Bei den Nachhaltigkeitstagen wurde heute die neu gegründete "Allianz für Lehre und Forschung" vorgestellt. "Ein Meilenstein in der Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Politik", so der LH.
"Um die große Transformation, die uns bevorsteht, zu gestalten, brauchen wir die Expertise der Wissenschaft", betonte der Landeshauptmann gleich zu Beginn der Vorstellung. Die Idee einer systematischen Zusammenarbeit der Südtiroler Forschungseinrichtungen im Rahmen der "Allianz für Lehre und Forschung für eine nachhaltige Entwicklung Südtirols" geht auf das Jahr 2020 zurück. Heute (8. September) hat sich der Zusammenschluss, der die Landesregierung in punkto Nachhaltigkeit wissenschaftlich begleiten und unterstützen wird, bei den Sustainability Days in der Messe Bozen präsentiert.
"Die Tatsache, dass wir nunmehr über einen einzigen Ansprechpartner zu den großen technologischen, klimatischen, sozio-ökonomischen und sozialpolitischen Fragestellungen verfügen, ist ein Meilenstein und eröffnet in der Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Politik eine neue Dimension", betonte der Landeshauptmann. Dabei sei es wichtig, dass diese wissenschaftliche Unterstützung von lokalen Forschungseinrichtungen komme: "Sie kennen das lokale Umfeld am besten. Mit ihrer Hilfe wird es möglich sein, konkrete Handlungsoptionen zu finden, die auf Südtirol und die örtlichen Gegebenheiten zugeschnitten sind", unterstrich der Landeshauptmann.
Know-how bündeln
"Die Herausforderungen der nächsten Jahre sind enorm, nur indem wir institutionenübergreifend zusammenarbeiten, können wir unser gemeinsames Know-how bündeln, unsere Aktivitäten in Forschung und Lehre abstimmen und Synergien nutzen", erklärte Alexander Weissensteiner, Freie Universität Bozen, die Zielsetzung der neu gegründeten Allianz. Für diese übernimmt die Freie Universität Bozen die administrative Leitung. Im Koordinierungskomitee sind neben der Uni Bozen EURAC research und die Philosophisch-Theologische Hochschule Brixen vertreten. Mitglieder sind weiters das Versuchszentrum Laimburg, das Fraunhofer Institut, Naturmuseum Südtirol, Ökoinstitut Südtirol und Eco Research. "Wichtig zu betonen ist, dass die Allianz für weitere am Thema Nachhaltigkeit interessierte Institutionen offen ist", ergänzte Weissensteiner.
Der Beitrag von EURAC research wird vor allem im Bereich der Klimarisiko-Anpassung liegen, erklärte Marc Zebisch von EURAC research. Für ihn besteht die Aufgabe der Allianz für Lehre und Forschung auch darin, "nicht nur top-down - also von oben - Empfehlungen zu geben, sondern in Dialog mit allen Akteuren zu kommen und praxisbezogen zu arbeiten", sagte Zebisch und verwies auf das "Center for Climate Change and Transformation", dessen Gründung derzeit an der EURAC im Laufen ist.
Mutiges Handeln gefragt
Zu einem "nüchternen Blick auf die Fakten und mutigem Handeln Richtung Zukunft" rief Alexander Notdurfter von der Philosophisch-Theologischen Hochschule Brixen auf: "Philosophie und Theologie können helfen, Angst zu binden und Motivation zu stärken, um ins Handeln zu kommen und nicht zu erstarren", unterstrich Notdurfter. "Angesichts der großen Herausforderungen benötigen wir nicht nur den wissenschaftlichen Ansatz, sondern auch einen Wertewandel." Nur so könnten Fragen, wie jene nach dem Umgang mit Zielkonflikten, angegangen werden.
Dass die Vielfalt die Stärke der neuen "Allianz für Lehre und Forschung für eine nachhaltige Entwicklung Südtirols" ist, erklärte schließlich Johann Gamper von der Freien Universität Bozen, die quer durch alle Fakultäten Themen der Nachhaltigkeit behandelt. "Nur so können wir den ganzen Weg von der Grundlagenforschung bis zur Implementierung gehen."
mpi
"Energiegemeinschaften als innovative Genossenschaftsform" standen im Mittelpunkt eines Runden Tisches heute (7. September) im Rahmen der "Sustainability Days" in der Messe Bozen.
Unter den 17 nachhaltigen Entwicklungszielen der Agenda 2030 findet sich Ziel 7 "Clean and accessible energy" ("Bezahlbare und saubere Energie"). Es zielt darauf ab, bis 2030 den Zugang zu erschwinglichen, zuverlässigen, nachhaltigen und modernen Energiesystemen für alle zu gewährleisten. Welchen Beitrag dazu Energiegemeinschaften leisten können, wurde heute (7. September) in der Messe Bozen bei einem Runden Tisch mit Expertinnen und Experten der Südtiroler Genossenschaftsverbände diskutiert.
Zu Energiegemeinschaften (auch bekannt als Gemeinschaften für erneuerbare Energien, "Renewable Energy Communities") können sich Privatpersonen, Unternehmen und lokale Körperschaften zusammenschließen. Sie statten sich mit einer Infrastruktur zur Erzeugung von Energie aus erneuerbaren Quellen aus und produzieren, speichern, verkaufen und verbrauchen Energie. Mitglieder sind also häufig "Prosumers", das heißt Personen, die Energie gleichzeitig produzieren und konsumieren. Die wichtigste Form, was die Anlagen betrifft, ist derzeit die Fotovoltaik. Wer beispielsweise eine Fotovoltaikanlage errichtet, kann in einer Energiegemeinschaft mit seinen Mitgliedern die eigenerzeugte Energie gemeinschaftlich selbst verbrauchen.
"Das ist ein Paradigmenwechsel", erklärte Manuela Paulmichl, Direktorin des Landesamtes für Genossenschaftswesens, die die Podiumsdiskussion moderierte. "Die Mitglieder agieren also nicht nur als Verbraucher, sondern auch Produzenten, was wirtschaftliche und soziale Vorteile mit sich bringt. Zudem nutzen Energiegemeinschaften regenerative Ressourcen und fördern damit eine nachhaltige, lokale und saubere Energieversorgung." Sie sollen damit einen Beitrag zur Klimaneutralität leisten und die Energiewende durch erneuerbare Energien vorantreiben.
Genossenschaften am besten geeignet
Wie die anwesenden Vertreter der Südtiroler Genossenschaftsverbände - Raiffeisenverband, Coopbund, Cooperdolomiti und AGCI - betonten, "ist das Genossenschaftsmodell genau auf diese Entwicklung ausgerichtet, denn die Förderung der Mitglieder und des Bezugsgebietes stehen bei einer Genossenschaft stets im Vordergrund." Genossenschaften seien demokratisch ausgerichtet und es gelte das Prinzip der "offenen Tür": Mitglied werden können alle, die die Voraussetzungen dafür mitbringen.
Anderseits seien sie wie eine Kapitalgesellschaft aufgestellt und transparent geführt, was sie auch für komplexe Tätigkeiten geeignet macht. "Aus diesem Grund sind ist die Genossenschaftsform sehr geeignet, um Energiegemeinschaften zu gründen", so die Vertreter der Genossenschaftsverbände. Sie arbeiten mit dem Landesamt für die Entwicklung des Genossenschaftswesens zusammen, um das Modell "Energiegemeinschaft in Genossenschaftsform" in Südtirol zu unterstützen.
Bis Jahresende gesetzliche Voraussetzungen
Die Möglichkeit der Gründung von Energiegemeinschaften geht auf die Festlegung der EU-Energieeffizienz-Richtlinie im Jahr 2018 zurück; in Italien wurde diese im Vorjahr mit der Umwandlung des Dekrets der Aufschubverordnung ("Milleproroghe") ermöglicht.
"Wir sind noch nicht ganz da, wo wir sein sollten, aber bis Jahresende müssten in Italien alle gesetzlichen Maßnahmen in Kraft sein, um die Gründung von Energiegemeinschaften in Genossenschaftsform zu erleichtern", berichtete Barbara Passarella vom Raiffeisenverband.
Vor allem gehe es darum, auch Mitgliedern, die sich nicht in räumlicher Nähe zueinander befinden, die Bildung von Energiegemeinschaften zu ermöglichen, erklärte Enrico Bramerini, Präsident von Cooperdolomiti. Er sprach die historische Bedeutung der Energiegenossenschaften in Italien an und unterstrich die große Bedeutung der neuen Form der Energiegemeinschaften auf europäischer Ebene.
Auch für Nicola Grosso, Vizedirektor von AGCI, ist die Genossenschaftsform die am besten geeignete Rechtsform, um die Bedürfnisse der Mitglieder der Energiegemeinschaften zu erfüllen. "Das Selbsthilfeprinzip ist in der DNA der Genossenschaften. Zudem ist diese Rechtsform geeignet, alle Akteure – von der Produktion über die Netzeinspeisung bis hin zum Konsum – auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen."
Alex Baldo von Coopbund Südtirol betonte schließlich, dass die institutionelle Unterstützung zwar wichtig sei, die Initiative bei der Gründung von Energiegemeinschaften aber immer von der Basis (bottom-up) ausgehen müsse: "Es braucht aktive Bürgerinnen und Bürger sowie aktive Klein- und Mittelunternehmen. Wir sind aber zuversichtlich, denn Südtirol ist ein fruchtbarer Boden für Kooperation."
Am Samstag, 10. September, findet am Vernagt Stausee die traditionelle Rückkehr der Schafe statt. Das Fest wird vom Schafzuchtverein Schnals organisiert, gefeiert wird ab circa 10.00 Uhr. (Ankunft der Schafe und Hirten gegen 14.00 Uhr)
Ein Shuttle-Bus bringt die Gäste ab Unser Frau (Parkplatz oberhalb dem archeoParc) ab 9.30 Uhr nach Vernagt (Euro 2,00 pro Person pro Fahrt). Den Gästen stehen zusätzlich die öffentlichen Busse, sowie der Martelltal Reisen Zusatzbus zur Verfügung.
Am Sonntag, 11. September ist Kurzras die Bühne dieses einmaligen Schauspiels. Das Fest in der Höhe der Talstation der Gletscherbahn, wird von der Bergrettung Schnals organisiert.
(Ankunft der Schafe ca. 15.00 Uhr)
Auch in diesem Jahr wird ein Transhumanz-Ticket anlässlich dieses besonderen Tages seitens der Schnalstaler Gletscherbahnen AG angeboten.
Zusatzbusse: Neben den öffentlichen Bussen verkehrt am Samstag, sowie am Sonntag von Naturns bis Kurzras der Bus der Firma Martelltal Reisen. Der Zusatzbus fährt die Haltestellen Katharinaberg und Karthaus nicht an. Die Gäste dieser Ortschaften sind gebeten, den öffentlichen Bus zu benutzen.
Für Photovoltaikanlagen und weitere energetische Maßnahmen bei landwirtschaftlichen Betriebsgebäuden sind Förderungen vorgesehen. Ansuchen sind vom 27. September bis 27. Oktober möglich.
Das Ministerium für Landwirtschafts-, Ernährungs- und Forstpolitik (Mipaaf) hat über die Förderschiene "Parco Agrisolare" einen Aufruf zur Realisierung von Photovoltaikanlagen auf Dächern landwirtschaftlicher Betriebsgebäude veröffentlicht.
Die im staatlichen Wiederaufbaufonds (PNRR) für den "Parco Agrisolare" vorgesehenen Mittel belaufen sich auf 1,5 Mrd. Euro. Davon sind 1,2 Mrd. Euro für Maßnahmen im Bereich der landwirtschaftlichen Primärproduktion und die restlichen 300 Mio. Euro zu gleichen Teilen für Investitionen in die Verarbeitung von Primärerzeugnissen zu landwirtschaftlichen und nicht-landwirtschaftlichen Erzeugnissen vorgesehen. Gefördert wird die Installation von Photovoltaikanlagen mit einer Höchstleistung zwischen 6 kWp und 500 kWp auf Dächern von landwirtschaftlich genutzten Gebäuden.
Darüber hinaus sind auch Speichersysteme, elektrische Ladestationen und Maßnahmen zur Verbesserung der Energieeffizienz der Gebäude, wie die Entfernung und Entsorgung von Asbest, Wärmedämmung oder Belüftungssysteme von Dächern förderfähig.
Wer darf ansuchen?
Zum Ansuchen berechtigt sind landwirtschaftliche Einzelbetriebe oder Gesellschaften, landwirtschaftliche Genossenschaften und deren Konsortien sowie agroindustrielle Betriebe. Von der MwSt.-Registerführung befreite Betriebe, die im Jahr 2021 einen Umsatz von weniger als 7000 Euro erwirtschaftet haben, sind von der Förderung ausgeschlossen.
Frist vom 27. September bis 27. Oktober
Die Ansuchen können über das Portal des GSE (Gestore dei Servizi Energetici) im Zeitraum vom 27. September (ab 12:00 Uhr) bis spätestens 27. Oktober 2022 (bis 12:00 Uhr) eingereicht werden. Die Förderungen werden anhand dieses Schalterverfahrens bis zur Erschöpfung der Mittel gewährt. Dies bedeutet, dass die zeitliche Reihenfolge des Eingangs ausschlaggebend sein wird.
Der Hauptbestandteil des Ansuchens besteht aus dem technischen Bericht eines befähigten Technikers. Aus diesem Grund ist es empfehlenswert, einen Techniker hinzuzuziehen, der diesen Bericht verfassen und nach Möglichkeit auch das Fördergesuch stellen kann.
Ansuchen über das Ministerium
Hier der direkte Link zum Aufruf samt Unterlagen auf dem Internetportal des Ministeriums für Landwirtschafts-, Ernährungs- und Forstpolitik.
red
Mit Fokus auf dem Handlungsfeld "Klima&C02-Reduktion" wurde bei den Sustainability Days der Aktionsplan 2030 vorgestellt, ein Maßnahmenkatalog zur Umsetzung des Strategiepapiers LandWIRtschaft 2030.
Bei den "Sustainability Days Südtirol 2022" hat der Landwirtschaftslandesrat gemeinsam mit dem Obmann des Südtiroler Bauernbundes Leo Tiefenthaler am heutigen Mittwoch (7. September) in der Messe Bozen den Aktionsplan 2030 vorgestellt. Unter dem Motto "Landwirtschaft 2030: Südtirols nachhaltiger Weg", hatten sich Südtirols Politik mit den Interessensvertretern im Frühjahr 2022 zusammengeschlossen, um die nachhaltige Entwicklung der Südtiroler Landwirtschaft geschlossen voranzutreiben. Der nun vorgestellte Aktionsplan ist ein Maßnahmenkatalog mit rund 100 Projekten, um das gemeinsame Vorhaben umzusetzen.
Die Projekte des Südtiroler Bauernbundes, der Sektoren, des Landes Südtirol und der wissenschaftlichen Institutionen werden den sechs Handlungsfeldern des Strategiepapiers LandWIRtschaft 2030 zugeordnet: Familienbetriebe und ländlicher Raum, Klima und CO2-Reduktion, Wasser und Boden, Artenvielfalt und Landschaft, Gesundheit und Genuss sowie Dialog mit der Gesellschaft. Außerdem wurde der Punkt Monitoring & Digitalisierung hinzugefügt, um auch die digitale Weiterentwicklung der Landwirtschaft im Blick zu haben.
Der Fokus der heutigen Vorstellung lag auf dem Handlungsfeld "Klima & C02-Reduktion". Der Landwirtschaftslandesrat erklärte, dass "die Folgen des Klimawandels bereits spürbar sind. Die möglichen Anbauhöhen steigen und extreme Wetterereignisse häufen sich, die Vegetation setzt immer früher ein." In Südtirol entfallen 18 Prozent der CO2-Emissionen auf die Landwirtschaft. Auswirkungen auf das Klima seien jedoch nicht nur auf die landwirtschaftliche Produktion zurückzuführen, sondern auch auf das Konsumverhalten der nicht-bäuerlichen Bevölkerung – es brauche ein Umdenken.
Von Kohlensotffkataster bis CO2-Bonus für Holzbauweise: konkrete Projekte
Vorgestellt wurden bei den Sustainability Days konkrete Projekte, an denen man gemeinsam mit den Partnern arbeitet, um aufzuzeigen, dass die Landwirtschaft ihren Beitrag für eine positive Klimabilanz leistet. Mit dem Kohlenstoffkataster wird die Erfassung und Bewertung der Kohlenstoff-Vorräte in landwirtschaftlich genutzten Flächen Südtirols gemessen werden, um einen Überblick zur CO₂ Bilanz erstellen zu können. Auf der anderen Seite werden mit dem CO₂-Bonus für Holzbauweise die Aufstockung des mittel- und langfristigen CO₂-Speicherstocks gefördert. Nicht zuletzt meinte der Landesrat für Landwirtschaft, dass auch ein langfristiger Blick in die Zukunft notwendig sei. Unsere vernetzte digitale Welt biete Möglichkeiten, die genutzt werden können, um einen positiven Einfluss auf die Landwirtschaft zu erzielen, so auch die Nutzung von Big Data. Das Kultivas Projekt untersucht die Auswirkungen des Klimawandels auf die Südtiroler Landwirtschaft, um künftige ideale Lagen für gewisse Kulturpflanzen hervorzuheben. Dies sind einige der zahlreichen Projekte.
Auch der Südtiroler Bauernbund hat in enger Zusammenarbeit mit den Sektoren Apfel, Wein und Milch gemeinsamen Zielvorstellungen für die nachhaltige Entwicklung der Landwirtschaft erarbeitet. In sechs Leitsätzen und acht Leuchtturmprojekten werden die gemeinsamen Anstrengungen für die Nachhaltigkeit im Aktionsplan gelistet.
Große Anstrengungen unternimmt die Landwirtschaft auch beim Klimaschutz. Im Mittelpunkt des Leuchtturmprojektes "CO2-Fußabdruck" steht deshalb die Messung des CO2-Fußabdrucks in allen drei Sektoren Obst, Wein und Milch sowie in der Forstwirtschaft. Ziel ist ein einheitlicher Klimarechner zur Bilanzierung von Treibhausgas-Emissionen. "Jeder landwirtschaftliche Betrieb soll damit seine CO2-Bilanz erstellen können", erklärte Tiefenthaler. Für die Erstellung des Klimarechners gibt es eine Zusammenarbeit mit der KlimaHaus Agentur. Für den CO2-Fußabdruck wird die gesamte Produktionskette durchleuchtet. Neben den Emissionen in Stall und Wiese werden auch die Energieflüsse bei Vorleistungen wie Futtermittel oder Dünger sowie bei Verarbeitung, Lagerung und Verpackung der Lebensmittel berechnet. Erste Ergebnisse des Leuchtturmprojekts "CO2-Fußabdruck" sind Ende 2023 zu erwarten.
Die Landwirtschaft arbeite aktiv mit, um die Klimaziele zu erreichen, ohne dabei ihre Hauptfunktion – die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln – aus den Augen zu verlieren, meinen der Landesrat und der Bauernbund-Obmann am Ender der Pressekonferenz. Die Projekte der anderen Handlungsfelder werden demnächst vorgestellt.
np
Der Klimawandel in Waldökosystemen stand gestern (6. September) im Zentrum der EUSALP-Diskussionsrunde bei den Nachhaltigkeitstagen.
Wie werden die heutigen Wälder und Berglandschaften in Zukunft aussehen? Viele Auswirkungen des Klimawandels sind bereits in den Alpenregionen sichtbar: hohe Temperaturen und geringe Niederschläge mit extremen Wetterphänomenen und starkem Befall von Insekten und anderen Krankheitserregern. Sowohl Waldbesitzer als auch Gemeinden und Waldbesucher beobachten dies mit Sorge. Um Lösungen für diese Problematik zu finden, organisierten die derzeitigen EUSALP Vorsitzländer Südtirol und Trentino die Veranstaltung mit dem Titel "Wie können die Experten der Forst- und Holzwirtschaft sowie die Zivilgesellschaft auf die Klimakrise reagieren?", die gestern (6. September) im Rahmen der Sustainability Days und in Anwesenheit des Landesrates für Forstwirtschaft in der Messe Bozen stattfand.
Unter anderem waren Vertreter der Forstverwaltungen, der Möbelbranche, Forscher und Forstpolitiker vor Ort und tauschten sich aus. Die Moderation übernahm Christian Hoffmann von der Eusalp Task Force "Multifunktionale Wälder und nachhaltige Holznutzung". Wie Günther Unterthiner, Direktor der Landesabteilung Forstwirtschaft, erklärte, müsse in enger Zusammenarbeit mit den Waldeigentümern das mittel- und langfristige Ziel darin bestehen, anpassungs- und widerstandsfähige Wälder in Südtirol aufzuziehen. Nur so können vor dem Hintergrund der Klimaveränderungen die verschiedenen Ansprüche, die der Mensch an den Wald stellt, erfüllt werden.
Die stetigen Veränderungen werden erhebliche Auswirkungen auf die nachgelagerte forstwirtschaftliche Lieferkette haben, wie Angelo Marchetti, Präsident des gesamtstaatlichen Verbandes für Holzverarbeitung "Assolegno-Federlegno", betonte. Aus diesem Grund müssen die geeigneten rechtlichen, steuerlichen, finanziellen und wirtschaftlichen Instrumente allen Beteiligten an der Holzlieferkette zur Verfügung gestellt werden, um die Erst- und Weiterverarbeitung von Holz zu erleichtern.
Die Umweltaktivistin Ariane Benedikter sprach über ihr Engagement für die Forstwirtschaft. Sie wies darauf hin, dass eine aktive und unmittelbare Beteiligung in den kommenden Jahren von entscheidender Bedeutung im Kampf gegen den Klimawandel sein werde: Es müsse ein Gleichgewicht zwischen Widerstandsfähigkeit und Nachhaltigkeit gefunden werden. Ebenso sei es wichtig, junge Menschen für das Thema zu sensibilisieren und den weiblichen Teil der Gesellschaft noch stärker in den Dialog mit einzubeziehen.
mdg/at
Südtirol soll die Klimaneutralität zehn Jahre vor den EU-Zielen erreichen. Das hat die Landesregierung im heute vorgestellten Klimaplan – Teil 1 festgeschrieben und sieht darin viele Chancen.
Südtirol strebt die Netto-Klimaneutralität bis ins Jahr 2040 an. Das ist zehn Jahre früher als von der Europäischen Union vorgegeben. Dies hat die Landesregierung im "Klimaplan Südtirol 2040 – Allgemeiner Teil" am Dienstag, 30. August festgelegt. Eine Woche später, am heutigen Dienstag (6. September) haben alle Mitglieder der Landesregierung die Details im Rahmen der Nachhaltigkeitstage 2022 in der Messe Bozen vorgestellt.
"Das +1,5 °C-Ziel und das dazugehörige Nettonull-Ziel ist aus derzeitiger Sicht nur unter großer Kraftanstrengung noch realistisch zu erreichen“, steht im Klimaplan, der in einem Beteiligungsprozess mit der Bevölkerung, den Sozialpartnern und relevanten Nicht-Regierungsorganisationen, der Forschung und Wissenschaft bis zur ressortübergreifenden Arbeit in der Landesverwaltung und Landesregierung entstanden ist. So arbeitete die beratende Expertenkommission 480 Seiten an Vorschlägen aus der Bevölkerung, wie Kommissionspräsidentin Federica Viganò erklärte. Anschließend stellte der wissenschaftliche Koordinator Gottfried Tappeiner die in den Klimaplan eingeflossenen Ergebnisse und Ziele vor. Angesichts der dramatischen und spürbaren Klimaentwicklung sei rasches Handeln nötig. In Zahlen ausgedrückt sieht der Klimaplan 2040 daher fünf übergeordnete Ziele, sechs Hauptstrategien und insgesamt 16 Handlungsfelder vor.
Fünf übergeordnete Ziele
Die CO2-Emissionen sollen gegenüber dem Stand von 2019 bis 2030 um 55 Prozent und bis 2037 um 70 Prozent reduziert werden. Bis 2040 soll Südtirol klimaneutral sein.
Der Anteil erneuerbarer Energie soll von derzeit 67 Prozent bis zum Jahr 2030 auf 75 Prozent und auf 85 Prozent im Jahr 2037 steigen. Letztlich muss er für die Klimaneutralität 100 Prozent erreichen.
Treibhausgasemissionen, die von CO2 verschieden sind, also speziell N2O und Methan, sollen bis 2030 um 20 Prozent und bis 2037 um 40 Prozent reduziert werden gegenüber dem Stand von 2019.
Der Anteil der Südtiroler Wirtschaft an den durch die Klimawende wachsenden und neu entstehenden Märkten soll sich deutlich überproportional entwickeln.
Trotz der notwendigen Anpassung von Gesellschaft und Wirtschaft soll der Anteil der armutsgefährdeten Bevölkerung bis 2030 um zehn Prozentpunkte gegenüber dem Stand von 2019 (Stand 2019 rund 18 %) sinken.
Mit dem Beschluss der Landesregierung seien die im Klimaplan festgelegten Ziele und Maßnahmen verbindlich, erklärte der Landeshauptmann zu Beginn der Vorstellung: "Mit diesem Dokument verpflichten wir uns zu mutigen Entscheidungen, die wir bereits in der Nachhaltigkeitsstrategie Everyday for Future vor einem Jahr angekündigt haben und nach denen sich unser Handeln neu ausrichten muss. Der nun überarbeitete Klimaplan ist ein sehr wichtiger Teil dieser Gesamtstrategie."
Man wolle Klima-Vorzeigeland werden, betonten der Landeshauptmann und der Landesrat für Umwelt und Energie, der den Klimaplan vorgelegt hat. So steht im Klimaplan: "Ein Wohlstandsland wie Südtirol muss mehr als das Minimum erreichen.“ Dies würde längerfristig zu einem Standortvorteil führen. Die Maßnahmen würden "vielschichtige Chancen, aber auch Belastungen schaffen". Der Landeshauptmann und der Umwelt- und Energielandesrat verwiesen besonders auch auf die im Klimaplan vorgesehenen unabhängigen Messinstrumente. "Sollte das Monitoring zeigen, dass wir bei angepeilten Teilzielen hinterherhinken, müssen wir nachbessern", sagte der Landeshauptmann.
Der Umwelt- und Energielandesrat betonte, der Klimaplan sei ein wesentlicher Schritt in Richtung Nachhaltigkeit: "Vor allem wurde er nicht von der Politik diktiert, sondern mit der Beteiligung auf verschiedenen Ebenen erarbeitet. Besonders freut mich, dass das Ergebnis durch eine klare Einbindung der Bevölkerung und Experten entstanden ist und dass in der Folge die Landesregierung auf meinen Vorschlag hin den im Koalitionsvertrag vorgesehenen Klimaplan verabschiedet hat." Die Politik werde weiterhin auf die Anliegen der Bevölkerung hören, ganz besonders in dieser Phase ständiger dramatischer Veränderungen. Der Landesrat hält es daher für unumgänglich, unverzüglich Maßnahmen zu ergreifen, um den von der Bevölkerung gewünschten ökologischen Wandel herbeizuführen.
Immer wieder stand die Aussage im Mittelpunkt, dass der Klimawandel alle Lebensbereiche betreffe. Somit sei die Nachhaltigkeit – und die Klimaneutralität als Teil davon – ein sektorenübergreifendes Querschnittsthema. Entsprechend stellten alle Landesregierungsmitglieder vor, welche Aufgaben sich für ihren Zuständigkeitsbereich ergeben. Gefragt seien aber alle, auch die Zivilbevölkerung und Privatwirtschaft, um die Ziele zu erreichen.
16 Aktionsfelder
Zu den 16 Aktionsfeldern zählen unter anderem Kommunikation und Bewusstseinsbildung, zum Schwer- und zum Personenverkehr, drehen sich um Bauen und Heizen, sehen Maßnahmen in der Land- und Forstwirtschaft sowie in den verschiedenen Wirtschaftssektoren ebenso wie den Umbau der Energiesektoren vor. Auch langfristige CO2-Senken, die Resilienz und Anpassung an den Klimawandel, Ernährung und Konsum sind ein Thema. Eigene Aktionsfelder stellen die unterstützenden Leistungen und Zertifizierungen, aber auch die Forschung dar.
Drei Gruppen von Maßnahmen
Um die verschiedenen Ziele zu erreichen, sieht der Klimaplan drei Gruppen von Maßnahmen vor: Schnell wirksam seien Gebote und Verbote. Mittelfristig würden Anreize wirken, um bestimmte Verhaltensweisen zu belohnen. Besonders zielführend sei hingegen die dritte, langfristig wirkende Gruppe, die sich mit dem Oberbegriff „kultureller Wandel“ zusammenfassen lässt und Verhalten aus eigenem Antrieb verändert. Notwendig werde sein, alle Strategien und Wirkungsmechanismen in allen Aktionsfeldern einzusetzen.
Bis Juni 2023 umfassender „spezifischer Teil“
Der "Klimaplan Südtirol 2040 – Allgemeiner Teil" sieht auch vor, bis spätestens Juni 2023 den "Spezifischen Teil" zu erarbeiten. Der Allgemeine Teil sieht bereits viele sofort zu treffende Einzelmaßnahmen vor, um sofort ins Handeln zu kommen. Enthalten sind aber auch Beispiele von möglichen Maßnahmen, die für den spezifischen Teil zu konkretisieren und umzusetzen sind. Der spezifische Teil soll dann die Maßnahmen zu allen Aktionsfeldern und zudem eine deutlich ausgeweitete statistische Grundlage enthalten.
gst
Mit der Eröffnungsfeier fiel heute Vormittag (6. September) der Startschuss für die erste Ausgabe der "Sustainability Days" in der Messe Bozen. Die Zielsetzung: "Aufzeigen, was geht".
Impulse geben für eine nachhaltige Entwicklung im ländlichen Raum: Darum drehen sich ab heute vier Tage lang die "Sustainability Days – Internationale Plattform für die Regionen der Zukunft" in der Messe Bozen. Ehrengäste der heutigen (6. September) Eröffnungsveranstaltung, durch die Moderator Andreas Pfeifer dreisprachig führte, waren der EU-Kommissar für Haushalt und Verwaltung und der italienische Minister für Infrastrukturen und nachhaltige Mobilität.
Der Landeshauptmann blickte in seinen einführenden Worten auf die zahlreichen Krisen, denen die Welt heute begegnet. "Neben all dem braucht es vor allem eins: Aufzeigen, was geht, um die Heimat Erde für uns alle ein Stück besser zu machen", unterstrich der Landeshauptmann. Die Agenda 2030 der Vereinten Nationen mit ihren 17 Nachhaltigkeitszielen träume von einer besseren Welt. "Dafür müssen wir Dinge ändern und anders machen. Und dafür müssen wir auch gewisse Dinge nicht mehr machen", so der eindringliche Appell des Landeshauptmanns.
Deshalb sei dies genau der richtige Moment für die Eröffnung der Nachhaltigkeitstage 2022, sagte der Landeshauptmann. "Aufzeigen, was geht, können uns internationale Redner wie Jane Goodall, Robert Engle, Gail Bradbrook, David Wallace-Wells, Sophie Bayley, Paolo Braguzzi und Clover Hogan, aber auch viele herausragende Expertinnen und Experten aus Südtirol."
Plattform für die Regionen der Zukunft
Dabei gelte es auf die besonderen Erfordernisse des ländlichen Raums einzugehen. "In Europa leben 150 Millionen Menschen im ländlichen Raum. Gerade der Alpenraum, in dem wir leben, bekommt die Auswirkungen der Klimaerwärmung besonders zu spüren", fuhr der Landeshauptmann fort. Südtirol habe mit seiner Autonomie immer daran gearbeitet, Entwicklung für die Menschen zu ermöglichen. "Die Nachhaltigkeitstage sind ein weiterer Baustein auf unserem Weg Richtung Nachhaltigkeit. Sie sind keine Eintagsfliege, sondern hier arbeiten viele Menschen an neuen Lösungen, wie nachhaltige Entwicklung im ländlichen Raum gelingen kann", erklärte der Landeshauptmann und verwies auf das Empfehlungspapier zur Unterstützung zukünftiger politischer Entscheidungen, das bis Ende der Veranstaltung am Freitag vorliegen wird.
Südtirol eine der ersten Regionen mit SDG-Monitoring
Als eine der ersten Regionen hat sich Südtirol vor zwei Jahren erstmalig einem kontinuierlichen Monitoring der 17 Nachhaltigkeitsziele (SDGs) unterstellt, dem sich bisher nur Staaten unterziehen müssen. "Es zeigt, dass Südtirol einiges in die Wege geleitet hat, dennoch bleibt auf dem Weg der Nachhaltigkeit noch viel zu tun", sagte der Landeshauptmann. Hier werden die Nachhaltigkeitstage ansetzen: "Jeder Anfang ist schwer, aber jedem Anfang wohnt frei nach Hermann Hesse ein Zauber inne. Die nachhaltige Entwicklung ist der Treiber, der es uns ermöglichen wird, mit neuem Mut und neuer Freude in die Zukunft zu blicken", sagte der Landeshauptmann und wünschte den Anwesenden viele inspirierende Momente.
Marco Frey: "Müssen unser Wirtschaftsmodell ändern"
Im Anschluss gab Marco Frey, Professor an der "Sant'Anna School of Advanced Studies" in Pisa und Vorsitzender des Advisory Board der Nachhaltigkeitstage, unter dem Titel "Die Weichen stellen" einen Überblick über aktuelle EU-Initiativen und Programme zur Nachhaltigkeit. Eine nachhaltige Entwicklung erfülle die Bedürfnisse der Gegenwart, ohne sich negativ auf die Möglichkeiten der künftigen Generationen auszuwirken. Frey erklärte, dass wir zu viele Ressourcen verbrauchen, um unseren wirtschaftlichen und sozialen Entwicklungsstand zu halten: "Die einzige Möglichkeit, Nachhaltigkeit zu gewährleisten, besteht darin, unser Wirtschaftsmodell zu ändern", sagte der Professor und nannte die grüne Wirtschaft und die Kreislaufwirtschaft als Beispiele. "Der Europäische Green Deal ist bereits eng mit diesen Modellen verknüpft", schloss Frey und hob die vier Schwerpunktthemen der Nachhaltigkeitstage hervor: erneuerbare Energien und Energieeffizienz, Landwirtschaft und Ernährung, nachhaltige Mobilität und widerstandsfähige regionale Lebensräume.
Italiens Minister: "Der Wandel ist möglich"
In der anschließenden Podiumsdiskussion mit dem italienischen Minister für Infrastrukturen und nachhaltige Mobilität und dem EU-Kommissar für Haushalt und Verwaltung ging es um nachhaltige Entwicklung in Italien und Europa.
Nicht nur den Namen seines Ministeriums habe er geändert, sondern auch die Politik und die Gesetzesgrundlagen, erklärte der Minister für Infrastruktur und nachhaltige Mobilität, der stolz darauf verwies, dass der von seinem Ministerium umgesetzte Plan als europäische Best Practice bezeichnet werde: Neue Projekte müssen nämlich unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit bewertet werden. "Wir haben einen noch nie dagewesenen Investitionsplan in Höhe von 298,5 Milliarden Euro erstellt, der in die richtige Richtung geht", sagte der Minister. 70 Prozent der 61,5 Milliarden Euro, die aus dem Wiederaufbaufonds PNRR für unser Ministerium kommen, sind für die Bekämpfung des Klimawandels vorgesehen, ein großer Teil davon für Eisenbahnprojekte. "Der Wandel ist möglich, es liegt an uns", schloss der Minister.
EU-Minister: "Es führt kein Weg an grüner Wende vorbei"
Auch der EU-Kommissar für Haushalt und Verwaltung betonte: "Ein grüner Übergang ist stärker notwendig denn je." Im Energiebereich gehe es insbesondere darum, sich angesichts der Krisen von außereuropäischen Versorgungen unabhängig zu machen und Lieferanten stärker zu diversifizieren, so der Kommissar. "Ich bin überzeugt, dass die jüngsten globalen Ereignisse uns helfen, diese grüne Wende schneller zu bewerkstelligen, als erwartet. Es führt kein Weg daran vorbei. Und am Geld wird es nicht scheitern", sagte der EU-Kommissar.
Die Eröffnungsveranstaltung endete mit einem eindrücklichen Poetry Slam zur Nachhaltigkeit von Lene Morgenstern, die unter anderem sagte: "Wir haben gelernt zu verschwenden, wir müssen das Blatt jetzt wenden."
mpi
Die Rede des Wirtschaftsnobelpreisträgers 2003 Robert Fry Engle und die UN-Friedensbotschafterin Jane Goodall haben den ersten Tag der Sustainability Days geprägt.
Der erste Tag der Sustainability Days Südtirol 2022 war von der Eröffnungsveranstaltung und von der Vorstellung des Klimaplans durch die Landesregierung geprägt. Besonders die Reden der internationalen Referentinnen und Referenten, insbesondere jene von Robert Fry Engle und Jane Goodallwaren mit Spannung erwartet worden.
Robert Fry Engle
Der Klimawandel ist eines der drängendsten Probleme unserer Zeit: Das sagt Robert Fry Engle, emeritierter Professor für Finanzwirtschaft und Nobelpreisträger für Wirtschaft des Jahres 2003. Er sprach im Rahmen seines Vortrags über die Auswirkungen des Klimawandels auf ländliche Regionen und ging auch auf die Folgen für Südtirol ein. Besonders die beiden zentralen Wirtschaftszweige Landwirtschaft und Tourismus werden mit großer Sicherheit unter den extreme Wetterereignisse leiden und so vor große Herausforderungen gestellt. Aus Sicht von Engle ist es daher unablässig, die CO2-Emissionen umfassend zu reduzieren. Das werde sich besonders auf jene Investoren und Unternehmen auswirken, die von aus dem Klimawandel resultierenden Risiken besonders betroffen sind. Diese werden Einbußen in Kauf nehmen müssen. Insgesamt aber könnten die konkreten und spürbaren Folgen (wie Dürren, extreme Temperaturen, Schneemangel) in Südtirol noch gebremst werden, sagte Engle.
Gerade ländliche Gebiete hätten zudem die besten Voraussetzungen, alternative Energiequellen zu etablieren. Laut seien immer mehr Konsumenten dazu bereit dazu, Änderungen für mehr Nachhaltigkeit mitzutragen. Auch innerhalb bei den Unternehmen zeichne sich ein Wandel ab. Nicht nur immer mehr Arbeitnehmer bevorzugen Firmen, die nachhaltig agieren, auch immer mehr Investoren unterstützen lieber Unternehmen mit einer Nachhaltigkeitsstrategie.
Engle zufolge müssen sich Regionen nun mehr denn je zusammenschließen, um gemeinsam nachhaltige Projekte zu realisieren.
Paolo Braguzzi
Paolo Braguzzi sprach in seinem Vortrag darüber, dass die Menschheit bereits die Kontrolle über die Klimakrise verloren habe. Der Aktivist für business for good betonte, dass die Schere zwischen Arm und Reich immer größer wird, gleichzeitig konsumieren wir mehr, als die Erde hervorbringen kann. Damit beuten wir sie aus, sagte Braguzzi. Noch immer gelte das Bruttoinlandsprodukt eines Staates als Ausdruck seines Reichtums. Dabei würden viele Faktoren wie Gesundheit, gute Bildung, Mut und Wissen meist außer Acht gelassen, obwohl sie ebenso essenziell für das Wohlbefinden der Bevölkerung seien.
Braguzzi stellte das Konzept des Stakeholder-Kapitalismus vor. Unternehmen, die diesem Konzept folgen, betrachten Nachhaltigkeit nicht bloß als Strategie, sondern als konkretes Unternehmensziel. Diese Unternehmen wollen zwar Profit erarbeiten, der Umwelt gleichzeitig aber keinen Schaden zufügen. Immer mehr Bürger wie Investoren würden dieses Geschäftsmodell gerne unterstützen, zudem sei es ethisch Hinsicht vertretbar und trage zur Entwicklung einer nachhaltigen Wirtschaft bei.
Das Ausmaß des Klimawandels
Das Ausmaß des Klimawandels verdeutlichten vier Forschende im Rahmen einer Mischung aus Live- und Videokonferenz. Hans Pörtner ist Physiologe und Meeresbiologe und forscht am Helmholtz Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven. Sonia Seneviratne ist ordentliche Professorin am Institut für Atmosphären- und Klimawissenschaften der Universität Zürich. Keywan Riahi leitet als Direktor das Forschungsprogramm für Energie, Klima und Umwelt am Internationalen Institut für angewandte Systemanalyse in Wien. Georg Kaser schließlich ist pensionierter Professor für Klima- und Kryosphärenforschung an der Universität Innsbruck und Mitglied des Advisory Board der Sustainability Days.
Sie wiesen auf die Ursachen, zunehmenden Auswirkungen, Grenzen der Anpassung und Wege zur Eindämmung des Klimawandels hin. Die Kernaussage des letzten IPCC-Berichts (Intergovernmental Panel on Climate Change) ist eindeutig: Der Klimawandel ist zu einer globalen Krise geworden und betrifft alle Regionen und Kontinente sowie alle Bereiche menschlicher Aktivitäten, Ökosysteme und die Menschheit als Ganzes.
Physisch gesehen bleibe uns nur ein kleines Zeitfenster, um die globale Erwärmung bei 1,5°C zu stabilisieren. Um dies zu erreichen, wäre ein sofortiger und radikaler Wandel unserer Gesellschaft erforderlich.
Darüber hinaus müsse man auch mit einer Welt rechnen, die sich um mehr als 1,5°C erwärmt, sondern sich darauf vorbereiten. Dies sei unvermeidbar mit höheren Kosten und Verlusten verbunden, da die Optionen zur Anpassung aufgrund der Grenzen der Natur und Menschen eingeschränkt sei. Je wärmer das Klima wird, desto weniger Möglichkeiten haben wir Menschen, die Klimarisiken zu verringern.
Goodall: "Ich bin hier, weil das Schicksal unsers Planeten wichtig ist"
Gegen Abend füllte sich der große Saal in der Messe Bozen immer mehr mit Menschen, um den Vortrag der bekannten Forscherin und UN-Friedensbotschafterin Jane Goodall zu hören. Goodall ist weltweit für ihre Pionierarbeit bei der Erforschung der wilden Schimpansen bekannt. Mittlerweile bereist Goodall die Welt, um vor den Folgen der Umweltzerstörung zu warnen und die Botschaft zu vermitteln, dass sich jeder für die Erde einsetzen soll: Immerhin bewohnen sie alle Lebewesen gemeinsam.
"Ich möchte bei euch sein, weil diese Begegnung wichtig ist, um über die Zukunft unseres Planeten zu diskutieren", sagte die Forscherin, die via Livestream zugeschaltet war. Sich um Schimpansen zu kümmern, wie sie es lange getan habe, bedeute für sie, sich um das Schicksal der Erde zu kümmern, sagte Goodall. "Wald zu schützen bedeutet nicht nur, Pflanzen zu schützen, sondern auch die Zukunft zu schützen. Wenn wir das gemeinsam machen, haben wir noch ein wenig Zeit, um den Klimawandel zu verlangsamen", meinte die Forscherin und fügte hinzu: "Meine größte Hoffnung sind die Jugendlichen, weil sie die Welt verändern, während wir reden."
mdg/at/red
Bereits vergangene Woche hat die europäischen Arzneimittelbehörde EMA die an die Omikromvariante des Coronavirus angepassten Impfstoffe der Hersteller Biontech/Pfizer und Moderna zugelassen. Mit gestern, 5. September, erfolgte auch die Zulassung durch die italienische Arzneimittelagentur AIFA. Nun kann die Auffrischungsdosis mit den neuen, bivalenten Impfstoffen Comirnaty und Spikevax auch in Italien erfolgen.
Die technische wissenschaftliche Kommission (Commissione Tecnico Scientifica - CTS) der AIFA hat auf ihrer gestrigen Sitzung grünes Licht für die Verwendung der bivalenten Impfstoffe Comirnaty und Spikevax der Hersteller Biontech/Pfizer und Moderna gegeben. Mit bivalent ist gemeint, dass die Impfstoffe sowohl gegen den ursprünglichen als auch gegen die verschiedenen Omikron-Subtypen wirken.
Zugelassen sind die Impfstoffe explizit als Auffrischungsdosen für alle Personen über zwölf Jahren. Für die Grundimmunisierung – sprich Erst- und Zweitimpfung – werden weiterhin die bisherigen Impfstoffe verwendet.
Die neuen Impfstoffe, so die Begründung der technisch-wissenschaftlichen Kommission der AIFA, hätten gezeigt, dass sie eine stärkere Antikörperreaktion auslösen als die ursprünglichen monovalenten Impfstoffe. Die im Zulassungsverfahren erhobenen Daten zeigen außerdem, dass die neuen Impfstoffe genauso sicher sind wie ursprünglichen.
Die Auffrischungsdosis mit den bivalenten Impfstoffen kann frühesten drei Monate nach Abschluss des ersten Impfzyklus oder einer bereits erhaltenen Auffrischungsdosis verabreicht werden.
Mit Blick auf die kommende kalte Jahreszeit wird die zweite Booster-Impfung allen Personen mit Risikofaktoren sowie allen Personen über 60 Jahre dringend empfohlen. Die Lieferung der neuen Impfstoffe wurde von Rom für Mitte September zugesagt. Bereits fest steht, dass die zweite Booster-Impfung nur nach einer entsprechenden Terminvereinbarung verabreicht wird. Einzelheiten zur Impfkampagne werden in den kommenden Tagen und Wochen noch bekanntgegeben.
(PAS)
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