Kolping im Vinschgau
Bis zur Priesterweihe führt für Adolph Kolping ein langer und mühsamer Weg. Im Elternhaus und seiner Heimatgemeinde Kerpen katholisch sozialisiert, bleibt ihm der Weg zu einer höheren Bildung und damit zum Priesterberuf versperrt. Notgedrungen beginnt er nach der Volksschule eine Schuhmacherlehre. Aber nach zehn Jahren will er aus seinem Stand ausbrechen und studieren. Nach vielen Schwierigkeiten und Rückschlägen, wird er erst 32jährig Priester. Als Priester wird er aber, ob er will oder nicht, von Neuem mit jener Realität konfrontiert, der er mühsam entflohen war. Er erkennt, dass er fortan auf der Seite derer stehen muss, die zu den Fortschrittsverlieren der damaligen Zeit gehören. Kolping liebt seine Kirche, mit ihren Licht- und Schattenseiten. In der konkreten pastoralen Arbeit aber geht er ganz neue, ungewohnte Wege und hält nicht nur der Kirche seiner Zeit den Spiegel vor, wenn er sagt:“ Man hält meines Dafürhaltens in vielfacher Beziehung das kirchliche und bürgerliche Leben etwas zu sehr auseinander.“ Wie ist es heute?? Seine Devise lautet:“ Das Christentum ist nicht bloß für die Kirche und für die Betkammern, sondern für das ganze Leben.“ Kolping ein „ungewöhnlicher“ Priester: ein Mann der Kirche im Dienst an den Menschen! Ihm ging es zeitlebens um den Menschen; da scheute er auch den Konflikt mit der offiziellen Kirche nicht- Bespiel: zog als Kaplan aus dem Pfarrhaus aus, oder traf „seine“ Arbeiter/Gesellen noch spätabends in den Kneipen.
Otto von Dellemann