„Rudl“, Rudolf Pöder aus Tschengls, war Gründungsmitglied der Schützenkompanie, jahrelanges aktives Mitglied der FF und SBB Tschengls. Heute noch geht er mit seinen 84 Jahren gern den anstehenden Arbeiten auf Hof und Feld nach. Er genießt kleine Tagesausflüge und macht gern „a Karterle“.
von Christine Weithaler
Rudl“ wurde am 01.01.1940 in Tschengls geboren und wuchs dort auf. Sein zwei Jahre jüngerer Bruder verstarb als Kleinkind an Diphterie. Sein Vater musste 1942 einrücken und fiel im zweiten Weltkrieg. So blieb Rudl mit seiner Mutter allein zurück. Seine Mutter heiratete ein zweites Mal, und es gingen vier Kinder aus dieser Ehe hervor. Er kann sich noch gut an den Namen seiner ersten Lehrerin erinnern, Petra Geiger. In seiner Klasse waren viele Jungs, und sie machten auch manchen Unfug. Nur einer von seinem Jahrgang in Tschengls lebt noch, erzählt Rudl.
Nach der Pflichtschule ging er mit 16 Jahren nach Tarnell und war dort vier Jahre lang Knecht auf einem Hof. 1961 ging er in die Schweiz und verbrachte dort einen Sommer in Ander auf einer Alm. Es war eine große Alm. Es waren an die 120 Kühe zu melken, damals noch von Hand. Zudem galt es, die Milch zu Butter und Käse zu verarbeiten und die Tiere gut behalten im Herbst an die Bauern zurückzubringen. 1962 ging Rudl für ein Jahr nach Deutschland und arbeitete dort in der Käsefabrik Meggli. Danach war er für zwei Jahre in Sent, in der Schweiz. Dort war er ein Jahr auf einer Viehalm und das zweite Mal hütete er Schafe. Dies war weniger anstrengend, erzählt er, da ihm das Melken und die Milchverarbeitung erspart blieben. 1965 war er einen Sommer lang auf der Nufaner Alm. Er verbrachte die Sommermonate immer auf den Almen und die Winter zu Hause auf dem Hof seines Onkels mütterlicherseits. Früher musste man, wenn man in der Schweiz arbeitete, immer wieder für vier Monate in die Heimat zurückkehren. In der Schweiz hatte Rudl eine Freundin. Diese hätte es gerne gesehen, wenn er zu ihr ziehen würde. Doch zu Hause warteten auf Rudl die Arbeit und der Hof, den er 1967 übernahm. Die junge Frau blieb in der Schweiz. Auch aus einer zweiten Bekanntschaft wurde nichts Festes.
Rudl führte die Bauernschaft in Tschengls mit den Familienmitgliedern, die am Hof lebten, weiter. Gern denkt er an die Sommermonate auf den Almen zurück. Er hatte immer eine gute Verbindung zu den Tieren. Er selbst hielt sechs bis sieben Kühe, einige Kälber und Schafe. Diese verbrachten den Sommer auf den Tschenglser Almen. Zum Hof gehörten gut sieben Hektar Wiesen, einige pachtete er dazu und stellte täglich Milch. Arbeit hatte er genug, und so vergingen die Jahre mit der täglichen Arbeit. Oft bangten er und seine Verwandten bei Unwettern vor der Mure des Tschengelser Baches. 1971 bei der großen Mure stand das Wasser bei ihrem Haus neben der Kirche bis zum „Solder“, und eine Kuh wurde an der Stalltür von den Schlammmassen erdrückt.
2019 übernahm Thomas, Rudls Neffe, den Hof. Dieser stellte den Betrieb ganz auf Obstbau um. So brachte Rudl 2019 seine letzte Kuh zur Versteigerung nach Bozen. Der passionierte Bauer hielt immer Braunvieh. Das Vieh und die damit verbundene Arbeit vermisst der rüstige Rentner. Heute erledigt er die anstehenden Handarbeiten im Obstbau. Im Herbst transportiert er mit dem Traktor die Äpfel in die Genossenschaft und hilft wo er kann. Manchmal nimmt er sich frei, schmunzelt er, und unternimmt kleinere Tagesausflüge mit seiner Bekannten und ihrer Tochter. Sie fahren nicht weit, aber es ist immer eine nette Abwechslung zum ruhiger gewordenen Arbeitsalltag. Bis auf die Sommer auf den Almen war Rudl immer zu Hause. In jungen Jahren ging er auf Unterhaltungen und spielte lange Zeit selbst Ziehharmonika. Wenn er nicht spielte, tanzte er. Heute macht er gern „a Karterle“ und ist Stammspieler bei den Perloggerabenden im Kulturgasthaus Tschenglsburg. Im April nimmt er an den Landesmeisterschaften des Südtiroler Perlogger Vereins teil.
Er ist froh in seinem Alter noch den verschiedensten Arbeiten nachgehen zu können und gut bei Kopf zu sein. Zufrieden legt er sich jeden Tag schlafen.