Valchava - Am Samstag, den 6. Juli 2024 besuchten insgesamt 85 Personen die Vernissage der neuen Ausstellung «TANTERTEMP» im Museum Chasa Jaura in Valchava.
Die Ausstellung gibt Einblicke in vergangene Zeiten des Val Müstair und darüber hinaus. Sie präsentiert Geschichten und Erinnerungen über Handwerk, Brauchtum und das Leben von damals, festgehalten durch ein Video-Projekt mit der älteren Bevölkerung des Tals. Ergänzt werden die Geschichten durch historische Fotografien von Gian Battista Gross (Tschierv, Val Müstair, 1883 - 1961) und Martin Fliri Dane (Taufers im Münstertal, 1949 - 2019). Die Ausstellung läuft bis zum 12. Oktober 2024.
Wie hat man im Val Müstair gearbeitet, als vieles noch echte Handarbeit war? Wie wurde Landwirtschaft betrieben? Wie hat man gemeinsam gelebt und Schicksalsschläge bewältigt? Seit 2022 sind Corina Bott und Pascal Lampert im Auftrag des Naturparks Biosfera Val Müstair im Gespräch mit der Bevölkerung, um diesen Fragen nachzugehen. Die Gespräche werden mit der Oral-History Methode auf Video festgehalten. Diese Methode hat zum Ziel, mit offenen Fragen die Erzähler:innen Eindrücke ihres Lebens schildern zu lassen. Dabei spielen die Mimik und Gestik der Personen eine ebenso wichtige Rolle wie das Gesagte selbst. So berichteten 28 Münstertaler:innen über ihre Eindrücke und Erlebnisse von damals. Ziel ist es, das Wissens rund um Handwerk, Bewirtschaftung, Brauchtum und das gesellschaftliche für kommende Generationen zu bewahren und erlebbar zu machen. In der Ausstellung «TANTERTEMP» werden zahlreiche Ausschnitte aus den Videoaufnahmen gezeigt sowie verschiedene Exponate, welche die Erzählungen verbildlichen.
Ergänzt werden die Erzählungen durch Fotografien von Gian Battista Gross aus der Sammlung des Staatsarchivs Graubünden zu Themen wie Arbeit, Landschaft und Menschen aus dem Val Müstair. Gian Battista Gross wurde am 30. März 1883 in Chur geboren und verbrachte dort seine Schul- und Jugendzeit. Nach dem Zweiten Weltkrieg ließ er sich in Tschierv nieder. Während seiner Schulzeit entwickelte er seine Leidenschaft für die Fotografie, die ihn sein ganzes Leben begleitete. Eine Auswahl seiner Fotografien sind in der Ausstellung in einer digitalen Diaschau angeordnet, die eine Reise von Müstair nach Tschierv und über den Ofenpass bis Buffalora darstellt.
Mit einem Blick über die Grenzen hinweg zeigt «TANTERTEMP» auch Fotografien von Martin Fliri Dane aus Taufers im Münstertal (1949 - 2019). Fliri Dane reiste in den 1990er Jahren mehrfach in das Hunza-Tal in Nordpakistan und dokumentierte die dortige Landschaft und das Leben der Menschen mit seiner Kamera. Seine Fotografien zeigen Parallelen zwischen dem Hunza-Tal und dem Obervinschgau, insbesondere in Bezug auf die Bewässerungssysteme und den Marillenanbau. Fliri Danes Arbeiten sind in einer Videoprojektion sowie in einer Auswahl von Fotografien zu sehen, die erstmals aus einem Privatarchiv für die Ausstellung gesichtet wurden.
Die Ausstellung wurde von Pascal Lampert aus Sta. Maria kuratiert, mit Unterstützung von Corina und Gian Bott aus Valchava sowie Linda Feichtinger vom Naturpark Biosfera Val Müstair. Die sorgfältige Auswahl und Präsentation der Exponate ermöglicht es den Besuchenden, in die Geschichte und Kultur des Val Müstair einzutauchen und gleichzeitig eine Verbindung zu fernen Regionen und Zeiten herzustellen.