Naturns/Vinschgau - Bäckerinnung im hds: Neuwahlen im Bezirk Vinschgau: Martin Psenner aus Naturns ist neuer Bezirksinnungsmeister.Im Rahmen der diesjährigen Bezirksversammlung der Bäckerinnung im hds wurde vor kurzem Martin Psenner aus Naturns als neuer Innungsmeister für den Bezirk Vinschgau für die nächsten vier Jahre gewählt. Er folgt somit auf Roland Zischg aus Naturns, der neuer Stellvertreter ist.
Im Bezirksvorstand weiters vertreten sind Günther Angerer aus St Valentin auf der Haide und Anton Fuchs aus Martell.
Im Bezirk Vinschgau sind etwa 14 Bäckereibetriebe mit zahlreichen Filialen tätig. „Diese garantieren in vielen Orten des Bezirkes die so wichtige Nahversorgung für die lokale Bevölkerung und für die vielen Gäste. Somit werden unsere Dörfer und Städte belebt und bleiben attraktiv“, betonen die Vertreter der Bezirksinnung.
Kloster St. Johann in Müstair, UNESCO Welterbe - Sie ist 1931 in Zürich geboren, 1958 ins Kloster St. Johann in Müstair eingetreten, von 1986 bis 2012 war sie Priorin, von 2013 bis 2019 Subpriorin, 2020 feierte sie ihre diamantene Profess und dieses Jahr wird sie 90. Die Rede ist von Sr. Pia Willi.
In der Klostergemeinschaft wird Sr. Pia seit ihrer Einsetzung zur Priorin 1986 liebevoll Mutter Pia genannt. Eigentlich ist diese Bezeichnung der amtierenden Priorin vorbehalten, aber Sr. Pia blieb „Mutter“ Pia auch nach Ablegung ihres Amtes als Oberin. Dies ist ein eindeutiges Zeichen für die Akzeptanz und die Zuneigung ihrer Mitschwestern. 26 Jahre lang stand Sr. Pia der Gemeinschaft vor, ihre Amtszeit war von Güte und Verständnis geprägt. Wie die Regel des hl. Benedikt besagt, machte sie alles Gute und Heilige mehr durch ihr Leben als durch ihr Reden sichtbar (vgl. RB 2,12).
Mutter Pia hat viel zu erzählen. Sie wurde 1931 in Zürich geboren, nach der Sekundarschule ging sie nach Fribourg ins Internat, um das Französisch-Diplom zu erlangen und anschliessend besuchte sie die Kunstgewerbeschule in Zürich. Nach einer einjährigen Erfahrung als Illustratorin in Paris kehrte sie in die Schweiz zurück.
Den Gedanken, ins Kloster einzutreten trug sie schon als Kind mit sich. Er erwachte auch als Jugendliche wieder. Als sie dann 1958 einen Ausflug nach Müstair unternahm und die Klosterkirche mit ihren bedeutenden Wandmalereien betrat, war sie sich ihrer Berufung sicher. Sie vernahm eine Stimme, die zu ihr klar sprach: „Hier sollst Du mir dienen!“ Sofort meldete sie sich für den Eintritt ins Kloster. Die Gewissheit, hierher zu gehören, war so stark, dass sie so Manches in Kauf nahm. „Voller Enthusiasmus brachte ich meine Staffelei, meine Farben und Pinsel mit ins Kloster. Ein Nähkästchen, das ich wohl eher gebraucht hätte, brachte ich allerdings nicht mit“, erzählt Mutter Pia. Sie war das Stadtmädchen unter Bauerntöchtern und hatte es am Anfang nicht leicht. Aber sie blieb und wurde 1986 zur Priorin gewählt.
Drei Jahre zuvor, 1983, war das Kloster St. Johann in Müstair in die Liste der UNESCO Welterbestätten aufgenommen worden. „Es war für uns Schwestern nicht nachvollziehbar, dass ein solch baufälliges Kloster UNESCO Welterbe sein solle“, erinnert sich Sr. Pia. Aber das Kloster entwickelte sich seit Beginn des 20. Jahrhunderts dank der eingehenden Erforschung der Anlage immer mehr zu einer Schatztruhe. Im 8. Jahrhundert von Karl dem Grossen gegründet, wurde es im 12. Jahrhundert ein Frauenkonvent. Die gesamten 1246 Jahre Bau- und Klostergeschichte sind hier noch spür- und erlebbar. Heute leben neun Benediktinerinnen im Kloster Müstair nach dem geregelten Rhythmus des „ora et labora et lege“.
Sr. Pias Amtszeit war von Renovierungen geprägt. „Bei meinem Eintritt 1958 schlief Schwester Theresia mit aufgespanntem Regenschirm über ihren Kopf, so baufällig war damals das Kloster“, erinnert sich Sr. Pia: „Meine Amtszeit als Priorin war eine sehr spannende Zeit mit fordernden Aufgaben. Ich hatte viele Gespräche, Treffen und Sitzungen mit Architekten, Denkmalpflegern und Archäologen. Da kam mir mein Wissen aus der Zeit meines Studiums in der Kunstgewerbeschule zugute.“ Mit der Gründung der Stiftung Pro Kloster St. Johann in Müstair 1969 begann auch die Renovierung der Klosteranlage, die bis heute noch andauert. Eine wichtige Aktivität zur Finanzmittelbeschaffung der Stiftung ist die zweimal im Jahr stattfindende Kartenaktion, bei der von Sr. Pia gezeichnete Doppelkarten mit einem Brief an verschiedene Adressen schweizweit verschickt werden. Sr. Pia hat zwar keine Zeit mehr große Bilder zu malen, aber ihre Karten, die das Klosterleben von Müstair illustrieren sind legendär. Ihre künstlerische Ader kam auch bei der Trachtenstickerei, welche im Kloster Müstair eine große Tradition hat, zugute. Sie hat nicht nur gestickt, sondern vor allem die Muster entworfen und auf den Stoff gedruckt.
Sr. Pia ist aber nicht nur Zeichnerin und ehemalige Priorin, sondern seit 2011 auch verantwortlich für die Gäste des Klosters. Diese Aufgabe macht ihr sehr große Freude. Mit ihren 90 Jahren ist Mutter Pia noch voller Energie, da bleibt nur noch der Wunsch, dass ihr die Gesundheit, die leuchtenden Augen und die Freude in ihrem Leben noch eine ganze Weile erhalten bleiben. Alles Gute zum 90. Geburtstag!
Elke Larcher
Kulturhaus Karl Schönherr - Schlanders
Oh Du – Bonifazius & Michelino feierlich! - am Sonntag, 19. Dezember um 15.00 Uhr im Kulturhaus „Karl Schönherr“ Schlanders
Bonifazius und Michelino, die beiden Clowns könnten gegensätzlicher nicht sein: der eine umsichtig, der andere planlos, der eine gerne redend, der andere wörtlich nehmend. Humorvolle Verwicklungen um die wirklich wichtigen Dinge in der Vorweihnachts- und Weihnachtszeit, wie z.B. gemeinsames Freuen, Lachen, Staunen und in die stillen Momente lauschen – voll freudiger Erwartung, was als Nächstes passiert. Clownerie vom Feinsten mit Live-Musik, ungewöhnlicher Jonglage, und noch einigen Überraschungen mehr, das erwartet uns in dieser Vorstellung. Ein vielschichtiges Theaterstück für die ganze Familie.
Platzreservierung unter kulturhaus@schlanders.it, 0473 737777
Die Eintrittskarten sind an der Theaterkasse ab 14.00 Uhr erhältlich.
Unterstützt vom Amt für deutsche Kultur, der Marktgemeinde Schlanders, der Raiffeisenkasse Schlanders, der Stiftung Sparkasse, Parkhotel Linde und Fa. Schönthaler A. & Söhne.
Mittelschule Schlanders/Schülerinnen berichten - 1914 – 1918 – wohl einige der schlimmsten Jahre für die Welt“, meinte Manfred Haringer (bekannt als Manni), unser ehemaliger Schulwart, als er uns Drittklässler*innen im Rahmen eines informationsreichen Vortrages über die Ereignisse an der Ortlerfront berichtete. Manni interessiert sich bereits seit seiner Kindheit für den „Großen Krieg“. Sein Großvater hatte ihm wiederholt von seinen Fronterlebnissen in Galizien erzählt. Das beeindruckte Manni so sehr, dass er sich immer mehr mit dem Thema beschäftigte, bis er schließlich zum passionierten Sammler von Kriegsrelikten und großen Kenner der historischen Ereignisse rund um den Gebirgskrieg wurde. Mit einer Powerpoint-Präsentation vermittelte uns Manni die Kampftaktik der Österreicher und Italiener entlang der Ortlerfront. Viele Informationen „aus erster Hand“ konnte Manni den Soldaten-Tagebüchern entnehmen, die diese in ihrer „Freizeit“ im Hochgebirge schrieben. Darin schildern sie nicht nur die Geschehnisse des Kampfes, sondern berichten auch über ihre Nöte und über ihre großen Ängste in der oft unerträglichen Einsamkeit. Die mitgebrachten Kriegsfunde hatte Manni auf seinen Exkursionen entlang der ehemaligen Gebirgsfront entdeckt, einige wurden ihm von ehemaligen Soldaten überlassen. Ein Schlanderser Soldat schenkte ihm sein Essbesteck, das er während des Krieges immer bei sich trug und das ihm schließlich das Leben rettete. „Ein Schuss prallte am Besteck ab, der ihn ansonsten durchbohrt hätte“, erzählte Manni. Nach den interessanten Ausführungen erklärte er uns die mitgebrachten Fundstücke: Gasmasken, faltbare Laternen, Schutzhelme, skurrile Steigeisen, Überschuhe aus Stroh, Hanfseile, Granatsplitter, selbst geschnitzte Schachfiguren und Pfeifen. Sogar schöne Armreifen gab es zu sehen, welche die Soldaten in der langen kampffreien Zeit aus Patronenhülsen für ihre Frauen und Verlobten zu Hause anfertigten. Zum Abschluss richtete Manni noch sehr eindringliche Worte an uns: „Vergesst nie für den Frieden zu kämpfen – ohne Gewalt. Er ist das Kostbarste und Zerbrechlichste in unserer Welt!“
Julia Gurschler und Sofia Sylai, Klasse 3 B Montessori
pr-info Martinsbrunn ParkClinic
Kaum werden die Tage kürzer, macht sich Antriebslosigkeit, Niedergeschlagenheit und Erschöpfung bemerkbar? Daran könnte womöglich der Winterblues schuld sein! Dr. Karmen Sanoll und Dr. Agnes Zöggeler, Fachärztinnen für Komplementärmedizin nennen typische Anzeichen und zeigen Wege auf wie wir schwungvoll durch die Wintermonate kommen.
Im Herbst und Winter geht es vielen Menschen ähnlich. Es häuft sich das Bedürfnis nach Schlaf und wir haben reichlich Appetit auf kräftige Speisen und Süßigkeiten. Ganz abgesehen von der getrübten Stimmung, die stark durch einen Mangel an natürlichem Tageslicht zu veränderten Prozessen im Hormonstoffwechsel führt. Was wir nämlich brauchen, ist ausreichend Serotonin, das Glückshormon!
Tägliche Bewegung an der frischen Luft, treibt den Serotoninspiegel in die Höhe. Die Sonne tut zwar gut, ist aber zu schwach, um ausreichend Vitamin D zu produzieren. Dieses Sonnenvitamin spielt eine große Rolle für unser psychisches Wohlergehen.
Zusätzlich kann über die Ernährung die Serotoninproduktion angeregt werden. Datteln, Mandeln, Nüsse, aber auch Bananen und Vollkornprodukte enthalten Tryptophan, den Vorläufer vom Glückshormon. Avocado, Hirse, Buchweizen und Meerestiere enthalten Vitamin B 6 als Unterstützung bei der Produktion von Serotonin. Zusätzlich braucht es Folsäure (Broccoli, Hülsenfrüchte, grünes Gemüse) und Magnesium (Kürbiskerne, Sesam, Weizenkeime, Schwertfisch), Calcium, Zink, Omega 3 Fettsäuren.
Wenn es hingegen Probleme im Darm gibt (z.B.: Verdauungsstörungen) kann schon mal die Serotoninproduktion darunter leiden. Der Wegbereiter von Serotonin, das Tryptophan wird im Darm produziert und dann in Serotonin umgewandelt. Bei entzündlichen Veränderungen ist diese Umwandlung gestört und führt in der Folge zu einem Serotoninmangel. Nicht umsonst wird unser Darm auch als zweites Gehirn bezeichnet. Er hat einen sehr viel größeren Einfluss auf unser Wohlbefinden als man meinen möchte.
Ein Defizit an Tryptophan/Serotonin kann gemessen und bei Bedarf ergänzt werden, ebenso die Zusammensetzung der Darmflora. Die Synthese kann sowohl aus orthomolekularer Sicht und mit der Ernährung, als auch mit Akupunktur angeregt werden.
Wen der Winterblues trotz Vorkehrungen erwischt, braucht sich erst mal nicht zu sorgen. Wird das Stimmungstief allerdings zum Dauerbegleiter, ist Achtsamkeit geboten und es empfiehlt sich professionelle Begleitung in Anspruch zu nehmen.
In der Martinsbrunn ParkClinic arbeiten Komplementärmedizinerinnen und Psychologinnen eng miteinander zusammen und unterstützen Sie dabei Ihr Wohlbefinden zu stärken.
Kontakt:
Fachärztinnen für Komplementärmedizin, Dr. med. Karmen Sanoll, Dr. med. Agnes Zöggeler
Psychologinnen, Dr. Renate Unterholzner, Dr. Dagmar Pavan
Naturns - Der Akustikplan in Naturns ist unter Dach und Fach. Die Corona-Situation ist für den gewaltigen Besucherrückgang im Schwimmbad Naturns verantwortlich. Eine Verkehrsentlastung könnten geleaste E-Bikes bringen.
von Erwin Bernhart
1000 Leute könnten sich in der Gemeinde Naturns noch impfen lassen. Mit diesen Worten begann BM Zeno Christanell seinen Bericht und seit Ende September seien Corona-Kontrollen in Restaurants und Bars unterwegs. „Einmal die Woche kommt eine Einheit von Schlanders und kontrolliert und straft“, sagte Christanell. Am Gefahrenzonenplan sei man dabei und das Verwaltungsgericht Bozen habe der Gemeinde in der Causa „Saumoar“ Recht gegeben (sh. Seite 4). Gemeindereferent Michl Ganthaler skizzierte den Fahrplan für den Kindergartenneubau: Das Vorprojekt sei vom technischen Landesbeirat genehmigt und komme demnächst zur Genehmigung in den Gemeinderat. Ganthaler erhofft sich, dass im Oktober 2022 die Ausschreibungen gemacht werden und im Frühjahr 2023 Baubeginn sein wird, mit einer Bauzeit von 2 Jahren.
Genehmigt wurde im Rat der von den Fachleuten Günther Wanker und Michele Morandini erläuterte Akustikplan, der die Ist-Situation abbilde. Man werde, so BM Christanell, den Akustikplan bei künftigen Wohnbauzonen, Freizeitanlagen und Industriebauten mitberücksichtigen. Das Anas-Haus sei um 1,03 Millionen Euro an die H-Bau VGmbH (Horst Preims, Freisinger Georg und Horst) versteigert worden.
Gravierende Einbrüche habe es, so berichtete die Referentin Astrid Pichler, beim Schwimmbad gegeben. Waren es in „normalen“ Zeiten um die 90.000 Besucher im Jahr, zählte man heuer bis September an die 30.000. Die Kosten blieben gleich. Deshalb entstehe für 2021 ein Kapitalbedarf von rund 475000 Euro aus der Gemeindekassa. „Das Schwimmbad erfüllt einen wichtigen sozialen Faktor, der etwas kosten darf“, sagte Pichler.
Ein Vorschlag vom Referenten Florian Gruber wurde beschlossen: Um einen Teil des innerörtlichen Verkehrs auf Fahrrad umzustellen, gerade um bei kurzen Strecken eine umweltfreundliche Alternative bieten zu können, will die Gemeinde mit einem Beitrag von 200 Euro ein Leasing eines E-Bikes fördern. Partner dieser Aktion ist Ötzi Bike, der mit weiteren 200 Euro Preisnachlass diese Aktion fördert. Gegen einen geringen Leasingbeitrag ist man sofort Besitzer eines ansonsten teuren E-Bikes. In dieser Form sei es ein Pilotprojekt in Südtirol, in Österreich und in Deutschland gebe es diese Art der Förderung schon.
Ab 2023 dürften die Trinkwassergebühren in allen Gemeinden Südtirols steigen. Von rund
10 Cent/Kubikmeter ist die Rede. Für die Gemeinde Naturns würde dies einer Steigerung des Tarifs von 25 % bedeuten. Dies berichtete BM Zeno Christanell im Naturnser Gemeinderat. Grund für diese Preissteigerung sei „eine solidarische Unterstützung für die Berggebiete“ bei der Erneuerung der dortigen Trinkwasserversorgung. Eine entsprechende Gesetzesvorlage ist in Ausarbeitung. Dies habe LH Arno Kompatscher den BM mitgeteilt.
Kolping im Vinschgau - Schon die alten Römer nutzten eine eigene Formulierung, wenn sie jemanden besondere Ehre zuteil werden ließen. Der Senator Marcus Tullius Cicero war einer der wenigen, dem der Titel „pater patriae“ (Vater des Vaterlandes) zuerkannt wurde. Das hat sich in ähnlicher Weise bis in unsere Tage erhalten, wenn vom „Vater Kolping“ oder der „Mutter Kirche“ die Rede ist. Der sprachliche Verweis auf die eigenen Eltern zeigt: Hier fühlt sich jemand angenommen, geborgen, verstanden, gemocht, vielleicht auch beschützt… Die Reihe ließe sich beliebig fortsetzen, denn es bräuchte viele Adjektive, um zu beschreiben, was das Wort „Heimat“ wirklich bedeutet.
Leben und Werk Adolph Kolpings sind ein dauerhafter Auftrag: einerseits Heimat zu bleiben für diejenigen, die bereits dabei sind und andererseits Heimat zu bieten für andere, die kommen möchten. Vom Gründerverein in Elberfeld bis zu Kolping International – auch zu Kolping Vinschgau – von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis heute – Kolping hat nie das sein sollen, was man neudeutsch einen „closed shop“ (geschlossenes Geschäft) nennt.
„Da tat er sein Haus auf und rief uns hinein“, diese Zeile aus dem Kolping-Grablied besitzt nicht nur im übertragenen, sondern im Wortsinn bis in die heutige Zeit ihre ganz spezielle Bedeutung. Also unser aller Auftrag: Beheimatung geben!!
Otto von Dellemann
Die gebürtige Pustererin Anna kam vor 54 Jahren nach Eyrs und wurde Bäuerin auf dem Hof ihres Mannes Alfred Kurz. In ihrer offenen und humorvollen Art war sie bald in der Dorfgemeinschaft intergiert. Als Sängerin bereichert sie den Kirchenchor.
von Magdalena Dietl Sapelza
Anna erntete erstaunte Blicke, als sie kürzlich in Festtagstracht auf ihrem neuen vierrädrigen Scooter an der Eyrser Pfarrkirche vorfuhr, um dort Cäcilia zu feiern. „Des isch a flotte Soch, iatz bin i schnell in Dorf unt brauch nimmr mitn Radl fohrn“, meint sie. Denn ihr Hof liegt außerhalb der Ortschaft.
Geboren wurde Anna auf dem Oberpapping Hof bei Innichen als sechste von neun Kindern. Die Familie lebte vom Ertrag ihres Waldes und von der Milch einiger Kühe. Eine Materialseilbahn brachte die Milch in die Sennerei im Tal. „Miar hobm nor oft kennt „Fugamilch“ mit hoam nemman“, sagt sie. Die Milch vom Sonntag wurde auf dem Hof zu Butter verarbeitet. Annas Schulweg war lang, eine Stunde ins Dorf und eine Stunde zurück. „Miar Berger san olm Schualmess gong unt di Nachnatn et“, lacht sie. Einmal sei so viel Schnee gefallen, dass sie vom Balkon aus starten mussten, erinnert sie sich. Mit Schneeschuhen habe ihnen der Vater den Weg gebrochen.
Anna war 13 Jahre alt, als der Kooperator Peter Giacomelli in der Schule nach guten Sängerinnen suchte. Er wählte sie aus und unterrichtete sie in Notenlehre und Stimmbildung. „I hon gonz viel glearnt unt bin ihm heint nou donkbor“, betont sie. Mit 14 Jahren sang sie als Sopranistin auf dem Chor. In den folgenden Jahren fiel sie jedoch arbeitsbedingt immer wieder aus.
Ihre erste Arbeitsstelle fand sie im „Hotel Altprax“, dem auch eine Landwirtschaft angeschlossen war. Bei der Heuernte traf sie auf den vier Jahre älteren Vinschger Alfred Kurz, der als Alpini Soldat in Welsberg in Hotelnähe den „Campo“ absolvierte. Die Beiden wechselten ein paar Worte, verloren sich aber wieder aus den Augen. Nach Abschluss der Haushaltungsschule in Lienz wurde Anna Köchin in der Familie des Kaffee-Unternehmers Segafredo in Bologna. Nach vier Jahren kehrte sie auf den Heimathof zurück. „A weil anar fa di Juniorchefs a Eigl af miar kopp hot unt i nit untn bleibm hon gwellt“, verrät sie. Kurz darauf nahm sie an einer Papstaudienz bei Paul VI in Rom teil, die Bischof Josef Gargitter für 1.000 Südtiroler Jugendliche organisiert hatte. Nach der Rückkehr kehrte sie mit Freundinnen beim „Schmutzigen Luis“ in Bozen ein, wo gesungen und musiziert wurde. Plötzlich trafen sie Alfreds Blicke. Sie erkannte ihn erst wieder als er auf sie zukam. Schließlich tauschten sie ihre Adressen aus. „Miar hobm inz nor olm gschriebm unt hie unt do a troffn“, meint sie. Erneut bekam sie ein Angebot der Familie in Bologna. Sie sollte deren Kindern Deutsch lernen. Doch Alfred wollte sie näher wissen. „Kimm nachna, hot er selm gsog“, lacht sie. Sie nahm eine Stelle in einem Meraner Haushalt an und blieb dort bis 10 Tage vor ihrer Hochzeit. Dann zog sie auf den Hof in Eyrs, den Alfred gekauft hatte. „Deis isch a ormseliger Hof gwesn, ohne Strom unt ohne Wossr unt mit an 40-jährigen Kredit“, erklärt Anna. Das Paar benutzte Gaslichter aus der Schweiz und bohrte einen Tiefbrunnen, um die Tiere zu tränken. Trinkwasser holte Alfred in der Milchsammelstelle in Eyrs, wo er die Milch zum Kühlen hinbrachte. Erst 1977 erhielt der Hof den Wasser- und ein Jahr später den Stromanschluss. Das war eine große Erleichterung. 1978 wurde der neue Stall gebaut. Anna legte sich als Bäuerin ins Zeug, kümmerte sich um ihre vier Kindern. Als gute Köchin zauberte sie oft Gerichte aus dem Pustertal auf den Tisch, so zum Beispiel Polsterzipfl mit Kraut. „Di Kropfn hon i nit kennt“, erklärt sie. „Obr schun bold amol hon i fir die Feschtlan in Dorf grod gnua Kropfn gmocht.“
Anna schloss sich dem Eyrser Frauenchor an und später dem Kirchenchor, wo sie als humorvolle und notengewandte Sängerin die Tenorstimmen der Männer verstärkt. 30 Jahre lang sang sie im Vinschgerchor.
Nach ihrer Ehrung für ihre 40-jährige Mitgliedschaft im Kirchenchor meldete sie sich bei ihrem ehemaligen Musiklehrer Giacomelli, um ihm für ihre einstige Ausbildung zu danken. Daraufhin besuchte er sie bis vor kurzem jedes Jahr.
Mittlerweile wurde Anna erneut geehrt. Sie selbst zählt insgesamt 54 Jahre effektive Chortätigkeit. Und sie ist noch lange nicht müde. Auch weiterhin wird sie Teil des Chores sein und mit ihrem Scooter zur Kirche fahren.
Kulturhaus Karl Schönherr - Schlanders
WEIHNACHTLICHES KONZERT – Streichquartett am Sonntag, 12. Dezember um 17.00 Uhr im Kulturhaus „Karl Schönherr“ Schlanders
Besetzung:
Andrea Ferroni, Josef Höhn;
Violinen
Katia Moling; Viola
Matteo Bodini; Violoncello
Die vier freischaffenden MusikerInnen aus der Region spielen regelmäßig bei verschiedenen Orchestern und Ensembles, wie zum Beispiel das Haydn Orchester von Bozen und Trient, Orchestra Cherubini, Streicherakademie Bozen, Theresia Barockorchester, Labirinti armonici.
Konzertprogramm:
G. F. Händel: The Arrival of the Queen of Sheba
W. A. Mozart: Streichquartett KV 156, G-Dur
L. Boccherini: Minuetto
G. F. Händel: Judas Maccabeus
T. Albinoni: Adagio in g-Moll
G. F. Händel: Wassermusik
D. Shostakovich: Waltz Nr. 2
G. F. Händel: Lascia ch’io pianga
E. Elgar: Salut d’amour
A. Corelli: Concerto per la notte di natale
Platzreservierung unter kulturhaus@schlanders.it, 0473 737777
Die Eintrittskarten sind an der Theaterkasse ab 16.00 Uhr erhältlich.
Unterstützt vom Amt für deutsche Kultur, der Marktgemeinde Schlanders, der Raiffeisenkasse Schlanders, der Stiftung Sparkasse, Rechtsanwaltskanzlei Pinggera, Fa. Fleischmann Martin – Raumausstattung.
WINDMAGAZINE
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