Wolfgang Platter, am Tag der Hlg. Hildegard von Bingen, 17. September 2021
Neben dem Klimawandel durch die Erderwärmung stellt der weltweite Verlust der Artenvielfalt eine der großen Herausforderungen unserer Zeit dar. Nur eine genaue Erhebung von Daten aber gibt wissenschaftlichen Aufschluss: Am Beispiel von so genannten Zeigerarten im Feld bei Anwendung standardisierter Methoden und Wiederholung dieser Untersuchungen in periodischen Abständen wurde verschiedenen Ortes begonnen, lange Datenreihe zu erstellen. Und nur mit solchen Datenreihe können wissenschaftlich exakte Aussagen zur Ab- oder Zunahme von pflanzlichen und tierischen Arten gemacht werden. Das seriös betriebene Monitoring von Biodiversität ist also ein Langzeitprojekt.
Erhebungen in Südtirol
Es ist begrüßenswert, dass die Südtiroler Landesregierung verschiedenen Forschungseinrichtungen 2019 den Auftrag zur Erhebung der Biodiversität in unserem Land erteilt hat. Diese Forschung ist eine Zusammenarbeit von Eurac Research, dem Naturmuseum Südtirol, den Landesabteilungen Natur, Landschaft und Raumentwicklung sowie Landwirtschaft. Projektpartner sind außerdem die Universitäten Bozen und Innsbruck und das Versuchszentrum Laimburg. Die Projektleitung liegt bei der Frau Universitätsprofessorin Dr. Ulrike Tappeiner. Koordinator ist Dr. Andreas Hilpold.
Untersuchungsflächen
An insgesamt 440 Standorten werden bestimmte Tier- und Pflanzengruppen als sensible Indikatoren erhoben. 320 dieser Standorte betreffen terrestrische Ökosysteme und 120 die Fließgewässer. Die Untersuchungsstandorte sind auf das ganze Land verteilt und reichen von den Talsohlenböden bis in die alpinen Lebensräume. Untersucht werden Wiesen und Weiden, Äcker und Dauerkulturen, Wälder, Fließgewässer, Feuchtlebensräume, Siedlungsbereiche und eben alpine Lebensräume bis oberhalb der Waldgrenze.
Die Bioindikatoren
Als Bioindikatoren wurden für das Südtiroler Monitoring der Biodiversität folgende Pflanzen- und Tiergruppen ausgewählt: Gefäßpflanzen, Moose und Flechten, Vögel, Fledermäuse, Heuschrecken, Tagfalter, Käfer, Wanzen und andere Insektengruppen, Spinnen und weitere Wirbellose, Süßwasserfauna. Hinzu kommen: Bodenparameter und abiotische Faktoren und Lebensräume.
Erste Ergebnisse
Nach nicht ganz zwei Erhebungsjahren wurden in der 2. Septemberwoche 2021 erste Ergebnisse von 128 verschiedenen Standorten vorgestellt. Auf diesen Probeflächen konnten z. B. 1.094 verschiedene Arten von Gefäßpflanzen, 166 verschiedene Vogelarten, 20 Arten von Fledermäusen und 128 Arten von Tagfaltern erhoben werden. Weitere Zwischenergebnisse, aufgeschlüsselt nach den einzelnen Standorten, können im Internet unter https://biodiversity.eurac.edu/de abgerufen werden.
Zur Erinnerung:
Am 5. Juni 1992 war während des Gipfeltreffens der Staatschefs die Konvention zur Artenvielfalt von Rio de Janeiro unterzeichnet worden (Convention on Biological Diversity CBD). In Italien ist die Biodiversitätskonvention von Rio am 14. Juli 1994 in Kraft getreten.
Unter der damaligen italienischen Umweltministerin Stefania Prestigiacomo aus Sizilien war im Jahr 2009 von den Umweltministern der G-8-Staaten die „Charta von Syrakus“ zum Erhalt der Biodiversität unterzeichnet worden.
Das Jahr 2010 wurde von den Vereinten Nationen zum internationalen Jahr der Biodiversität ausgerufen. Im Mai desselben Jahres hat an der römischen Universität „La Sapienza“ die 1. Nationale Konferenz zum Erhalt der Biodiversität stattgefunden. In deren Folge wurde vom Ministerrat für die Dekade 2011-2020 das Dokument zur nationalen Strategie zum Erhalt der Biodiversität verabschiedet. Das italienische Umweltministerium hat daraufhin Finanzmittel zur Erhebung der Istzustände zur Artenvielfalt zur Verfügung gestellt. Erste Nutznießer dieser Forschungsmittel waren etwa die Nationalparke Italiens.
Erhebungen im Nationalpark Stilfserjoch
Zusammen mit den drei anderen Nationalparken in den Alpen Gran Paradiso, Val Grande und Dolomiti Bellunesi hat der Nationalpark Stilfserjoch in den Sommermonaten der Jahre 2013 und 2014 auf ausgewählten Probeflächen entlang eines Höhentransektes faunistisches Monitoring von Zeigerarten betrieben. Als Zeigerarten dienten damals von den wirbellosen Tieren aus dem Stamm der Insekten die Ameisen, die Heuschrecken, die Laufkäfer, die Tagfalter sowie von den Wirbeltieren die Vögel. Die Untersuchungen haben im Nationalpark Stilfserjoch auf 76 Probeflächen stattgefunden, von den Haupttalsohlen bis in die alpine Stufe oberhalb der Wald- und Baumgrenze.
Fazit
Unabhängig, ob im Nationalpark Stilfserjoch oder in anderen Gebieten unseres Landes untersucht wird, bestätigt sich ein Trend: Je abwechslungsreicher eine Landschaft, je vielfältiger ihre Strukturen sind, umso höher ist der Artenreichtum. Umgekehrt ausgedrückt: Ein Reichtum an pflanzlichen und tierischen Arten ist nur durch die Vielfalt der Landschaftselemente zu erhalten. Der Wechsel von Wiesen, Dauerkulturen und Auwald am Beispiel der Tschenglser Au belegt z.B. den Reichtum an Vogelarten. Meine Nichte Eva Grassl Raffeiner konnte diese ornithologische Artenvielfalt mit ihrer Leidenschaft für die Fotographie von ihrem Wohnhaus aus auch fotografisch festhalten. Eine kleine Auswahl ihrer Bilder zeige ich heute.
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Mondholz-Möbel sind weitaus resistenter gegen Insektenbefall, es braucht weniger Leimfugen, um formstabil zu bleiben. Das Holz ist ruhiger und wertvolle Inhaltsstoffe, wie ätherische Öle verpuffen nicht im Wasserdampf der riesigen und energiefressenden Trocknungsöfen. Mondholzmöbel haben ein Gesicht, eine Geschichte und sind für Generationen gemacht.
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Ein Großbrand in Taufers, Südtirol, hat mehrere Häuser zerstört – und drei Familien sowie eine Schreinerei um ihr geliebtes Zuhause gebracht. Nach den Löscharbeiten, der Bestandsaufnahme und aller versicherungstechnischen Angelegenheiten, hat sich die Familie Christandl – Mutter Hedwig, Vater Werner und Sohn Ulli – entschieden, an derselben Stelle ein neues Haus zu errichten und das Gebäude an die aktuellen Bedürfnisse seiner Bewohner anzupassen. In seiner Funktion als technischer Leiter bei holzius konnte Ulli Christandl dabei jede Menge fachliches Know-how einfließen lassen und durch praktische Eigenleistungen vor Ort auch zusätzlich Geld sparen.
In Taufers verwurzelt
„Mein Vater hat sein ganzes Leben an dieser Adresse in Taufers verbracht. Er wurde hier geboren, er ist hier aufgewachsen, er hat hier eine Familie gegründet und großgezogen. Es war also klar, dass wir von hier nicht wegziehen wollten.“ Ulli Christandl fasst den Entschluss der Familie nach dem Brand und dem Verlust des Wohnhauses und Stadels zusammen. Als Mitarbeiter bei holzius sitzt er quasi „an der Quelle“, um ein neues Haus zu planen und realisieren. Die Entscheidung fällt bewusst auf hybride Bauweise, da die Lage an einer vielbefahrenen Durchzugsstraße massiv ausgeführten Schallschutz nötig macht. Aber auch zwischen den Geschossen sollte der Schallschutz verstärkt werden, um die zwei Ferienwohnungen im ersten Obergeschoss von den Wohnbereichen der Familie baulich zu entkoppeln. „In diesen beiden Bereichen sowie im Keller, dem Heizraum und dem Treppenhaus kam Beton zum Einsatz. Darüber hinaus ist Holz (in diesem Fall Fichte) das Mittel der Wahl – weil wir alle es als natürlich nachwachsenden Rohstoff schätzen, der Wohnräumen einen unverwechselbar gemütlichen Charakter verleiht“, erklärt Ulli Christandl.
Barrierefreiheit im Erdgeschoss
Die (neue) Einteilung der Wohnräume orientiert sich an den Bedürfnissen der Bewohner. Die Eltern Hedwig und Werner bewohnen das nun barrierefrei ausgeführte Erdgeschoß auf 120 m2, darauf aufbauend befinden sich zwei Ferienwohnungen mit je 50 und 70 m2, das Dachgeschoß bietet Ulli Christandl wiederum 120 m2 Wohnfläche. „Neu ist, dass wir bewusst Wohn- und Schlafbereiche räumlich und durch eine Tür getrennt haben. Auf diese Weise lassen sich also alle Räume benutzen, ohne andere Personen in den anderen Bereichen durch Geräusche oder Licht zu stören“, erklärt Ulli Christandl die wesentlichen Änderungen. Mit separat begehbaren Schrankräumen außerhalb der Schlafräume wurde sogar noch Platz geschaffen, weil es nicht mehr nötig war, Kleiderkästen und Regale aufzustellen. Die Wohnbereiche sind bewusst offen und lichtdurchflutet geplant. Anstatt mit Wänden zu unterteilen, sind Wohnzimmer und Wohnküche nun der Bereich, in dem sich das Familienleben abspielt. Die holzius-Wandelemente aus Vollholz sorgen dabei für die entsprechende Wohlfühl-Atmosphäre.
Natürliche Wärmestrahlung
Ziel war es, ein behagliches Umfeld zu schaffen und praktische Anwendungen auf intelligente Weise zu integrieren. Die Räume verfügen deshalb über ein Heizsystem, das in die abgehängten Lehmdecken integriert ist. Ähnlich einer Fußbodenheizung gibt diese wassergeführte Deckenheizung Wärmestrahlung von oben her ab. „Damit empfinden wir die natürliche Wärme der am Himmel stehenden Sonne nach – schließlich ist es nicht die Erde, die uns von unten her wärmt“, erklärt Planer Ulli Christandl. Das System ist an den bereits bestehenden Fernwärme-Anschluss gekoppelt, der im Servicepaket auch die Wasserversorgung und das schnelle Glasfaserinternet bereitstellt. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Beheizung von der Decke her (anders als bei herkömmlichen Radiatoren an den Wänden) weder zu Luftverwirbelungen noch Zugeffekten führt, das senkt die Staubbelastung. Zusätzliche Wärme kommt durch die großzügig ausgeführten Fensterflächen herein – die Wohnräume wurden bewusst in Richtung Süden und Westen orientiert, um die auftreffende Sonnenstrahlung optimal zu nutzen. Die vorgestellten Balkonkonstruktionen verhindern dabei eine Überhitzung der Innenräume im Sommer.
Holz und Holzbaustoffe
Die Familie Christandl legt größten Wert auf Natürlichkeit und Naturbelassenheit in ihrem Lebensraum. Dieser Lebenseinstellung entspricht die leim- und metallfreie Bauweise der Wand- und Deckenelemente von holzius. Durch Schwalbenschwanz-Holzverbindungen – eine uralte Technik, die von holzius neu interpretiert und mit den Funktionsprinzipen „Verkämmen“ und „Vergraten“ kombiniert wurde – ist es möglich, sowohl Luftundurchlässigkeit als auch Rieseldichtheit herzustellen. Auch „Hinter den Kulissen“ und an besonders beanspruchten Stellen der Wohnbereiche kommen natürliche und nachhaltig produzierte Materialien zum Einsatz. So ist z. B. Cemwood, mineralisch ummantelte Hobelspäne, als tragendes Füllmaterial im Fußboden verbaut. Als Dämmmaterial kommen Holzfasern sowie mit Kalk vermischte Hobelspäne zum Einsatz. Die Wände wurden stellenweise mit Fermacell-Gipsfaserplatten (aus recycelten und hochverdichteten Papierfasern) verschalt. In den Wohn- und Schlafbereichen sind Holzböden verlegt, lediglich die Nassbereiche wie die Badezimmer haben einen Estrichboden mit integrierter Bodenheizung als Basis.
Großteil in Eigenleistung
Das Know-how und die Fähigkeiten von Ulli Christandl machten es möglich, viele entscheidende Arbeiten mit Hilfe seiner Eltern und Freunde in Eigenregie umzusetzen. „Bis auf die Betonarbeiten (Erhard & Tedoldi aus Mals), die Zimmermannsleistungen (Zimmerei Thialer, Prad) sowie die Elektro- (Spechtenhauser aus Laas) und Sanitärinstallationen (Thanei aus Mals) habe ich so gut wie alles selbst in die Hand genommen – also Planung, alle handwerklichen Tätigkeiten und die Projektsteuerung. Ich kenne nun wirklich jede Schraube und jedes Stück Holz in diesem Haus“, fasst er lachend zusammen. Anders als bei anderen Bauherren sind bei Ulli Christandl aufgrund seiner langjährigen Erfahrungen dabei weder Stress noch Hektik aufgekommen. „In meiner Funktion als technischer Leiter bei holzius arbeite ich täglich an vergleichbaren Projekten – und ich kenne mich auch mit den vielen Herausforderungen auf Baustellen aus“, erklärt Ulli Christandl seinen praktischen Zugang.
Ein neues Zuhause
Ziel war es, aus dem neuen Haus ein neues Zuhause zu machen – das ist geglückt. Sowohl Hedwig und Werner Christandl als auch Ulli Christandl schätzen ihre neuen Wohnungen als behaglichen Mittelpunkt ihres Lebens. Und auch die wechselnden Hausgäste der beiden Ferienwohnungen geben durchwegs nur positives Feedback. Für die Familie ist das Wohnen im holzius-Haus ein Neustart in einem traditionell errichteten Umfeld. Vor allem auch, weil eine der zentralen Grundvoraussetzungen zu 100 % erfüllt wurde: das Haus steht dort, wo die Familie seit Generationen zu Hause ist.
holzius
Als Anbieter patentierter, leim- und metallfreier Vollholzelemente für Wohnhäuser gestartet, gehören auch fertige Gebäudehüllen für Mehrfamilienhäuser, öffentliche und gewerbliche Bauten aus Vollholz in baubiologischer Ausführung zum holzius-Angebot. „Wir wollen gesunde Wohnräume schaffen und intakte Lebensräume erhalten. Auf diese Art und Weise wollen wir Mensch und Natur zusammenbringen“, so Firmengründer Herbert Niederfriniger. holzius setzt sich für den Fortbestand einer intakten Natur, die Schonung von Ressourcen und eine lebenswerte Umgebung ein. Ziel ist es, die variantenreiche Vollholzbauweise mit werksseitig vorgefertigten Wand-, Decken- und Dachelementen auch in die Städte zu bringen und damit auch dort naturverbundenes Wohnen und Leben zu ermöglichen.
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Eine ruhige Hand braucht es, viel Gespür und Fachwissen und vor allem: Präzision und Verantwortungsbewusstsein. In einem spannenden Aufgabenfeld bewegt sich der Meisterbetrieb Wörnhart in Algund. Von der klassischen Malerei hat sich der Schwerpunkt in der Betriebstätigkeit hin zur Denkmalpflege und zur Sanierung von Altbauten verlagert. Dieser Leidenschaft für die Erhaltung und Pflege von denkmalgeschützten Gebäuden widmet man sich mit viel Liebe zum Detail, Fleiß und Engagement.
Seit 14 Jahren bildet sich das Team weiter und kniet sich in die Arbeit hinein. Eine Herzensangelegenheit ist die Tätigkeit geworden, gewachsen aus starken Wertigkeitsgefühl und großem Respekt vor dem Denkmal. Zuhause im traditionellen Handwerk, verwendet man nachhaltige, natürliche Produkte und Farben mit möglichst hohem Reinheitsgrad wie Kalkputze und Kalkanstriche sowie reine Leinölprodukte zur Behandlung von Holz und Metall. Der Malerbetrieb besteht aus einem jungen dynamischen eingespielten Team, dessen oberstes Ziel die Zufriedenheit gegenüber anspruchsvollen Kunden ist. Für Zuverlässigkeit und Qualität garantiert der Malerbetrieb Wörnhart.
Architektur-Interview mit Kordula Hell
Es ist lieb gewordene und gern gepflegte Tradition im Vinschgerwind im Sonderthema „Bauen“ Vinschger Architekten zu einem Gespräch einzuladen. Diese Interview-Reihe wird in dieser Ausgabe mit der Schlanderser Architektin Kordula Hell fortgesetzt.
Interview & Foto: Angelika Ploner
Vinschgerwind: Architektur ist für Sie...
Kordula Hell: ...das ist eine schwierige Frage, wo man Stunden und Tage darüber sinnieren und diskutieren könnte. Das Wort Architektur kommt aus dem Lateinischen und Griechischen und bedeutet so viel wie Baukunst und bereits da könnte man anfangen zu philosophieren: Wann wird Bauen eigentlich Kunst? Und was versteht man unter Kunst? Ist das jetzt die Dekoration, eine schöne, auffällige Fassade? Oder ist es Kunst, wenn man ein Gebäude so plant, dass es sich in die Umgebung einfügt? Ist es die Konstruktion? Die Materialwahl? Ein gut durchdachter Grundriss? Ist Kunst, wenn ein Gebäude modisch ist oder wenn es zeitlos ist?
Vinschgerwind: Anders gefragt: Ist Architektur individuell?
Kordula Hell: Architektur ist individuell und ein weiter Begriff. Architektur ist etwas, dem wir täglich begegnen, mit dem wir immer zu tun haben. Es ist uns ganz nahe, wie Kleidung zum Beispiel, wenn es den eigenen Wohnraum betrifft. Architektur ist etwas, das die öffentlichen Räume prägt und damit Einfluss auf unser Leben, unser Empfinden hat, mehr als uns vielleicht bewusst ist.
Vinschgerwind: Architektur ist demnach auch Alltag.
Kordula Hell: Architektur ist auch Alltag und natürlich auch Ausdruck von der Gesellschaft, der Kultur und von der Zeit, in der wir leben.
Vinschgerwind: Welche Voraussetzungen braucht es für den Beruf des Architekten? Ihre Meinung.
Kordula Hell: Es braucht in erster Linie natürlich Kreativität und eine gute Raumvorstellung, ein gutes Gefühl für Materialien und Oberflächen. Man braucht aber auch Einfühlungsvermögen, psychologische Fähigkeiten...
Vinschgerwind: ... die sind sicher oft ganz wichtig...
Kordula Hell (lacht): ...ja, wir müssen natürlich Wünsche von unseren Kunden herausfiltern und oft haben die Bauherren untereinander ganz unterschiedliche Vorstellungen, wo man eine Gratwanderung machen muss. Aber wovon man sich ganz schnell verabschieden muss, ist die verklärte Vorstellung, dass ein Architekt dasitzt und den ganzen Tag über kreativ ist und schön zeichnet und tolle Ideen hat und plant.
Vinschgerwind: Was braucht man noch?
Kordula Hell: Man braucht technisches und mathematisches Verständnis, man muss sich für Bauphysik interessieren, für Konstruktion... und was momentan mehr und mehr zunimmt, man muss sich mit Gesetzen und Bürokratie herumschlagen. Das neue Raumordnungsgesetz hat uns derzeit im Griff, auch die digitale Einreichung.
Vinschgerwind: Das neue Raumordnungsgesetz ist jetzt seit gut einem Jahr in Kraft und muss laufend nachgebessert werden.
Kordula Hell: Ja, es gibt viele Punkte, die noch nicht geklärt sind und es ändert sich dauernd etwas.
Vinschgerwind: Das klingt mühsam?
Kordula Hell: Manchmal ist es mühsam und die schönen Seiten des Architektenberufs bleiben teilweise auf der Strecke.
Vinschgerwind: Wie schwierig ist es in einem Männermetier Fuß zu fassen? Wie behauptet man sich zwischen männlichen Kollegen und Handwerkern?
Kordula Hell: Ich hatte nie große Probleme. Ich glaube schon, dass Frauen am Bau und in der Architektur ernst genommen werden. Mir ist am Anfang meiner Laufbahn und das ist jetzt über 20 Jahre her, einmal passiert, dass ich auf den Bau gegangen bin, um mit einem Handwerker meinen Detailplan zu besprechen und er hat immer in der dritten Person mit mir gesprochen. Was will er mit dem Plan da epper sagen? Was meint er da? Wie will er das haben? So als ob ich die Mittelsfrau wäre, der Stift sozusagen.
Ansonsten muss ich sagen, hab ich nie schlechte Erfahrungen gemacht. Der Umgangston der Handwerker auf der Baustelle ist mit Architektinnen auch recht fein, da reissen sie sich sehr zusammen.
Bereits damals, als ich in Innsbruck angefangen habe Architektur zu studieren, waren die Hälfte der Studenten Frauen. Mittlerweile sind in Italien der Frauen- und Männeranteil in der Architektur sehr ausgewogen. In Österreich schaut‘s damit schlechter aus.
Vinschgerwind: Hat sich in den vergangenen 20 Jahren etwas verändert im Umgang mit Architektinnen?
Kordula Hell: Ich werde heute weniger oft gefragt, ob ich Innenarchitektin bin, also für Möbel, Stoffe, Vorhänge, Dekorieren zuständig. Anfangs wurde ich oft noch groß angeschaut, wenn ich erklärt habe, dass ich in erster Linie für das Gebäude selbst zuständig bin.
Vinschgerwind: Worin unterscheiden sich Architektinnen von Architekten? Oder anders gefragt: Unterscheidet sich ein Bau aus der Feder einer Architektin von jenem eines Architekten?
Kordula Hell: Wenn ich ein Klischee bedienen möchte, würde ich sagen: Frauen planen praktischer. Fenster ist da mein Stichwort. Frauen bauen ein Haus so, dass man die Fenster putzen kann und Männer gehen da eher auf Optik und Fassade. Spaß beiseite. Man kann einen Bau sicher nicht an Mann oder Frau festmachen. Also, dass Frauen grundsätzlich eine andere Formensprache haben, glaube ich nicht. Jeder hat seine Fähigkeiten und Begabungen. Es gibt Männer mit zwei linken Händen und technisch begabte Frauen. Wenn man einen Unterschied sehen möchte, dann vielleicht den, dass Männer eher sichtbar sind, mehr Außenwirkung haben, die sensationelle, große Architektur machen. Das ist aber weniger wegen unterschiedlicher Fähigkeiten, sondern hat meiner Meinung nach sehr viel mit der Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu tun, diesem Jonglierakt, mit dem Architektinnen konfrontiert sind und Architekten weniger.
Vinschgerwind: Wie sieht Ihr persönliches Traumhaus aus? Wie wohnen Sie selbst?
Kordula Hell: Ich hab mir als mein Sohn auf die Welt gekommen ist, in meinem Elternhaus in kürzester Zeit eine Wohnung umgebaut und an unsere Bedürfnisse angepasst.
Die ist seitdem ein ewiges Projekt, ständig in Planung, zumindest im Kopf. Nichtsdestotrotz ist es auch heute schon sehr gemütlich und wir fühlen uns wohl.
Vinschgerwind: Und wie sieht Ihr Traumhaus aus?
Kordula Hell: Mein Traumhaus wäre ein wenig offener mit einer guten Verbindung zwischen Innen- und Außenraum, mit fließenden Übergängen, viel Licht, offenen Räumen und was mir ganz wichtig ist, dass jeder seinen Bereich hat, wo er sich zurückziehen kann.
Vinschgerwind: Woran erkennt man einen Bau von Kordula Hell? Gibt es eine besondere architektonische Handschrift?
Kordula Hell (lacht): Da muss ich etwas ausholen. Ich halte es mit Vitruv, einem Architekturtheoretiker, der im 1. Jhd. vor Christus gelebt hat und der hat niedergeschrieben: Architektur beruht auf drei Prinzipien: Firmitas, Utilitas und Venustas. Firmitas bedeutet Festigkeit, also geht es um die Stabililtät, um die Konstruktion, um Materialien, die den Anforderungen entsprechen müssen. Utilitas bedeutet, ein Gebäude muss zweckmäßig sein, es muss nützlich sein, es muss funktionieren. Man soll auch den Zweck ablesen können. Und Venustas betrifft die Ästhetik. Ein Gebäude soll auch schön sein, es müssen der Maßstab und die Proportionen stimmen. Und genau diese Prinzipien versuche ich immer umzusetzen. Meine Gebäude sind, glaube ich, zurückhaltend, schlicht und eher unauffällig. Ich mag gerne gerade Linien, klare Kanten und was mir ganz wichtig ist, sind funktionelle Grundrisse. Ich gehe bei der Planung immer von innen nach außen, versuche den Platz so gut wie möglich auszunutzen und keine Flächen zu verschwenden. Was ich auf jeden Fall nicht mache, ist Hochglanz- und Prospektarchitektur.
Vinschgerwind: An welchem Projekt arbeiten Sie gerade?
Kordula Hell: Ich habe derzeit einige Projekte am Laufen, hauptsächlich sind das private Wohnungsbauten: Neubauten, Umbauten, Erweiterungen
Vinschgerwind: Was ist momentan Thema beim Bauen und in der Architektur? Energieeinsparung?
Kordula Hell: Energiesparendes Bauen ist auf jeden Fall ein Thema beim Bauen. Ressourcensparendes Bauen, Bodenverbrauch einschränken, Bauen im Bestand. Was momentan allen unter den Nägeln brennt, ist einfach der Rohstoffmangel, die extrem gestiegenen Preise, die Materialien, die nicht herzubekommen sind, die ewig langen Lieferzeiten.
Vinschgerwind: Der Rohstoffmangel kam fast über Nacht..
Kordula Hell: Ja, das ist momentan wirklich schlimm. Wir bekommen teilweise die Materialien nicht her, nur das, was noch lagernd ist.
Fenster, Küchengeräte haben extrem lange Lieferzeiten. Man ist derzeit fast nicht imstande eine Preiskalkulation zu machen. Momentan gehen die Preise noch nach oben und die Entwicklung ist nicht abschätzbar. Die Firmen müssen natürlich auch nachkalkulieren und können das nicht kompensieren. Das ist eine ziemlich kritische Situation.
Vinschgerwind: Auch für Bauherren, die natürlich mit einem bestimmten Budget kalkuliert haben.
Kordula Hell: Ja, ich weiß von einigen, die überlegen, ob sie jetzt bauen können oder noch abwarten sollen. Abseits davon ist natürlich der 110 Prozent Bonus ein Thema, der mit einem großen Aufwand verbunden ist, das neue Raumordnungsgesetz und die elektronische Bauakte, die uns momentan quält.
Vinschgerwind: Das heißt es muss alles digital eingereicht werden?
Kordula Hell: Ja, die Bauakten reicht man seit einiger Zeit über ein Portal ein. Da klickt man sich durch unzählige mehr oder weniger sinnvolle Onlineformulare und lädt alle Pläne in einer bestimmten Form, digital unterschrieben, hinauf. Wenn irgendwann die Kinderkrankheiten behoben sind, dann funktioniert das auch. Momentan kämpfen wir.
Vinschgerwind: Welchen Tipp haben Sie für angehende Bauherren bei der Wahl des Architekten?
Kordula Hell: Auf keinen Fall nur wahllos Angebote einholen und dabei nur auf den Preis schauen. Die Bauherren sollen auch schauen, wie der Architekt baut, ob ihnen der Stil zusagt. Sie könnten auch mit ehemaligen Bauherren reden, ob sie zufrieden waren mit der Arbeit, ob sie sich wohlfühlen im Gebäude, ob der Kostenrahmen eingehalten werden konnte... Wichtig ist auch, dass eine gute Beratung zum Beispiel wegen der Eigentumsverhältnisse oder wegen möglicher Steuervergünstigungen und Förderungen gemacht wird. Viele Probleme können so bereits im Vorfeld geklärt und geregelt oder ganz vermieden werden. Die Chemie zwischen Bauherren und Architekt muss auf alle Fälle stimmen, denn es ist eine lange Zeit, die man zusammen verbringt. Eine Vertrauensbasis muss entstehen können. Planen ist ein Entwicklungsprozess, bei dem die Ideen der Bauherren und die Ideen des Planers verschmelzen. Die Bauherren sollten Vertrauen in die Fähigkeiten, die Vorstellungskraft und das Urteilsvermögen ihres Architekten haben.
Vinschgerwind: Wie gehen Sie an ein Projekt heran?
Kordula Hell: Am Anfang stelle ich sehr viele Fragen und versuche herauszufinden, was die Wünsche und wie die Vorstellungen von Wohnen sind. Wie ist der Platzbedarf? Wie ist der Tagesablauf, wie sind die Gewohnheiten? Damit lege ich eine Art Wunschliste an. Dann verschaffe ich mir natürlich vor Ort einen Überblick: Wie ist der Bauplatz? Wie ist der Sonneneinfall? Woher pfeift der Wind und wo ist die Wetterseite, das ist grad im Vinschgau wichtig. Wie ist der Ausblick und wo sind die Einblicke der Nachbarn? Natürlich darf man auch Eigentumsverhältnisse, Grenzen usw. nicht außer Acht lassen. Ich bin mit der Planung meist relativ lange beschäftigt, aber ich habe danach in der Bauphase kaum mehr Änderungen am Plan. Ein Projekt muss sich entwickeln. Diese Zeit sollte man sich nehmen. Mir ist lieber, Änderungen passieren zuerst auf dem Papier, als danach auf dem Bau.
Vinschgerwind: Auf welches Ihrer Projekte sind Sie besonders stolz?
Kordula Hell: Da gibt es einige. Auf jedes, wo mir die Kunden auch nach Jahren noch sagen, dass sie nichts anders haben möchten und noch eine große Freude mit ihrem Bau haben.
Vinschgerwind: Welche Materialien bevorzugen Sie?
Kordula Hell: Ich mag gerne verputzte Mauern, rauhe Putze, Holz, naturbelassene Materialien, Stein, Stahl. Eigentlich alles, was nicht aufdringlich ist.
Vinschgerwind: Ein Blick in den Vinschgau: Welchen Bau finden Sie besonders gelungen?
Kordula Hell: Das fällt mir die Entscheidung schwer, weil es im Vinschgau sehr viele sehr gelungene Bauten gibt. Aber ein Bau, der mich recht früh ziemlich beeindruckt hat, ist das Rathaus in Mals von Architekt Walter Dietl.
Vinschgerwind: Was würden Sie gerne einmal planen? Ein Traum.
Kordula Hell: Ich bin sehr zufrieden mit meinen Projekten. Es ist jener Bereich, wo ich mich gerne bewege. Es wäre schön, wenn ich mein Traumhaus einmal bauen könnte, auf der grünen Wiese, ohne gesetzliche Einschränkungen …. vor allem ohne digitale Einreichung. Aber das Problem ist, dass dieses wohl nie fertig werden würde, weil man bei sich selbst wohl nie zum Punkt kommt zu sagen: So und jetzt passt es.
Am Samstag - 25. September 2021 - eröffnen Selina und Ladina Ruinatscha das „LA CUORT Caffe`- bar - cun specialitats“ in den mustergültig renovierten Kellerräumen ihres historischen Hauses in Müstair. Alt und Neu stehen in harmonischem Dialog.
von Magdalena Dietl Sapelza
„Ich habe einen Traum.“ Mit diesen Worten ging Selina Ruinatscha im November 2020 auf ihrem Vater Lucian zu. „Ich möchte nach Müstair zurückkehren und in den leerstehenden Kellerräumen unseres Hauses eine besondere Gaststätte mit Bar und Verkaufsstelle für regionale Produkte einrichten.“ Vater Lucian war überrascht und erfreut zugleich. Denn er hatte nicht damit gerechnet, dass seine Tochter nach zehnjähriger Tätigkeit in der Reisebranche in Zürich, verbunden mit unzähligen Reisen durch die ganze Welt, wieder ins Münstertal zurückkommen würde.
Lucian Ruinatscha, seine Frau Wally und auch die jüngere Tochter Ladina, Arzthelferin in Chur, die nun ebenfalls entschieden hat zurückzukehren, ließen sich schnell von der Idee begeistern. Gemeinsam überlegten sie, wie sich Selinas Idee umsetzen ließe. Einig war man sich: Die ebenerdig angelegten, unterschiedlich großen Kellerräumlichkeiten mit den massiven Gewölben und den bis zu über einem Meter dicken Mauern sollten zwar erneuert und modernen Erfordernissen angepasst werden, aber in ihrer Grundstruktur und in ihrer historischen Form, erhalten bleiben. Die Familie Ruinatscha übergab die Planung der Renovierung an das Architekturbüro „Modunitá architects“ in Müstair mit den Architekten Linard Andri, Ivan Zangerle und Martin Pinggera. Denn der Erhalt von Tradition, Kultur und die Wertschätzung für alte Bausubstanz entsprechen ihrer Philosophie.
Gebäude mit Geschichte
Eine Holzeinkerbung, die im Haus gefunden worden war, weist auf das Jahre 1648 hin. Die „Cha gronda / Großes Haus“, wie das Gebäude in Müstair genannt wird, könnte jedoch noch viel älter sein und in Verbindung mit dem nahen Kloster St. Johann stehen, das im 8. Jahrhundert gebaut worden ist, vermuten Historiker. Denn im Mauerwerk befinden sich dieselben granitähnlichen Tuffsteine, wie im Kloster.
Die Hofstelle bestand aus Wohnhaus, Stall, Stadel und den Kellerräumen, dem sogenannten Vorhof - rätoromanisch LA CUORT - mit wuchtigen Gewölben und Mauern. Lucian Ruinatscha erinnert sich noch gut an die Zeit, in der sein Vater in diesen Räumen neben Alpkäse, Speck und Korn auch Kartoffeln gelagert und sortiert hat. Er verkaufte die Kartoffeln dann in namhaften Hotels im Ober- und Unterengadin. Den Vorhof nutzte er auch für die Hausschlachtungen.
Im Laufe der Jahre änderte sich die Nutzung der Kellerräume. Sie dienten als Hühnerstall, einem Schneider und einem Schuster als Werkstatt und dann der gegenüberliegenden Käserei – Chascharia - als Büro und Lagerräume. Die Luftfeuchtigkeit von 80 Prozent und die konstanten Temperaturen von 7 Grad Celsius im Sommer und 5 Grad Celsius im Winter waren ideal für die Käselagerung. Nach der Übersiedelung der Chascharia 2018 in die neue Halle außerhalb des Dorfes standen die Räume leer.
Renovierung und neue Nutzung
Die Familie Ruinatscha setzte nun alles daran, Selinas Traum zu verwirklichen. Im März 2021 war das Kozept entwickelt. Das Projekt wurde eingereicht. Nach fünfmonatiger Bauzeit von Mai bis September 2021 wird nun eröffnet.
Die Herausforderung für das Planungsteam von „Modunita architects“ bestand darin, in Absprache mit der Familie Ruinatscha einen Weg zu finden, die historische Struktur in ihrer Eigenart den modernen Anforderungen anzupassen. In unzähligen Besprechungen wurde gemeinsam ein stimmiges Sanierungskonzept entwickelt, das nun beeindruckt.
Das historische Mauerwerk wurde bewusst so belassen wie es ist. Die alten Mauern, die Gewölbe, die Holzbalken sind also in ihrer ursprünglichen Form erhalten geblieben. Alles Neue besteht aus qualitativ hochwertigen, echten Materialien, aus Holz, Glas und Metall. Die neuen Elemente bilden einen harmonischen Kontrast und treten mit dem Alten in einen stimmigen Dialog. In die Planung wurde auch der vorgelagerte Arkadengang mit eingebunden. Von dort aus gelangt Licht durch große Tür- und Fensterfronten ins Innere.
Eine wichtige Frage stand am Anfang im Raum: Wie lässt sich das Problem mit der großen Feuchtigkeit lösen? Das Gebäude aus dem Mittelalter steht teilweise fünf Meter in der Erde. Das Hangwasser, das in die Kellerräume eingesickert und für die Feuchtigkeit im Mauerwerk gesorgt hat, stellte ein großes Problem dar. Um dies zu lösen, wurde die Erde an der Hangseite ausgehoben. Es entstand ein zusätzlicher Keller aus Beton mit einer Abdichtung und mehreren Sickerleitungen. Im Inneren wurde zwischen Boden und historischem Mauerwerk ein Schlitz gezogen, dass die Feuchtigkeit entweichen kann. Dieser Schlitz wurde mit Heizungsrohren und Kies aufgefüllt. Die Feuchtigkeit kann so nicht mehr in den Wänden aufsteigen.
Die Temperaturen in den Besucherräumen lassen sich heute durch moderne Heizsysteme einfach regulieren. Verlegt wurde eine Fußbodenheizung. Für ein wohliges Wärmegefühl sorgen auch massive Böden aus Lärchenholz. In den Kellerräumen werden die tieferen Temperaturen als natürliches Kältesystem genutzt.
Die Arbeiten führten Fachkräfte von renommierten Handwerksbetrieben und Unternehmen aus der Region aus. „Die Renovierung unserer historischen Kellerräume ist voll und ganz geglückt“, betont der Hausherr. „Wir sind alle mehr als zufrieden, sei es mit den Planern, wie auch mit den am Bau beteiligten Unternehmen.“
LA COURT – Anziehungspunkt mit regionalen Köstlichkeiten
Im „LA COURT Caffe‘ - bar – cun specialitats“ sorgen Selina und Ladina Ruinatscha für herzliche Gastlichkeit. Im historischen Ambiente laden kuschelige Ecken zum Verweilen und zum Wohlfühlen ein. In den Innenräumen stehen rund 35 Sitzplätze zur Verfügung. Bei warmem Wetter können einige Tische auch im vorgelagerten Arkadengang genutzt werden.
„Wir möchten keine Kopie anderer Gaststätten sein. Deshalb setzen wir auf außergewöhnliche Produkte und legen dabei großen Wert auf Nachhaltigkeit“, erklärt Selina.
Serviert werden besondere Getränke wie zum Beispiel Kaffee mit unterschiedlichen Aromen zum Beispiel aus der Schweizer Rösterei Blum, spezielle Teesorten, Fruchtsäfte, einzigartige Weine wie den Triacca aus Poschiavo, Spirituosen, Cocktails... Es gibt Piadine, Waffeln, Smoothies und viele andere kulinarische Spezialitäten und Köstlichkeiten.
Im Verkaufsraum stehen eine große Palette an hochwertigen Bioprodukten aus der Biosfera-Region des Münstertales und darüber hinaus bereit.
Neben Produkten aus der Chascharia (Käserei), aus der Bacharia (Fleischerei), aus der Bäckerei Meier-beck und aus anderen Produktionstätten gibt es auch selbstgebastelte Geschenksartikel.
LA COURT ist die erste Schweizer Gaststätte, in der FORST Bier aus Südtirol aufgeschenkt wird. Auch das Eis Total Venostes kommt aus dem Vinschgau.
Die Gastgeberinnen freuen sich nun, die Gäste aus nah und fern in ihren urigen und einzigartigen Räumlichkeiten begrüßen zu können.
Daten zum Bau:
LA CUORT Caffe`- bar - cun specialitats
Val Müstair 44 . Tel. 0041 818 585 656 . E-mail: lacuort@bluewin.ch
Instagram: LaCourt_Muestair . Facebook: LaCourt_Muestair
Bauherren: Lucian und Wally Ruinatscha mit Töchtern Selina und Ladina
Projektanten: Modunita Architects Müstair
Konzeptentwicklung und Entwurf: Dezember 2020 bis März 2021
Einreichprojekt: Mitte März 2021
Ausführungsplan: März 2021 bis April 2021
Beteiligte Unternehmen: siehe Anzeigen
Bauzeit Mai bis September 2021
Was ist ein Hostel? Es ist nicht so teuer und luxuriös wie ein Hotel, aber auch nicht ganz spartanisch wie eine Jugendherberge. Es ist eine neue Einrichtung in Mals und das erste Hostel in Südtirol. Es ist ein moderner Beherbergungsbetrieb mit familiärer Atmosphäre, erschwinglich für Familien und Jugendgruppen, aber auch für Wanderer, Pilger, Rad- und Motorradfahrer, für Individualisten und Rucksackreisende. Damit wird eine neue Zielgruppe angesprochen und das touristische Angebot im Obervinschgau erweitert.
von Heinrich Zoderer
Von 1969 bis 2005 waren hier die Finanzbeamten untergebracht, viele aus Süditalien. Wie Sascha Plangger, der Geschäftsführer der Vinschger Sozialgenossenschaft VISO und Juliane Stocker, die pädagogische Leiterin der Sozialgenossenschaft, in einem Gespräch ausführten, will man die Geschichte des Hauses nicht verstecken, sondern ganz bewusst sichtbar machen und damit das Haus beleben. So soll die FinKa, die ehemalige Finanzkaserne, zu einem ganz besonderen Beherbergungsbetrieb werden. Im Hostel gibt es 58 Betten in 18 neu eingerichteten Zimmer mit 2, 4 bzw. 6 Betten, viele auch mit Stockbetten. In jedem Zimmer sind ein WC und eine Dusche, ein Tisch und eine Couch. Wer will kann sich einfach in sein Zimmer zurückziehen, ausruhen und die Aussichten genießen. Die Tschenglser Hochwand, der Ortler, das Glurnser Köpfl und der Malser Hausberg, die Spitzige Lun sind in Sichtweite und bilden ein fantastisches Panorama von vielen Zimmern aus. Es gibt aber auch viele Gemeinschafts- und Begegnungsräume. In der offenen Küche kann man selber oder zusammen mit anderen kochen, das Frühstück oder Abendessen zubereiten. Im Speisesaal wird ein Frühstücksbuffet und am Abend ein Tagesteller mit einfachen Gerichten angeboten, die Leo Blaas für die Gäste zubereitet. Es gibt u.a. Knödel, Schlutzkrapfen, Pizza oder Pasta oder einfach ein Tiroler Marendbrettl. Wer will kann im Lesesaal, dem Salone, eine passende Lektüre auswählen und sich damit die Zeit vertreiben. Auf der Hinterseite des Hauses ist der Gastgarten. Es ist ein ruhiger Ort zum Verweilen, zum Plaudern oder einfach zum Sitzen. Unter dem Holunderbaum, der beim Umbau gerettet wurde, ist es besonders idyllisch. Natürlich gibt es für alle Gäste auch die Möglichkeit in einem Restaurant in Mals oder der Umgebung zu essen. Die Zimmer sind einfach eingerichtet mit Holzbetten aus Fichtenholz. Die Hausgäste sind einerseits Wanderer oder Radfahrer, die für eine Nacht übernachten und dann wieder weiterzeihen, bzw. weiterfahren, es sind aber auch Familien und Jugendgruppen, die eine Woche oder auch länger bleiben. Auf den Türen der einzelnen Zimmer sind Symbole aus der Bergwelt, z.B. ein Bergsteigerseil, verschiedene Bergschuhe, Bergschuhe mit Schneeschuhen, ein Iglu usw. Das Team der Basis Vinschgau rund um die Grafikerin Katrin Gruber und dem Designer Laurin Kofler haben die Ideen für diese Symbole aus einem Überlebenshandbuch der Finanzer entnommen. In diesem Handbuch, das in der Finanzkaserne zurückgeblieben ist, sind nützliche Hinweise über das Verhalten in den Bergen und entsprechende Zeichnungen enthalten. Die Finanzbeamten mussten die Grenzübergänge sichern und den Schmuggel über die Grenze verhindern. Das war für die ortsfremden Finanzbeamten nicht einfach, auch weil sie wussten, dass der Schmuggel oft die einzige Einnahmequelle für die Einheimischen war. Auch diese Geschichten will man nicht verdrängen, sondern erzählen und sichtbar machen.
Die Vinschger Sozialgenossenschaft hat viele Tätigkeitsfelder und über 50 Beschäftigte
FinKa, das Hostel mit Urlaubsmöglichkeiten im Hinterhof in der ehemaligen Finanzkaserne, ist das letzte große Projekt der 2013 gegründeten „Vinschger Sozialgenossenschaft“ (VISO). Mittlerweile beschäftigt die Sozialgenossenschaft über 50 Personen, dabei mehrere Menschen mit Beeinträchtigung und auch Migranten. Es geht der jungen Genossenschaft darum, Solidarität zu leben, sozial zu handeln, Menschen mit Beeinträchtigungen in die Arbeitswelt zu integrieren, aber auch wirtschaftlich zu arbeiten. Die Sozialgenossenschaft VISO führt ein Schülerheim in Mals, betreibt auch eine Mensa. Der Reinigungsservice ist eine weitere Dienstleistung, welche die VISO anbietet, genauso wie Entrümpelungsarbeiten im Vinschgau. Nachdem die ehemalige Finanzkaserne von 2005 bis 2019 leer stand, wurde das Gebäude von der Sozialgenossenschaft gekauft und vom Architekten Jürgen Wallnöfer nach einer langen Diskussionsphase mit den Genossenschaftsmitgliedern von Handwerksbetrieben aus Mals und der Umgebung schonend umgebaut und neu eingerichtet. Auf der Vorderseite musste ein Liftschacht dazu gebaut werden und auf der Hinterseite eine Sicherheitstreppe. Die Außenfassade des Liftschachts wurde von der Laatscher Künstlerin Esther Stocker kostenlos gestaltet. Die schwarzen Quadrate sind wie vom Vinschgerwind hochgewirbelte Blätter und geben dem Haus Schwung und Dynamik. Alte Möbel vom Mohrenwirt aus Burgeis, dem Vorbesitzer, wurden wiederverwendet und upgecycelt. Andere Möbelstücke wurden günstig aus Wien, Trient oder der näheren Umgebung eingekauft und restauriert. Im Herbst 2020 wurde mit dem Umbau und der Renovierung begonnen. Am 10. Juli konnte das Haus offiziell eröffnet werden. Sascha Plangger und Juliane Stocker sind zufrieden mit dem Start. Und die bisherigen Besucher:innen sind es auch. Sie konnten nicht nur übernachten, sondern eintauchen in ein Haus mit vielen Geschichten. Einige davon haben die Gäste auf ihrer Weiterreise bzw. Heimreise mitgenommen.
von Peter Tscholl
Robert Scherer gehört wohl zu den bekanntesten und erfolgreichsten Südtiroler Künstlern der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts. Er ist Bildhauer, Maler, Grafiker und Glaskünstler.
Geboren wurde Robert Scherer am 7. Juni 1928 in Kortsch (Schlanders) und ist dort in einer kinderreichen Familie aufgewachsen. 1939 optierte sein Vater, der als Maurermeister sein Geld verdiente und keine Arbeit mehr hatte. Robert kam nach Linz. Nach dem Krieg kehrte sein Vater mit ihm nach Südtirol zurück. Von 1951 bis 1958 studierte Robert Scherer in Wien an der Akademie der Bildenden Künste. Von 1960 bis 1966 unterrichtete er Kunsterziehung an verschiedenen Schulen, danach lebte er als freischaffender Künstler zunächst in Bozen, dann in Eppan und Kaltern (Altenburg). Dazwischen unternahm er immer wieder Reisen in verschiedene Länder. Lange hat er es allerdings an einem Ort nie ausgehalten. „Ich muss immer wieder weg. Wahrscheinlich habe ich das von den Karrnern“ hat er einmal gesagt.
2004 zog es Robert Scherer nach Ala. Er erwarb ein 250 Jahre altes, geschichtsträchtiges Palais, den Palazzo Ferrari - Malfatti, mit drei Stöcken, vierzig Zimmern und unendlichg vielen Nebenräumen, insgesamt 3.633 Quadratmeter. Bis ins 19. Jahrhundert diente dieser Palazzo als Residenz reicher Seidenbarone, die u.a. den Kaiserhof in Wien mit Samt und Seide versorgten. Vieles an dem alten Gebäude musste restauriert werden. Sein Cousin Anton Scherer hat ihn dabei tatkräftig unterstützt. „Der Toni hat mir viel geholfen“ erzählt Robert Scherer „dafür bin ich ihm sehr dankbar“.
Mehrere Projekte hat Scherer in den letzten Jahrzehnten im Vinschgau verwirklicht. „Ich habe viel gearbeitet. Ich weiß heute gar nicht mehr, was ich alles gemacht habe“ sagt er.
Heute ist es allerdings still geworden um Robert Scherer. Einsam lebt er in seinem Palazzo in Ala. Eine Badante kümmert sich um ihn. „Sie macht alles, aber im Herzen versteht sie mich nicht“ sagt Robert. Er würde sich wünschen öfters mit jemanden auf ein Glasl zusammen zu sitzen, der ihn auch versteht.
Auf die Frage ob er noch arbeiten/malen kann, antwortete er: „Ach, hör auf. Jetzt mach ich nichts mehr. Am liebsten schlafe ich. Ich schlafe viel. Das ist das einzig Gute, dass ich viel schlafe“.
Nur selten kommen Freunde oder Bekannte zu Besuch. Sein Sohn Ludwig kümmert sich um ihn. „Ludwig, mein Sohn, ist ein lieber und feiner Bua. Er kommt machmal und schläft auch hier. Oft bleibt er eine ganze Woche. Er kann gut kochen“.
Gerne denkt Robert Scherer an seinen Cousin Karl Grasser. „Der Karl ist mein liebster Cousin. Wir haben viel zusammen gearbeitet. Ich würde mich freuen ihn wieder einmal zu sehen“.
Grasser und Scherer haben beide in Wien studiert. Karl erinnert sich: „Robert kam ein Jahr nach mir. Zuerst machte er Bildhauerei, dann als Prof. Santifaller starb ging er über zu Grafik und Malerei. Wir wohnten lange Zeit zusammen mit anderen Studenten der Kunstakademie. Robert konnte gut kochen. Wir besuchten öfters Ausstellungen, gingen in die Albertina und in andere Museen. Manchmal gingen wir abends auch in eine Oper, denn als Student bekam man verbilligte Stehplätze. Robert war ein feiner Mensch. Von ihm konnte man alles haben. Wenn man bedenkt, dass er so jung seine Mutter verloren hat und ein paar Jahre nach dem Krieg auch seinen Vater, dann hat er es trotz allem recht gut gemacht“.
Noch lebt Robert Scherer gerne. Große Erwartungen hat er allerdings keine mehr. Es scheint, dass er sich mit seinem Dasein abgefunden hat. „Freilich, zurück nach Südtirol zu gehen wäre mir schon lieber“ sagt er.
Eine Auswahl von Wandbildern, Glas- und Mosaikarbeiten, die der Künstler Robert Scherer im Vinschgau gestaltet hat:
Morter – Hotel Schwarzer Adler, Hl. Johannes von Nepomuk, Seccotechnik (1962)
Kortsch – Pfarrkirche, Hl. Katharina, Bleiglasfenster (1979), Pfarrkirche, Taufkapelle, Hl. Johannes, Fresko (1996), Fachschule für Hauswirtschaft in Kortsch, Glasarbeiten (2002)
Naturns – Totenkapelle, Schöpfungs- und Erlösungsgeschichte, Bleiglasfenster (1979)
Eyrs – Totenkapelle, gekreuzigter/auferstandener Christus, Bleiglasfenster (1986)
Latsch – Raiffeisenkasse, Daphne, Seccomalerei (1986) – Nikolauskirche, Hl. Nikolaus, Glasfenster (2008)
Schlanders – Bürgerheim, Nikolauskapelle, Leben des Hl. Nilolaus von der Flüe, Fresko und Silikatmalerei (1990), die Nordseite der Kapelle wurde später zwischen 1999 und 2000 künstlerisch gestaltet, die Eingangstür in Glas wurde 2007 fertiggestellt - Vinzenzheim, Hl. Vinzenz, Mosaik (1995)
Laas – Raiffeisenkasse, Kleintiere und Blumen an der Vinschgauer Sonnenstraße, Die Korner, Der weiße Berg, Mosaik (1995)
Schluderns – Pfarrkirche, Geschichte der Hl. Katharina und Hl. Notburga, Glasfenster (2007)
Tarsch – Mariahilfkapelle, Madonna mit Kind, Glasmalerei (2007)
Kulturhaus Karl Schönherr - Schlanders - “Jeder ist mindestens zwei….”
Ein Programm von und mit Horst Saller
Horst Saller ist Schlanderser. Er lebt hier und arbeitete in den letzten 26 Jahren als Lehrer an verschiedenen Schulen. Nebenher schreibt er Sketches für verschiedene Anlässe und die Revue des Männergesangsvereins Schlanders. Mit seiner satirischen Betrachtungsweise und seiner speziellen Art von Humor hat er nicht nur das Publikum schon oft begeistert, sondern wurde dafür auch mit namhaften Preisen ausgezeichnet. So erzielte er beim Autorenwettbewerb der Südtiroler Theaterzeitung mit dem Stück “Trudis und Rudis Wohlfühloase” den 3. Preis. Dieses Stück wurde im Mai 2009 am Theater in der Altstadt in Meran uraufgeführt. Bei den Autorentagen der Vereinigten Bühnen Bozen wurde ihm für das Stück “Rothermunds Bilder”, das im März 2011 am Stadttheater Bozen uraufgeführt wurde, sogar der 1. Preis verliehen. 2014 hat Horst im Auftrag des Theatervereins Schlanders das Stück “Das Herz ist ein Umzugskarton” geschrieben, welches dann im November im Kulturhaus Karl Schönherr uraufgeführt wurde.
Nun präsentiert der Schlanderser Autor und Sketchschreiber erstmalig sein abendfüllendes Soloprogramm im Kulturhaus Karl Schönherr Schlanders.
Vormerkungen erforderlich: T 0473 737777 oder kulturhaus@schlanders.it
Unterstützt vom Amt für deutsche Kultur, der Marktgemeinde Schlanders, der Raiffeisenkasse Schlanders, der Stiftung Sparkasse, der Fa. Fleischmann Raumausstattung Wohntextilien und dem Parkhotel „Zur Linde“.
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