Sterzing/Online-Lesung - Für die einen war er ein Visionär und Brückenbauer, für die Anderen ein Nestbeschmutzer. Alexander Langer ist einer der bekanntesten und umstrittensten Politiker Südtirols. 1978, 1983 und 1988 wurde er in den Südtiroler Landtag gewählt und von 1989 bis zu seinem Tod 1995 war er Mitglied des Europaparlaments und Co-Präsident der Grünen Fraktion. Außerdem war er Journalist, Autor, Übersetzer und ein Wegbereiter der Grünen. Die Stadt Sarajewo verlieh dem Friedenskämpfer Langer posthum die Ehrenbürgerschaft. In Bozen trägt eine Schule seinen Namen. Plätze, Bibliotheken, eine Brücke und ein Radweg sind nach ihm benannt. Es gibt eine A. Langer Stiftung und auch eine Oper über das Leben von Langer. Vor 75 Jahren ist Langer in Sterzing geboren und vor rund 25 Jahren nahm sich Langer in einem Olivenhain auf einem Hügel oberhalb von Florenz am 3. Juli 1995 das Leben. In Erinnerung an diese außergewöhnliche Persönlichkeit organisierte die Stadtbibliothek Sterzing am 5. März eine Online-Lesung. Florian Kronbichler, Journalist, ehemaliger Kammerabgeordneter und Verfasser der Biografie „Was gut war – Ein Alexander-Langer-ABC“, las Texte von und über Langer in deutscher und italienischer Sprache, um an den Menschen Langer, an seine Wurzeln und an seine Arbeit zu erinnern. Moderiert wurde die Lesung von der Bibliotheksleiterin Karin Hochrainer. Im ersten der insgesamt sieben Texte, erinnerte Kronbichler an Elisabeth Kofler, die Mutter von Langer. Sie stammt aus einer Apothekerfamilie, hat Chemie und Pharmazie studiert, war Apothekerin und die erste Gemeinderätin in Sterzing. Sein Vater, ein aus Wien stammender Jude, war Chirurg im Krankenhaus. Langer besuchte das Gymnasium der Franziskaner in Bozen und gehörte dort der Marianischen Studentenkongregation an. Bereits als Jugendlicher hatte er etwas Rastloses, etwas Missionarisches. Er überlegte als Bruder Christophorus in den Kapuzinerorden einzutreten. Sein Hauptanliegen waren das friedliche Zusammenleben und die ökologische Wende. Zerbrochen ist er an seinem Anspruch, allen zu helfen und für alle da zu sein. (hzg)