Am Dienstag, 21. September 2021, fand am Versuchszentrum Laimburg der diesjährige „Tag der Lebensmitteltechnologien“ statt. Experten des Versuchszentrums sowie eingeladene Referenten berichteten über aktuelle Tätigkeiten, Dienstleistungen und Forschungsergebnisse im Lebensmittelbereich. Ein Mitschnitt der Veranstaltung ist auf dem YouTube-Kanal des Versuchszentrums Laimburg verfügbar.
„Gesundheit und Ernährung“ – unter diesem Themenschwerpunkt fand am Dienstag, 21. September 2021 die vierte Ausgabe der jährliche Fachtagung „Tag der Lebensmitteltechnologien“ des Versuchszentrums Laimburg zur Forschung im Lebensmittelbereich statt. Experten des Versuchszentrums sowie externe Referenten berichteten über aktuelle Entwicklungen des Sektors und informierten über die Ergebnisse ihrer Forschung. Die Fachtagung richtete sich primär an Fachpersonen aus Forschung, Beratung, landwirtschaftlicher Praxis und lebensmittelverarbeitenden Betrieben. Das Programm der Tagung war weit gefächert: In den Fachvorträgen erläuterten die Experten moderne Produkte und Verarbeitungstechnologien, die eine nachhaltige Ernährung fördern und im Einklang mit Prozessen der Kreislaufwirtschaft stehen. Darüber hinaus wurden Möglichkeiten aufgezeigt, wie man lokale Lebensmittel mit hohem Nährwert aufwerten und fördern kann. In diesem Zusammenhang stellten die Experten des Versuchszentrums eine Methode zum Herkunftsnachweis typischer Südtiroler Produkte vor, die auf der Analyse der Isotopen des Elements Strontium basiert. Vorgestellt wurden auch neue Erkenntnisse zu gesundheitsfördernden Eigenschaften von Apfelsorten, insbesondere jener mit rotem Fruchtfleisch.
Das Laimburg-Portfolio: wissenschaftliche Unterstützung entlang der gesamten Wertschöpfungskette
„Das Versuchszentrum Laimburg stellt Forschungskompetenz und Dienstleistungsangebote sowohl für lebensmittelverarbeitende Unternehmen als auch für bäuerliche Produzenten zur Verfügung, um die Südtiroler Landwirtschaft und Lebensmittelverarbeitung nachhaltiger und wettbewerbsfähiger zu machen und die Qualität der Agrarerzeugnisse zu sichern“, erklärte der Direktor des Versuchszentrums Laimburg Michael Oberhuber, in seinen Grußworten: „In den letzten Jahren haben wir unsere Forschungsbereiche diesbezüglich ständig erweitert und unser Portfolio ausgebaut, sodass wir heute dazu in der Lage sind die gesamte Wertschöpfungskette der lokalen Lebensmittelproduktion mit unserer Forschung zu begleiten.“
Das Laimburg-Portfolio gliedert sich in vier Bereiche: (i) institutionelles Forschungsprogramm, (ii) Drittmittelprojekte, (iii) Auftragsforschung und (iv) Scientific Services und Open Lab. Im institutionellen Forschungsprogramm ist der Forschungsbedarf der Praxis verankert, der in den alljährlich stattfindenden Fachbeiratssitzungen mit den Interessenvertretern der Südtiroler Landwirtschaft und Lebensmittelverarbeitung definiert und über die Grundfinanzierung des Versuchszentrums durch die Autonome Provinz Bozen – Südtirol gedeckt wird. Darüber hinaus bemüht sich das Versuchszentrum aktiv darum, Drittmittel vonseiten öffentlicher Fördergeber oder Kofinanzierungen durch private Unternehmen einzuwerben. Etwa 30 solcher Drittmittelprojekte bearbeitet das Versuchszentrum aktuell. Im Bereich „Auftragsforschung“ führt das Versuchszentrum gezielt Forschung für Unternehmen durch, die diese Forschung als Dienstleistung finanzieren. Diese Auftragsforschungsprojekte orientieren sich an den Bedürfnissen der Unternehmen und werden in Form von vier verschiedenen Leistungspaketen angeboten (https://bit.ly/3zCFBGg). Die Ergebnisse dieser Forschung gehen in das Eigentum des Auftraggebers über. Schließlich bietet das Versuchszentrum Laboranalysen und Beratungen als „Scientific Services“ laut Preisliste (https://bit.ly/39pnOYg)an. Dazu gehört auch ein Open-Lab-Service, d. h. Unternehmen können gegen Bezahlung Laborräume mit Ausstattung und Einführung durch die Experten des Versuchszentrums nutzen (https://bit.ly/3hYPNma). Auftragsforschung sowie Scientific Services und Open Lab können eventuell vom NOI Techpark durch den sog. „Lab Bonus“ gefördert werden, der 50 bis 65 % der anfallenden Kosten deckt. Weitere Informationen dazu: https://bit.ly/3EIIRDu
Neue Laborinfrastrukturen am Hauptsitz in Pfatten und am NOI Techpark in Bozen Süd
Von grundlegender Bedeutung für die Forschung des Versuchszentrums im Lebensmittelbereich ist die Anbindung an den NOI Techpark in Bozen Süd. Als Forschungspartner ist das Versuchszentrum Laimburg Teil des NOI Techparks. Die Labors des Versuchszentrums Laimburg im Lebensmittelbereich befinden sich
einerseits am Hauptsitz in Pfatten, andererseits am NOI Techpark: Das Labor für Aromen und Metaboliten ist bereits seit 2018 am NOI Techpark (Gebäude A2) angesiedelt. Im Juli 2021 hat das Labor für Obst- und Gemüseverarbeitung im selben Gebäude eine neue Pilotanlage mit Kontrollierter Sofortiger Dekompression (DIC) zur Herstellung von innovativem Trockenobst mit besonderen Struktureigenschaften eingeweiht (https://bit.ly/3ztgDsv). Bereits im Februar 2021 ist das NMR-Labor, das Versuchszentrum Laimburg und Freie Universität Bozen gemeinsam am NOI Techpark führen, eingerichtet worden. Mittels Kernspinresonanzspektroskopie (Nuclea Magnetic Resonance – NMR) können hier künftig Ursprung von Lebensmitteln und Agrarprodukten geprüft und authentifiziert werden sowie die Struktur neuer, bisher unbekannter Verbindungen und Inhaltsstoffe aufgeklärt werden. Die offizielle Eröffnung des Labors ist aufgrund COVID-19 auf Frühjahr 2022 verschoben worden. 2023 werden weitere Labors des Versuchszentrums neue Räumlichkeiten am NOI Techpark (Gebäude D2) beziehen. Am Standort Laimburg – im neuen Stadlhofgebäude westlich des Hauptsitzes – stehen hingegen die neuen Räumlichkeiten des Labors für Lebensmittelsensorik vor der Vollendung. Die Leitung des Labors hat nach dem Weggang der Sensorikexpertin Lida Lozano im Jahr 2020 nun Anfang September Elisa Maria Vanzo übernommen.
Enger Austausch zwischen Forschung und Praxis
Beim „Tag der Lebensmitteltechnologien“ stellten die Experten des Versuchszentrums aktuelle Forschungsprojekte ihrer Labors vor. „Die Fragestellungen, an denen wir arbeiten, betreffen verschiedenste Ebenen im Lebensmittelbereich; sie beginnen bereits im Feld, etwa bei der Prüfung standortangepasster Sorten und laufen dann im Labor weiter, wenn es um die Entwicklung innovativer Verarbeitungsprodukte oder neue Technologien geht“, erläuterte der Leiter des Instituts für Berglandwirtschaft und Lebensmitteltechnologie, Angelo Zanella: „Mit dieser Veranstaltung wollen wir den lokalen Produzenten Einsicht in unsere Labors geben, wo Forschung zu innovativen Produkten und Produktionsprozessen für den Lebensmittelsektor betrieben wird. Damit wollen wir einen engen Austausch zwischen Forschung und Praxis fördern und neue Kooperationen antreiben.“
Moderne Technologien zur Förderung einer nachhaltigen Ernährung
Gastrednerin Paola Pittia, Professorin für Lebensmittelwissenschaften und ‑technologien an der Università di Teramo, stellte verschiedene Aktionen und Maßnahmen im Bereich der Lebensmitteltechnologien vor, die auf eine nachhaltige Entwicklung des Lebensmittelsystems abzielen. Dabei ging es sowohl um innovative Technologien als auch um neue Zutaten, sog. „Novel Foods“, also bislang nicht verbreitete Lebensmittel aus anderen Kulturkreisen wie exotische Früchte oder sog. „Designer Food“. Auch Maßnahmen zur Förderung der Biodiversität kamen zur Sprache.
„Veranstaltungen wie dieser „Tag der Lebensmitteltechnologien“ am Versuchszentrum Laimburg sind wichtig, um alle Akteure des Sektors sowie die interessierte Öffentlichkeit für die Rolle und Bedeutung der Lebensmitteltechnologien für das gesamte Lebensmittelsystem zu sensibilisieren“, betonte Pittia: „Ohne die modernen Lebensmitteltechnologien wären Speisen, wie wir sie heute auf dem Tisch finden, nicht verfügbar.“
Vom Apfel bis zur Roten Bete: Forschung zur Aufwertung lokaler Produkte mit hohem Nährwert
In unserer heutigen globalisierten Welt wird die Lebensmittelproduktion immer weiter standardisiert. Dies kann die Vielfalt lokaler Nahrungsquellen und der damit verbundenen Nebenprodukte in Gefahr bringen. Tatsächlich sind viele traditionelle Lebensmittel aus der Notwendigkeit heraus entstanden, jede noch so karge Nahrungsquelle auszunutzen, wobei sich diese nicht selten in überraschende Gerichte verwandeln ließen. Einiger dieser Nahrungsressourcen werden jetzt wiederentdeckt, auch infolge wissenschaftlicher Studien zum Ernährungs- und Gesundheitswert, die diese Nischenprodukte auszeichnen. Zu dieser etwas in Vergessenheit geratenen Produktkategorie, die jedoch zahlreiche Nährstoffe und Vorteile für die menschliche Gesundheit aufweist, gehört beispielweise die Rote Bete. Die Arbeitsgruppe Obst- und Gemüseverarbeitung des Versuchszentrums Laimburg führt bereits seit einiger Zeit Untersuchungen an Roter Bete durch, mit dem Ziel dieses wertvolle Gemüse aufzuwerten. In Zusammenarbeit mit einem Südtiroler Betrieb wurde so beispielsweise ein Saft aus Rote Beete und Apfelsaft entwickelt. Die Leiterin der Arbeitsgruppe, Elena Venir, erläuterte die Vorteile, die sich aus der Verarbeitung von Rote Beete in einen Saft aus Roter Beete und Apfel ergeben. „Unsere Untersuchungen haben gezeigt, dass der Rote-Bete-Saft besonders reich an antioxidativen Verbindungen ist und eine um etwa zehnmal höhere antioxidative Aktivität im Vergleich zu beispielsweise Apfelsaft aufweist“, unterstrich Venir. „Im Hinblick auf die Aufwertung heimischer Produkte können Lebensmitteltechnologien neue Möglichkeiten für verarbeitete Produkte mit hohem qualitativem, ernährungsphysiologischem und ethischem Wert eröffnen“, fasste Venir zusammen.
Innovative Produkte und Herstellungsverfahren im Sinne einer Kreislaufwirtschaft
Um Innovationen bei Produkten, Verarbeitungstechnologien und die Bedeutung wissenschaftlicher Forschung zur Förderung des Werts von Lebensmitteln ging es im Vortrag von Lorenza Conterno, Leiterin der Arbeitsgruppe „Fermentation und Destillation“ am Versuchszentrum Laimburg. Conterno zeigte auf, dass bei der Lebensmittelproduktion sekundäre Produkte entstehen, die nicht als „Ausschuss“ oder „Abfall“ betrachtet werden sollten, da sie immer noch eine gute innere Qualität aufweisen. Es ist daher lohnenswert diese Sekundärprodukte näher zu untersuchen, um ihre Eignung zur Herstellung neuer Produkte im Sinne eines Zero-Waste-Konzepts („null Müll / null Verschwendung“) zu beurteilen. Ein Bereich, der es in besonderer Weise ermöglicht, Sekundärprodukte zu verwenden, zu konservieren und aufzuwerten, sind Fermentationsvorgänge, also durch Mikroorganismen verursachte Umwandlungsprozesse. Lorenza Conterno stellte die ersten Ergebnisse einiger derzeit laufender Projekte vor, die das Zero-Waste-Konzept aufgreifen: Im Projekt Locycle Food geht es darum die Ausschüsse in der Gastronomie zu reduzieren. Das Projekt CirBeer zielt auf die Wiederverwertung von Sekundärprodukten aus der Bierindustrie ab. Ein weiteres Projekt ist fermentiertem Gemüse – Rote Bete und Kimchi, durch Milchsäuregärung zubereitetes Gemüse – gewidmet. „Insbesondere für die kleinen Betriebe ist es wichtig, den Wert der Produkte zu maximieren. Dies sollte aber auch für die Umwelt ganz allgemein im Sinne eines Zero-Waste-Konzepts gelten“, erklärte Conterno. „Mit unserer Forschung möchten wir einen Beitrag dazu leisten zu verhindern, dass das Nährwertpotenzial von Rohstoffen verschwendet wird, das noch in vielen Sekundärprodukten vorhanden ist.“ Künftig werden die Experten des Versuchszentrums das Nährwertpotenzial von Sekundärprodukten weiter untersuchen und dazu die ernährungsphysiologischen und gesundheitlichen Grundlagen qualitativ und quantitativ charakterisieren. Ein weiterer wichtiger Aspekt für die Forschung betrifft die Konservierung des Nährwertpotenzials, da Sekundärprodukte oft instabil sind.
Milchsäurebakterien in der Lebensmittelherstellung
Um die Verwendung von Milchsäurebakterien in der Lebensmittelherstellung ging es im Vortrag von Andreas Putti, der am Versuchszentrum Laimburg den Fachbereich Lebensmittelmikrobiologie leitet. Milchsäurebakterien sind stäbchen- oder kokkenförmig und kommen auf Pflanzen, aber auch im Verdauungstrakt von Mensch und Tier vor. Milchsäurebakterien spielen in der Nahrungsmittelindustrie eine bedeutende Rolle, unter anderem bei der Milchsäureproduktion, die zur Verdickung der Milch führt und damit die Grundlage für die Herstellung verschiedener Milchprodukte bildet. Für die milchverarbeitende Industrie sind die Milchsäurebakterien ein Kriterium für die Qualität. Milchsäurebakterien können sowohl erwünschte Aromastoffe, aber auch unerwünschte Aromastoffe, also für das Produkt untypische Fehlaromen, bilden. Im Labor für Lebensmittelmikrobiologie des Versuchszentrums Laimburg werden Milchsäurebakterien in verschiedenen fermentierten Lebensmitteln wie Bier, Wein, Kimchi etc. mithilfe der innovativen MALDI-TOF-Technologie nachgewiesen. Diese Technologie (Matrix-Assisted Laser Desorption/Ionization Time Of Flight) basiert auf der Analyse und dem Vergleich von Proteinprofilen und ermöglicht es nicht nur Bakterien, sondern auch Hefen und Schimmelpilze zu identifizieren. „Im Labor nehmen wir das Proteinspektrum einer mikrobiellen Kultur auf und vergleichen es anschließend mit Spektren bekannter Mikroorganismen, die in unserer Datenbank gespeichert sind“, erklärte Putti. „Durch diesen Vergleich ist es möglich auf die Art und die Gattung des untersuchten Mikroorganismus zu schließen.“ Den Nachwies der Milchsäurebakterien bietet das Labor für Lebensmittelmikrobiologie als Dienstleistungsanalyse für Dritte an.
Weitere Informationen: https://bit.ly/3kxgReg
Herkunftsnachweis, Authentizität und innere Qualität lokaler Lebensmittel
Im Lebensmittelsektor nehmen Interesse und Notwendigkeit zu Lebensmittel aus einheimischer Produktion zu garantieren. Dazu benötigt es einen Herkunftsnachweis, also eine verlässliche Analyse, welche bestätigt, dass ein Produkt aus lokaler Produktion stammt. Zu diesem Zweck wurde am Labor für Aromen und Metaboliten des Versuchszentrums Laimburg eine Methode entwickelt, die auf der Analyse der Isotopen des chemischen Elements Strontium basiert. „Mit dieser Analysenmethode sind wir in der Lage landwirtschaftliche Produkte wie Äpfel, Getreide oder Gemüse aus bestimmten Lagen von denen anderen Anbauregionen zu unterscheiden. Damit können wir einen vollständigen analytischen Nachweis erbringen, dass die Produkte von einem bestimmten Standort herrühren“, erklärte der Leiter des Fachbereichs Lebensmittelchemie, Peter Robatscher.
Um die Authentizität, also die Echtheit, von Lebensmitteln, geht es im vom europäischen Fonds für regionale Entwicklung EFRE geförderten Projekt Heumilch. In diesem Projekt entwickeln Robatscher und sein Team in Zusammenarbeit mit der Freien Universität Bozen und dem Südtiroler Sennereiverband eine Analysemethode anhand chemischer Marker, mit denen Heumilch von konventioneller Milch unterschieden und damit die Echtheit des Produkts nachgewiesen werden kann.
Neben ihrem Ursprung und ihrer Echtheit werden Lebensmittel auch in Bezug auf ihre innere Qualität und Zusammensetzung hin bewertet. In einer Studie haben die Experten des Labors für Aromen und Metaboliten die Zusammensetzung der Polyphenole und Antioxidantien – Substanzen mit gesundheitsfördernden Eigenschaften für den menschlichen Organismus – in 22 verschiedenen Apfelsorten analysiert. Durchgeführt wurde die Studie im Rahmen des Kooperationsprojekts „EUREGIO: Environment, Food & Health". „Unter den in unserer Studie untersuchten Apfelsorten haben sich einige rotfleischige Sorten als besonders vielversprechend herausgestellt, da sie wichtige gesundheitsfördernde Inhaltsstoffe aufweisen. Diese Sorten könnten sich zu neuen „funktionellen Lebensmitteln“ entwickeln“, prognostizierte Peter Robatscher. Weitere Informationen: https://bit.ly/2XNzqlG
Das Versuchszentrum Laimburg
Das Versuchszentrum Laimburg ist die führende Forschungsinstitution für die Landwirtschaft und Lebensmittelqualität in Südtirol. Das Versuchszentrum Laimburg betreibt vor allem angewandte Forschung mit dem Ziel, die Wettbewerbsfähigkeit und Nachhaltigkeit der Südtiroler Landwirtschaft zu steigern und die Qualität landwirtschaftlicher Produkte zu sichern. Über 150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten jährlich an etwa 350 Forschungs- und Versuchsprojekten aus allen Bereichen der Südtiroler Landwirtschaft, vom Obst- und Weinbau bis hin zu Berglandwirtschaft und Lebensmitteltechnologie. Das Versuchszentrum Laimburg wurde 1975 gegründet.
Zum runden Geburtstag von Luis Durnwalder hat Landeshauptmann Arno Kompatscher seinem Vorgänger die besten Wünsche übermittelt.
"Wir freuen uns mit Luis Durnwalder, dass er seinen 80. Geburtstag voller Energie und Tatendrang begehen kann", sagt Landeshauptmann Arno Kompatscher. Die Gesundheit sei ein großes Geschenk. "So wünschen wir unserem langjährigen Landeshauptmann, dass er weiterhin mit viel Freude seinen vielfältigen Interessen nachgehen und die Zeit mit seiner Familie genießen kann", so Kompatscher.
Landeshauptmann Kompatscher würdigt die Leistungen Durnwalders in dessen langer Amtszeit. "Dass Südtirol heute so gut dasteht, ist vor allem auch das Verdienst Luis Durnwalders und seiner Mitstreiter sowie einer guten Verwaltung", führt Kompatscher aus. "Unser Land hat Luis Durnwalder, der sich über Jahrzehnte mit ganzer Kraft für Südtirol eingesetzt hat, viel zu verdanken."
Bienenstöcke für Afrika als Geburtstagsgeschenk
Als Zeichen der Wertschätzung seines Einsatzes für die Schwächeren in der Gesellschaft und in der Entwicklungshilfe übermittelte Landeshauptmann Kompatscher ein sehr persönliches Geschenk: Bienenstöcke für eine Bauernfamilie in Afrika. "Für junge Bauerntöchter und -söhne in Afrika, die kein eigenes Land besitzen, bedeuten Bienen die Chance auf ein sicheres Einkommen", erklärt Kompatscher. "Bienenstöcke liefern genug Honig, um eine Familie zu ernähren, und sind im Sinne der Nachhaltigkeit ein verbindendes Zeichen."
25 Jahre Landeshauptmann
Luis Durnwalder wurde am 23. September 1941 in Pfalzen geboren. Der Agrarwissenschaftler war von 1968 bis 1979 Direktor des Südtiroler Bauernbundes. Von 1969 bis 1973 leitete er als Bürgermeister die Geschicke von Pfalzen und wurde 1973 in den Südtiroler Landtag gewählt. Zunächst Regionalassessor für das Grundbuch, wurde Luis Durnwalder 1976 zum Vizepräsidenten des Südtiroler Landtages gewählt. Von 1979 bis 1989 war Durnwalder im Kabinett Magnago Landesrat für Land- und Forstwirtschaft, Jagd und Fischerei. Am 17. März 1989 wurde Luis Durnwalder zum Landeshauptmann von Südtirol gewählt und füllte dieses Amt 25 Jahre lang aus.
SVP - Südtiroler Volkspartei -Der seit letztem Schuljahr eingeführte fächerübergreifende Lernbereich „Gesellschaftliche Bildung“ beinhaltet auch den Teilbereich „Digitalisierung“. Hier wird den Schülerinnen und Schülern ein verantwortungsvoller Umgang mit digitalen Technologien nähergebracht. SVP-Landtagsabgeordnete Magdalena Amhof: „Das ist gut und wichtig, doch nicht genug. Medienkompetenz muss zu Hause, in der Schule im Freizeitverein und am besten auch im Freundeskreis vermittelt werden“.
Der Beschlussantrag der Landtagsabgeordneten Amhof zur Medienkompetenz an Südtirols Schulen ist vergangene Woche vom Südtiroler Landtag mit großer Mehrheit angenommen worden. Darin forderte Amhof die Landesregierung auf, Jugendlichen verstärkt mit gezielten Maßnahmen und Projekten einen besseren Umgang mit sozialen Medien und den Informationen im Netz näherzubringen.
Wie Bildungslandesrat Philipp Achammer während der Diskussion im Landtag betonte, fungiert die Schule in vielen Punkten als verlässlicher Vermittler. Dabei steht eine sichere und verantwortungsvolle Nutzung der Medien im Mittelpunkt und es werden Risiken, Gefahren und Chancen der neuen Technologien aufgezeigt; die Jugendlichen lernen, Informationen aus dem Netz richtig einzuschätzen und entsprechend zu nutzen. Sie erfahren mehr über Datenschutzbestimmungen, über soziale und psychosoziale Auswirkungen und werden sich über den Einfluss digitaler Technologien auf das Sozialleben bewusst. „Das alles ist absolut zu begrüßen und muss in dieser Form nicht nur weitergeführt, sondern ständig ausgebaut werden. Auch Freizeitvereine und Jugendorganisationen, die sich der Thematik aktuell mit Workshops und Aufklärungskampagnen annehmen, sollten noch mehr Akzente setzen – hier gibt es kein ‚Genug‘, hier muss ständig beobachtet, reflektiert, informiert und oft auch gehandelt werden“, sagt Amhof. Deshalb wird die Landesregierung weiterhin großen Augenmerk auf die permanente Weiterbildung aller Bildungsverantwortlichen legen, damit diese den jungen Menschen mit fundiertem Wissen und auf neustem Stand begegnen können.
(Autor: SVP)
Immer wenn der freiheitliche Parteiobmann Andreas Leiter Reber von der Landesregierung erfahren will, wie viel Milch Südtirol importiert, stößt er auf eine Mauer des Schweigens. Über die Höhe der Milchimporte nach Südtirol scheint niemand Bescheid wissen zu wollen.
Seit über zwei Jahren versucht Andreas Leiter Reber in Erfahrung zu bringen, wie viel Milch Südtirol importiert, um sie hier im Land weiterzuverarbeiten. Doch die Landesregierung scheint nicht im Stande zu sein, die Daten dafür zu liefern – der Südtiroler Sennereiverband und die Milchhöfe schweigen sich hartnäckig über ihre Milchzukäufe aus.
„Mit der Begründung Südtirols Milchwirtschaft nachhaltig und zukunftstauglich gestalten zu wollen, hat der Sennereiverband über die Genossenschaften die flächenbezogene Milchproduktion eingeführt. Das heißt, Südtirols Bauern dürfen nur eine bestimmte Anzahl von Kühen je Hektar Futterfläche halten. Die erlaubte Milchmenge ist somit je nach Größe eines landwirtschaftlichen Betriebs kontingentiert, wenn ein Bauer mehr Milch liefert, wird er bestraft. Gleichzeitig werden aber Millionen Kilogramm billiger Milch aus dem Ausland oder anderen italienischen Regionen zugekauft“, hält Andreas Leiter Reber in einer Aussendung fest.
„Wie soll die Landesregierung die richtigen Weichen stellen können und wie kann sie öffentliche Gelder gezielt einsetzen, wenn sie nicht einmal weiß, mit welchen Mengen an Milch wir es in Südtirol überhaupt zu tun haben? Unabhängig davon, ob die günstigen Zukäufe der Milchhöfe betriebswirtschaftliche Gründe haben oder dazu dienen den Milchpreis für die kontingentierten Südtiroler Landwirte zu steigern, wer mit Nachhaltigkeit und Regionalität wirbt, soll zuallererst mit der Transparenz beginnen“, so der freiheitliche Parteiobmann L. Abg. Andreas Leiter Reber abschließend.
Laas - Zum achten Mal wurde in Laas der Franz-Tumler-Literaturpreis vergeben. Er ging an Anna Felnhofer aus Wien und umfasst 8.000 Euro und einen Schreibaufenthalt in Laas. Als Publikumspreis darf sich Hengameh Yaghoobifarah aus Berlin zum Schreiben auf den Rimpfhof zurückziehen. Die Gäste betonten die angenehme Atmosphäre – trotz Wettbewerbssituation und Covid-Auflagen.
von Maria Raffeiner
Ein Wettbewerb scheint auf den ersten Blick nicht besonders sozial zu sein. Menschen messen sich, Reihungen und Beurteilungen fördern das Konkurrenzdenken. Auch der Tumler-Preis kann sich dem nicht entziehen. Aus den heuer erschienenen Debütromanen wählen fünf Juror:innen, allesamt in der Literaturwissenschaft, -kritik oder im Schreiben und Büchermachen daheim, je ein Werk aus. Die Schriftsteller:innen erhalten daraufhin die Nachricht über ihre Nominierung. Sie sind froh über die Anerkennung, für manche von ihnen ist es die erste Einladung zu einem Finale. Dann googeln sie. Wo liegt dieses Laas? Wie komme ich da am besten hin? Und wer war eigentlich Franz Tumler?
Währenddessen laufen in Laas die Vorbereitungen. Bürgermeisterin Verena Tröger ruft das Organisationskomitee zusammen. Ferruccio Delle Cave, Kurator des Preises, stellt mit dem Künstlerbund die Stütze von außen, andere Partner wie Bildungsausschuss und Bibliothek Laas helfen und denken vor Ort mit. Wollen wir es in Präsenz wagen? Was, wenn es Schwierigkeiten mit der Einreise gibt? Plan B: Ein digitales Format? Einstimmig will man den Preis im September mit allen Akteur:innen vor Ort erleben. Weil eben auch ein Literaturpreis eine soziale Komponente hat. Zusammenkommen, über Bücher diskutieren, einander bei Lesungen und Jurydebatten zuhören, literarische Figuren schräg und unwirklich finden, sich mit ihnen verschwören, Emotionen spüren: All das soll in Laas wieder gelingen.
„Wenn du“, sagt er, „einen Schnitt machst, quer durch etwas hindurch, entsteht ein Bild.“
(Anna Felnhofer, Schnittbild)
Und so kommt es, dass sich am 16./17. September Jury und Nominierte in Laas einfinden. Für Manfred Papst aus Zürich sowie Gerhard Ruiss und Daniela Strigl aus Wien ist alles vertraut, sie sitzen schon länger in der Jury. Jutta Person aus Berlin ist erstmals Jurorin im Vinschgau. Auch Tanja Raich, die Autorin und Verlags-Programmgestalterin ist in Lana aufgewachsen. Rasch findet die Jury als Gruppe zusammen, die einander respektiert und mit Achtung Werke bespricht, die ein:e Kolleg:in für sehr gut befindet. Die Nominierten sind zu Beginn eher angespannt. Ein literarisches Werk zu schreiben, bedeutet viel von sich preiszugeben. Wie wird das werden? Da arbeitet man über Jahre an einem Roman, nimmt die Reise nach Laas auf sich – nicht etwa, um hart kritisiert zu werden? Der Klagenfurter Bachmannpreis ist allen ein Begriff, dort in der Haut mancher Schriftsteller:innen zu stecken, ist eine arge Vorstellung. An ihnen wird oft kein gutes Haar gelassen. Nicht so in Laas.
Anna Felnhofer eröffnet die Lesungen mit sanfter Stimme, ihr Episodenroman „Schnittbild“ wird als „genau konzipiert“ und „faszinierend“ gelobt. Unterschiedliche Figuren überschreiten emotionale Grenzen, als Bindeglied hält eine Therapeutin die Perspektiven zusammen. Kein eindeutiger Roman, Ruiss tauft ihn „Rätselroman“. „Ein Buch zum Innehalten, das aber auch vorwärtsdrängt“, erkennt Papst an.
Mit Spannung verfolgt das Publikum die Reden, das Josefshaus ist am Vormittag voll, am Nachmittag gut besucht. Schulklassen schätzen die Begegnung mit den jungen Autor:innen, sehen erstmals, was es bedeutet, ein Fachgespräch über Bücher zu führen. Laaser Stammgäste, dazu auch Publikum aus Meran oder Bozen, genießen die erste Lesung seit langem. Auf den Auftritt der späteren Preisträgerin folgen die Präsentationen von Mischa Mangel und Yulia Marfutova. Letztere lebt in Boston und kann nicht zur Finalrunde nach Laas reisen. Schauspielerin Nadia Schwienbacher springt ein und liest Passagen vor. Am Nachmittag sind Romina Pleschko und Hengameh Yaghoobifarah dran. Es bleibt dabei, dass die Werke wohlwollend beurteilt werden. Die Jury formuliert höchstens Anmerkungen, konstruktiv und freundlich. Da die Romane diverse Gestaltungsprinzipien aufweisen, bleibt es für jene abwechslungsreich, die sich alle fünf Lesungen anhören. Thematisch weisen die Romane von Felnhofer und Mangel Ähnlichkeiten auf, weil beide Belastungsproben für die menschliche Psyche und die Suche nach der möglichen Wirklichkeit verhandeln. Ansonsten eröffnen sich mit jeder Lesung neue Welten und Rhythmen. Mangel führt vor, wie sich ein Collagentext anhört. Marfutova baut auf die Tradition des naiven Erzählers, der mehr spürt, als er mitteilt. Pleschko bringt schwarzhumorig einen neuen Stil in den Wettbewerb, sodass die Zuhörenden lachen und die Jury zur Höchstform aufläuft. Yaghoobifarahs Roman „zieht rein“, entwickelt einen „krassen Sog“, sei ein richtiger „Pageturner“ und spielt mit Elementen des Krimis.
Entweder nämlich ist man hier in der Gegend redselig, sehr sogar. Oder man schweigt. Ein Dazwischen gibt es nicht.
(Yulia Marfutova, Der Himmel vor hundert Jahren)
Zwischendurch zieht die Preisgesellschaft durch Laas – und knipst und staunt. An den Schaufenstern entdeckt sie Buchzitate, bewundert Büchersäulen und marmornes Pflaster. Augen tasten Berge ab, schnell hat jemand eine Erklärung parat. Ja, dort oben ist der Marmor. Wie gut sich Laas eignet für diese Veranstaltung. Weil es alles hat, was ein Ort braucht, um ihn gerne ein zweites Mal zu besuchen. Ohne aufdringlich zu sein. Aber auch, weil sich die Laaser:innen mittlerweile in diesem Preis wiederfinden, ihn annehmen, ja mögen. In den Pausen ergeben sich Gespräche zwischen allen, es durchmischt sich entspannt. Literatur schafft in Laas Gemeinschaft in einer Zeit der Distanz und Laas profiliert sich in Gastfreundschaft.
Und so fiebert man der Preisverleihung entgegen. Die Marx-Kirche bietet den speziellen Rahmen dafür, Blasmusik hebt die Stimmung. In der Apsis sind die Autor:innen platziert, der leere Stuhl zeigt an, dass Marfutova zwar nicht da ist, aber dieselben Chancen auf den Preis hat. Bürgermeisterin Verena Tröger bekräftigt Kultur und damit Literatur als „unsagbar wichtiges Rückgrat und Spiegelbild der Gesellschaft“ und drückt ihre Freude über die Ausrichtung des Preises und den Dank an die Sponsoren aus. Mit dem lateinischen Sprichwort „Habent sua fata libelli“ (Bücher haben ihre Schicksale) gibt Ferruccio Delle Cave seinen Abschied vom Preis bekannt, denn es lasse sich auch auf den Literaturpreis ummünzen. 2004 hat er ihn zusammen mit Wilfried Stimpfl aus der Taufe gehoben, 2007 ging er erstmals über die Bühne. Nun wolle sich der Kurator zurückziehen, im Wissen, dass der Preis weiter bestehen werde.
Die Leser:innen der Bibliotheken und das Saalpublikum haben Stimmzettel für ihr Favoritenbuch abgegeben und die meisten „Ministerium der Träume“ von Hengameh Yaghoobifarah ausgewählt. Bei der Verleihung macht Raimund Rechenmacher vom Verein der Vinschger Bibliotheken den Rimpfhof schmackhaft, dort hinauf führt der gewonnene Schreibaufenthalt. Es sei ein besonderer Ort der Einsamkeit, beschere dennoch Freiheit und Erholung. Unter Applaus wird der Publikumspreis überreicht.
Es wird, so ist es abgemacht, ein Wiedersehen geben.
(Anna Felnhofer, Schnittbild)
Von den dröhnenden Glocken des nahen Kirchturms lassen sich die Blechblooser nicht aus dem Takt bringen. Dann greift Daniela Strigl zum Mikrofon und kürt Anna Felnhofer (geb. 1984, Autorin, Wissenschaftlerin und Klinische Psychologin) im Namen der Jury zur Preisträgerin. Das Preisgeld der Südtiroler Landesregierung und die Geschenke der Laaser Kaufleute nimmt diese dankend an. Eine Marmortafel mit goldenen Lettern und einen Blumenstrauß aus Papier bringt Felnhofer nachhause mit.
Im nächsten Jahr wird sie der Schreibaufenthalt nach Laas zurückführen. In den Ort, der für Marmor steht – und für junge Literatur, wie Juliane Fischer in den Salzburger Nachrichten schreibt.
Kommentar von Chefredakteur Erwin Bernhart - Eine Covid-Impfpflicht wollen die Staaten Europas nicht einführen. Sie getrauen sich nicht - zu frisch die Impfung, zu wenig Langzeitstudien und wohl auch deshalb zu groß das Risiko eines Volksaufstandes. Die italienische Regierung um den damaligen Ministerpräsidenten Conte hat als erste (und einzige) Regierung in Europa die Impfpflicht für das Sanitätspersonal eingeführt. „Nie wieder Brescia!“. Der jetzige Ministerpräsident Mario Draghi zieht nach und ist schlauer und wendiger als viele seiner europäischen Kollegen. Mit dem Dekret, dass auch bei allen Arbeiter:innen in der Privatwirtschaft und in den öffentlichen Verwaltungen der Green Pass gelten soll, kommt man der Impfpflicht verdammt nahe. Damit ist die Privatwirtschaft ab 15. Oktober den öffentlich Angestellten in den Sozialberufen, der Lehrer:innenschaft etwa, gleichgestellt. Der Südtiroler Landesregierung dürfte diese weiteren Green-Pass-Bestimmung sehr zupass kommen. Der Impfdruck im Lande dürfte mit diesem Druck aus Rom wachsen. Südtirol ist eh italienweit Schlusslicht bei der Impfquote und die Wintersaison ist nicht mehr weit. Auf der einen Seite kann man es sich nicht erlauben, eine weitere Wintersaison zu verlieren, auf der anderen Seite wäre es ein fatales Signal an die Urlauber, wenn die Urlaubsdestination Südtirol als „impffaul“ wahrgenommen würde. Also Draghis Green-Pass-Dekret - als Corona-Wellenbrecher gedacht - ist gleichzeitig auch ein Ruf zum Öffnen der Lifte und Gondeln.
Vom wind gefunden - Die Fugger sind ein schwäbisches Kaufmannsgeschlecht in Augsburg. Die Familie war so reich und bedeutend, dass Augsburg auch die Fuggerstadt genannt wird. Jakob Fugger, genannt „der Reiche“ (1459 bis 1525) war der bedeutendste Kaufherr, Montanunternehmer und Bankier Europas und galt als der reichste Europäer seiner Zeit. Er war der bedeutendste Angehörige der Augsburger Kaufmannsfamilie. Mit seiner Unterstützung für das Haus Habsburg beeinflusste der Augsburger Bankier die europäische Politik. Er finanzierte den Aufstieg Kaiser Maximilians I. sowie beeinflusste maßgeblich die Wahl dessen Enkels, des spanischen Königs Karl zum römisch-deutschen König. Er half zudem, Kriege und militärische Feldzüge zu finanzieren. Dem neuen Papst Julius II. finanzierte er 1505/06 die Anwerbung der bis heute bestehenden Schweizergarde des Vatikans. Als einer der führenden Bankiers in Europa und durch seine engen Kontakte zum Vatikan beteiligte sich Jakob Fugger auch am Ablasswesen. Vor 500 Jahren errichtete Fugger 1521 auch die Fuggerei, die älteste bestehende Sozialsiedlung der Welt. Noch heute wohnen in den 140 Wohnungen der 67 Häuser 150 bedürftige katholische Augsburger Bürger. Sie sprechen dafür täglich einmal ein Vaterunser, ein Glaubensbekenntnis und ein Ave Maria für den Stifter und die Stifterfamilie Fugger. Bis heute wird die Sozialsiedlung aus dem Stiftungsvermögen Jakob Fuggers unterhalten. (hzg)
Vinschgau/Prutz - Jene, die des öfteren vom Vinschgau übern Reschen in Richtung Landeck unterwegs sind, vor allem Frächter und Berufspendler, werden in den nächsten drei Jahren mit Umleitungen und Verkehrsproblemen zu tun bekommen. Das Land Tirol hat seit 10. September eine Baustelle in Prutz eröffnet. Dort soll, laut Tiroler Tageszeitung TT, für 35 Millionen Euro eine Unterführung für Prutz samt Kreisverkehr entstehen. Bei der Baustelle wird es eine Ampelregelung geben, sodass entsprechende Wartezeiten vorherzusehen sind. Dass die Reschenpasstraße auf Tiroler Seite vor allem zwischen Kajetansbrücke und Reschen ein Dauerproblem mit Dauerbaustelle ist, bekommen Frächter und Pendler permanent zu spüren. Zur großen derzeitigen Baustelle in Landeck kommt nun jene von Prutz hinzu. Allerdings muss anerkannt werden, dass die Tiroler für die Straßenverbindung einiges investieren und umsetzen. (eb)
Matsch - Das Matscher Tal ist großteils Biotal. Mehr als die Hälfte der Bauern wirtschaftet nach biologischen Richtlinien, vorzugsweise nach den Richtlinien des Bioland-Verbandes. Mit dem biologischen Wirtschaften erzielen die Bauern, neben der schonenderen Viehhaltung, auch bessere Milchpreise. Die Bauern kommen untereinander eigentlich gut aus - die konventionellen Bauern mit den Biobauern und umgekehrt. Eigentlich. Seit 2019, seit die Gondalm Bioalm ist, ist Vertrauen in die Fraktionsverwaltung verloren gegangen. Warum? Der Vinschgerwind hat beim Bauernbundobmann Stefan Telser nachgefragt. Telser, der vor rund drei Jahren den väterlichen Hof übernommen hat, hat bei der letzten Bürgerversammlung in Matsch (sh. Vinschgerwind 18/2021) mehr Zusammenarbeit angemahnt, zwischen der Fraktion Matsch, also der Eigenverwaltung und den Bauern. Eine Anfrage nach einer Weidemöglichkeit für einen Bauer im Dorf auf Fraktionsgrund in Dorfnähe habe nicht geklappt. Stefan Telser sagt, dass die Fraktionsverwalter vieles auf Schiene gebracht und auch richtig gemacht haben. Aber bei den Almen sei einiges in Schieflage. Telser ist Biobauer und gemeinsam mit anderen Biobauern wurde vor Jahren bei der Fraktion Matsch rund um Fraktionspräsident Vinzenz Telser der Wunsch deponiert, die Matscher Kuhalm als Bioalm herrichten und nutzen zu können. Auf der Alm hätten, so Telser, rund 50 Kühe Platz. Das wäre für die Matscher Biobauern ausreichend. Mit Ausschank und Verkauf auf der Matscheralm wäre das eine runde Sache gewesen, sagt Telser. Die Biobauern fanden damals kein Gehör. Eigenmächtig wurde dann von der Fraktionsverwaltung die Gondaalm oberhalb des Dorfes als Bioalm ausgebaut, mit finanzieller Hilfe der Gemeinde Mals. Seit 2019 ist die Alm als Bio-Alm aktiv. Die Milch wird über eine Milchleitung in die Sennerei im Dorf Matsch geleitet und dort zu Käse verarbeitet. Dort haben 70 bis 80 Kühe Platz. Die konventionell wirtschaftenden Bauern in der seit 1985 als Kuhalm aktiven Gondaalm mussten mit ihren Kühen weichen. „Vertrieben“, sagt man in Matsch.
Als sichtbares Zeichen, dass man in Bauerskreisen mit dieser Vorgangsweise nicht einverstanden ist, haben viele Matscher Bauern ihre Kühe heuer auswärts auf verschiedenen Almen gesommert. 45 Kühe, gemischt zwischen konventionell und bio, haben den Sommer auf der Stilfser, Langtauferer und Schnalser Alm verbracht. Das ist die Hälfte der Matscher Almkühe. Ein mehr als befremdlicher Umstand, zumal Matsch über zwei Almen verfügt. Auf der guten Weide der Gondaalm sind so 90 % Matsch-fremde Bio-Kühe. Vier Matscher Biobauern haben ihre Kühe auf der Gondaalm. (eb)
Bozen/Südtirol - Die Ankündigung, dass der Sanitätsbetrieb Gratis-Nasenflügeltests für Erntehelfer zur Verfügung stellt, stößt auf heftige Kritik. Es geht nicht um eine Neiddebatte, sondern zumindest um Gleichbehandlung.
von Erwin Bernhart
Bei den Angestellten in der Privatwirtschaft und vor allem bei den Erntehelfern besteht eine Covid-Sicherheitslücke. Diese Lücke hat nun der Ministerrat in Rom geschlossen: Ab 15. Oktober sollen auch in der Privatwirtschaft die „Green-Pass“ Regelung gelten. Für das beim Staat angestellte Lehrpersonal gilt der „Green Pass“ seit Schulbeginn. Und für die Angestellten im Gesundheitswesen gilt die Impfpflicht.
Das Land, sagt Landwirtschaftslandesrat Arnold Schuler, habe im Arbeitsrecht keine Zuständigkeit. Der HGV habe für die Angestellten im Gastgewerbe seit Längerem eine Konvention mit dem Sanitätsbetrieb abgeschlossen, sodass kostenlose und freiwillige Nasen-Flügel-Tests für die Gastgewerbe- und Hotelangestellten gemacht werden können. Der Bauernbund hat diese Konvention mit dem Sanitätsbetrieb für die Erntehelfer sehr lange hinausgezögert und erst letzte Woche abgeschlossen, nachdem schon längst viele Erntehelfer im Lande waren. Und dies, obwohl LR Arnold Schuler bereits im Sommer angemahnt hatte, diese kostenlosen Tests vorzusehen. Bis die staatliche Regelung ab Mitte Oktober greifen wird, behilft man sich für diese kurze Zeit mit kostenlosen Nasen-Flügel-Tests für die Klauber. Die Kostenlosigkeit hat zu heftigen Protestreaktionen vor allem vonseiten der Gewerkschaften geführt. In einer Aussendung sagt der Vorsitzenden des Autonomen Südtiroler Gewerkschaftsbundes (ASGB), Tony Tschenett: „Eigentlich müssten in allen Bereichen dieselben Regeln gelten. Sprich: Voraussetzung für die Einreise ist der Grüne Pass – egal ob es sich um Touristen oder Erntehelfer handelt. Die zuständigen Behörden müssten die Erntehelfer also rigide kontrollieren. Es kann nicht sein, dass wir möglicherweise infizierte Personen einreisen lassen, die Ausbreitung von Covid-19 riskieren und schlussendlich die gesamte Wirtschaft draufzahlt.“ Das sehr späte Reagieren des Bauernbundes und vor allem die kostenlosen Tests sind auch der einheimischen Bevölkerung schwer vermittelbar. Zum einen sind die Nasen-Flügel-Tests für einen „Green Pass“ gar nicht gültig und zum anderen muss die heimische Bevölkerung für einen Antigen- oder PCR-Test selbst bezahlen, um in den Genuss eines „Green Pass“ zu kommen. Nicht zuletzt wird von vielen hinter vorgehaltener Hand darauf hingewiesen, dass die Apfelbauern eh schon steuerlich privilegiert sind und sich diese Nasen-Flügel-Tests ohne Weiteres leisten könnten.
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