von Angelika Ploner
Die Landwirtschaft in Prad ist vielfältig und hat nicht nur Äpfel, Obst und Gemüse zu bieten. Diese Kritik hagelte es nach der jüngsten Präsentation des Wirtschaftsstandortes Prad. Zu Recht. Denn in Prad wird von vielen Bauern Viehwirtschaft betrieben. „Die Viehbauern haben es hier nicht leicht und einen schweren Stand“, sagen mehrere zum Vinschgerwind. Wir möchten uns entschuldigen und reichen die Zahlen zur Viehlandwirtschaft in Prad nach. Einerseits um das Bild der Landwirtschaft vollständiger zu machen. Zum anderen - und das ist uns vom Vinschgerwind wichtig - um den Viehbauern der Marktgemeinde Prad die gebührende Aufmerksamkeit und Wertschätzung entgegenzubringen. Die Zahlen haben uns Barbara Folie, Stationsleiterin der Forststation Prad, Markus Joos vom Bezirksamt für Landwirtschaft West, Reinhard Schuster von der Bergmilch Südtirol und Sigrid Sparer, die Geschäftsführerin der Dorfsennerei Prad auf Nachfrage zukommen lassen. In Prad halten 97 Viehhaltungsbetriebe mindestens 3 Großvieheinheiten (GVE) und in Summe 1.284 Großvieheinheiten (alle Viehgattungen gerechnet). Jeder Viehhaltungsbetrieb hält demnach im Schnitt gut 13 Großvieheinheiten. 53 Viehhaltungsbetriebe halten mindestens 10 Großvieheinheiten, 23 Viehhaltungsbetriebe hingegen mindestens 20 Großvieheinheiten. Von den 97 Viehhaltungsbetrieben bauen 10 Betriebe - parallel zur Viehhaltung - auch Äpfel an. Die Viehhaltungsbetriebe bewirtschaften zusammen gut 500 ha Wiese (insgesamt 580 ha Futterflächen, dabei werden Ackerfutterbauflächen wie Mais oder anteilsmäßig Heimweideflächen ebenfalls mitgezählt). „Zusätzlich scheinen bei den Betrieben in Prad noch gut 7 ha Getreide, 20 ha Feldgemüse, 4 ha Marillen und 2,5 ha Beerenobst auf“, lässt Markus Joos den Vinschgerwind wissen. Reinhard Schuster, bei der Bergmilch Südtirol unter anderem für die Mitgliederverwaltung zuständig, erklärt: „Die Bergmilch Südtirol zählt in Prad 62 Mitglieder, die im vergangenen Jahr 4.151.679 Liter Milch an die Mila lieferten.“ 4 Bauern aus Prad und Stilfs halten ca. 300 Ziegen und liefern die Milch an die Dorfsennerei Prad. Sigrid Sparer, die Geschäftsführerin: „Im Jahr verarbeiten wir an die 150.000 Liter Heumilch zu ca. 15 Tonnen Käse, momentan haben wir 8 verschiedene Sorten an Schnitt-Weich und Frischkäse im Sortiment.“
Ein Ausschnitt aus den Agrarflächen zeigt wie folgt: 439,6 Hektar; Dauerwiese 2.023,5 Hektar; Wald 27,5 Hektar; Weide und 801,2 Hektar Alpe.
Kastelbell - Der Frühling schreitet voran und mit dem Frühling kommen die Spargel. Frühlingszeit ist Spargelzeit und umgekehrt. Die einzigen Spargelbauern im Vinschgau sind Martin und Sohn Max Pohl vom Köfelgut in Kastelbell. Der Kastelbeller Spargel genießt seit den Anfängen des Spargelanbaues vor rund 30 Jahren einen ausgezeichneten Ruf. Von unvergleichlichem Geschmack und von guter Festigkeit bereitet der Kastelbeller Spargel Gaumenfreuden. Das wissen auch die Gastbetriebe und in den Kastebeller Restaurants hat sich ein einzigartiger Spargelkult gebildet. Im vorigen Jahr ist aus der bekannten Kastelbeller Spargelzeit wegen des Lockdowns nichts geworden und heuer sind die Zeiten noch unsicher. Die heurige Ernte ist bereits losgegangen, sagt Martin Pohl. Weil der Winter heuer lange gedauert hat und vor Kurzem noch Frostnächte zu verzeichnen waren, hat sich das herrliche Gemüse heuer etwa 10 Tage länger Zeit für die Erntereife gelassen. Momentan ist die Ernte noch bescheiden, sagt Martin Pohl. Aber täglich im Zunehmen. Welche Erntemenge zu erwarten sein wird, kann nicht abgeschätzt werden. Erst nach der Ernte kann ein Vergleich mit Erntemengen aus der Vergangenheit gezogen werden. Denn die Behandlung und die Pflege des empfindlichen Spargels erfolgt im Sommer und im Herbst durch Zugabe von Biodünger, bei Bedarf auch Kalk oder auch anderer im Boden mangelhaft vorhandener Nährstoffe oder Spurenelemente. Weil die Gasthäusser im vorigen Jahr geschlossen hatten und die lokale Gastronomie so als Kunde ausgefallen ist, mussten sich die Pohls auf private Vertriebs- und Verkaufswege konzentrieren. „Wir sind ein Einzelunternehmen im Spargelanbau“, sagt Pohl im Hinblick auf die fehlende lokale Gastronomievernetzung. Die bescheidene Ernte im vorigen Jahr konnte so mit Haushaltszustellungen ab Hof an die Kunden gebracht werden, weil die Kunden damals wegen der Kontaktbeschränkungen nicht einmal zum Köfelgut fahren konnten. „Das Ausliefern werden wir heuer wohl auch so handhaben“, sagt Martin Pohl. Die Organisation jedenfalls laufe bereits in diese Richtung. (eb)
Bestellungen unter: WhatsApp Tel. 349 059 25 77 oder per E-Mail info@koefelgut.com
Gastbeitrag - Eine der wichtigsten Anforderungen unserer Zeit ist die Frage, wie wir die Welt unseren Kindern, unseren Enkelkindern, unseren Nachfahren hinterlassen wollen. Das Thema Nachhaltigkeit scheint in aller Munde und wird teils gelebt, aber auch interpretiert, missinterpretiert, missbraucht. Der Leitfaden reduce, reuse, recycle, auf gut deutsch reduziere und kaufe nur was du wirklich brauchst, verwende etwas wieder und erst im letzten Schritt recycle etwas, ist schon mal ein guter Anfang, um den eigenen CO2-Fußabdruck zu minimieren. Was für eine Hose oder für Verbrauchsgegenstände des täglichen Bedarfs gilt, findet seine Berechtigung auch im großen Maßstab. Um so erfreulicher ist es zu sehen, wie die verlassene Drususkaserne aus ihrem Dornröschenschlaf erwacht. Bereits seit 2018 wird in einem der vier Baukomplexe emsig gearbeitet. Im ehemaligen Kasernen-Versorgungsgebäude, der sogenannten Palazzina Servizi, hat die Gemeinde Schlanders im Rahmen des Regionalentwicklungsprojekts für Forschung und Innovation sowie Kreativwirtschaft in den letzten Jahren ein Social Activation Hub gebaut, ein Ort, der Menschen dazu inspirieren soll, Verantwortung für sich und andere zu übernehmen.Die Vinschger sind seit jeher ein widerspenstiges Volk, das schon viele kreative Köpfe und Denker:innen hervorgebracht hat. So ist es nicht verwunderlich, dass dieser Schaffensdrang längst schon über die Grenzen der Basis, in den Außenbereich und in die Nachbarsgebäude übergeschwappt ist.Kreativität braucht freien Raum. Und freier Raum braucht Kreativität. Diese Symbiose hat schon viele illustre Beispiele hervorgebracht.
Leerstand als Brutstätte für Kreativität
Wo es Leerstand gibt, findet sich bald jemanden, der ihn füllt. Diese These hat sich zumindest in Berlin immer wieder bewahrheitet. Eines des angesagtesten Szeneviertel Berlins, der Prenzlauer Berg, entwickelte sich auf dem Nährboden verlassener Altbausubstanz und hinter bröckelnden Gründerzeitfassaden. Zwischen Außentoiletten und verfallenen Höfen entwickelte sich schon vor dem Fall der Mauer ein kreativer Geist, welcher sich in den 90er-Jahren frei entfalten konnte. Häuser konnten sehr günstig gemietet werden oder wurden gleich besetzt. Es entstanden Galerien, Künstlerateliers und hippe Kneipen, in denen die Ostberliner Boheme zu Hause war. Schon bald fühlten sich Studenten:innen aus dem Westen magisch vom archaischen Leben in dieser Gegend angezogen und waren bereit, ihre Wohnungen mit schmutzigen Kohlenbriketts zu heizen und in telefonzellenartigen Duschkabinen in der Küche zu duschen. Trotz der eingesetzten Gentrifizierung und der damit verbundenen strukturellen Erneuerung, dem Anstieg der Mieten und der Verdrängung der ursprünglichen Künstlerszene durch besserverdienende Gesellschaftsschichten, ist der Prenzlauer Berg dennoch ein interessantes und authentisches Viertel geblieben.
Viel Raum für viel Kunst
Ein anderes Beispiel, wo in alten Gemäuern Kunst und Kreativität Einzug erhielten ist das Arsenale von Venedig. Es handelt sich um ein sehr ausgedehntes Areal am östlichen Ende der Insel, welches sich im 12. Jh. zum Mittelpunkt der Schiffs- und Waffenproduktion der Republik Venetien entwickelte. Wo einst riesige Schiffe gebaut wurden, mit welchen Venedig sich gegen die Osmanen verteidigte, erhielten 1980 die Kunst und Kultur ihren Einzug mit der 1° Internationalen Architekturausstellung. Nun findet jährlich die Kunst-bzw. Architekturbiennale statt und konnte 2019 noch 600.000 Besucher:innen verzeichnen.
Schlanders blüht auf
Wohl wissend, dass Schlanders nicht Berlin und nicht Venedig ist, können diese Beispiele dennoch in für einen kleineren Maßstab interessant sein. Die Idee, dass zukünftig Menschen miteinander in einer großen Kreativwerkstatt arbeiten, kreieren und sich austauschen, liegt im Fokus der weiteren Entwicklung des Gründerzentrums BASIS und des gesamten Vinschgaus. Es geht darum, individuelle Potentiale zu nutzen, Synergien zu stärken und den Vinschgau als Standort für Kreativwirtschaft zu festigen. Eine Dynamik die keine beruflichen, kulturellen oder gesellschaftlichen Grenzen kennt.Die Palazzina Tagliamento, der östliche Gebäuderiegel der Drususkaserne, ist ein weiterer Schritt einer sinnvollen Zwischennutzung von Leerständen und Anziehungspunkt für Rückkehrer. Es ist das Ziel, diese bedarfsorientiert und lebendig zur Verfügung zu stellen und in diesem Kontext regionsübergreifend, ein weiteres Vorzeige-Projekt im Zuge der Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft zu sein.Bis Ende 2023 kann der Verein Basis die leerstehenden Räumlichkeiten der Palazzina Tagliamento als „Kreativwerkstatt“ nutzen und so der stetig wachsenden Anfrage an individuell nutzbaren Werk- und Produktionsräume für Kunsthandwerker:innen und Künstler:innen gerecht werden. Bereits über 550m² konnten zum Marktpreis an verschiedenste Nutzergruppen vermietet werden. Schlendert man durch die verschiedenen Räumlichkeiten, ist es wie eine spannende Reise, wo man altes Handwerk kennenlernen und die Künstler:innen beim Bearbeiten des Marmors beobachten kann. Alte Gegenstände werden upgecycled und mancherorts fliegen die Holzspäne. Das entstandene kreative Netzwerk der Basis gibt Rückkehrern eine frische Perspektive und generiert lokal verwurzelte Arbeitsplätze. Dank fortschreitender Digitalisierung rückt die Welt ein Stück zusammen, und wir sind auch in der Peripherie mitten im globalen Geschehen. Während es vor einiger Zeit viele in die Städte zog, angelockt vom Rausch der vielfältigen Eindrücke, so kann man doch langsam eine Kehrtwende beobachten. Work and travel, arbeite und reise, ist nun um eine Destination reicher, und dies mitten im Vinschgau. Das Kasernenareal ist ein sehr wertvolles Ensemble, dessen Formgebung einiges an Fingerspitzengefühl und kollektiver Abwägung und Planung abverlangt. Freier Raum braucht Kreativität. Freier Raum braucht Vernetzung. Freier Raum braucht die Schwarmintelligenz und die Mitsprache der Bevölkerung.Bei der Gestaltung des gesamten Areals wird die Staudenvinschger Kreativität sicher wieder zum Blühen kommen und beim Mitgestalten der Freiflächen in Form einer Arbeitsgruppe ihre Früchte tragen. Wir sind gespannt!
Freunde der Drususkaserne
Kunst am Bau ist mehr als nur ein Fresko an Fassaden. Kunst am Bau ist ein weit gefasster Begriff. Er kann Skulpturen, Wandmalereien, Installationen und mehr beinhalten. Spricht man von Kunst am Bau im Vinschgau denkt man unweigerlich an Manfred Alois Mayr, bei vielen auch bekannt als der „Kapplmayr“. Geboren ist Manfred A. Mayr 1952 in Tscherms, aufgewachsen in Schlanders. Von 1972 bis 1977 studierte er in Wien an der Akademie der Bildenden Künste, Grafik und Malerei bei Prof Maximilian Melcher, wo er anschließend bis 1981 einen Lehrauftrag innehatte. Nach dem Wienaufenthalt wohnte er mit der Künstlerin Carmen Müller bis 2008 in Goldrain, seither in Meran. Heute betreibt er sein Atelier in Bozen. Auf die Frage, wie er zu seiner Kunstform gekommen ist, antwortet Manfred: „Bereits als Kind habe ich mich lieber mit Zeichnungen als mit Worten ausgedrückt. Mein Interesse galt schon damals den Farben und dem Basteln. Mein Vater besaß im Zentrum von Schlanders eine Tischlerei. Von ihm bekam ich den Bezug zum Holz und von meiner Mutter, die in einem Stoffgeschäft arbeitete, den Bezug zu den Stoffen. Durch meine Freunde Paul und Konrad Tappeiner lernte ich auch das bäuerliche Leben kennen, verschiede Bräuche im Jahresablauf – vom Scheibenschlagen bis zum Glockenläuten. All diese Erinnerungen, Geschichten und Kindheitsempfindungen haben mich ohne Zweifel unbewußt geprägt. Auch die Jahre in Wien und Aufenthalte in verschiedenen Ländern haben Spuren hinterlassen und mir den Weg zu meiner Kunstform geebnet.“ Im Vinschgau finden sich u.a. folgende Werke von Manfred A. Mayr
Arbeiten am Vi.P Verwaltungsgebäude in Latsch:
Dazu erzählt er: „Als es zunächst darum ging, welche Farbe der obere Teil des neuen Bürogebäudes erhalten sollte, habe ich mich für „Schurtzblau“ entschieden. Ich wählte die Farbe nicht aus dekorativ-ästhetischen Gründen sondern weil ich damit einen Bezug zum Bäuerlichen schaffen wollte. Die Farbe sollte Identifikation schaffen, die Zugehörigkeit zum bäuerlichen Leben verkörpern. Auch die „Steigenwand“, eine großformatige Wandskulptur aus einbetonierten Obststeigen im Inneren des Gebäudes ist aus demselben Grunde entstanden“. Für das Werk „Steigenwand“ im Verwaltungsgebäude Vi.P (Arch. Arnold Gapp) erhielt Manfred A. Mayr im Jahre 2008 den 1. Preis für Kunst am Bau von der Südtiroler Architecktenkammer und der Stiftung Südtiroler Sparkasse.
Das Hochregallager TEXEL in Naturns:
Manfred erzählt: „ Die Touristiker in Naturns protestierten anfangs vehement gegen das Bauvorhaben der Bauern und sprachen von einer „Verschandelung“ der Umgebung. Daraufhin ist man mit der schwierigen Aufgabe an mich herangetreten eine Lösung für die Gestaltung der Fassade des Hochregallagers zu finden. Ich suchte nach einer Verbindung zwischen monolithischer Geschlossenheit und einer leichten Kontruktion. Der künstlerische Ansatz war, eine von Obstgroßkisten abgeleitete Außenhülle als Botschaft des Inhalts, des Innenlebens und der Technik. Durch eine darauf abgestimmte Textur und einer ausgeklügelten Licht- und Schattenbildung variiert die Farbwirkung in den verschiedenen Tageszeiten. Ich versuchte also das Hochregallager optisch in seiner Dimension zu reduzieren und in die Landschaft zu integrieren.“
Die „Prominentengalerie“ im Kulturhaus und Bezirkstheater „Karl Schönherr“ in Schlanders:
Dazu sagt Manfred: „Als ich den Auftrag für das neue Theater in Schlanders bekam, ist mir gleich das „Giggl Annele“ eingefallen. Als ich ein Kind war, ist das „GigglAnnele“ mit ihrem Koffer und ihren selbstgebastelten Handpuppen auf Einladung für ein Kasperletheater in die Häuser gekommen. Sie wurde für mich die Schlüsselfigur für mein künstlerisches Konzept der „Prominentengalerie“. Dorforiginale, Sonderlinge und Andersdenkende verstehe ich als Zeichen für eine individuelle und kreative Lebensgestaltung, als kulturelle Bereicherung des Alltagslebens und als Spiegel der Gesellschaft. Meist erkennt man ihre Wirkung erst, wenn sie nicht mehr da sind. Der damalige Bürgermeister Dr.Dr.Dr. Heinrich Kofler hatte sich unter einer „Prominentengalerie“ natürlich etwas anderes vorgestellt. Ich aber wollte durch die Dokumentationsarbeit von Gesichtern mit Geschichten auf den Verlust von Dorf-Typen hinweisen. Die Prominentengalerie und Schriftwand mit den Vulgo-Namen verbindet die Absicht auf das vielfältige Zusammenwirken hinzuweisen.“ Manfred ist sich selber immer treu geblieben und hat seinen künstlerischen Weg konsequent verfolgt. Vom gesellschaftlichen Druck läßt er sich nicht beeindrucken. Er liebt das „kreative Blödeln“ mit seinen Weinfreunden oder Bocciakollegen, Kontraste, Gegensätze und eine „gesunde Reibung“ mit Gleichgesinnten.
Peter Tscholl
Buchbesprechung - Elena Favilli und Francesca Cavallo: Good Night Stories for Rebel Girls. 100 außergewöhnliche Frauen. (Carl Hanser Verlag, München 2017, 224 S.) Aus dem Englischen von Birgitt Kollmann. 100 x an sich glauben Aus vielerlei Gründen ist dieses Buch bemerkenswert: Es wurde mit einer hohen Summe durch ein Crowdfunding Projekt finanziert, also durch eine Sammelaktion im Internet verwirklicht. Es beteiligten sich zahlreiche Künstlerinnen aus der ganzen Welt, indem sie von den unerschrockenen Mädchen und Frauen Porträts schufen. Strahlende, bunte, geheimnisvolle. Und dann vereint es 100 faszinierende Geschichten von Frauen allen Alters, deren Leben und Schaffen schlicht erzählt ist. Keine ausladenden Biographien, wenig Pathos. Und doch sprühen die Figuren vor Mut und Kraft, zeigen Standhaftigkeit und kreative Einfälle, wie frau sich durchsetzen kann. Jede auf ihre Weise, in ihrer Zeit und in ihrem Wirkungsfeld. Pharaonin Hatschepsut ist die älteste der Damen, es gesellen sich Sportlerinnen, Schriftstellerinnen, Forscherinnen, Malerinnen, Informatikerinnen, Politikerinnen, Ärztinnen, Musikerinnen, Architektinnen … dazu. Ohne chronologische Ordnung, denn Selbstverwirklichung verbindet losgelöst von Raum und Zeit. Das Buch schlägt einen Text pro Abend vor, damit er als Gutenachtgeschichte wirken kann. Aus ihm spricht die Selbstverständlichkeit, dass Mädchen und Frauen genauso talentiert und erfinderisch sind wie Buben und Männer. „Mädchen können trommeln.“, ruft uns Millo Castro Zaldarriaga zu, eine Schlagzeugerin aus Kuba. „Geht raus und fahrt einfach los.“, ermunterte die saudi-arabische Frauenrechtlerin Manal Al-Sharif ihre Landsfrauen, denen Autofahren bis vor Kurzem verboten war. Die beiden bringen es auf den Punkt: Starke Frauen glauben an sich und bauen couragiert an einer gerechteren Welt. Beflügelnde Lektüre ab der Mittelschule.
Maria Raffeiner, Zum Welttag des Buches am 23. April
Schlanders/Vinschgau - Wahrlich gut gearbeitet hat in diesem Frühjahr Juvi - Jugendtheater Vinschgau. Ganz nach dem Motto „Was denkbar ist, kann machbar sein“, gingen die Jugendlichen ans Werk. Der momentanen Lage zufolge sind die meisten der aktuellen Aktionen und Aktivitäten online. „Da derzeit Theater leider immer noch nicht live möglich ist, und auch das Proben zusammen noch nicht erlaubt ist, bestreiten wir gerade etwas neue Wege.“, erläuterte der künstlerische Leiter von Juvi Daniel Trafoier. Dafür folgten diese Projekte aber dicht getimt und voller neuer Inhalte. Vor allem das Designlabor von Juvi arbeitete wie wild. Gleich nach der Online-Vollversammlung im Februar wurden einige besondere Specialdays wie der Internationale Frauentag, der Vatertag oder der Internationale Jugend- und Kindertheatertag im sozialen Netzwerk beworben. Mit der Aktion „Lego only“ wurde auf die missliche Situation von Theater und Kultur allgemein aufmerksam gemacht. Zudem kam es dank der Ideen von Daniel und einigen Jugendlichen zu einem besonderen Aprilscherz, dem so mancher auf den Leim gegangen ist. Gleich darauf gab es auf der Website von Juvi (www.ju-vi.org) eine Osteraktion mit Buchstabeneiern, Gewinnern, Osternestern und viel Miteinander und Spaß. „Mit Juvi wird es nie langweilig“, sagt der neu gewählte Jugendobmann Gabriel Fleischmann. Er genießt das Tun und beteiligt sich, wenn immer möglich, denn im Hintergrund laufen gerade auch verschiedene Workshops an, die auf das eigentliche Ziel wieder vorbereiten, dem Theaterspielen. Gerade findet für zwei Minigruppen ein Workshop zum Einleuchten statt, sodass demnächst wieder Hoffnung aufkommen darf. Wir glauben daran und träumen davon!
Nadja Senoner
Anlässlich des Tages der Offenen Jugendarbeit – kurz OJA – des Dachverbandes der Jugendtreffs, Jugendzentren, Jugendkulturvereine und anderer Einrichtungen der Offenen Jugendarbeit in Südtirol „netz“, fanden am Samstag, den 17. April landesweit Aktionen statt, um auf die Bedeutsamkeit und auf den Bedarf der Offenen Jugendarbeit hinzuweisen. Unter dem Motto “Räume ge | schaffen, für die Jugend” machten auch Vinschger Jugendeinrichtungen durch Aktionen in den Treffs und auf öffentlichen Plätzen ihre Bedürfnisse und Anliegen sichtbar.
Jugendtreff „All In” Kastelbell-Tschars - Gemeinsam mit dem Jugendtreff „Time-Out Schnals“ planen wir die Sommerwochen und können den Sommer kaum erwarten. Es stehen drei „flotte“ und actionreiche Wochen auf dem Programm. Zwei Wochen finden bereits Ende Juni und Anfang Juli statt und die dritte Woche kurz vor Schulbeginn. Ein Highlight am Sommerende! Nähere Infos folgen in den kommenden Wochen auf unserer Facebook-, Instagram- und Vinschger Wind Jugendseite.
Aufgrund von Corona und der damit zusammenhängenden Bestimmungen blieb der Jugendclub Taifun 2020 für circa fünf Monate geschlossen, wodurch 20 Öffnungszeiten wegfielen. Generell können wir aber sagen, dass sich die Besucherzahlen gut gehalten haben. Im Dezember beteiligten auch wir uns an der Initiative für die Jugendarbeit #covidbrauchtbegleitung, um der Jugend mindestens einen Freiraum und eine Bezugsperson bieten zu können. Der Taifun konnte im Jänner 2021 wieder seine Tore öffnen, da Orte der Offenen Jugendarbeit, wenn sie von fixem Betreuungspersonal geführt werden, Jugendlichen mit besonderem Begleitbedarf Betreuung anbieten dürfen, so die aktuelle Durchführungsbestimmung. Somit ist es zurzeit erlaubt, unter Einhaltung aller Sicherheitsmaßnahmen (Abstand, Maske), dass sich gleichzeitig sechs Jugendliche im Treff aufhalten können.
Auf Wiedersehen Martell
Aufgrund eines Umzugs nach Tirol werde ich, Andrea, den Jugendclub Taifun mit Ende April verlassen. Ich gehe mit einem lächelnden und einem weinenden Auge. Seit Juni 2019 konnte ich mit euch eine super Zeit verbringen, einige Ideen umzusetzen, mich einbringen und viel von euch allen lernen. Einige unserer Aktivitäten und Ideen mussten leider aufgrund von COVID aufgeschoben werden, diese werde ich aber an Ellen, eurer neuen Jugendarbeiterin weitergeben. An dieser Stelle herzlich Willkommen Ellen! Ein Dankeschön, möchte ich noch an meinem Vorstand richten, an den Mini-Vorstand – bleibt dabei und gute Arbeit weiterhin -, an die Gemeinde, an den Bildungsausschuss, an die Eltern und besonders an euch, meine Treffbesucher*innen! Ich wünsche euch alles Gute, viel Freude, sowie weiterhin einen guten Zusammenhalt im Dorf. Liebe Grüße, eure Andrea!
Latsch/Audit - Zum 2. Mal in Folge erhält das Bibliothekssystem Latsch, mit den Zweigstellen Goldrain und Tarsch, sowie der Leihstelle Morter, das Qualitätszertifikat. Am 7. April wurde vom Amt für Bibliotheken und Lesen, die Einhaltung der Qualitätsstandards, über einen Zeitraum von drei Jahren, geprüft. Sehr viel Arbeit steckt in der Umsetzung, Beibehaltung und Weiterführung der vielschichtigen Qualitätsnormen. Durch Innovationsfreude und mit viel Motivation haben sich die Bibliothekarinnen letztendlich ans Ziel befördert. Unerreichbar jedoch wäre dies, ohne der fleißigen Hilfe der ehrenamtlichen Mitarbeiter:innen. Stets bemüht, den Wünschen und Anforderungen der Leser:innen zu entsprechen, gehören die Bibliotheken der Gemeinde Latsch, zu einem wichtigen sozialen und gesellschaftlichen Treffpunkt. Die Bibliothek ist und bleibt eine Bildungsstätte, soll und darf aber auch einen Ort der Unterhaltung darstellen. Dementsprechend wird auf passende Medien geachtet. Informativ bleibt die Bibliothek unter anderem durch Projekte und Veranstaltungen. Am Ball bleiben heißt das Motto, aktuelle Themen werden laufend aufgegriffen und in verschiedenster Form präsentiert. Digitale Erweiterungen werden angestrebt. Trotz laufender Erneuerungen sind die Bibliotheken bestrebt, auch an Werten und der Kontinuität des Altbewährten festzuhalten. Als Träger der Bibliotheken erhält die Gemeinde für bestandenes Audit einen erhöhten Landesbeitrag. 2024 steht die nächste Qualitätsprüfung an. In diesem Sinne: „Nach dem Audit ist vor dem Audit“.
Sylvia Ilmer
WINDMAGAZINE
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