Bäuerliche Landtagsabgeordnete kritisieren wiederholten Alleingang von Landesrat Arnold Schuler – Nur gemeinsame, abgestimmte Vorgehensweise bringt Erfolg. Die drei bäuerlichen Abgeordneten im Südtiroler Landtag, Josef Noggler, Franz Locher und Manfred Vallazza, zeigen sich über den wiederholten Alleingang des Landesrates zu Themen der Landwirtschaft enttäuscht und verärgert. Am kommenden Donnerstag, 18. November, berichtet Landwirtschaftslandesrat Arnold Schuler auf einer eigens einberufenen Medienkonferenz über „Förderungen in der Bergwirtschaft“, ohne dabei die bäuerlichen Abgeordneten darüber vorab informiert, bzw. dazu eingeladen zu haben.
Erst kürzlich haben die drei Abgeordneten die wiederholten Alleingänge des Landwirtschaftslandesrates auf das Schärfste kritisiert. Anlass dazu bot der Beschluss der Landesregierung, die Beiträge für die Außenmechanisierung zu kürzen, bzw. ganz zu streichen. „Die schwierige Situation in der heimischen Berglandwirtschaft verdient den vollen Einsatz und die größtmögliche Unterstützung von uns allen“, unterstreichen die drei bäuerlichen Abgeordneten in ihrer Aussendung. „Nur eine gut abgestimmte Vorgehensweise und eine enge Kooperation garantieren schlussendlich unseren Bergbauern ein Auskommen und damit ein Überleben“, so die drei Abgeordneten.
„Die bisher mangelnde Zusammenarbeit zwischen dem Landwirtschaftslandesrat und uns Abgeordneten widerspiegelt deshalb in keinster Weise den demokratischen Auftrag, welchen wir Kraft unseres Mandats erhalten haben“, betonen Josef Noggler, Franz Locher und Manfred Vallazza. Die anstehende Pressekonferenz zu „Förderungen in der Berglandwirtschaft“ am Donnerstag, 18. November, sei ein weiterer Beweis dafür, dass Landesrat Arnold Schuler nicht an einer abgestimmten und respektvollen Zusammenarbeit interessiert sei, kritisiert Josef Noggler scharf. Dies könne nicht im Interesse unserer Bergbauern sein, ergänzt Franz Locher. „Wir haben uns um die Zusammenarbeit stets bemüht. Bisher jedoch leider ohne den gewünschten und dringend notwendigen Erfolg“, unterstreicht Manfred Vallazza.
„Unabhängig davon sichern wir unseren Bergbauern weiterhin unseren größtmöglichen Einsatz und unsere tatkräftige Unterstützung für deren Anliegen zu. Gleichzeitig behalten wir uns jedoch vor, zu den in der geplanten Pressekonferenz dargelegten Themeninhalten im Interesse der Berglandwirtschaft fundiert und mit dem nötigen Nachdruck Stellung zu nehmen und sofern notwendig, entsprechende Maßnahmen zu ergreifen“, unterstreichen die Abgeordneten abschließend in ihrer gemeinsamen Stellungnahme.
Die Landtagsabgeordneten Josef Noggler, Franz Locher und Manfred Vallazza
Eine gute Nachricht für alle, deren Impfzyklus mehr als 6 Monate zurückliegt: Ab Donnerstag, 18. November – 12:00 Uhr kann jeder die Auffrischungsimpfung („Booster“) vornehmen lassen.
Zu Beginn der Pandemie war Italien der Hotspot der Infektionen. Jetzt schnellen die Infektionszahlen im benachbarten Ausland in die Höhe – so Gesundheitslandesrat Thomas Widmann: „Die Bevölkerung im restlichen Italien hat sich in großer Zahl impfen lassen und somit sind die Infektionszahlen, bis auf wenige Regionen, dort auch relativ gut.“ Ganz anders in Österreich und Deutschland: Beide Länder haben geringere Impfquoten und versuchen verzweifelt, das Infektionsgeschehen unter Kontrolle zu bekommen.
Südtirols Impfzahlen orientieren sich leider eher am nördlichen Beispiel: Auch hierzulande gibt es noch viele Ungeimpfte, zudem lässt der Impfschutz bekanntlich nach 6 Monaten langsam nach. Generaldirektor Florian Zerzer warnt: „Das zeigt sich nicht nur an den Neuinfizierten, sondern auch an den Krankenhauseinlieferungen. Die Gefahr, zuerst gelb, dann orange oder gar rot zu werden, ist plötzlich wieder ganz nahe – mit allen unliebsamen Konsequenzen.“
Gerade ältere Menschen sind besonders gefährdet, weshalb ihnen dringend empfohlen wird, die dritte (im Falle des Einmalimpfstoffes Johnson & Johnson die zweite) Impfung, die sog. Auffrischungs- oder „Booster“-Impfung, durchzuführen. Diese Möglichkeit ist ab Donnerstag, 18. November 2021 – 12:00 Uhr für alle Altersgruppen offen, es reicht, dass die Impfung 6 Monate her ist.
Hygieneärztin Silvia Spertini: „Die Schutzwirkung der meisten Impfungen lässt mit der Zeit nach, bedingt durch neue Varianten, aber auch durch die Abnahme des Immunschutzes. Das kennt man auch von anderen Impfungen wie z.B. der Zeckenschutzimpfung. Eine Auffrischungsimpfung führt wieder zu einem raschen Anstieg des Schutzes, weshalb wir diese unbedingt empfehlen.“
Alle Impftermine mit und ohne Vormerkung sind auf der Webseite des Südtiroler Sanitätsbetriebes unter folgendem Link ersichtlich:
https://www.coronaschutzimpfung.it/de/impftermine/alle-impftermine
Vormerkungen der Impftermine in einem der Impfzentren können auch online vorgenommen werden, und zwar unter https://sanibook.sabes.it/ oder telefonisch (Mo-Fr) von 8:00 bis 16:00 Uhr über die Einheitliche Landesvormerkungsstelle: Tel. 0471 100999.
Presse-Informationen:
Abteilung Kommunikation, Südtiroler Sanitätsbetrieb
(SF)
Kompatscher und Widmann haben heute über die aktuelle Pandemie-Lage berichtet und an alle appelliert, die Anti-Covid-Regeln einzuhalten. Jetzt solle die Impfung oder die Auffrischung gemacht werden.
Im Vergleich zur Vorwoche habe es eine deutliche Verschlechterung der Corona-Lage mit einem exponentiellen Anstieg der Neuinfektionen gegeben, berichtete Gesundheitslandesrat Thomas Widmann heute (16. November) im Anschluss an die Sitzung der Landesregierung. Während es in der zweiten Oktoberwoche durchschnittlich 23 Neuinfektionen pro Tag gab, stieg die Zahl in der zweiten Novemberwoche auf 302. Die 7-Tage-Inzidenz hat sich laut Widmann im selben Zeitraum verzehnfacht; sie stieg von 44 auf 390. Südtirol liege damit fast auf dem Niveau von Deutschland und haben italienweit die höchste Inzidenz. Auch die Zahl der Covid-Patienten auf Normalstationen der Krankenhäuser sei angestiegen.
Nur das Einhalten der Regelung und die Impfung können ein Entgleisen der Situation verhindern
"Aus den vergangenen Corona-Wellen wissen wir, wie schnell die Situation entgleisen kann. Mit einer solchen Situation werden wir uns möglicherweise in Kürze auseinandersetzen müssen", betonte der Landesrat. Das Coronaviruskenne keine Landesgrenzen, es sei nur eine Frage der Zeit, bis Entwicklungen der Nachbarländer auch auf Südtirol übergreifen. Die Welle türme sich auf, aber sie könne noch gestoppt werden, sagte Widmann und betonte: "Es ist wichtig, Impfstoff zu bekommen, die dritte Impfdosis nicht hinauszuzögern und jede Ansteckungsgefahr durch strikte Einhaltung der Regeln, Abstand, Hygiene, Maske zu vermeiden." Die Einhaltung der Anti-Corona-Regeln und die Ausweitung der Impfungen sind laut Widmann die einzigen Möglichkeiten, um die Einstufung Südtirols als "gelbe" oder "orange" Zone zu stoppen. Der Landesrat erinnerte daran, dass die Einstufung in "orange Zone" viele Einschränkungen und schwerwiegende soziale und wirtschaftliche Auswirkungen für alle Bereiche mit sich bringe. Das Ziel der Landesregierung sei es deshalb, Einschränkungen zu vermeiden, aber jede Entscheidung hänge von der Regierung in Rom ab, sagte Widmann abschließend.
In Italien werden Einschränkungen diskutiert
Auch Landeshauptmann Arno Kompatscher unterstrich: "Die Lage ist nicht gut - wir riskieren sehenden Auges einer Überlastung der Krankenhäuser entgegenzugehen. Wir zählen zu den Provinzen in Italien mit den größten Corona-Problemen aufgrund der besonders niedrigen Impfrate. In ganz Italien wird die Situation komplizierter, weitere Einschränkungen werden diskutiert, aber dafür braucht es gesetzgeberische Maßnahmen, die auf nationaler Ebene verabschiedet werden. Wir müssen weiterhin Maßnahmen suchen, die jetzt schon bei uns gesetzt werden können."
Zu wenig Geimpfte und mangelnde Disziplin beim Einhalten der Regeln verschlechtern die Lage
In Südtirol gebe es gleich zwei Probleme, zum einen die schlechte Durchimpfungsrate, die zehn Prozent unter dem Durchschnitt liege (über 100.000 der Personen über zwölf Jahren sind noch nicht geimpft) und zum anderen den Mangel an Disziplin beim Einhalten der schon geltenden Anti-Corona-Regeln wie Abstand, Hygiene und Maske, sagte Kompatscher. "Wir müssen, wie vorige Woche mit den Sozialpartnern vereinbart, gemeinsam etwas tun und schauen, dass die Regeln eingehalten werden", hob der Landeshauptmann hervor und appellierte eindringlich an öffentliche Einrichtungen, Betriebe, Organisationenund Vereine mehr und genauer zu kontrollieren. Alle Teilnehmer am Treffen der Sozialpartner haben sich schriftlich verpflichtet, die Regeln in ihrem jeweiligen Zuständigkeitsbereich durchzusetzen. Das sollten, so Kompatscher, auch die Bürgerinnen und Bürger tun. "Wir wollen nicht wieder alles schließen, deshalb gilt es, jetzt die Impfung oder die Auffrischungsimpfung zu machen, alle Regeln einzuhalten, Risiken wie Menschenansammlungen zu vermeiden und Kontakteaufs Notwendige zu beschränken, um schwere Folgen für das gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben zu umgehen", verdeutlichte Kompatscher.
Ab 18. November Impf-Booster für alle vor mindestens sechs Monaten Geimpften
Wie von der Landesregierung heute beschlossen, wird ab Donnerstag, 18. November, um 12 Uhr, für alle Personen, die vor mindestens sechs Monaten gegen das Coronavirus geimpft wurden, die Auffrischungsdosis bereitgestellt.
fg/san
Vinschgau - Die SVP Ortsgruppen haben ihre Ausschüsse kürzlich neu gewählt. Anlass genug, um beim SVP Bezirksobmann Albrecht Plangger nach der Befindlichkeit der Südtiroler Volkspartei im Vinschgau nachzufragen. Plangger spricht auch über den Stillstand im Vinschgau, über Alperia, über Zugverbindungen und über die SVP als Klimapartei.
Vinschgerwind: Wir möchten mit Ihnen über das Klima sprechen.
Albrecht Plangger: (schweigt) Ja, logisch.
Vinschgerwind: Sprechen wir das Klima in der SVP im Bezirk Vinschgau an.
Albrecht Plangger: Ach so (lacht). Im Oberland werden wir es besser haben mit dem Klimawandel.
Vinschgerwind: Kürzlich fanden die Ortsausschusswahlen statt. Welches Resümee ziehen Sie als SVP-Bezirksobmann?
Albrecht Plangger: Ein relativ gutes Resümee. Wir haben 38 Ortsgruppen. Außer in zwei wurde in allen Ortsgruppen gewählt. Glurns etwa, da haben wir die Wahlen aufgrund der Stadtratsbildung verschoben. In Taufers wurde auch verschoben. Alle anderen 36 haben gewählt. In allen Ortsgruppen ist der Ortsobmann oder die Ortsobfrau noch nicht fix. Die konstuierenden Sitzungen folgen in den nächsten Wochen. Ich rechne damit, dass bei rund einem Drittel der Ortsgruppen neue Gesichter kommen werden. Wir sind mit 38 Ortsgruppen im Vinschgau kapillar aufgestellt. Denn wir möchten als Volkspartei überall, auch in der kleinsten Realität vertreten sein. Das ist der Erfolg der SVP.
Vinschgerwind: Sind Sie mit Wahlbeteiligung zufrieden?
Albrecht Plangger: Die Wahlbeteiligung war ganz gut. Wir hatten in den Ortsgruppen in Graun eine Wahlbeteiligung zwischen 50 und 60 Prozent. Das ist zufriedenstellend. Bei den Fraktionswahlen waren es auch zwischen 50 und 60 Prozent und da geht es doch um mehr als bei der Wahl der SVP-Ortsgruppen.
Vinschgerwind: Bei Ihrem Antritt als SVP-Bezirksobmann vor 5 Jahren haben Sie versprochen, jede Ortsgruppe besuchen zu wollen. Ist das erfolgt?
Albrecht Plangger: Das habe ich schon des öfteren. Ich sehe die Ortsausschüsse mindestens einmal im Jahr, zum Beispiel auch wenn ich die Mitgliedskarten bringe. Was fehlt, ist, dass von den Ortsgruppen zu wenig politische Initiativen ausgehen. Das Interesse, Themen aufzugreifen und diese Themen politisch weiterzubringen, ist oft kaum vorhanden. Ich sage immer, dass wir uns viel zu viel mit der Mitgliedersammlung beschäftigen. Die Mitgliedersammlung müsste meiner Meinung nach viel schneller über die Bühne gehen. Beim Weißen Kreuz zum Beispiel hat man die Mitgliedschaft für das kommende Jahr bereits im November gemacht. Das würde der SVP gut anstehen. Damit könnte man im Jahr z. B. einige Treffen mit der Gemeindeverwaltung abhalten, über den Haushalt diskutieren usw.
Vinschgerwind: Wie erklären Sie sich diese Passivität der SVP-Ortsgruppen?
Albrecht Plangger: Passiv würde ich nicht sagen. Wenn Wahlen sind, sind die Ortsgruppen aktiv. Oft ist es so, dass man Themen nicht aufgreifen möchte, weil man der Meinung ist, dass diese Themen die Gemeindeverwaltung betreffen. Man will sich irgendwie nicht einmischen.
Vinschgerwind: Zum Talgeschehen: Corona überdeckt anscheinend alles. Im Bezirk Vinschgau steht alles still. Keine Elektrifizierung der Bahn, kein Heim für die Sportoberschule, keine Maltamaschine auf dem Joch. Können Sie die Themen noch ergänzen?
Albrecht Plangger: Das heißt nicht, dass nichts läuft. Wir sind nur noch nicht da, wo wir hinwollen. Wir wollen die Themen abhaken. Es heißt etwa nicht, wenn das Schülerheim in Mals noch nicht da ist, dass daran nicht gearbeitet wird. Es wird geplant, gebastelt. Jetzt ist der Recovery Plan dazugekommen und da müssen wir schauen, ob wir da zugreifen können. Die Themen bleiben immer präsent.
Vinschgerwind: Wie können Sie die Tatsache zerstreuen, dass nichts vorangeht?
Albrecht Plangger: Wir hatten früher das große Thema Krankenhaus. Das ist zum Glück gelöst. Jetzt stehen ein Haufen anderer Themen an, an denen gearbeitete wird, um die wir uns kümmern. Die Resultate sind aber noch nicht da. Aufgeben tun wir deswegen nicht. “Steter Tropfen höhlt den Stein…“
Vinschgerwind: Welche Themen sind für Sie als SVP Bezirksobmann dringend?
Albrecht Plangger: Dringend ist der Nationalpark. Da haben wir gebuggelt wie die Deppen und viel Arbeit hineingesteckt. Der Führungsausschuss hat seine Beschlüsse gemacht und nun wäre die Landesregierung dran. Nun ist 5 Monate lang nichts passiert. Wenn die Landesregierung ihren Beschluss machen würde, hätten wir vorerst einmal eine Zonierung usw. und auch in Rom etwas in der Hand. In Rom kann es sein, dass da Null Interesse besteht. Denen ist es Wurscht ob wir einen Parkplan bekommen oder nicht. Aber bei uns muss die Arbeit schon getan und die Dinge abgehakt werden. Dringend ist auch die Gesellschaft auf dem Stilfserjoch. Die Projekte, die wir da oben geplant haben, müssen endlich realisiert werden. Da habe ich einen Frust. Die Aktenberge werden immer größer.
Vinschgerwind: Wo hängt und hakt das Ganze?
Albrecht Plangger: In Bozen ist das Interesse nicht besonders groß, sei es beim Park sei es beim Stilfserjoch.
Vinschgerwind: Sie waren 20 Jahre lang Bürgermeister der Gemeinde Graun. Als ehemaliger Bürgermeister und als Stromkämpfer: Ein Teil des Druckstollens im Bereich St. Valentin wird derzeit erneuert. Mit welchen Sorgen sehen Sie nach St. Valentin auf der Haide?
Albrecht Plangger: Sorgen hatte ich nie. Der Wasserverlust im Druckstollen stellt keine Gefahr dar, sondern das ist ein Problem. Wenn ein Schlauch rinnt, muss ich nicht gleich auswandern, sondern das Rohr bzw. den Schlauch flicken. Wenn der Druckstollen Wasser verliert, so ist das lösbar. Man hat geglaubt, dass das mit der Investition von 1,5 Millionen schon im vorigen Jahr gelöst worden ist. Was Alperia da gemacht hat, da habe ich keine Ahnung. Nun muss man um 8 Millionen Euro sanieren. Das gibt mir schon das Gefühl, dass das so passen kann. Außer es handelt sich um Gewässer, die von anderswoher kommen.
Vinschgerwind: Die Stromerzeugung über den Reschenstausee, etwa das Pumpen von Wasser aus dem Haidersee in den Reschensee, erfolgt zum Teil über eine provisorische Genehmigung. Zieht da ein neuer Stromstreit auf?
Albrecht Plangger: Nein. Die Nebenableitungen in den Haidersee sind alle in Ordnung. Was uns da die SEL bzw. die Alperia schuldig war, wurde alles bezahlt. Alles, was von Schlinig herkommt, ist in Ordnung, Auch was die Sicherheit betrifft, wurden Arbeiten gemacht. Die Konzession läuft bis 2032. Die Umweltplangelder werden bezahlt. Also von dieser Seite ist alles abgeschlossen.
Vinschgerwind: Was können Sie der Idee abgewinnen, dass man im Vinschgau eine Art Alperia-Büro eröffnen sollte? Also eine direkte Ansprechstelle für Bürgermeister und für die Bevölkerung.
Albrecht Plangger: Den Kontakt zu Alperia muss einer der 8 Anrainerbürgermeister in die Hand nehmen. Ich habe damals den Kontakt mit Edison bzw. mit SEL-Edison im Namen aller Bürgermeister gepflegt. Einer muss das übernehmen. Wir haben als Vinschger Gemeinden ja das Recht, einen Verwaltungsrat oder einen Aufsichtsrat zu stellen. Derzeit haben wir mit Lothar Agethle einen Aufsichtsrat. Alperia Vipower hat nur einen Alleinverwalter. Wir brauchen gerade deshalb einen lokalen Politiker im Verwaltungsrat der Alperia. Das steht uns aufgrund der Verhandlungen zu. Aber das muss halt einer machen.
Vinschgerwind: Bleiben wir beim Strom. Wie erklären Sie den Leuten, dass die Terna, also der staatliche Betrieb, der für die Hochspannungsleitungen zuständig ist, eine Leitung im Oberland verlegt, und keiner hat etwas davon?
Albrecht Plangger: Das habe ich den Leuten immer gesagt. Wir müssen schauen, dass wir da ohne Schaden rauskommen. Wir hatten da keine Chance. Das Land war auf der Seite der Terna, weil die Terna beim Brennerbasistunnel Projekte von 250 Millionen Euro machen wird. Für uns war also nur der Verhandlungsweg über die Trassenwahl und über Schadensbegrenzung möglich.
Vinschgerwind: Schaut da tatsächlich für den Vinschgau nichts heraus. Das Umspannwerk in Goldrain etwa?
Albrecht Plangger: Das Umspannwerk in Latsch war eine Maßnahme, die mehr aus dem Stromstreit herausgewachsen ist und hat mit den Terna-Arbeiten im Oberland nichts zu tun. Das Umspannwerk in Latsch war schon lange geplant, aber nie umgesetzt. Da hat der Stromstreit kräftig nachgeholfen. Die Elektrifizierung der Vinschgerbahn und die Interessen von Edyna im Vinschgau waren mit ausschlaggebend. Wenn die Primärkabine in Latsch in Betrieb geht, sind wir im Vinschgau mit Kastelbell, Laas und Glurns besser aufgestellt als andere Bezirke.
Vinschgerwind: Sprechen wir über das Klima in Rom. Als Kammerabgeordneter berichten Sie alle 14 Tage in dieser Zeitung über das Geschehen dort. Ihre Einschätzung: Wird es eine Wintersaison geben?
Albrecht Plangger: (Pause) Doch, darauf würde ich wetten. Wahrscheinlich wird die Wintersaison in eingeschränkter Form möglich. In etwa so etwas, wie es die Schweizer praktiziert haben. Man kann Skifahren, vielleicht ist die Gastronomie zeitweise geschlossen. Vorsichtig bin ich aber schon. Wenn ich in meiner Heimatgemeinde die Schneekanonen sehe, dann sage ich, ich hätte mir da noch drei Wochen Zeit gelassen. Ich bin überzeugt, dass die politische Linie so sein wird, dass mit Einschränkungen, mit Green-Pass eine Wintersaison über die Bühne gehen wird. Eine Reisewarnung aus Deutschland wäre halt nicht gut.
Vinschgerwind: Sprechen wir über das Klima, über den Klimawandel. Ist Ihre Partei eine Klima-Partei?
Albgrecht Plangger: Ich glaube schon. Unser Landeshauptmann setzt auf Nachhaltigkeitsziele und der Fokus der Politik wird darauf ausgerichtet. Wir waren mit den Fernheizwerken im Tal schon recht gut unterwegs. Wir benötigen neuen Schwung. Bei der Photovoltaik ist noch Luft nach oben, beim Wasserstoff auch. Beim Recovery Plan wird Geld in diese Richtung fließen. Südtirol möchte da groß in diesen Markt einsteigen.
Vinschgerwind: Kommen Projekte aus dem Vinschgau beim Recovery Plan infrage?
Albrecht Plangger: Bei den Beregnungsleitungen könnte man dabei sein. Beim Breitband gibt es immer noch Kompetenzstreitigkeiten, das ist noch offen. Vielleicht können auch die Elektrifizierung der Vinschgerbahn und auch andere Projekte der Eisenbahn, etwa die Riggertalschleife, die Potenzierung der Linie Meran-Bozen im Recovery Plan Platz finden. Investitionen in die Bahn wären eine gute Klimamaßnahme.
Vinschgerwind: Ihre Meinung: Zugverlängerung in die Schweiz oder über den Reschen?
Albrecht Plangger: Ich sehe meine politische Rolle darin, dass die Veltliner im Boot bleiben und der Süden sprich Mailand im Auge bleibt. Wir haben die letzten Jahrzehnte immer nur von einer Verbindung nach Scuol gesprochen. Und von Scuol weiter nach Landeck. Ob es technisch möglich sein wird, über den Reschen mit der Bahnlinie zu fahren, ist eine Frage für die Techniker. Wichtig wird sein, dass Mals kein Kopfbahnhof bleibt.
Interview. Erwin Bernhart
Vom wind gefunden - In Deutschland wird schon lange von der „Schwarzen Null“ gesprochen, in letzter Zeit auch von der „Grünen Null“. Die schwarze Null ist ein Ausdruck für einen ausgeglichenen öffentlichen Haushalt. Das heißt: Die Ausgaben dürfen die Einnahmen nicht überschreiten. In den vergangenen Jahren und Jahrzehnten hat der Staat viele Schulden gemacht, so dass die Staatsschulden immer größer wurden. Deshalb wurde eine „Schuldenbremse“ eingeführt, d.h. die Staatsschulden abzubauen. In Deutschland ist eine maximale Neuverschuldung in Höhe von 0,35 Prozent des BIP erlaubt. Die Neuverschuldung darf nur in Notlagen gelockert werden, etwa bei wirtschaftlichen Schieflagen oder Naturkatastrophen. Durch die Corona-Krise musste die Schuldenbremse ausgesetzt und neue Schulden gemacht werden. Viele kritisieren diesen Sparkurs weil damit dringend nötige Investitionen, Maßnahmen zur Digitalisierung und Maßnahmen zum Schutz des Klimas nicht durchgeführt werden können. Mit der „Grünen Null“ ist eine ausgeglichene CO2-Bilanz gemeint. Um die Erderwärmung zu reduzieren, wird durch einen „Green New Deal“ der klimafreundliche Umbau der Wirtschaft anstrebt. Dafür sind viele Investitionen, d.h. ein Klimaschutz-Konjunkturprogramm notwendig. Das geht nur wenn die Schuldenbremse gelockert und nicht die Schwarze Null als vorrangiges Staatsziel angestrebt wird, auch im Interesse der nachfolgenden Generationen. (hzg)
Val Müstair - Das Val Müstair ist ein beliebtes Ziel für Ski- und Schneeschuhtouren. Die Anzahl der Wintersportler abseits der markierten Pisten und Routen nimmt seit Jahren stetig zu. Damit dieser Trend nicht zu Lasten der Wildtiere geht, ist der Naturpark Biosfera Val Müstair gemeinsam mit der Gemeinde Val Müstair, der Wildhut und dem Jägerverein Turettas bei der Öffentlichkeitsarbeit und der Besucherlenkung aktiv, heißt es in einer Presseaussendung der Biosfera. So wurde vor drei Jahren eine Schneise zwischen Funtauna Grossa und Era da la Bescha ausgeholzt und freigeräumt, damit die Tourengeher auf der Abfahrt vom Piz Dora nicht den Wald mit störungsempfindlichen Tierarten befahren, wie z.B. Raufusshühner. Diese Maßnahme hat sich gut bewährt. Nun wurde eine weitere Schneise mit Unterstützung des Jägervereins Turettas freigeschnitten und geräumt. Im Bereich des Val da la Föglia, auf der Abfahrt vom Piz Daint nach Tschierv, soll durch die bessere Befahrbarkeit der Schneise eine Lenkungswirkung erzielt und die Tourengeher an der empfohlenen Wildruhezone vorbeigeführt werden. Diese Maßnahme wurde durch die Stiftung Naturland mitfinanziert und konnte Ende Oktober dieses Jahres fertiggestellt werden.
Graun - Die „ANAS-Häuser“ an der Hauptstraße in der Gemeinde Graun gibt es nicht mehr. Dem Schreiber ist es gerade noch gelungen, zwei Fotos während der Abbrucharbeiten zu schießen. Die typisch pompejanisch roten „Case Cantoniere“ wurden in den 30er Jahren erbaut. Mit ihrer regionalspezifischen Architektur waren sie bis vor 20 Jahren Teil der italienische Alltagskultur und ein frühes Beispiel für Corporate Design (das visuelle, einheitliche Erscheinungsbild eines Unternehmens). Sie standen verlassen da, ohne Bestimmungszweck, in ihrer typisch roten Farbe, die teils schon abblätterte, sodass mit der Zeit ein tolles Fleckengebilde mit unterschiedlichsten Mustern entstand, die ein Künstler nicht wilder hätte malen können. Hier wohnten einst die Straßenwärter, die jeweils eine Straßenstrecke von drei bis vier Kilometern kontrollierten und instand hielten. „Sehr erfreut haben wir am 24. Februar 2021 die Ankündigung seitens des Vermögensamtes des Landes erhalten, dass die Provinz Bozen die beiden ANAS-Häuser in Reschen und St.Valentin nach Jahren der Gespräche an die Gemeinde Graun übertragen will“ schreibt Bürgermeister Prieth im Gemeindeblatt. Bedingung für die Eigentumsübertragung sei eine Umwidmung der Bauparzellen von der Wohnbauzone A in Zone für „öffentliche Einrichtungen“. Einen entsprechenden Beschluss hat der Gemeinderat in seiner Sitzung vom 15. März 2021 getroffen. Auf beiden Parzellen werden öffentliche Parkplätze entstehen. Vor den Abbrucharbeiten musste das Eternitdach des ANAS-Hauses in St.Valentin abgetragen und als Sondermüll fachgerecht entsorgt werden. (aw)
Pressemitteilung der Umweltschutzgruppe Vinschgau: Die Revitalisierungsmaßnahmen am Rambach zwischen Laatsch und Glurns, die als Ausgleichsmaßnahme für das Rambach – Kraftwerk durchgeführt wurden, sind ökologisch wertlos. Dies stellte der Vorstand der Umweltschutzgruppe Vinschgau fest, als er gemeinsam mit Prof. Florin Florineth, von der Universität für Bodenkultur Wien, die durchgeführten Arbeiten begutachtete. Prof. Florineth erstellte folglich im Auftrag der Umweltschutzgruppe Vinschgau ein Gutachten, mit folgenden zentralen Aussagen:
• Die durchgeführten Arbeiten bestehen aus einem Seitenarm und aufgeschütteten Kiesinseln.
• Der Seitenarm ist der wasserführende Rambach mit aus Blocksteinen hart verbauten Ufern ohne jede Bepflanzung. Eine ökologische Funktion hat dieses neue Bachbett keine, weil es als Hauptgerinne das Wasser viel zu schnell ableitet.
• Die Kiesinseln mitten im angrenzenden Feld werden in nächster Zeit zuwachsen und verlieren damit jede ökologische Funktion. Kiesinseln bleiben nur in Bachbetten erhalten, wo sie mehrmals im Jahr überflutet werden.
• Der angekaufte Grund am Rambach würde viele Möglichkeiten einer echten ökologischen Bereicherung bieten:
• Statt der Kiesinseln können Teiche gebaut werden. Für einen ökologischen Teich soll sich das Wasser erwärmen können, damit in Flachwasserzonen entsprechende Pflanzen wachsen, die verschiedenen Lurchen und anderen Wassertieren einen Lebensraum bieten. Solche Teiche sind im Vinschgau eine große Mangelware, daher wären sie eine echte ökologische Ausgleichsmaßnahme.
• Zum Rambach - Seitenarm: Ein Blick ins nahe gelegene Münstertal hätte genügt, um eine gelungene Revitalisierung des Rambaches als Beispiel zu nehmen. Dort wurde durch entsprechende Aufweitungen ein ökologisches Bachbett geschaffen mit Geschiebeablagerungen unterschiedlicher Korngröße, die vielen Pflanzen und Tieren einen Lebensraum bieten.
• Um eine echte Aufweitung zu errichten, wäre der Bereich zwischen dem alten und neuen Bachbett auf dem Niveau des alten Bachbettes abzutragen und abzutransportieren. Anschließend sollten die Blocksteine beseitigt werden für die Schaffung eines unregelmäßigen flachen Ufers mit Zugangsmöglichkeiten. Durch die Aufweitung fließt das Wasser langsamer, daher braucht es diesen massiven Uferschutz nicht mehr.
• Ein 5-10 m breiter Randstreifen sollte mit heimischen Ufergehölzen bepflanzt werden. Damit wird ein zusätzlicher Hochwasserschutz als Rückhaltezone geboten mit der Überflutung der ökologischen Fläche.
• Um diese Zone herum kann ein kleiner Damm gebaut werden zum Schutz der angrenzenden landwirtschaftlich genutzten Felder.
Mehr braucht es nicht: der Rambach kann seine eigene Struktur bilden mit Ablagerungen und Eintiefungen als echte ökologische Ausgleichsmaßnahme.
Mit einem Budget von ca. 500.000 Euro müsste es möglich sein, ökologische Ausgleichsmaßnahmen zu schaffen, die diesen Namen verdienen.
Solange man in der Zahl der Nächtigungen, in Schneekanonen, Almdörfern und neuen Schutzhütten die glückliche Zukunft unseres Landes sieht, werden Umwelt- und Klimaschutz keine Zukunft haben, da mögen die verantwortlichen Herren das Wort „nachhaltig“ noch so oft missbrauchen. Und die Politik, die die Mitsprache der Bevölkerung ignoriert, wirkt eifrig am Ausverkauf unserer Berge mit. Dagegen sind auch Appelle aus Glasgow machtlos.
Erich Daniel, Schlanders
Bozen/Vinschgau - Die SVP-Landtagsabgeordnete Jasmin Ladurner hat dem Landtag einen Beschlussantrag vorgelegt, der die Verwendung der Leader-Gelder nur mehr für Projekte vorsieht, die den Fokus auf die Nachhaltigkeit legen und den Zielen des „Green Deal“ der EU entsprechen. „Der Umbau von Wirtschaft und Gesellschaft wird nicht von allein passieren. Daher müssen Anreize geschaffen werden“, ist Ladurner überzeugt.
Die Landesregierung hat mit der Nachhaltigkeitsstrategie ein Instrument geschaffen, das sich an den Zielen des „Green Deal“ und den Zielen der 2015 von der 193 UNO-Mitgliedstaaten verabschiedeten Agenda 2030 für Nachhaltige Entwicklung und deren 17 Nachhaltigkeitszielen (Sustainable Development Goals - kurz SDG genannt) orientiert. „Mein Beschlussantrag sieht vor, dass endlich konkret etwas getan wird. In diesem Fall bei den Fördergelder für Leader-Gebiete“, erklärt Ladurner ihren Vorstoß.
„Wenn wir die Nachhaltigkeitsziele des Landes rechtzeitig erreichen wollen, gilt es jetzt konkrete Maßnahmen zu setzen. Die Verknüpfung von öffentlichen Fördergelder mit der Erfüllung der grundsätzlichen Nachhaltigkeitskriterien ist eine konkrete und schnell umsetzbare Maßnahme. Sukzessive müssen dann weitere Fördermittel von EU und Land Südtirol an die Erfüllung von Nachhaltigkeitskriterien geknüpft werden“, fordert Ladurner. Der Beschlussantrag wurde mit großer Mehrheit genehmigt.
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