Vom Samstag auf Sonntag wurden in Naturns sämtliche Wahlplakate von den Plakatwänden heruntergerissen. Einzige Ausnahme ist jenes der Südtiroler Freiheit.„Hier sieht man das Ergebnis von polarisierender und polemisierender Rhetorik“, meint SVP-Landessekretär Martin Karl Pircher in seiner Reaktion auf diesen Vandalenakt. „Wir erleben in diesem Wahlkampf eine Vielzahl an Parteien mit Extrempositionen und mit reißerischer Rhetorik. Das schadet Südtirol. Die Volkspartei behält sich vor rechtliche Schritte einzuleiten und Anzeige bei den zuständigen Behörden zu erstatten.
Töll - Am 5. Oktober hat die Landesregierung den „Entwurf für die Abänderung von Amts wegen des Bauleitplanes und des Landschaftsplanes“ den Kreisverkehr auf der Töll betreffend und das entsprechende Einleiten des Verfahrens genehmigt. Damit folgt die Landesregierung den Forderungen und Wünschen der Gemeinde Partschins und auch der umliegenden Gemeinden, die einen solchen Kreisverkehr als mittelfristige Lösung seit langem herbeipolitisieren. Die Beschlussbegründung unter anderem: „Durch die Realisierung eines neuen Kreisverkehrs im Bereich der heutigen Kreuzung soll die Anbindung an die Straße nach Partschins (LS4) und an die Gemeindestraße zum Bahnhof und zum Nördersberg verbessert werden. Gleichzeitig können die Fußgänger gesichert in der Nähe des Kreisverkehres die Staatsstraße überqueren und der Verkehr auf der Staatsstraße soll flüssiger werden.“ Ecco. Festgestellt wird auch, dass das Verfahren keiner strategischen Umweltprüfung unterliegt. Mit dem Einleiten des Verfahrens von Amts wegen kann die eine Entschärfung eines der Nadelöhre auf der Töll Schritt für Schritt näherrücken. Ein zweites Nadelöhr, jenes des Fahrradübergangs bei der Schleuse, und ein drittes Nadelöhr, jenes des Parkplatzes unterhalb der Schleuse, harren dann noch einer Lösung. Also jede Menge Nadelöhre auf der Töll, die den Verkehr mittlerweile fast das ganze Jahr über stocken lassen und Staus produzieren. (eb)
Kommentar von Chefredakteur Erwin Bernhart - Ist Bayern Vorbild für Südtirol? Die bayrischen Landtagswahlen sind geschlagen und die CSU hat ganz wenig verloren, die Freien Wähler haben zugelegt, die AfD hat unglaublich zugelegt. Die Sozialdemokraten, die Grünen und die FDP, die als Koalition die Bundesrepublik regieren, haben allesamt Wählerstimmen verloren, die FDP hat den Einzug in den bayrischen Landtag verpasst. Legt man diese Ergebnisse auf Südtirol um, dann dürfte die SVP wenig verlieren. Söder Markus heißt in Südtirol Kompatscher Arno. Aber wer ist Südtirols Aiwanger? Die Bauernbundbauern? Und wer ist Südtirols AfD? Die Freiheitlichen? Wohl kaum. Auch nicht die Süd-Tiroler Freiheit. Während die Gelben, also die FDP, in Bayern draußen bleiben muss, dürfte dieses Schicksal den Südtiroler Gelben, dem Team K nicht treffen, im Gegenteil. Die Vorhersagen der politischen Auguren, also in Umfragen schneiden die Gelben gut ab. Und die Grünen? Auch die haben in Südtirol gute Umfragewerte.
Natürlich hinken die politischen Vergleiche Bayern-Südtirol gewaltig. Weniger hinkt Geschichtliches. 1807 führte Bayern als erstes Land eine Pockenschutzimpfung ein. Und als die Bayern diese Impfung auch im damaligen Tirol - mit drakonischen Strafen - durchsetzen wollten, trug das mit dazu bei, dass sich die Tiroler mit’n Andreas Hofer erhoben haben. Letztlich erfolglos. Was geblieben ist, ist eine doch weit verbreitete Impfskepsis. In Südtirol noch mehr als in Nordtirol. Miar sain miar?
Martell - Der nächste Winter kommt bestimmt!“ - Nach diesem Motto trainieren die Athletinnen und Athleten der Wintersportarten gerade für die bevorstehende Saison. Im Beerental haben sich in den letzten Wochen zahlreiche Biathletinnen und Biathleten, unter anderem auch von der italienischen Nationalmannschaft, für die anstehenden Wettkämpfe vorbereitet.
Noch ohne Schnee, dafür mit den Skirollern auf der Rollerbahn drehten Dorothea Wierer und ihre Kollegen kürzlich die Trainingsrunden im Biathlonzentrum „Grogg“. Das Marteller Biathlonzentrum ist sehr beliebt, wenn es um Trainingswochen geht und mit dem kürzlich eingeweihten Jugendhaus noch idealer für nationale und internationale Jugendteams. Noch liegt der Schnee aus dem Schneedepot unter einer dicken Schicht aus Hackschnitzelen, aber die Ausbringung ist für die nächsten Wochen geplant, so die Information von Seiten des Betreibers. OK-Präsident und Bürgermeister von Martell Georg Altstätter meint dazu: „Wenn die Temperaturen sinken und den Winter ankündigen sind wir bereit; unser Ziel ist es, auch heuer wieder eine rund 1,8 km lange Loipe mit dem Schnee aus der vergangenen Saison Anfang November zu öffnen. Gerade für die Trainingsgruppen aus nah und fern, ist unser Angebot interessant, denn die Athletinnen und Athleten können so zeitnah anfangen, auf Schnee zu trainieren.“ Die ersten Rennen der Saison werden im Rahmen der Coppa Italia, vom 08.-10. Dezember im Martelltal ausgetragen werden. Aktuelle Informationen zur Öffnung der Loipen und zu den Wettkämpfen im Biathlonzentrum Martell: www.martell.it
Alpenplus Ötzi Trailrun Naturns - Obwohl der Alpenplus Ötzi Trailrun Naturns erst drei Mal ausgetragen wurde, hat sich die Veranstaltung aufgrund der einzigartigen Streckenführung und der tadellosen Organisation nicht nur in Südtirol bereits den Ruf eines „Klassikers“ erarbeitet. Die vierte Ausgabe des Events wird am Samstag, 6. April 2024 über die Bühne gehen und einer der ersten „Leckerbissen“ zum Auftakt der Lauf-Saison im Alpenraum sein.
Das Organisationsteam um Ulrich Stampfer, Deborah Mair und den Weltklasse-Athleten Daniel Jung setzt auch im kommenden Jahr auf die beiden bewährten Laufstrecken oberhalb von Naturns. Der Sunny Mountain Trail ist mit einer Länge von 30 Kilometern und einem Höhenunterschied von 2100 Höhenmetern die anspruchsvollere der beiden Distanzen. „Gelaufen wird vorwiegend auf Trails und Schotter mit kurzen Asphaltpassagen. Ein Höhepunkt dieser Distanz ist mit Sicherheit die 1000-Stufen-Schlucht, bei der es bergauf ziemlich knackig wird. Hier wird auch eine imposante Hängebrücke passiert, die es in sich hat“, erklärt Daniel Jung, der häufig auf dieser Strecke unterwegs ist, um sich auf seine Abenteuer rund um den Globus vorzubereiten. Die Startzeit für den Sunny Mountain Trail ist für 9 Uhr vorgesehen.
Exakt halb so lang ist hingegen das Naturns Skyrace, bei dem auf 15 Kilometern 1150 Höhenmeter herunter zu spulen sind. Gemütlich reintraben ist auf der kürzeren der beiden Distanzen aber nicht: Nach dem Start um 10 Uhr auf dem Rathausplatz geht es gleich richtig zur Sache, denn auf den ersten fünf Kilometern warten über 900 Höhenmeter auf die teilnehmenden Trail-Läuferinnen und -Läufer. „Ist die Abzweigung zum Meraner Höhenweg Nummer 24 einmal erreicht, haben die Teilnehmer schon Großes geleistet. Es gibt zwar noch kleinere Anstiege, aber kurz vor Kilometer sechs beginnt der Abstieg in Richtung Ziel, der auf dem Schlussteil mit zwei knackigen Bergauf-Passagen garniert ist“, weiß Jung.
Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sind Grundvoraussetzung für eine Teilnahme
Die Strecke des Naturns Skyrace kann übrigens auch „Just for Fun“ und somit ohne sportärztliches Attest bewältigt werden. Da die verschiedenen Läufe auf teilweise sehr anspruchsvollen Abschnitten im Gelände ausgetragen werden, sind Trittsicherheit, Schwindelfreiheit, sowie eine ausgezeichnete physische und psychische Verfassung der teilnehmenden Athletinnen und Athleten jedoch unabdingbare Voraussetzungen, um am Alpenplus Ötzi Trailrun Naturns teilzunehmen.
Worauf die internationale Trail-Szene seit Wochen fieberhaft gewartet hat, ist hingegen die Möglichkeit, sich für die 4. Ausgabe des Südtiroler Trail-Events am Samstag, 6. April 2024 einzuschreiben. Und genau das ist seit kurzem möglich. Unter https://my.raceresult.com/260848/ können sich alle Interessierten für das spektakuläre Event am Naturnser Sonnenberg anmelden. Bis zum Jahresende (31. Dezember) beträgt das Nenngeld für den Sunny Mountain Trail 45 Euro, während die Einschreibegebühr für das Skyrace Naturns und den Just-For-Fun-Lauf 40 Euro beträgt. Danach werden die Preise leicht angehoben.
Die Gruppe A der 2. Amateurliga ist die Vinschger Fußballhochburg. Wer jedoch geglaubt hat, dass dort die Mannschaften aus dem Vinschgau den Ton angeben, der hat sich geirrt. Nach fünf Spieltagen ist lediglich Schlanders an der Spitze dran und gleich zwei Teams – Morter und Prad – bilden das Schlusslicht der Liga.
Von Sarah Mitterer
Der Start in die Herbstmeisterschaft der 2. Amateurliga könnte für die sieben Vinschger Mannschaften unterschiedlicher nicht sein. Während die einen zufrieden auf die ersten Spieltage zurückblicken, schleichen sich bei manch anderem Team erste Abstiegssorgen ein. In der aktuell besten Position befindet sich der aktuelle Derbykönig Schlanders. Alle bis dato gesammelten Punkte sicherte sich die Mannschaft in Vinschger Derbys. Das Team von Stefan Federspiel ist stark in die Herbstmeisterschaft gestartet. Nach fünf Spieltagen befindet es sich auf Platz 2. Drei von fünf Spielen konnten die Schlanderser bisher für sich entscheiden. Alle Siege fuhr man gegen Vinschger Mannschaften ein, gegen Prad gelang Schlanders nach einem 0:2 Rückstand noch ein 2:2 Unentschieden. Die einzige Niederlage kassierte man gegen den aktuellen Tabellenersten Völlan Tisens.
Das Mittelfeld der Tabelle ist in Vinschger Hand. Laas, Goldrain und Kastelbell Tschars konnten bisher sieben Punkte sammeln. Neuaufsteiger Laas ist die einzige Mannschaft, die bisher den Tabellenersten schlagen konnte. In Sachen „Vinschger Derby“ gab es bisher eine Niederlage gegen Schlanders, sowie einen Sieg gegen Morter. Als einziges Team noch ungeschlagen, aber dennoch nicht an der Tabellenspitze ist Goldrain. Die Mannschaft ist der König der Unentschieden. Bis auf den Sieg gegen Mölten/Vöran/Hafling endete jede Partie für die Goldrainer mit einem Unentschieden – darunter auch die Spiele gegen Morter und Kastelbel-Tschars. Etwas unter den Erwartungen blieb die Mannschaft Kastelbell-Tschars, das zum erweiterten Favoritenkreis gehört. Zwei Siege, ein Unentschieden und zwei Niederlagen hat das Team zu Buche stehen. Nur einen Punkt weniger hat Mals gesammelt, das zwei Siege einfahren konnte. Enttäuschend verlief der Saisonauftakt für Prad und Morter, die sich am Ende der Tabelle befinden. In der vergangenen Saison war Morter noch die Überraschungsmannschaft und spielte im vorderen Feld mit, heuer läuft es noch nicht rund. Vier Punkte stehen bisher auf dem Konto der Morterer. Gerade einmal einen Punkt aus fünf Spielen hat Absteiger Prad und steht damit bereits unter Druck. Man muss Siege holen, um aus der Abstiegszone weckzukommen. Aber auch alle anderen Vinschger Teams dürfen sich nicht ausruhen, denn heuer werden gleich vier Mannschaften absteigen.
2. Amateurliga
Johannes Höllrigl (Morter) und Philipp Traut (Laas) führen die Torschützenliste in der 2. Amateurliga an. Beide trafen bisher fünf Mal. (sam)
2. Amateurliga
Am Wochenende stehen zwei Vinschger Aufeinandertreffen auf dem Programm. Goldrain empfängt am Samstag, 7. Oktober die Mannschaft aus Prad, einen Tag später ist Kastelbell-Tschars in Laas zu Gast. Beide Spiele werden um 15.30 Uhr angepfiffen. (sam)
Wolfgang Platter, am Tag der Hlg. Theresa von Avila, 5. Oktober 2023
Die Obermarzoner Möser sind drei Hochmoore am Kastelbeller Nörderberg auf 2.100 Metern MH im Lärchen-Zirbenwald an der Obermarzoner Alm. Man erreicht die Moore vom Parkplatz am Forstweg bei der Freiberger Säge (1.480 m) in zwei Gehstunden über den Steig Nr. 9, der zu den Kofelraster Seen führt. 620 Höhenmeter sind zu überwinden, aber die Bergwanderung durch den Herbstwald lohnt: Die Stille wird nur vom Murmeln und Plätschern der Gebirgsbächlein, vom Brunftschrei der Rothirsche und vom gelegentlichen Warnruf eines Tannenhähers durchbrochen.
Die drei Obermarzoner Möser wurden mit Beschluss der Südtiroler Landesregierung am 4. Mai 2009 als Biotope und Naturschutzgebiet ausgewiesen.
Der ökologische Wert von Mooren
Moore sind wassergesättigte Feuchtgebiete. Moore sind Standorte mit besonderen Lebensbedingungen. Und Moore sind wertvoll für die Artenvielfalt und unbedingt erhaltenswert als Kohlenstoffspeicher. In Zeiten der Erderwärmung stellen sie bedeutsame Senken von Treibhausgasen dar.
Nacheiszeitliche Entstehung
Unsere Moore sind nach der letzten Eiszeit entstanden. Überall dort, wo die zurückweichenden Gletscher Vertiefungen und Senken im Boden hinterlassen hatten und wo sich auf einem wasserundurchlässigen Untergrund Wasser gesammelt hat, waren die Voraussetzungen zur Bildung eines Moores gegeben. Wasserdicht nach unten ist der Boden in den Gletschervorfeldern durch die Aufschichtung der feinkörnigen Mineralien aus den Gletscherschliffen geworden.
Niedermoore und Hochmoore
In der großen Kategorisierung gibt es zwei Moortypen. Da sind einmal die Feuchtgebiete, die in Verbindung mit dem Grundwasser stehen und mehr oder weniger gut mit Nährstoffen versorgt sind. Wir sprechen dann von einem Niedermoor. Die Überreste einer üppigen Sumpfvegetation reichern sich hier als sogenannter Niedermoortorf ab.
Wird das Moor von Regenwasser, also von oben gespeist, sprechen wir von einem Hochmoor. Zwischen Nieder- und Hochmooren gibt es Übergangsformen.
Was alle Moore verbindet, ist, dass der Boden die meiste Zeit des Jahres unter Wasser steht. Und, dass die abgestorbenen Pflanzenreste im wassergesättigten Milieu unter anaeroben Verhältnissen nicht vollständig zersetzt werden. Unter Sauerstoffausschluss kommt es daher zur Torfbildung.
Torfmoose
Der pflanzliche Hauptbestandteil der Moore sind Torfmoose der Gattung Sphagnum. Torfmoose haben keine Wurzeln. Ihr lebender Teil, der sich zur Photosynthese der Sonne entgegenreckt, geht in ein paar Zentimetern Tiefe in einen abgestorbenen Teil über. Nirgendwo sonst in der Natur ist der Übergang zwischen Leben und Tod so gleichmäßig und fließend wie beim Torfmoos: Oben Stämmchen und Blättchen in allen möglichen Grün- und Rottönen, unten Torf in allen Stadien. Sphagnum-Pflänzchen wachsen etwa einen Millimeter pro Jahr in die Höhe. Oder anders ausgedrückt: Eine Torfschicht von einem Meter ist tausend Jahre alt. Die Sphagnum-Moose bilden riesige Teppiche und das Rgenmoor wächst immer mehr in die Höhe. Dieses Höhenwachstum ist nur möglich, weil das Moor seine eigene Wasserversorgung hat. Die evolutionär primitiven Torfmoose speichern nämlich jede Menge Wasser in ihrem Pflanzenkörper, und zwar so viel, dass sie den Wasserstand im Moor halten und anheben. 95% eines lebenden Hochmoores sind Wasser. Der Regen versickert also nicht einfach im Boden, sondern wird, dank Sphagnum, im Mooskörper zurückgehalten. Die Torfmoose gestalten ihren Lebensraum aber nicht nur dadurch, dass sie ihren Wasserstand so hochhalten. Sie können nur in einer sauren Umgebung gedeihen und sind in der Lage, diese für sie günstigen Bedingungen herzustellen. Die Moose nehmen positiv geladene Kationen aus dem Wasser auf und geben dafür negativ geladene Anionen ab. Weil der lebende Mooskörper die erwähnten Ionen abgibt, wird das Wasser in solchen Regenmooren fast so rein wie destilliertes Wasser und so sauer wie Essig. Die darin gelösten, ohnehin dünn gesäten Nährstoffe werden vom Torfmoos aufgenommen und über den abgestorbenen Teil im Torf abgelagert. Es gibt nicht viel Konkurrenz aus der Pflanzenwelt, die unter solchen Extrembedingungen mithalten kann.
Moore sind Treibhaussenken
Weltweit machen die Moore heute nur 3 % der Landflächen aus. Und die Zerstörung der Moore durch Torfabbau und Trockenlegung geht leider weiter. Dabei sind intakte Moore sehr effiziente Kohlenstoffspeicher und damit Treibhaussenken: Laut WWF und NABU speichern die Moore ein Drittel des terrestrischen Kohlenstoffes. Das ist doppelt so viel wie alle Wälder unserer Erde.
Bei der Entwässerung der Moore kommt der über Jahrtausende im Torf gebundene Kohlenstoff mit Sauerstoff in Verbindung und oxidiert. Damit gelangen nicht nur rieseigen Mengen CO2 in die Atmosphäre, sondern auch das über 300-mal klimaschädlichere Lachgas N2O.
Wiedervernässung
Das vom Europäischen Parlament vor wenigen Wochen verabschiedete Renaturierungsgesetz sieht u.a. auch die Wiedervernässung von Mooren vor. Die Vernässung trockengelegter Moore hat großes Potential. Zum einen, weil dabei die CO2-Abgabe des trockenen, mit Sauerstoff versorgten Torfkörpers gestoppt wird. Zum anderen, weil sich rasch Moorgewächse einstellen und ausbreiten und Kohlendioxid aufnehmen, das nach dem Absterben der Pflanzenkörper im Moorboden eingelagert wird. Nach Angaben des Deutschen Bundesamtes für Naturschutz könnten durch die Renaturierung trockengelegter Moore jährlich bis zu 35 Millionen Tonnen Kohlendioxid einge-spart werden.
Die Sennereigenossenschaft Burgeis hat beschlossen, die Sennerei neu einzurichten und damit an die neuesten Standards anzupassen. Das Vorhaben ist mit Entschlossenheit, einer guten Vorplanung und mit tatkräftiger und umsichtiger Hilfe einheimischer Handwerker umgesetzt worden. Die Sennerei Burgeis hat nun auch einen maßgeschneiderten und damit exklusiven und weitum einmaligen Maschinenpark.
Die Zukunft der Milchwirtschaft in Burgeis ist gesichert. Wenn die Sennerei-Genossenschaft Burgeis viel Geld in die Hand nimmt und rund 2 Millionen Euro investiert, dann wird eine Erfolgsgeschichte fortgesetzt, die mit der Gründung der Genossenschaft im Jahre 1950 seinen Anfang genommen hat.
Die Käsesorten, die in der Sennerei Burgeis handwerklich hergestellt werden, erfreuen sich aufgrund ihrer Qualitäten großer Beliebtheit. Der „Burgeiser Halbfett“, der „Watles“, der „Stilfser“, der „Burgeiser Classic“, der „Gran Zebru“, der „Burgus“, der „Trüffelkäse“, der „Cuvée Weinkäse“, der „Pfefferkäse“ der „Marendkäse“, der „Burgeiser Premium“, der „Vinschgauer Bergbauernkäse“ und der „Chilikäse“: In der Sennerei Burgeis wird eine bemerkenswerte Vielfalt an Käsesorten produziert. In den Salzbädern und dann in den Käsekellern wird sichergestellt, dass die Käsesorten unter kontrollierten Bedingungen heranreifen können und erst dann in die Theken der Geschäfte und in die Keller der Gastronomie gelangen. Rund 45% der hergestellten Käsesorten werden nach Deutschland abgesetzt. 55% in Südtirol. „Das Bemühen um den Südtiroler Markt hat Früchte getragen“, sagen der Obmann Josef Theiner und der Geschäftsführer Stefan Baldauf. Aufgrund dieser Marktlage ist die Sennereigenossenschaft Burgeis imstande, einen Milchpreis an die Bauern auszuzahlen, der etwas über dem Durchschnitt des Landes liegt.
36 Bauern bringen zweimal täglich die Milch direkt in die Sennerei. Morgens und abends herrscht vor den Sennereitoren reger Betrieb. Die Bauern kommen mit der Milch, mit Traktoren, mit Handwagen, mit Schubkarren. Anhand eines Mikrochips an den Milchkannen wird abgelesen, welcher Bauer gerade seine Milch über einen Saugstutzen in die Produktionsanlage schickt. Im Schnitt halten die Burgeiser Bauernhöfe 12 Kühe, die Bandbreite reicht dabei von zwei bis 30 Kühe.
Heuer gab es eine große Zäsur. Mit 5. Mai wurde die Produktion intern geschlossen und die Baustelle eröffnet. Die Bauern spürten davon wenig, denn die Milch wurde weiterhin abgenommen. „Dank der guten und unkomplizierten Zusammenarbeit mit dem Milchhof Brixen wurde die Milch nach Brixen geführt und dort verarbeitet“, sagt Stefan Baldauf. Die Burgeiser Käsesorten wurden bis 21. Juli nicht mehr produziert. Bis dahin hat der Umbau gedauert.
Die beteiligten Firmen haben gebuggelt. Die Baufirma Reinalter hat am 6. Mai mit dem Abspitzen der Decken begonnen und bereits am 12. Mai wurde betoniert. Der Burgeiser Baumeister Arnold „Noldi“ Reinalter hat seine Arbeiter koordiniert und auch selbst Hand angelegt. Problemstellungen, die es einige gab, wurden unkompliziert gelöst und fest- und feiertags durchgearbeitet. Das hat auch der Fliesenleger Angerer gemacht. Denn die Umbauzeit sollte möglichst kurz sein und die Produktion möglichst rasch wieder anlaufen können. Geklappt hat dies mit der Betreuung des Umbaues durch Helmuth Lanz, der den Sennereiverantwortlichen mit Rat und Tat zur Seite stand. Mit der Kalt Maschinenbau AG und mit dem Anlagenbauer Möstl konnte für die Burgeiser Sennerei eine maßgeschneiderte Produktionslinie installiert werden, die im Lande und weit darüber hinaus einmalig ist. Die gesamte Steuerungsanlage, die das Kühlen, den Pasteur bis zur Käsepresse regelt, ist exakt aufeinander abgestimmt. Das lange Tüfteln im Vorfeld und die speziellen Anfertigungen der automatischen Käsebrucheinfüllung, der beweglichen Käseformen, der Kassettendruckpresse haben sich bereits gelohnt: Was bisher mühsam von Hand geleistet werden musste - der Käsebruchschnitt, das händische Einfüllen der Käseformen, das Pressen - kann jetzt automatisch erfolgen. „Sehr innovativ ist die Anlage und es gibt nichts Vergleichbares im ganzen Land“, lobt Stefan Baldauf.
Ein nahtloser Anschluss an die bisherige Qualität ist gelungen, seit die Produktion im Juli wieder angelaufen ist. Kunden aus Deutschland, aus der Südtiroler Gastronomie und aus den Detailgeschäften haben längst nachgefragt, „wann es wieder den Burgeiser Käse gibt“. Da geht die Qualität vor: Bevor die Käsesorten nicht den vorgeschriebenen Reifegrad erreicht haben, wird nicht geliefert. Mittlerweile stehen die begehrten Käsesorten der Sennerei Burgeis wieder zur Verfügung. Die Burgeiser Butter wird in Zusammenarbeit mit der Sennerei Algund hergestellt. Ein weiteres Bespiel dafür, dass Milchhöfe untereinander gut und unkompliziert zusammenarbeiten.
Die Sennerei Burgeis beschäftigt derzeit insgesamt 18 Mitarbeiter:innen. 10 davon sind in der Produktion, im Reifelager und in der Verpackung tätig, 3 in der Verwaltung und 5 im angeschlossenen Detailgeschäft. Die Sennerei bietet attraktive Arbeitsplätze vor Ort. Der Arbeitsplatz ist für die 8 Mitarbeiter:innen aus Burgeis fußläufig erreichbar.
Mit dem von der Sennereigenossenschaft geführten Detailgeschäft erfüllt man auch den Bedarf an der Nahversorgung. Dies wird von den Burgeisern gern in Anspruch genommen. Die Käsetheke im Geschäft hat im ganzen Land keinen Vergleich: Auswahl und Qualität sind groß. Der Käsekauf gehört längst auch zum Ritual der Burgeiser Gäste und weit darüber hinaus.
Die Sennerei Burgeis spielt im Tourismus eine nicht zu unterschätzende Größe. Denn der Gaumenschmaus aus Burgeiser Milch schmeckt nicht nur vorzüglich, sondern die Käsesorten stehen auch für bodenständige Bergbauern-Tradition und transportieren nebenbei ein positives Image für die gesamte Ferienregion Obervinschgau. Liebe geht eben auch durch den Magen. (eb)
Der derzeitige Verwaltungsrat der Sennereigenossenschaft Burgeis:
Josef Theiner (Obmann)
Urban Telser (Obmannstellvertreter)
Rag. Ignaz Bernhard (Vorsitz im Kontrollausschuss)
Lukas Pobitzer
Werner Baldauf
Gregor Moriggl
Simon Patscheider
Sennerei Burgeis
Burgeis 77, 39024 Mals, Italien
Tel. +39 0473 831220
info@sennereiburgeis.it
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