Latsch/Vinschgau - Die Redewendung „Schuster bleib bei deinen Leisten“ will sagen, dass jemand, der sich in einem Fachgebiet nicht sonderlich auskennt, sich lieber mit seiner Meinung zurückhalten sollte. Das Sprichwort geht auf den griechischen Maler Apelles zurück. Ein Schuster, der bei einer Ausstellung des Malers vorbei kam, bemängelte das Fehlen einer Öse an einem gemalten Schuh. Der Maler sah dies ein und besserte das Bild aus. Als der Schuster später wieder vorbei kam, kritisierte er die Form der Beine. Das wurde dem Maler zu viel und er sagte zu ihm: „ Schuster bleib bei deinen Leisten“. Der Maler wollte den Schuster darauf hinweisen, dass er als Fachmann die Darstellung der Schuhe zwar kritisieren dürfe, nicht aber den Rest.
Schusterhandwerk: Bis in die 1960er Jahre wurden Schuhe noch von Hand angefertigt, z.B. für jene Leute die breite Füße hatten bzw. einen industriell gefertigten Schuh nicht tragen konnten. Der Schuhmacher nahm dabei die Fußmaße und übertrug sie auf die hölzernen Leisten. Leisten sind Nachbildungen des linken und rechten Fußes, die als Passform für den späteren Schuh dienen. Für ein Paar Schuhe arbeitete ein geübter Schuster dafür 1 bis 1 ½ Tage. Vor dem 2. Weltkrieg gingen noch einige Schuster auf Stör zu Bauersfamilien und flickten am Hof deren Schuhe. Anfangs der 60er Jahre gab es im Vinschgau nur noch zwei Lehrlinge, die das Handwerk des Schusters lernten. Sie besuchten mit anderen Berufsschülern, z.B. den Uhrmachern und den Lebensmittelverkäufern, die Berufschule in Schlanders. Heute gehört diese Form der „Schusterei“ zu einem aussterbenden Handwerk.Das Sprichwort „Schuster bleib bei deinen Leisten“ könnten sich aber auch heute noch einige zu Herzen nehmen und sich mit ihrer Besserwisserei etwas zurückhalten. (pt)