LH Kompatscher informiert den Landtag über die Entwicklung der Pandemie
LH Kompatscher informierte zu Beginn der Sitzung die Abgeordneten über die Entwicklung der Pandemie und über Änderungen bei den Covid-Maßnahmen. Der Notstand sei mit Ende März beendet, Ungeimpfte würden nun wieder mehr Freiheiten genießen. Die Pandemie sei aber noch nicht beendet. Die aktuellen Zahlen zeigten, dass sich die Lage stabilisiert habe, auch nach den Lockerungen habe es keine Steigerung gegeben. Die Zahlen seien stabil, aber auf hohem Niveau, denn es gebe viele Neuinfektionen. Man müsse daher vorsichtig bleiben, es gebe auch die Gefahr von Varianten, und die Langzeitfolgen seien noch nicht vollständig erforscht. Die dritte Impfung sei bei 30 Prozent vor vier Monaten verabreicht worden, jetzt müsse man schauen, wie lange der Impfschutz wirke. Wer noch nicht geboostert sei, solle dies nachholen, die Datenlage zeige, dass die dritte Dosis wirke zu 90 Prozent vor schweren Verläufen.
Südtirol habe einen Rt-Wert von 0,96 und liege unter dem italienischen Durchschnitt. Die 7-Tage-Inzidenz sei hoch, sei aber stetig gesunken, nun auf unter 700. Ende der Woche werde die EMA zur 4. Dosis entscheiden, vermutlich werde sie für Personen über 80 empfohlen. Die neue Variante XE, die in England nachgewiesen wurde, sei ansteckender, mehr wisse man aber nicht. In Südtirol sei sie nach nicht nachgewiesen, hier sei BA2 mit 70 Prozent dominant. In geschlossenen Räumen werde die Maskenpflicht voraussichtlich bis Ende April bleiben. Kompatscher dankte allen Verantwortlichen im Gesundheitswesen. Es sei noch vieles abzuarbeiten, was sich während der Pandemie angestaut habe. Dafür seien die sinkenden Aufnahmezahlen hilfreich. Aber der Aufwand sei immer noch enorm. In Südtirol gälten derzeit dieselben Regeln wie auf dem gesamten Staatsgebiet, und man werde die weiteren Lockerungen übernehmen.
LH Kompatscher schlug vor, den Bericht nicht mehr automatisch bei jeder Sitzung vorzusehen, die Lage gebe keinen Anlass dazu. Auf Anfrage sei er aber gerne dazu bereit.
Präsident Josef Noggler präzisierte, dass laut Landtagsbeschluss der heutige Bericht der letzte sein müsste.
Sven Knoll (Süd-Tiroler Freiheit) fragte, wie die Green-Pass-Dauer für Touristen aus anderen Ländern sei. Ein Arzt und eine Krankenpflegerin hätten ihn gefragt, welche Prozedur zu befolgen sei, um als genesener Ungeimpfter wieder arbeiten zu können.
Ulli Mair (Freiheitliche) fragte, wie die Situation auf den Intensivstationen sei, ob in den einzelnen Krankenhäusern noch Covid-Stationen eingerichtet seien, wie viele Impfungen es derzeit pro Tag gebe. Sie berichtete auch noch von Fällen einer Ukrainerin, die nicht zu einer Steuernummer komme, und einer Lehrerin, die wegen Suspendierung ihr Gehalt zurückzahlen müsse.
Josef Unterholzner (Enzian) fragte ebenfalls nach der Belegung der Intensivstationen und ob man sich bereits Gedanken über den Herbst gemacht habe, wenn die Infektionen wieder steigen könnten.
Franz Ploner (Team K) wies auf bürokratische Hürden beim Green Pass für ukrainische Flüchtlinge hin.
Andreas Leiter Reber (Freiheitliche) erinnerte an seinen Beschlussantrag zur Datentransparenz, der immer noch nicht umgesetzt sei.
Myriam Atz Tammerle (Süd-Tiroler Freiheit) wies auf die Vertragspflicht für Fachstipendiaten hin - müssten sie das Stipendium zurückzahlen, wenn sie, weil ungeimpft, nicht arbeiten könnten? Sie fragte auch, ob Privatärzte weiterhin Coronatests durchführen könnten.
Peter Faistnauer (Perspektiven Für Südtirol) fragte, ab wann Kinder und Jugendliche mit dem Ende der Maskenpflicht in der Schule rechnen könnten.
Es bestehe der Wille, die Impfzertifikate europaweit anzuerkennen, erklärte LH Arno Kompatscher, noch sei es aber nicht so weit. Derzeit sei eine geimpfte Person auf der Intensivstation, die Impfung liege aber 325 Tage zurück. Für den Booster habe Italien eine kundenfreundlichere Regelung als andere Länder, es brauche keine Aufenthaltsgenehmigung. Mit der Ausstellung des Grünen Passes klappe es derzeit noch nicht immer, das Ministerium habe eine Lösung versprochen. Die Unterbringung in privaten und öffentlichen Strukturen werde täglich im Internet veröffentlicht. Die Quarantäneregeln hätten sich geändert, für die Kontakte mit Positiven gelte die Selbstüberwachung, unabhängig vom Impfstatus. Das reduziere auch die Notwendigkeit von Tests, daher habe der Sanitätsbetrieb die Konventionen verringert. Die Maskenpflicht in Innenräumen, somit auch in den Schulen, falle voraussichtlich Ende April. Das Fachstipendium sei zurückzuzahlen, wenn die Ausbildung nicht abgeschlossen werde. Laut Virologen müsse man im Herbst wieder mit einem Anstieg der Infektionen rechnen; man diskutiere, ob man in diesem Fall eine Auffrischungsimpfung empfehlen werden, und zwar mit den neuen, auf Omikron angepassten Impfstoffen. Die Hoffnung sei, dass die Epidemie immer schwächer werde, wie man es von anderen Epidemien kenne.
(AM)
Fotos (Landtag/Werth): https://www.flickr.com/photos/landtagconsigliocunsei/
Video (Landtag/GNews): https://filetransfer.io/data-package/x5U4Nb60#link
Müstair/Minschuns - Das Thema „Abwanderung aus den Talschaften“ bewegt nicht nur das Val Müstair, sondern ist eine Problematik, mit der sich alle Bergtäler im Kanton Graubünden und auch das Südtirol befassen müssen - der Regierungspräsidenten des Kantons Graubünden, Marcus Caduff, hielt dazu ein Referat im Skigebiet Minschuns
von Annelise Albertin
Am Sonntag, 20. März, lud die Uniun da Mansteranza e Gastro Val Müstair UMG (Gewerbe- und Gastroverband Val Müstair) die Bevölkerung zu einem öffentlichen Referat des Regierungspräsidenten des Kantons Graubünden, Marcus Caduff, ins Skigebiet Minschuns ein. Das Thema „Abwanderung aus den Talschaften“ bewegt nicht nur das Val Müstair, sondern ist eine Problematik, mit der sich alle Bergtäler im Kanton Graubünden und auch das Südtirol befassen müssen.
Eine stattliche Anzahl Einheimischer und auch Gäste aus anderen Gemeinden des Kantons und der Schweiz sind der Einladung gefolgt, um die Ausführungen des Regierungspräsidenten zu verfolgen. Ein strahlend blauer Himmel und das einmalige Panorama waren die Mühe wert, den rund dreissigminütigen Aufstieg zum Bergrestaurant auf der Alp da Munt zu Fuss auf sich zu nehmen. Der Ort war gut gewählt, ist doch das Skigebiet Minschuns für den Wintertourismus im Val Müstair von grösster Bedeutung und zudem zusammen mit der Skischule und dem Sportbus ein wertvoller Arbeitgeber für rund 45 Mitarbeiter.
In ihrer Einleitungsrede betonte die Gemeindepräsidentin, Gabriella Binkert Becchetti, wie wichtig die Realisierung des von der Talbevölkerung bereits gutgeheissenen Projekts „La Sassa – Minschuns“ ist. Das 4-Sterne Resort mit Zubringerbahn ins Skigebiet bringt neue Gäste ins Tal und die Zubringerbahn ist eine wesentliche Aufwertung des Skigebietes, indem auch die Talabfahrt als Erweiterung des Pistenangebots besser genutzt werden kann. Für die Bahn ist zudem ein Ganzjahresbetrieb geplant, was das Angebot für Wanderer und Biker umso attraktiver macht. „Wir alle sind überzeugt, dass ein Ganzjahres-Tourismus dank einer neuen, ökologisch sinnvollen Berganbindung die dringend nötige touristische Weiterentwicklung bringen kann“, bekräftigte die Gemeindepräsidentin ihre Einleitungsworte. Projekte wie „La Sassa – Minschuns“ schaffen zudem Arbeitsplätze und wirken so der Abwanderung entgegen. „Projekte dieser Grössenordnung benötigen jedoch Ausdauer, Mut, Zuversicht und eine gehörige Portion Vertrauen seitens der Bevölkerung“, betonte Gabriella Binkert Becchetti. Die Gemeinde strebt nun eine für alle Parteien einvernehmliche Lösung mit den kritischen Umweltverbänden an und es wird auch hier ein Geben, Nehmen und Aufeinanderzugehen sein. In Sachen Naturschutz wurde im Val Müstair in den letzten Jahrzehnten sehr viel unternommen.
Die Errichtung das Naturparks Biosfera Val Müstair aber auch die Anstrengungen der Landwirtschaft und des Forstwesens in der nachhaltigen Bewirtschaftung von Wald und Wiesen zeigen auf, wie hoch die Erhaltung der intakten Natur eingestuft wird. Daneben muss aber auch an die zukünftigen Generationen gedacht und interessante Arbeitsplätze und Perspektiven geschaffen werden.
Diesen gewichtigen Einleitungsworten konnte der Regierungspräsident Marcus Caduff in seinem Referat nur zustimmen. Er erläuterte anhand mehrerer Statistiken den Wirtschaftsstandort Val Müstair und zeigte Entwicklungen und Perspektiven auf. Der Bevölkerungsrückgang im Val Müstair betrug in den letzten 10 Jahren minus 10,6 %. Mehr Todesfälle als Geburten und Abwanderung sind die Ursachen dieses drastischen Rückgangs. Junge Einheimische und Familien verlegen ihren Wohnsitz an Orte mit attraktiveren Arbeitsplätzen. Die Folge ist eine Überalterung der Gesellschaft, was die eindrückliche Grafik mit den gegensätzlichen Tendenzen deutlich macht. Lag der Jugendquotient im Kreis Unterengadin/Val Müstair* 1980 noch bei 56 % gegenüber einem Altersquotient von 31 %, betrug der Jugendanteil 2020 nur noch 30 % gegenüber einem Altersanteil von 44 %. Dieses Ungleichverhältnis ist erschreckend und alarmierend.
Beschäftigungswachstum trotz Einwohnerrückgang: Grenzgänger springen in die Bresche
Marcus Caduff betonte aber auch, dass das Val Müstair in den letzten zehn Jahren einen gesunden Industrie- und Gewerbesektor aufbauen konnte. Durch die Ansiedlung von grösseren Industriefirmen im Tal konnten Arbeitsplätze geschaffen werden. Das Val Müstair liegt bei den Arbeitsstellen rund 2 % über dem Schnitt im Kanton Graubünden.
Aufgrund der Abwanderung stehen nicht genügend einheimische Arbeitskräfte zur Verfügung, was durch die Grenzgänger aufgefangen wird. Waren 2003 im Kreis Unterengadin/Val Müstair* rund 700 Grenzgänger beschäftigt, so stieg die Zahl bis heute auf 1500 an. Im Val Müstair kommen laut Marcus Caduff täglich rund 500 Personen über die Grenze zur Arbeit.
Das Val Müstair hat ein hohes Entwicklungspotenzial
Der Tourismus hat im ganzen Kanton Graubünden eine überragende Bedeutung. Ist die Zahl der Beschäftigten in der Landwirtschaft gleichbleibend, steigt sie im touristischen Bereich stetig an. Der Lockdown im März 2020 und Winter 2020/2021 hat dem Kanton und der ganzen Schweiz einen Einbruch bei den Logiernächten beschert. Geschlossene Betriebe und das Wegbleiben der ausländischen Gäste zeigten negative Folgen. Die grossen mondänen Orte mit vielen ausländischen Touristen und die Städte haben sehr darunter gelitten. Demgegenüber hat das Val Müstair ein Plus an Logiernächten ausweisen können. Die Schweizer verbrachten ihre Ferien in der Schweiz, vorzugsweise an Orten mit naturnahem und sanftem Tourismus. Hier konnte das Val Müstair trumpfen. Die Hotels brachten ihre Infrastruktur auf einen coronakonformen Standard und konnten so Gäste beherbergen, aber auch die Ferienwohnungen waren lange Zeit ausgebucht. Die Gäste freuten sich über Ferien ohne Massentourismus. Dank des Einsatzes der Regierung des Kantons Graubünden waren auch die Skigebiete im Winter 2020/2021 in Betrieb. Aufgrund der geschlossenen Skigebiete musste auch unser Nachbar, das Südtirol, grosse Einbussen im Tourismus hinnehmen.
Chancen wahrnehmen
Wie kann das Val Müstair seine Chance wahrnehmen? Marcus Caduff zeigt Lösungsansätze auf, die mit denjenigen der Gemeindepräsidentin in ihrer Einleitung identisch sind. Der eingeschlagene Weg im naturnahen Tourismus soll weiterverfolgt werden, trotzdem muss eine gesunde wirtschaftliche Entwicklung stattfinden können. Die touristischen Zielgruppen müssen klar definiert sein, hier hat der Wander- und Biketourismus grosses Potential. Das Val Müstair muss in seine Stärken investieren. Der Gast von heute ist umweltbewusst, legt Wert auf regionale Produkte. Indem Landwirtschaft und Tourismus am gleichen Strick ziehen, so Marcus Caduff, kann eine Region wie das Val Müstair mit seinen starken Konkurrenten im Tourismussektor mithalten.
Um der Abwanderung entgegenzuwirken oder Familien und jungen Leuten die Rückkehr zu ermöglichen, ist es notwendig, ein familienfreundliches Umfeld zu schaffen. Die Wohnattraktivität für Familien muss gesteigert werden. Hierzu braucht es nebst interessanten Arbeitsstellen für Einheimische bezahlbaren Wohnraum, ein familientaugliches Kinderbetreuungsangebot und kinderfreundliche Infrastrukturen.
Das Val Müstair ist bereit, diese Herausforderungen anzunehmen.
*die Zahlen wurden pro Kreis erhoben
Schluderns - Die Sennerei in Schluderns hat schon lange keinen Milchtropfen mehr gesehen. Auch die Sennereigenossenschaft ist längst inaktiv. Nun soll die Sennerei Besitzer wechseln. Vor einiger Zeit sind die noch verbliebenen Bauern Albert Hilber und Roman Raffeiner auf die Gemeinde Schluderns zugetreten, um auszuloten, ob die Gemeinde Interesse an einen Kauf bzw. an einer Übernahme interessiert sein könnte. BM Heiko Hauser hat die Sachlage im Gemeinderat diskutieren lassen und mittlerweile ist man soweit, dass ein Enteignungsverfahren im Raum steht. Knapp 100.000 Euro beträgt der amtliche Schätzwert. Noch unklar ist, was man mit der ehemaligen Sennerei machen möchte. Das Einteignungsverfahren begründet hat man mit einem Zuführen der Sennereikubatur in den Wohnungsmarkt. Tatsächlich steht die Idee einer Veräußerung im Raum und das Geld, das man damit lukrieren könnte, solle in den Ausbau der Upi-Alm investiert werden. So bliebe das Vermögen in den Kreisen der Bauern. Aber, so sagt es BM Hauser, das müsse der Gemeinderat entscheiden. (eb)
Vom wind gefunden - Prepper sind Menschen, die sich auf eine Katastrophe vorbereiten. Sie legen Vorräte an, lagern Lebensmittel ein, errichten Schutzbauten und Schutzvorrichtungen. Prepper rüsten sich mit Schutzkleidung, Werkzeugen, Funkgeräten, Waffen und anderen Gegenständen aus. Sie sind für alles vorbereitet, was passieren kann, einschließlich Naturkatastrophen, technische Katastrophen oder wirtschaftliche Katastrophen und andere unkontrollierbare Ereignisse. Prepper ist abgeleitet vom Englischen to be prepared für bereit sein bzw. dem englischen Pfadfindergruß Be prepared für „Sei bereit! “ oder „Allzeit bereit“. In den Vereinigten Staaten von Amerika geht die Geschichte des Preppens bis in das 19. Jahrhundert zurück. Während des zweiten Weltkrieges und dem folgenden Kalten Krieg erlangte das Preppen weitere Popularität. Aus Angst vor einem Atomkrieg errichteten Amerikaner öffentliche und private Atomschutzbunker. Das Gefühl der Unsicherheit ist in der gesamten Gesellschaft gestiegen, viele Menschen haben also ähnliche Sorgen wie Prepper. Ihnen geht es darum, mit ihrer umfassenden Vorsorge ein Stück weit die Kontrolle über das eigene Leben und die eigene Zukunft zu sichern. Preppern geht es um ein selbstbestimmtes Leben in unsicheren Zeiten. Prepper stellen sich nicht als eine homogene Gruppierung dar. Unter den Preppern sollen vereinzelt auch Reichsbürger, rechte Gruppierungen und Verschwörungstheoretiker versucht haben, die Szene zu unterwandern. (hzg)
Mals - Ohne Diskussion gehen die Gemeinderatssitzungen in Mals über die Bühne. So auch jene am 29. März. Möglich ist das, weil alle Punkte in geheimen, also nicht öffentlichen Koordinierungssitzungen erklärt und ausverhandelt wird. Man könnte das Malser Modell auch als krasses Kontrastprogramm zu den derzeitigen Turbulenzen der SVP auf Landesebene sehen. Problemlos ist so die erste Änderung am Haushaltsvoranschlag über die Bühne gegangen. Die Gemeinde Mals verbucht Mehreinnahmen von rund 1,3 Millionen Euro. Teile davon werden für den Umbau der Pforzheimer Hütte hergenommen (35.000 Euro), für die Trinkwasserversorgung von Matsch und bei der Schleiser Kreuzung (380.000 Euro), für den Steinschlagschutz in Plawenn (100.000 Euro) und für den Ausbau der Gemeinschaftspraxis in Mals (220.000 Euro). Der Grundtausch mit der WEMA - die Gemeinde erhält den Grund „Marolles“ und die WEMA im Gegenzug jenen Grund hinter dem ex-Enel-Haus am Peter Glückh-Platz - wurde mit Ein- und Ausgaben von rund 373.000 Euro verbucht. Das sei, so die Generalsekretärin Monika Platzgummer, eine „rein technische Geschichte“. Die Übernahme von Anteilen der Alperia Vipower wurde einstimmig angenommen (sh. eigener Bericht auf Seite 10). Die Malser haben auch der Änderung der Vereinbarung zwischen den Vinschgauer Gemeinden über den zwischengemeindlichen Gemeindepolizeidienst zugestimmt. BM Josef Thurner erläuterte den Punkt so: Bisher gebe es in der Bezirksgemeinschaft das einheitliche Abfindungsbüro, in dem die Strafen der Gemeindepolizeit abgewickelt werden. Nun soll dieses Abfindungsbüro um einige Kompetenzen erweitert werden und zwar um einheitliche Drucksorten erstellen zu können, um Rundschreiben, die die Gemeindepolizei betreffen, einheitlich interpretieren und entsprechende Anweisungen geben zu können. Thurner erinnerte an die Diskussionen im Bezirk, verweis auf Gemeinden, die keinen Dorfpolizisten hätten und dass der erfahrene und kompetente Major Christian Carli mit einer Konzepterstellung betraut worden sei. Die ersten zwei Phasen wolle man auch in der Gemeinde Mals übernehmen, ohne aber das Kommando an Schlanders abzutreten. Mals, Schluderns und Latsch seien die Gemeinden, die das Kommando in der Gemeinde behalten würden. Thurner sagte auch, dass er die Überzeugung vertrete, dass die öffentliche Sicherheit Sache des Staates bzw. der staatlichen Behörden sei. Es gehe nicht an, dass sich die staatlichen Behörden klammheimlich zurückziehen und der Sicherheitsdienst und die Kosten auf die Gemeinden abgewälzt würden. Vorerst werde das zwischengemeindliche Abkommen auf ein Jahr beschränkt, dann werde man weitersehen. Auch Bodycams, also Kleinkameras für die Gemeindepolizisten, wurden vom Rat genehmigt. Dabei gehe es nicht um Spionagefälle, sagte Thurner, sondern es gehe bei Konfrontationen um die Sicherung von Beweismitteln. (eb)
Latsch - Bei der Bürgerversammlung am 4. April im Culturforum in Latsch wurden die Ergebnisse einer Bürgerbefragung vorgestellt. Die Bürger der Gemeinde Latsch sparen nicht mit Lob, bennen aber auch konkrete Probleme und Wünsche. Die Gemeindeverwalter bekommen damit einen Rucksack.
von Erwin Bernhart
Es gibt in Latsch für Fußgänger und Radfahrer gefährliche Kreuzungen. Die Bürger der Marktgemeinde Latsch nennen den Kreisverkehr in Goldrain, die Kreuzungen Tisserweg-Graf Hendlstraße, Hauptstraße-Hofgasse, Hauptstraße-Peggergasse, um nur einige zu nennen. Autos und Traktoren fahren zu schnell, an der Tisser Brücke solle eine Unterführung gemacht werden. Es seien keine Gehsteige vorhanden. Dies und noch einiges mehr ist aus den rund 1000 zurückgekommenen Fragebögen im Zuge der Leitbilderstellung herausgekommen. Auf der anderen Seite stellen die Bürger:innen den Sportplätzen, die Pflege der Grünanlagen, den Bibliotheken, den Spielplätzen, den Vereinslokalen ein gutes Zeugnis aus. Hapern tuts vor allem beim Parkplatzangebot und bei der Sanierung der alten Bausubstanz. Vor allem die Latscher und die Goldrainer sagen, dass ihre Dörfer eher nicht weiterwachsen sollten, di Morterer und die Tarscher sind da zumindest mehrheitlich anderer Meinung. Der Wunsch nach leistbaren Preisen bei Eigentumswohnungen oder bei Mietwohnungen wurde zum Ausdruck gebracht, ebenso der Wunsch nach Reihenhäuser in den Wohnbauzonen.
Verbesserungsvorschläge wünschen sich die Latscher bei der Arztpraxis, die sei schlecht organisiert, schwer zu erreichen, das Personal unfreundlich und es gebe lange Wartezeiten. Dagegen werden sämtliche Infrastrukturen in der Gemeinde (Seilbahn, Recyclinghof, Sportforum, Culturforum, Aquaforum...) positiv bewertet. Man wünsche sich vor allem Bars und Restaurants. Auch Dorffeste heißen die Latscher willkommen, auch Festivals, Konzerte, Kunstausstellungen. Als wichtig werden Handel, Handwerk, Gastronomie und Landwirtschaft eingestuft, wobei man die Ab-Hof-Produkte der eigenen Gemeinde gar nicht kenne. Gastronomiebetriebe heiße man willkommen, Beherbergungsbetriebe wolle man mehrheitlich keine mehr.
Aus diesen (genannt ist hier ein kleiner Ausschnitt) Ergebnissen, vorgetragen von Matthias Prugger und Christoph Koch von rcm-solution, die die Umfrage begleitet und ausgewertet haben, wurden mit „Gesundheit und Wohlbefinden“, „Mobilität“ und „Neo-Ökologie“ drei Themenfelder herauskristallisiert und drei Komitees gebildet, die sich vertiefend mit der jeweiligen Materie auseinandersetzen und Lösungsvorschläge erarbeiten sollen. Als profilgebendes Konzentrat wurde der Slogan „weniger Auto, mehr Begegnung“ gewählt.
Schlanders - Dem Hauptort im Vinschgau droht eine prekäre Situation: Der Gemeindearzt Hansjörg Gluderer verabschiedet sich Ende April in die Pension. Auch das Provisorium mit den Ärzten Mario Scafuro und Alexis Kodo löst sich Ende Mai auf. Damit verlassen mit einem Schlag alle drei Gemeindeärzte ihre Stelle. Es droht für Frühjahr und Sommer ein kompletter Ärzteausfall für Schlanders. BM Dieter Pinggera ist sich dieser Situation seit Monaten bewusst und, so sagt er, in 14-tägigen permanenten Krisensitzungen im Austausch mit den für das Territorium Verantwortlichen im Sanitätsbetrieb. „Es ist nicht zumutbar, dass im Hauptort alle drei Ärtzestellen unbesetzt sind“, sagt Pinggera. Ein maximales Bemühen sei da. Pinggera hofft auf eine provisorische Lösung für 6 Monate, vielleicht für ein Jahr. Am morgigen Freitag, den 8. April, findet eine weitere Krisensitzung mit dem Sanitätsbetrieb statt. Pinggera sagt, dass er mit vielen Ärzten Kontakt aufgenommen habe. Auf die Tochter von Hansjörg Gluderer angesprochen, die selbst als Ärztin in der Schweiz tätig ist, sagt Pinggera, dass diese kein Interesse daran habe, nach Schlanders zurückzukehren. Für den Herbst ist Pinggera zuversichtlich: Er habe gute Gründe zur Annahme, dass ein Arzt nach Schlanders komme. (eb)
Am 4. April 2022 wurde im Schlanderser Rathaus der Vertrag zum Ankauf des Kapuzinerklosters Schlanders unterzeichnet. Die Marktgemeinde Schlanders hat das Kapuzinerkloster, bestehend aus dem Klostertrakt, der Klosterkirche und dem Klosteranger, von der Kapuzinerprovinz Brixen zum Kaufpreis von 2.413.000,00 Euro (plus 9 % Registergebühren) erworben. Im Bild v.l.: BM Dieter Pinggera, Generalsekretär Georg Sagmeister, Franz Zitturi (Kapuzinerprovinz Brixen), Hermann Steiner (Wirtschaftsprüfer/Steuerberater)
„Latsch will kein zweites Naturns werden“, sagte Christoph Koch (rcm) bei der Bürgerversammlung im Latscher Culturforum. Als Naturnser weiß Koch um die Konflikte dort.
Kommentar von Chefredakteur Erwin Bernhart - ...und auch an den Südtiroler Landtag: Elektrifizierung der Vinschgerbahn? Die Baustelle der Vinschgerbahn, der Tunnel auf der Töll ,steht still. Geht da etwas weiter? Die größte Baustelle im Vinschgau, der Tunnelbau in Kastelbell, steht still - Geht da was weiter? Die Fragen rund um den Nationalpark sind nicht geklärt. Was läuft da? Die Inflation frisst an den Gehältern der Arbeiter:innen und Angestellten. Werden Tarifverhandlungen konkret angegangen? Lohnerhöhungen? Ist die Armutsbekämpfung, wenn überhaupt, nur ein Lippenbekenntnis der Politik? Hat man Angestellte in den Sanitätsbetrieb zurückgeholt? Ist man in Bozen der Meinung, dass die Zweiklassenmedizin kräftig ausgebaut werden soll oder soll der Sanitätsbetrieb gestärkt werden? Ist man auf der Suche nach Fachärzten und nach Allgemeinmedizinern, nach Pflegekräften? Muss der Frühling im Tal nach Spritzmittel riechen oder kommen da Veränderungen? Kann die Stromverteilung, können die Strompreise in Südtirol anders geregelt werden? Ist bei den Spritpreisen etwas zu machen? Wie gehen wir mit dem Klimawandel um? Wie transformieren wir unsere Gesellschaft, wenn wir von fossilen Energieträgern wegkommen wollen? Ist es nicht so, dass das Schülerheim bei der Fürstenburg in Burgeis ohne ein PPP-Projekt heute noch nicht stehen würde? Sind unsere Schulen gut in Schuss? Und was macht ihr in Bozen? Was macht die Regierungspartei SVP? Was macht die Regierungsmehrheit? In unseren (vielen) Fragen haben wir Bürger wohl eines gemeinsam: So geht’s nicht!
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