Schlanders erzählt... Märchenherbst

Maerchenherbst24

 
 

„Aff Zuckpichl und Laggar isch dr Schmolz-Kibl laar....“

geschrieben von
Der Egghof (1677 m) besteht schon seit dem Mittelalter. Die Wiesen und Äcker von Egg gehören zu den steilsten der gesamten Ostalpen.  Der Egghof (1677 m) besteht schon seit dem Mittelalter. Die Wiesen und Äcker von Egg gehören zu den steilsten der gesamten Ostalpen.

Vinschgau - Der Spruch „Aff Zuckpichl und aff Laggar isch dr Schmolz-Kibl laar, aff Patsch und aff Mittreibn weartr a nimmer long heibn, aff Forra und Egg do gianzi schun nocketr in Bett“ kennzeichnet die damals aussichtslose Lage der Höfe am Vinschger Sonnenberg.
Unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg herrschte große Hungersnot. Auf „Mittreibn“ (Gemeinde Schlanders) lebte die Pächterfamilie Tappeiner. Die Eltern wußten oft tatsächlich nicht mehr, was sie ihren Kindern zum Essen vorsetzen sollten. Frau Philomena Gamper, eine ledige Tappeiner, verstorben im Jahre 1977 in Schlanders, lebte bis zum 15. Lebensjahr am „Mittreibn-Hof“. Sie erzählte: „Wir Kinder waren immer froh, wenn das Frühjahr kam, denn dann konnten wir uns endlich wieder einmal für eine Zeit lang an den jungen Trieben der Fichten und Lärchen satt essen. Wenn die Mutter nach langer Zeit wieder einmal Erdäpfel kochte, rissen wir dieselben noch im heißen Zustand, bevor sie auf den Tisch kamen, einander aus den Händen und verspeisten sie“. (aus „Verlassene und verödete Höfe am Sonnenberg“ von Johann Prenner, 2005)
Nicht viel besser erging es den Höfen Forra und Egg bei St. Martin im Kofel. Man kann sich heute kaum mehr vorstellen, wie mühsam die Bergbauern noch nach dem 2. Weltkrieg dort gelebt und gearbeitet haben. Forra (der Name leitet sich von „Forchach“ ab, was so viel wie Ort, wo viele Föhren wachsen, bedeutet) war zu seiner Blütezeit noch von sieben bis acht Parteien bewohnt. Mehr als 70 Menschen sollen in der verschachtelten, stadtähnlichen Siedlung gewohnt haben. 1921 ist „Forra-Stadt“ abgebrannt.
Auf Egg lebten drei Parteien, Gamper, Gruber und Kaserer. Das Gehöft lag abgelegen und war nur schwer erreichbar. Paul Gruber, geb. 1932 auf Egg, erinnert sich noch gut daran, wie er früher seine Mutter Anna (gest. 1952) noch auf dem Rücken zum Doktor nach Latsch brachte und über den steilen Steig dann wieder hinauf trug.
Dass Egg heute so gut da steht ist der Verdienst des damaligen Assessors und Vizebürgermeisters in Latsch, Adalbert Linser. Dank der politischen Unterstützung vom damaligen LH Luis Durnwalder und LR Hans Berger, konnte das Projekt, für das Linser jahrelang gekämpft hatte, realisiert und finanziert werden. Es wurde eine Zufahrt gebaut und die schwierigen Besitzverhältnisse wurden neu geregelt. Die Familie Gruber wurde umgesiedelt und errichtete die Hofstelle oberhalb des ursprünglichen Gehöfts.
Der Bau der Seilbahn nach St. Martin im Kofel im Jahre 1958 brachte für Forra und Egg schon die erste große Erleichterung. Im Jahre 1985 wurde die Strasse von Kastelbell nach St. Martin gebaut und 1997 endlich auch die Straße nach Forra und Egg. Im Jahre 2002 wurde die Seilbahn nach St. Martin im Kofel mit modernster Technik neu erbaut. (pt)

Gelesen 4565 mal

Schreibe einen Kommentar

Make sure you enter all the required information, indicated by an asterisk (*). HTML code is not allowed.

Ausgaben zum Blättern

titel 23-24

titel Vinschgerwind 22-24

titel vinschgerwind 21-24

 sommerwind 2024

 

WINDMAGAZINE

  • Jörg Lederer war ein Holzschnitzer aus Füssen und aus Kaufbeuren. Die Lederer-Werkstatt hat viele Aufträge im Vinschgau umgesetzt. Wer will, kann eine Vinschgautour entlang der Lederer-Werke machen. Beginnend in Partschins.…
    weiterlesen...
  • Die Burgruine Obermontani bei Morter am Eingang ins Martelltal wurde für einen Tag aus ihrem "Dornröschenschlaf" wachgeküsst. von Peter Tscholl Die Akademie Meran, die Gemeinde Latsch und die Bildungsausschüsse Latsch…
    weiterlesen...
  • Vinschger Radgeschichten - Im Vinschgau sitzen alle fest im Sattel: Vom ultraleichten Carbon-Rennrad bis hin zum E-Bike mit Fahrradanhänger, Klapprad, Tandem oder Reisefahrrad. Eine Spurensuche am Vinschger Radweg. von Maria…
    weiterlesen...
  • Kürzlich wurde von den Verantwortlichen im Vintschger Museum in Schluderns das Kooperationsprojekt Obervinschger Museen MU.SUI gestartet. Es handelt sich um den gemeinsamen Auftritt der Museen in Schluderns VUSEUM/Ganglegg, Mals, Taufers…
    weiterlesen...
  • Blau, dunkelgrün, schneeweiß schäumend, türkis oder azur - Wasserwege im Vinschgau von Karin Thöni Wasser ist Quell des Lebens und unser kostbarstes Gut. Aber es wird knapper. Der „Wasserfußabdruck“ jedes…
    weiterlesen...
  • Martin Ohrwalders Liebe zu den Pferden muss ihm wohl in die Wiege gelegt worden sein. Bereits im Alter von drei Jahren schlug er seiner Mutter vor, die Garage in einen…
    weiterlesen...
  • Manfred Haringer ist Sammler, Modellbauer und Heimatforscher. Im letzten Jahr konnte er seinen alten Traum verwirklichen. In seinem Elternhaus in Morter, wo bis Ende des Zweiten Weltkrieges die Dorfschule untergebracht…
    weiterlesen...
  • Die historische Bedeutung von Schlossruinen und ihre Geschichte faszinieren die Menschen. Mit mehreren Revitalisierungsmaßnahmen erwacht derzeit die Ruine Lichtenberg in der Gemeinde Prad am Stilfserjoch zu neuem Leben. von Ludwig…
    weiterlesen...
  • Il grano della Val Venosta era conosciuto e apprezzato in tutto l' impero Austroungalico. Testo e Foto: Gianni Bodini Oggi sono i monotoni ed estesi meleti punteggiati da pali in…
    weiterlesen...
  • Questa importante strada romana attraversava tutta la Val Venosta. Testo e Foto: Gianni Bodini Iniziata da Druso nel 15 a.C., venne completata dall’imperatore Claudio Cesare Augusto. Questa importante via transalpina…
    weiterlesen...
  • von Annelise Albertin Das Val Müstair mit seiner intakten Naturlandschaft und den kulturellen Besonderheiten ist das östlichste Tal der Schweiz. Es liegt eingebettet zwischen dem einzigen Schweizerischen Nationalpark, den „Parc…
    weiterlesen...
  • Eine Symbiose zwischen der Geschichte und dem Lebensraum rund um das kunsthistorische Hotel „Chasa Chalavaina“ im benachbarten Val Müstair von Christine Weithaler Das Hotel Chasa Chalavaina wurde am 13. November…
    weiterlesen...

Sommerwind 2024

zum Blättern

Sommer Magazin - Sommerwind 2024 - Bezirk Vinschgau Südtirol - Wandern, Menschen, Urlaub, Berge, Landschaft, Radfahren, Museen, Wasser, Waale, Unesco, Tourismus

wanderfueher 2024 cover

zum Blättern

Wanderführer 2024 - Bezirk Vinschgau Südtirol - Traumhafte Touren Bergtouren Wanderungen Höhenwege

 

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.