Schlanders erzählt... Märchenherbst

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„La gente è molto aperta e disponibile“ (Die Leute sind sehr offen und hilfsbereit)

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Adekunle Adewuyi, geboren 1989, stammt aus Nigeria und lebt mit seiner Frau und den zwei Kindern in Schluderns. Er wartet auf den Asylbescheid. Gerne spielt er Fußball in der Altherrenmannschaft des ASV Schluderns. Die Zeichen auf seinen Wangen stammen von einem Familien-Ritual, an das er sich nicht erinnern kann, weil er zu klein war. Adekunle Adewuyi, geboren 1989, stammt aus Nigeria und lebt mit seiner Frau und den zwei Kindern in Schluderns. Er wartet auf den Asylbescheid. Gerne spielt er Fußball in der Altherrenmannschaft des ASV Schluderns. Die Zeichen auf seinen Wangen stammen von einem Familien-Ritual, an das er sich nicht erinnern kann, weil er zu klein war.

Adekunle Adewuyi stammt aus Nigeria. Mit seiner Frau flüchtete er 2015 nach Italien. Im Rahmen des SPRAR-Programms (Sistema protezione richiedenti asilo e rifugiati) der Bezirksgemeinschaft Vinschgau wird die Familie seit 2017 begleitet. Sie ist ein gelungenes Beispiel für Integration.

von Magdalena Dietl Sapelza

Der 32-jährige Adekunle, genannt Ade, lebt mit seiner 27-jährigen Frau Adefunke und den beiden Kindern Emanuel (3 J.) und Johannes (1 J.) in Schluderns. Dort arbeitet er im Despar Geschäft Pinggera. Mit den Namen, die er seinen Söhnen gegeben hat, unterstreicht er die Bereitschaft zur Integration. Er und seine Frau besuchen die Sprachkurse in Italienisch und Deutsch, die von SPRAR verpflichtend anboten werden. Italienisch ist Ade derzeit noch geläufiger als Deutsch. „Sluderno é un paese molto buono. La gente é molto aperta e disponibile“ (Schluderns ist ein sehr guter Ort. Die Leute sind sehr offen und hilfsbereit) betont er.
Adekunle wuchs in Nigeria mit zwei Geschwistern auf. Seine Familie zählt zur christlichen Glaubensgemeinschaft, die rund die Hälfte der Bevölkerung ausmacht. Die andere Hälfte gehört dem Islam an. Die Familie lebte vom kargen Einkommen, das der Vater als Fahrer und die Mutter als Händlerin verdienten. Ade lernte in der Schule neben seiner Muttersprache Yoruba auch Englisch. Dann arbeitete er als Maler. Die Spannungen zwischen den Religionen belasteten und trübten seine Liebe zur Moslimin Adefunke, deren Eltern strikt gegen diese Verbindung waren. Das junge Paar heiratete trotzdem und entschied sich 2015 zur Flucht nach Europa. Denn sie sahen keinen anderen Ausweg. Dass es eine schwierige Reise über 3.500 Kilometer ins Ungewisse sein würde, war ihnen bewusst. Mit ihrem Ersparten verließen sie die Heimat ohne Abschied. Auf einem vollbesetzten, offenen Transporter ging’s tagelang durch unwegsames Gelände und die Wüste Sahara in Richtung Libyen. Der Proviant war bald aufgebraucht, Durst und Hunger plagten und die Angst in den Sand zu fallen und zurückgelassen zu werden. Sie erreichten ein Flüchtlingslager an der Mittelmeerküste Libyens, wo sie sich versteckten. Bald wurden sie aufgegriffen, verhaftet und getrennt in Gefängnisse gesteckt. Ade war am Fuß angeschossen worden. Er wurde misshandelt, genauso wie seine Frau. Wieder frei hatten beide nur ein Ziel: Italien. Im Morgengrauen des 17. Mai 2017 trieben sie schließlich in einem übervollen Schlauchboot auf die offene See hinaus. Sie hofften, beteten, harrten der Dinge und hatten schließlich Glück. Nach sechs Stunden nahm sie ein italienisches Rettungsschiff auf und brachte sie nach Syrakus in Sizilien. In einem Aufnahmelager wurden sie registriert und baten um Asyl. Kurz darauf brachte sie ein Bus nach Bozen in ein Lager betreut von Volontarius. Dort konnte Ade endlich auch seine Schussverletzung auskurieren.
Adefunke war inzwischen schwanger geworden. Eine Risikogeburt zeichnete sich ab. In der Frühgeborenen Abteilung von Padua brachte sie Emanuel zur Welt. Die kleine Familie lebte noch einige Zeit in Bozen, ehe sie im Rahmen des SPRAR-Programms in Taufers i. M. eine Wohnung beziehen konnte. Nach einer weiteren Risikoschwangerschaft, die regelmäßige Untersuchungen in Bozen erforderte, übersiedelte die Familie nach Schluderns. Von dort aus konnte die werdende Mutter mit dem Zug zu den Kontrollen fahren. Das zweite Kind kam in Schlanders zur Welt. Ade war stets für alle Arbeiten offen. Als „Mann für alles“ machte er sich bereits in der Gemeinde Taufers nützlich, und er half bei vielen Veranstaltungen mit. Er absolvierte auch einen ESF-Kurs zum Hilfskoch und trat als solcher im April 2019 die Stelle im Camping Sägemühle in Prad an, wo er bis zum Lockdown anfangs 2020 beschäftigt war. Nach der Corona bedingten Zwangspause konnte er im Mai die Stelle im Despar-Geschäft Pinggera antreten. Engagiert packt er dort überall an, wo er gebraucht wird.
Mit seinen Familienmitgliedern in Nigeria konnte er trotz Suche über die sozialen Netzwerke bisher keinen Kontakt herstellen. Das bedrückt ihn, und er fragt sich, ob sie noch am Leben sind. Glücklich ist er darüber, mit seiner Familie in Sicherheit zu sein. Und er ist allen dankbar, die ihn angenommen haben und ihm und seiner Familie helfen, in der neuen Heimat Fuß zu fassen.

 

Zu Nigeria: Islamisierungstendenzen nehmen in Nigeria seit 1999 ständig zu. Auf Druck militanter islamischer Gruppen wurde in Teilen des Landes die Scharia (islamisches Gottesgesetz) eingeführt. Tausende Menschen kamen seither bei religiösen Progromen und Ausein andersetzungen ums Leben. Die Terrorgruppe Boko Haram will die Islamisierung mit Gewalt vorantreiben und westliche Bildung verbieten.

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