die ab dem 1. Jänner 2020 eröffnet haben und im Anschluss durch bauliche Eingriffe ihre Bettenzahl erhöht haben, können diese Betten zu jenen auf der Erlaubnis hinzurechnen. Für Campingplätze zählen hingegen drei Betten pro Stellplatz beziehungsweise pro Mobilheim.
Ziel der Erhebung ist es, über eine Obergrenze an Gästebetten zu verfügen, die aus der Summe aller rechtmäßigen Schlafgelegenheiten für Gäste im Alter von über 14 Jahren besteht.
Schritt 2: Kontingentierung
Es folgt eine anschließende Gästebettenkontingentierung nach vier Kategorien: Gästebetten der gastgewerblichen Betriebe, Gästebetten laut Landesgesetz für die Vermietung von Privatzimmern und möblierte Ferienwohnungen, Gästebetten im Sinne des Landesgesetzes zur Urlaub auf dem Bauernhof-Tätigkeit sowie zuweisbare Gästebetten auf Gemeindeebene. Falls die Tätigkeit eines Betriebes eingestellt wird, fallen die Betten zum einen ins Gemeindekontingent (95 Prozent). Sie können getrennt nach gastgewerblichen und nicht-gastgewerblichen Gästebetten umverteilt werden. Die verbleibenden fünf Prozent fallen in das Landeskontingent.
Schritt 3: Zuweisung
Für die Zuweisung der Gästebetten auf Gemeindeebene muss ein Antrag bei der zuständigen Gemeinde gestellt werden. In Sondersituationen kann die Landesregierung auf Antrag der Gemeinde zusätzliche Betten zuweisen.
Vorschuss und Ausnahmeregelungen
Um einen Stillstand der Branche zu vermeiden, werden 7000 Gästebetten auf Gemeinde- und 1000 auf Landesebene als Vorschuss gewährt werden, erläutert der Landesrat. Die zugeteilten Gästebetten müssen jedoch innerhalb von zehn Jahren mit aufgelassenen Betten ausgeglichen werden.
Ausnahmeregelungen gibt es für neue und bestehende gastgewerbliche Betriebe in historischen Ortskernen als Anreiz zur Belebung derselben sowie für Urlaub auf dem Bauernhof-Betriebe nach Genehmigung der entsprechenden Kriterien durch die Landesregierung, mit dem Ziel die bäuerlichen Familienbetriebe zu erhalten.
"Wir haben uns für eine neue, nachhaltige uns zukunftsweisende Tourismuskultur für Südtirol entschieden und wollen diese auch mit entsprechenden Querkontrollen und Sanktionen voranbringen", erklärte der zuständige Landesrat die Stoßrichtung der Durchführungsverordnung.
Anhang zum Herunterladen: Zusammenfassung der Durchführungsverordnung zum LTEK 2030+
np
Landeshauptmann zieht Bilanz: "Wir haben den Finger in offene Wunden gelegt. Südtirol kann und will Zeichen setzen”. Erfreuliche Besucherzahlen: 10.000 Interessierte haben die Veranstaltung verfolgt.
Am Ende der ersten Ausgabe der Sustainability Days zog Südtirols Landeshauptmann eine positive Bilanz: "Es gab Raum für Ideen und Vorschläge. Der Finger wurde in offene Wunden gelegt. Es gab Gelegenheit, Probleme zu beleuchten." Nachhaltigkeit sei in diesen Tagen zu einem greifbaren Konzept geworden: "Es war nicht reine Philosophie", sagte der Landeshauptmann in den Schlussworten zur Veranstaltung. Nun müsse man sofort an die Umsetzung gehen, denn Nachhaltigkeit passiere "nicht von allein". Das Dokument mit den Empfehlungen (Recommendation Paper) des wissenschaftlichen Beirats bilde den Leitfaden dafür.
Sozialer Aspekt bei Sustainability Days 2023: "Niemanden zurücklassen"
Entschieden sei jetzt schon, dass es im September 2023 die zweite Ausgabe der Sustainability Days geben werde – dann bereichert um den Aspekt Soziale Nachhaltigkeit. "Der soziale Aspekt ist auch Teil der UN-Agenda 2030: Ein Nachhaltigkeitsziel ist es, niemanden zurückzulassen. 3,5 Milliarden Menschen auf der Welt spüren bereits jetzt die Auswirkungen der Klimakrise. Südtirol ist zwar nur ein Punkt auf der Weltkarte, aber wir können und wollen Zeichen setzen. Diese Sustainability Days waren eines davon," betonte der Landeshauptmann
Jugendliche als "politische Kraft"
Besonderen Einsatz für eine nachhaltige und lebenswerte Welt machte er bei der Jugend aus. "Die Jugendlichen, auch Protestbewegungen wie Fridays for Future und Youth Climate Justice, haben mit ihrer Kraft politisch viel bewegt", zollte der Landeshauptmann der Jugend Respekt. Ebenso den Hut zog er vor Nobelpreisträger Robert Engle und Transportminister Enrico Giovannini. Ihre Aussagen "Die Umstellung nicht zu machen kostet mehr, als sie zu machen" und "die Kosten, die durch Umweltschäden verursacht werden, sind das Hauptproblem der Ökonomie" (beide Engle) und "die größte Fehlentscheidung war es, die Leistungen eines Landes anhand seines Bruttoinlandsprodukts zu messen" (Giovannini) hätten ihn beeindruckt. Eine Aussage von Jane Goodall gab er den Zuhörern mit auf den Weg: Sie sei 88 und habe immer noch Energie, sich einzusetzen. "Diese Energie steckt in jedem von uns", sagte Goodall während ihres Auftritts zu einer jungen Fragestellerin. Auch der Landeshauptmann wünscht sich nun, "dass sich jeder Einzelne ein bisschen einsetzt, damit die Welt ein bisschen besser wird".
Hinteregger (IDM): "Wir haben uns auf den richtigen Weg gemacht."
Positiv fällt auch die Bilanz des Zuspruchs bei der ersten Ausgabe der Sustainability Days aus: Mehr als 10.000 Interessierte haben die Nachhaltigkeitstage entweder vor Ort oder online verfolgt. Wer sich für den Online-Stream registriert hatte, sah sich im Durchschnitt mehr als zwei Vorträge an. Entsprechend zufrieden zeigt sich IDM-Generaldirektor Erwin Hinteregger: "Diese Besucherzahl zeigt, dass die Sustainability Days wichtig sind. Ich bin überzeugt, dass wir auf dem richtigen Weg sind." Es sei gelungen, zahlreiche lokale Akteure einzubeziehen und rund 70 Initiativen in ganz Südtirol zu organisieren. "Auch als Organisatoren dürfen wir mehr als zufrieden sein", sagte Hinteregger, "denn 814 befragte Teilnehmende gaben der Veranstaltung 4,4 von 5 möglichen Punkten."
mdg/red
Die Empfehlungen des Advisory Board für eine nachhaltige Entwicklung der ländlichen Regionen standen im Zentrum der heutigen (9. September) Abschlussveranstaltung der Sustainability Days.
"Wir müssen dringend handeln", sagte am heutigen Freitag (9. September) Marco Frey, Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats der Nachhaltigkeitstage 2022. Ein weiteres Abwarten würde die ökologischen, ökonomischen und sozialen Kosten noch erhöhen. Nachhaltigkeit sei ein komplexes Thema, weshalb es einen integrierten Ansatz brauche. "Das Ziel ist eine langfristige Vision, die zu einer Win-Win-Situation für die ländlichen Gebiete führt", so Frey. Die oberste Priorität komme dabei der ökologischen Nachhaltigkeit zu: "Alles menschliche Handeln hängt vom Naturkapital und den Ökosystemleistungen ab. Das Fazit: Transformation darf keinesfalls auf Kosten der Biodiversität gehen", resümierte Marco Frey.
Empfehlungen in vier Themenbereichen
Frey brachte auch die Empfehlungen im Themenbereich "Landwirtschaft und Ernährung" auf den Punkt: "Allen voran ein Bewusstsein für die Biodiversitätskrise schaffen, zweitens die Rolle der Forschung in der Lebensmittelproduktion stärken und schließlich nachhaltige Ernährung fördern."
Den Schwerpunkt "Energieeffizienz und erneuerbare Energie" bezeichnete Beiratsmitglied Elena Comelli "für die Rettung des Planeten" als zentral. Die Empfehlungen lauten: "Den Energieverbrauch reduzieren, Platz machen für die Produktion und Speicherung von Erneuerbaren Energien, weiters die Zusammenarbeit und die Beteiligung, vor allem von Frauen und Jugendlichen, fördern." Comelli gab zu bedenken: "Wir haben die nötigen Technologien, um den Wandel von den fossilen zu den erneuerbaren Energieträgern zu vollziehen, müssen aber darauf achten, dass es dabei möglichst viele Gewinner und wenig Verlierer gibt."
Im Themenbereich "Nachhaltige Mobilität" gibt es kein Allheilmittel, unterstrich Georg Hauger vom Advisory Board. Ländliche Räume würden ganz andere Lösungen erfordern als urbane Räume. Die Empfehlungen zu diesem Themenbereich sind daher, "Regeln zu überdenken und neu zu denken, die Bündelung und Integration von Mobilitätsdiensten zu ermöglichen und Nischenplayer und gute Beispiele zum Vorbild zu nehmen", fuhr Hauger fort.
Beiratsmitglied Raffaella Rumiati schließlich präsentierte die Empfehlungen zum Schwerpunkt "Resiliente regionale Lebensräume". Schlüsselfaktoren dafür seien ökologische, wirtschaftliche und soziale: "Einzigartige Naturräume festlegen und schützen, das Regionaleinkommen durch die Schaffung vor Arbeitsplätzen steigern und nicht zuletzt die Gemeinschaft durch Netzwerke und interdisziplinäres Zusammenarbeiten stärken."
Empfehlungspapier Brüssel und Rom vorlegen
"Jetzt gehen wir in die Umsetzung", erklärte der Landeshauptmann im Anschluss. Es gelte nun, das Empfehlungspapier (Recommendation Paper) der Nachhaltigkeitstage sowohl auf europäischer Ebene zu präsentieren als auch die römischen Stellen darüber zu informieren. "Die Südtiroler Landesregierung wird sich damit in einer eigenen Klausur befassen und die Empfehlungen mit unserer Agenda abgleichen", erklärte der Landeshauptmann. "Wir möchten unsere autonomen Spielräume nutzen, um einen Paradigmenwechsel einzuleiten und die ökologische Nachhaltigkeit in unserem Land voranzutreiben. Aber auch, um die Gesellschaft wieder mehr zusammenzuführen." Ressourcenknappheit, Klimawandel und die Alterung der Gesellschaft: All das stifte Unfrieden. Nachhaltigkeit sei der neue Kitt für die Gesellschaft, so der Landeshauptmann.
Südtirol als Pilotregion für Kreislaufökonomie
Zum Abschluss legte der Chef des Obersten Instituts für Forschung und Schutz der Umwelt (ISPRA) Stefano Laporta die Latte noch ein wenig höher: Südtirol solle "Best Practise"-Beispiel in Italien werden und Pilotregion für Kreislaufwirtschaft werden. Er sagte konkrete Hilfe seines Instituts bei der Umsetzung zu.
Der Präsident der italienischen Regionenkonferenz wird das Recommendation Paper bei einer Sondersitzung der Regionenkonferenz auf die Tagesordnung setzen. Der Vertreter des EU-Ausschusses der Regionen meinte, dass regionale Inititativen "eine Schatzkammer" für Europa seien, denen mehr Wichtigkeit und zuerkannt werden müsse. "Ihr Land hat durch die Autonomie mehr gesetzgeberische Flexibilität und das ist ein Vorteil", sagte er. Ziel auch für die EU müsse es sein, ländliche Gegenden verstärkt in den Fokus zu rücken und als attraktiven Lebensraum zu erhalten. Südtirol sei unter diesem Gesichtspunkt bereits ein Vorbild. Daran knüpfte ISPRA-Chef Laporta mit seinem Vorschlag, Südtirol zur Vorbildregion in Sachen Nachhaltigkeit zu machen. Es gebe inzwischen keinen Zweifel mehr, dass ein Wandel notwendig sei und eine Kreislaufwirtschaft das Ziel sein müsse. "Und dafür sind die Recommendations, die bei diesen Sustainability Days erarbeitet wurden, eine interessante Basis".
"Dass Südtirol das Labor für Italien sein soll, ist motivierend für die Gesellschaft" meinte der Landeshauptmann abschließend. Die Politik müsse mutig sein und vorausgehen. "Der Erhalt des Status Quo ist nicht unsere Aufgabe", sagte er.
red/mpi
Mit Aktivisten haben Landeshauptmann, Mobilitätslandesrat und Umweltlandesrat heute in Bozen über Nachhaltigkeit diskutiert. Das Fazit: Gemeinsam, verantwortungsbewusst und rasch handeln!
Politik und Gesellschaft müssen gemeinsam, verantwortungsbewusst und rasch ins Handeln kommen, um die Herausforderungen in puncto Nachhaltigkeit zu meistern: Zu diesem Fazit kamen am heutigen Donnerstag (8. September) heute Südtiroler Umweltaktivisten und -innen mit den Vertretern der Südtiroler Landesregierung bei einer Diskussionsrunde im Rahmen der Sustainability Days in Bozen.
Gleich zu Beginn der Diskussionsrunde mit dem Landeshauptmann, dem Umweltlandesrat und dem Mobilitätslandesrat, Majda Brecelj (Fridays for Future Südtirol), Zeno Oberkofler (Fridays for Future Südtirol) und David Hofmann(Climate Action) unter der Leitung von Pietro Polidori wurden die Partizipationsmöglichkeiten der Aktivisten bei Entscheidungen zur Nachhaltigkeit beleuchtet. Oberkofler brachte dabei das Beispiel des Klimabürgerrats in Österreich, also eines Gremiums mit Vertretenden aus der Gesellschaft, das sich mit Antworten auf die Klimakrise beschäftigt. "Wir wollen künftig einen Tisch einrichten, mit Vertretungen der Jugend, der Umweltverbände, der Arbeitgebenden und der Gewerkschaften, der ähnlich funktioniert wie der Klimabürgerrat", kündigte der Landeshauptmann an. Auch Gelder könnten für den Einsatz der Organisationen bei den nächsten Nachhaltigkeitstagen bereitgestellt werden.
Wichtiges Instrument für mehr Nachhaltigkeit der Landesregierung ist der "Klimaplan Südtirol 2040". Gerade bei der Erarbeitung des Klimaplans sei es wichtig gewesen, auch das Ohr an der Gesellschaft zu haben und die Meinung der jungen Aktivisten, Organisationen und Interessensvertretungen anzuhören. Nun sei es an den Experten, den Plan zu bewerten, sagte der Umweltlandesrat. "Wir sind uns alle einig, dass mit dem Klimaplan ein Schritt in die richtige Richtung gemacht wird. Die Ziele stimmen. Was uns jetzt noch fehlt, sind die konkreten Maßnahmen", unterstrich Brecelj. Der Umweltlandesrat bekräftigte, dass der Plan Schritt für Schritt umgesetzt werde. Politik baue in einem demokratischen System auf Konsens auf und es brauche deshalb auch den Aktivismus, der den gesellschaftlichen Wandel herbeiführe, damit die Politik auch einschneidende Maßnahmen treffen könne, sagte der Landeshauptmann und unterstrich, dass beispielsweise drei Jahre Fridays for Future schon viel bewirkt hätten. Wichtig sei es jetzt, Fonds zu schaffen, um die zwei großen Herausforderungen Klimakrise und demografischen Wandel zu meistern.
Insgesamt sei es wichtig, auf der Basis von Daten und Fakten zu handeln und Informationen auszutauschen und mitzuarbeiten. Dazu waren auch alle beim Südtirolplan für die Mobilität eingeladen, der in Ausarbeitung ist. Es gebe viel Potenzial, den Mobilitätsbedürfnissen anders zu begegnen: Das fange aber auch bei jedem einzelnen selbst an, etwa ob man mit dem Auto oder dem Zug fahre, sagte der Mobilitätslandesrat. Für große Vorhaben wie den Ausbau der Bahn als Rückgrat emissionsfreier Mobilität und Vorhaben wie den Brenner Basistunnel mit den Zulaufstrecken zur Verlagerung von Personen- und Warenverkehr von der Straße auf die Schiene brauche es Entscheidungen und Investitionen vor allem im Infrastrukturbereich, denn nur dann könnten Fahrpläne verdichtet werden, erklärte der Landesrat und zählte die nächsten wichtigen Vorhaben wie den Ausbau der Meraner Linie, den Bau der Riggertalschleife oder des Virgl- Bahntunnels auf.
Angesprochen wurde auch die Verkehrsbelastung durch die Brennerachse. Sowohl Landesregierung als auch die Aktivistinnen und Aktivisten waren dafür, mit Mauttarifen zu arbeiten. "Es braucht hier Kostenwahrheit, und zwar, dass zum Beispiel für Konsumierende Waren, die weit transportiert werden müssen, auch teuer sind", sagte dazu der Landeshauptmann und erklärte, der in Rom zur Führung der Brennerautobahn hinterlegte Vorschlag setze auf eine Umweltmaut und auf Kontingentierung. "Es wird weiterhin Verkehr auf Rädern geben - wer aber auf der Autobahn fährt, soll diese buchen, wie man ein Zugticket bucht", sagte der Landeshauptmann. Insgesamt müssten die Emissionen durch den Verkehr gesenkt werden, betonte der Mobilitätslandesrat.
Zur Sprache kamen auch die verschiedenen Strategien zur Nachhaltigkeit in der Demokratie insgesamt. Die derzeitigen Partner in der Landesregierung hätten sich auf bestimmte Umweltziele geeinigt, die nun verfolgt würden, so die Vertreter der Landesregierung. Was die Nachhaltigkeit betreffe, habe sich die Landesregierung zwei Hauptziele gesetzt, betonte der Umweltlandesrat: "Wir wollen vor allem an der Dekarbonisierung und an der Energieautonomie, also der verstärkten Nutzung eigener und sauberer Energie arbeiten, zum Beispiel durch die Photovoltaik-Förderprogramme über den staatlichen Aufbaufonds PNRR", sagte der Umweltlandesrat.
Insgesamt gelte es, klimafreundliches Verhalten zu fördern. Dazu brauche es gegenseitiges Vertrauen, Überzeugung, aber auch Regeln, waren sich die Diskussionspartner einig. Es sei auch nachhaltig, solche Diskussionen wie die heutige zu führen, sagte der Mobilitätslandesrat. "Eigenverantwortung ist weiter gefragt, denn jeder einzelne kann jeden Tag einen kleinen Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit leisten", fasste der Landeshauptmann zusammen.
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