Glurns/Palabira-Tage - Seit 12 Jahren beginnen die Vinschger Palabira-Tage in Glurns mit einer Morgenwanderung, organisiert von Christof Anstein und Glurns Marketing. Um 7 Uhr in der Früh treffen sich die Morgenwanderer in der Frauenkirche zu einer besinnlichen Einstimmung. Texte werden gelesen und Musikklänge ertönen. Anschließend beginnt beim Morgenerwachen die Wanderung durch Glurns hinaus auf die Felder und entlang der Wiesen- und Auenwege. Jedes Jahr steht die Wanderung unter einem anderen Motto, jedes Jahr wählt Christof Anstein eine andere Wanderroute aus und jedes Jahr begleiten andere Musiker:innen die Wanderer. In diesem Jahr ging es am Sonntag, den 12. September beim „Morgenerwachen“ um „Wege der Heiligkeit – die Glurnser und ihre himmlischen Helfer“. Auf dem Rundweg durch die Lauben, auf dem Feldweg Richtung St. Martin, machte die Gruppe bei Heiligenbildern, Kapellen, der Pfarrkirche zum Hl. Pankratius Halt und Anstein las Heiligenlegenden, verschiedene Texte und Gedichte über das Leben der Heiligen vor. Der Hl. Florinus aus Matsch, der Patron des Unterengadin und des Vinschgaus, ist einer der Heiligen in der Frauenkirche. Anstein erzählte vom Weinwunder. Unter den Lauben ist ein Bild des Hl. Christophorus, dem Schutzheiligen der Reisenden. Neben der Pfarrkirche ist eine Kapelle mit der Hl. Helena und auf dem Feldweg nach St. Martin sind zwei restaurierte Kapellen mit St. Hubertus, dem Patron der Jäger und dem Hl. Martin. Auf dem Weg durch eine Wiese neben einem Bach erinnerte Anstein an den Hl. Nepomuk, dem Schutzpatron der Gewässer. Auf dem Wege zurück nach Glurns las Anstein Texte über den Hl. Georg, den Hl. Pankratius und die Hl. Clara von Assisi vor. Bei den verschiedenen Haltepunkten wurde nicht nur vorgelesen und über die Heiligen erzählt, es gab auch Musik von Sophia Sagmeister und Judith Felderer. Um neun Uhr traf die Gruppe bei aufgehender Morgensonne im Palabira-Anger von Leo Stecher ein, wo alle ein reichhaltiges Frühstück erwartete. (hzg)
Schnals - Seit mehr als 40 Jahren begleitet Gianni Bodini den Schafübertrieb in Schnals. In Summe dürften auf seinen Bildern mehr als 100.000 Schafe festgehalten sein, sagt Bodini. Mittlerweile ist diese Transhumanz (Wanderweidewirtschaft in Form einer Sommerung) als immaterielles Kulturerbe der Unesco anerkannt.
Auch heuer begleitete Bodini den Schafübertrieb. Wegen der Pandemie hat allerdings kein Hirtenfest stattfinden können. Trotzdem haben sich hunderte von Schaulustigen und Intersessierte das Spektakel nicht entgehen lassen. Die Schafe stehen also noch im Zentrum. Am Hochjoch waren dermaßen viele Leute, dass die Schafe am Weiterkommen behindert worden sind. Dank des schnellen und umsichtigen Eingreifens der Carabinierei und der Finanzbeamten wurde für die Schafe die Passage rasch freigemacht.
Lichtenberg/Vinschgau - Der Feuerwehr-Bezirkspräsident Klaus Obwegeser und sein Stellvertreter Stefan Fliri luden verdiente Wehrmänner des Bezirkes Obervinschgau am 11. September 2021 zum Ehrungsnachmittag. Gastgeber waren die Kameraden der FF Lichtenberg mit Kommandant Peter Ortler vor ihrer neuen Feuerwehrhalle. Gekommen waren der Landesfeuerwehrpräsident Wolfram Gapp und die politischen Vertreter LA Josef Noggler, die BMs Josef Thurner (Mals), Heiko Hauser (Schluderns), Franz Prieth (Graun), Franz Heinisch (Stilfs), sowie Referent Alin Gamper, stellvertretend für den BM Rafael Alber (Prad). „Normalerweise finden Ehrungen bei den Bezirksversammlungen statt. Da diese Corona bedingt zweimal nicht abgehalten werden konnten, übergeben wir heute die Urkunden und Abzeichen für 2020 und 2021“, erklärt Obwegeser. Zu Ehrenmitgliedern ernannt wurden der langjährige Bezirks-Feuerwehr-Arzt a. D. Helmut Rauner, der Bezirkspräsident a. D. Manfred Thöni und der Bezirksfunktionär und Abschnittsinspektor a. D. Josef Prugger. Ihnen und allen Wehrleuten wurden größte Anerkennung und Dank ausgesprochen. Vorgeführt wurde der neue Feuerwehrkran, mit dem Höhen bis zu 35 Metern erreicht werden können. Das Fahrzeug ist im Zivilschutzzentrum von Mals stationiert. (mds)
Ehrungen 2020:
Verdienstkreuz in Gold: Fridolin Gunsch, Mals; Anton Heinisch, Florian Heinisch, Roman Kofler, Gustav Kofler, Egon Riedl, Erwin Salutt, Josef Thanei, alle Matsch; Arnold Peer, Plawenn; Roman Kofler, Schluderns; Eduard Ratt, Stilfs; Karl Platzer, Sulden; Mainrad Peer, Tartsch.
Verdienstkreuz für Vizekommandant Gold: Karl Angerer, Mals; Stefan Fliri, Taufers i. M.; Silber: Bernhard Saurer, Prad: Joachim Folie, St. Valentin a. d. H.;
Bronze: Folie Rudolf, Langtaufers; Isidor Paulmichl, Planeil;
Verdienstkreuz in Gold mit drei Sternen: Peter Theiner, Graun; Johann Spiess, Taufers i. M.
Verdienstkreuz in Silber mit zwei Sternen: Stefan Winkler, Glurns; Ewald Ortler, Lichtenberg; Markus Blaas, Planeil; Ewald Josef Veith, Prad; Obwegeser Richard.
Verdienstkreuz in Bronze mit einem Stern: Simon Patscheider, Langtaufers; Erwin Stecher, Matsch; Walter Habicher, St. Valentin a. d. H;
Verdienstkreuz in Silber mit zwei Sternen (BFV): Bernhard Köllemann, Langtaufers; Karl Angerer, Mals; Josef Prugger, Prad; Peter Theiner, Graun.
Ehrung 2021:
Verdienstkreuz in Gold: Wilhelm Schöpf, Laatsch; Markus Blaas, Werner Steck, beide Planeil; Johann Peer, Stefan Sprenger, beide Plawenn; Karl Heinz Stocker, Prad; Walter Dilitz, Herbert Zegg, beide Reschen; Anton Frank, Paul Warger, beide Schlinig, Engelbert Kofler, Schluderns, Eduard Steiner Tartsch.
Laas/Stilfserjoch Nationalpark - Nach dem anspruchsvollen „Ortler Höhenweg“ wurde am 5. September auf der Oberen Laaser Alm der neue „Marmorrundweg“ entlang der Baumgrenze in Stilfserjoch Nationalpark eröffnet.
Zur Eröffnung wanderten Gemeindepolitiker:innen, Gemeindesekretäre, Forstbeamte, Forstarbeiter, Vertreter des Nationalparks, des Tourismus, des IDM, der Lasa Marmor, Vertreter:innen der Lokalen Aktionsgruppe (LAG) der Bezirksgemeinschaft Vinschgau, die Architektin Heike Pohl, von der Carabinieri Station Schlanders Capitano Marco Issenmann und der Maresciallo von Schlanders, der Ressortdirektor Frank Weber und die beiden Lt.Abg. Helmut Tauber und Hanspeter Staffler zur Oberen Laaser Alm auf 2047 m Meereshöhe, wo bei strahlendem Wetter der neue Marmor Rundweg eröffnet wurde. Nach der Begrüßung durch die Laaser BMin Verena Tröger, erläuterte der Marteller BM Georg Altstätter den Werdegang dieses gemeindeübergreifenden Rundweges um den Gebirksstock der Laasergruppe in den Gemeinden Martell, Latsch, Schlanders, Laas, Prad und Stilfs. Die Idee eines Rundweges entlang der Baumgrenze, vorbei an mehreren Almen, in unmittelbarer Nähe vom Marmorwerk in Göflan, vorbei am Marmorwerk in Laas, über das Madritschjoch auf 3.123m, dem höchsten Punkt des Rundweges, vorbei an der Zufallhütte und dem Berggasthof Stallwies, entstand bereits 2016. In sechs Tagesetappen kann der 80 km lange Weg von trittsicheren und geübten Wandern bewältigt werden. Es gibt insgesamt 10 Zustiegsmöglichkeiten mit Informationstafeln über den gesamten Wegverlauf und 30 Orientierungs- und Thementafeln entlang des Weges. Auf den Thementafeln findet man Informationen, verfasst von Wolfgang Platter, über den Marmor, den Wald, das Wild, die Berglandwirtschaft, Sagen rund um das Ortlergebiet und andere Hinweise über die Landschaft, das Klima und die Besonderheiten im Nationalpark. Das Projekt wurde zu 80% über zwei Leaderprojekte, welche das Forstinspektorat Schlanders bzw. die Gemeinde Martell einreichten, finanziert. Die Gesamtkosten betragen 450.000 Euro. Der Verlauf des Rundweges hält sich weitgehend an bereits bestehenden Wanderwegen. Einzelne Wegabschnitte mussten verbreitert und durch Holzzäune und Sicherungsseile besser abgesichert werden. Außerdem wurde eine einheitliche Beschilderung angebracht. An besonderen Kraft- und Aussichtsplätzen werden noch Bänke, Tische und Fernrohre zum Verweilen und Genießen angebracht. Hanspeter Gunsch, Amtsdirektor vom Nationalpark, kündigte bei der Feier an, dass als dritter Weg im Nationalpark der „Bartgeierweg“ vom Vinschgau über Ulten ins Trentino geplant wird. (hzg)
Latsch - Am Samstag 4.September 2021 organisierte das Seniorenwohnheim Annenberg Latsch und die Vinzenzkonferenz Latsch in der Spitalskirche eine Liturgie mit Pater Urban Stillhard. Der Lederer Altar feierte sein 500jähriges Jubiläum. Zu hören war ein Konzert mit Lukas Punter an der Orgel und Gregorianischen Gesängen der Schola Griesesnsis, Ltg. Fr. Arno Hagmann.
Lukas Punter aus Planeil begleitete auf der Orgel gekonnt die Gregorianischen Gesänge. „Die Orgel ist ein kleines, feines barockes Orgele und hat 6 Register. Sie ist zwar etwas heikel zu spielen aber der Klang ist sehr schön“ sagte Punter. Hermann Theiner aus Latsch erzählte Wissenswertes über den Flügelaltar, der in der „aufgewühlten Zeit“ Martin Luthers um 1515/20 entstanden ist.
Theiner erzählte über den Aufbau des gotischen Altars. Der Altaraufbau mit Predella, zentralem Mittelschrein, seitlichen Flügeltafeln und abschließendem Gesprenge entspricht einem klassischen gotischen Schnitzaltar. Die ursprüngliche Predella, der Unterbau des Altars ging leider verloren. Sie wurde im Jahre 1897 durch einen barocken Tabernakel ersetzt. Theiner sprach über die „Werktagsseite“ des Flügelaltars, die gemalten Außenflügel. Die Tafelbilder mit Szenen aus der Passionsgeschichte sind eher bescheiden, unscheinbar und sehen etwas düster aus. Oben auf der linken Seite sieht man den Ölberg und darunter die Darstellung Jesus Christus vor Pilatus. Rechts oben ist die Geiselung und darunter die Dornenkrönung zu sehen. Beeindruckend ist das Bild vom Ölberg mit der untergehenden Sonne. Der ehemalige staatliche Denkmalpfleger Nicolò Rasmo sah in dem Ölbergbild die italienische Renaissance.
An der Vorderseite der Flügel zeigt sich die ganze Schönheit des Altars. Im Mittelschrein thront der Gnadenstuhl, flankiert von Johannes dem Täufer und dem heiligen Wolfgang. Die Flügelreliefs zeigen die Verkündigung, die Geburt Christi, die Beschneidung und die Anbetung der Könige.
Hermann Theiner meinte „mir geht ein wenig der Himmel auf“ als die Flügel des Altars geöffnet wurden. Nicht umsonst gehört der Lederer Altar zu den schönsten Flügelaltären unseres Landes und nicht umsonst verdankt die Spitalskirche dem Altar den Ruf als Kunstdenkmal ersten Ranges.
Anschließend an die Liturgiefeier gab es ein gemütliches Frühstück im Garten der Sinne des Annenbergheimes. (pt)
Vinschgau/Südtirol - Die Vinzenzgemeinschaft Vinschgau bittet um Decken für Obdachlose. Die kalte Jahreszeit steht vor der Tür und für die Obdachlosen in Bozen werden dringend warme Decken gebraucht. Mehrere Dutzend Menschen müssen bei kalten Temperaturen im Freien übernachten und klopfen beim Vinzibus um eine warme und schützende Decke an. Paul Tschigg, der Vinzibus-Vorsitzende arbeitet seit vielen Jahren mit den Vinzenzgemeinschaften in Südtirol zusammen. Heuer hat er sich an die Vorsitzende im Vinschgau Regina Marth Gardetto gewandt und um Hilfe gebeten. In Zusammenarbeit mit den Vinzenzkonferenzen vor Ort hat Gardetto flächen-deckend im Vinschau eine Deckensammlung auf die Beine gestellt.
Saubere und gut erhaltene Decken können vom 01. bis zum 12. Oktober 2021 an folgenden Stellen oder Personen abgegeben werden:
- Vinschgauer Oberland bei Alfons Wallnöfer und Robert Stecher
- Mals, Burgeis und Umgebung im Obst- und Gemüsegeschäft Plagg in Mals
- Prad und Umgebung telefonisch unter 340 1870905
- Latsch und Umgebung in der Kleiderkammer Latsch oder bei Margit Marsoner
Tel. 333 7154602
- Martell bei Regina Marth Gardetto Tel. 335 5856952
Die Decken werden dann von Paul Tschigg vom Vinzibus abgeholt und an die Obdachlosen und Bedürftigen in Bozen verteilt. (ap)
Weitere Informationen unter
335 5856952 (Regina Marth Gardetto).
Prad/Bürgerversammlung - Zur ersten Bürgerversammlung lud die neue Gemeindeverwaltung Prad am 13. September. Im Mittelpunkt standen die beiden geplanten Projekte: Betreutes Wohnen Plus und das Trinkwasser.
von Heinrich Zoderer
Die Bürgerversammlung im Nationalparkhaus Aquaprad konnte auch online verfolgt werden. BM Rafael Alber gab einen Überblick über die durchgeführten Tätigkeiten. Die Corona-Pandemie und die heftigen Schneefälle im Winter waren große Herausforderungen. Die Mensaerweiterung, Umbauarbeiten beim Schloss Lichtenberg, die Citybuslinie Lichtenberg-Prad-Schluderns, das Vorprojekt in der Sportzone, die Sozialpädagogische Nachmittagsbetreuung, der Umzug der Kita in die Räume der Mittelschule und das neue Raumordnungsgesetz waren weitere wichtige Themenfelder. Sehr intensiv hat sich die neue Gemeindeverwaltung mit zwei alten Themen beschäftigt, wobei bereits die alte Gemeindeverwaltung unter dem BM Karl Bernhart wichtige Vorarbeiten geleistet hat: das Pilotprojekt Betreutes Wohnen Plus und das leidige Trinkwasserproblem. Bereits die alte Gemeindeverwaltung bemühte sich um eine 24-Stundenbetreuung in Prad. Dabei musste ein ganz neues Konzept erarbeitet und sowohl die Landesregierung, als auch die Bezirksgemeinschaft und die Nachbargemeinden Stilfs und Schluderns davon überzeugt werden. Nach intensiven Absprachen hat nun eine Arbeitsgruppe, bestehend aus Vertretern der Gemeinde und Fachexpert:innen ein Konzept ausgearbeitet, das sich „Betreutes Wohnen Plus“ nennt und eine Ergänzung zum begleitenden und betreuten Wohnen darstellen soll und gleichzeitig in Südtirol ein Pilotprojekt ist. Wie die Vize-BMin Michaela Platzer ausführte, geht es darum, die Präsenz in der Nacht und an Wochenende durch Fachpersonal zu garantieren. Mit Hilfe des Landesrettungsdienstes und durch technische Hilfen soll eine Nachtwache, nicht aber ein Nachtdienst eingesetzt werden. Außerdem sollen durch einen geplanten Zubau 16 Zimmer dazukommen. Beim Thema Trinkwasser hat sich die Gemeindeverwaltung auf die Suche nach neuen Trinkwasserquellen gemacht und ist dabei in Sulden fündig geworden. Wie BM Alber und der zuständige Referent Alois Lechner erklärten, soll das Trinkwasser von den Rosimquellen aus Sulden erschlossen werden. Eine 16 km lange Wasserleitung bis Prad ist notwendig. Kostenpunkt: 4,9 Mill. Euro. Die Arbeiten sollen zusammen mit dem Bau der Druckleitung und des geplanten Radweges errichtet werden. Außerdem sollen zwei Laufkraftwerke (Kostenpunkt: 640.000 Euro) gebaut werden, was Rendite von 120.000 bis 140.000 Euro im Jahr bringen könnte. Stilfs soll an dem Projekt beteiligt werden. Sicher und lebendig moderiert wurde die Bürgerversammlung von Daria Habicher.
Fotoausstellung: Baustelle Südtirol Siedlungsgrenzen – grenzenlos? 31 Jahre Chronikarbeit in Südtirol: Mit der Fotoausstellung „Baustelle Südtirol“ soll die Siedlungsentwicklung der letzten hundert Jahre in all ihren Aspekten veranschaulicht werden. In Schlanders wird die Ausstellung am, 1. Oktober um 18:00 Uhr eröffnet. Gleichzeitig werden an diesem Tag die Chroniken von 2018 und 2019 vorgestellt. Außerdem wird Vittorio Curzel einen Dokumentarfilm zur Drususkaserne und den Wechselwirkungen mit dem Dorf Schlanders und dem Vinschgau vorstellen.
Kolping im Vinschgau - Adolph Kolping dürfte wohl der erste deutsche katholische Priester gewesen sein, der hauptamtlich im sozialen Bereich wirkte. Damit war der Seelsorge, die gerade um die Mitte des 19. Jahrhunderts in Gefahr stand, sich auf individuelle Tröstungsversuche zu beschränken, der Weg in das moderne, soziale Leben geöffnet. Mit Fug und Recht kann Kolping deshalb als einer der Vorreiter der ersten Sozialenzyklika der Kirche „Rerum novarum“ von Papst Leo XIII. bezeichnet werden
Kolping erlebt am eigenen Leibe- als Handwerksgeselle -was man zur Jahrhundertmitte die „soziale Frage“ nennt. Es ist die Arbeiterfrage und bezeichnet die große wirtschaftliche Notlage der unteren und mittleren Bevölkerungsschichten. Als Priester fühlt er sich angesichts der sozialen Probleme und ungerechten Verhältnisse auf den Plan gerufen. Zur Lösung der sozialen Frage propagiert er nicht wie sein Zeitgenosse Karl Marx den Klassenkampf und die Diktatur des Proletariats. Nicht der revolutionäre Umsturz der bestehenden Verhältnisse ist seine Devise, sondern sozialer Wandel durch Veränderung des Menschen! Gesinnungsreform hat für Kolping Vorrang vor Strukturreform. Er ist überzeugt: durch Bewusstseins- und Verhaltensänderung des Einzelnen kommt es zu einer Besserung der Gesellschaft. Er setzt an der konkreten Lebenssituation und sozialen Lage der Menschen an. Stichworte wie: religiös motivierte allumfassende Persönlichkeitsbildung und berufliche Bildung sind entscheidend! Und heute?
Otto von Dellemann
Xaver Hernandez, gebürtig aus Valencia/Spanien spielt „Raffele“, hat dadurch vor einem Jahr Gernot Niederfiniger über Facebook kontaktiert und beide sind seit dem nicht nur übers Internet befreundet.
von Christine Weithaler
Der 24-jährige verbrachte seit seiner Kindheit jedes Jahr im Meranerland ein bis zwei Monate Urlaub. Mit seinen Eltern hielt er sich in Schenna, Dorf Tirol und Auer auf. Dort hat er viele Bekannte. Er studierte Englisch und unterrichtet diese Sprache mittlerweile an Mittel-und Oberschulen in Südtirol. Er spricht mit seinen Schülern fast ausschließlich Englisch. Xaver schrieb seine Bachelor- und Masterarbeit über die Sprachähnlichkeit des Südtiroler Dialekts mit dem Englischen. Beim Unterrichten stößt er in den teils stark in Herkunft und Mentalität gemischten Schulen nicht nur auf sprachliche Barrieren. Interessiert verfolgt dies der junge Lehrer. So beobachtete er letztes Schuljahr in der „Multikultischule“, an der er lehrte, wie die unterschiedlichen Kulturen, Nationalitäten und Traditionen auf einander treffen. Ihm scheint und dies findet er schade, dass sie sich mehr und mehr abgrenzen anstatt sich zu ergänzen. Er selbst geht gerne offen auf Menschen zu. Seine große Leidenschaft, die Musik, hilft ihm dabei, Kontakte zu knüpfen. Er spielt über 20 Instrumente wie Klarinette, Querflöte, Schwegelpfeife und Okarina, um nur einige zu nennen. Er komponiert und musiziert alpenändische und irische Volksmusik. So war er von 2011 bis 2014 bei der Musikkapelle Tscherms und mit dieser unterwegs. Dort lernte er den Musik Rhythmus „Marcato“ kennen, welcher nur im Tiroler Raum, Österreich und Deutschland existiert. Das macht ihn zu etwas Besonderem weltweit und vor allem für Xaver interessant. Er spielt auch „Raffele“, eine Scherr-Urzither, die typisch für den Allgäu und Südtirol, speziell dem Burggrafenamt und dem Vinschgau, ist.
Der Musikant hat erfahren, dass Gernot Niederfrieniger aus Mals dasselbe Instrument spielt, ihn daraufhin über Facebook kontaktiert, und seitdem sind sie nicht nur virtuelle Freunde. Sie verstanden sich auf Anhieb. Der junge Mann fühlt sich sehr verbunden mit dem Obervinschger Musiker. Beide musizieren aus Leidenschaft. Unterwegs packen sie ihre mitgebrachten Instrumente aus, ganz spontan unterhalten sie Gäste auf Almen oder Freunde bei Gernot zu Hause, Gäste in Gasthöfen oder Besucher des Bauernmarkts am Mittwoch im Sommer in Mals. So ist der gebürtige Spanier in den Vinschgau gekommen. Ab Anfang September wohnt er in Mals und unterrichtet dort für ein Jahr an der Oberschule. Nebenbei komponiert Xaver selbst Stücke. Oft fallen ihm in den unverhofftesten Momenten, z.B. beim Zugfahren, kurze Melodien ein. Er notiert sich ein paar Noten und arbeitet zu Hause an ihnen weiter. Gern ist er in der Natur unterwegs, liebt es, in den Bergen zu wandern und zu musizieren. Er ist in Südtirol zu Hause, hier sind seine Freunde und Bekannte. In Valencia ist er aufgewachsen, dort hat er seine Eltern und Großeltern, aber daheim fühlt er sich in Südtirol. Xaver lernt leicht Sprachen. Seine Muttersprache ist Englisch, durch seinen Großvater lernte er Katalanisch, das Hochdeutsche kam erst vor ein paar Jahren dazu. Vor gut einem Jahr nahm er den Meraner Dialekt an. Unterhält man sich mit ihm, so ist es tatsächlich, als spräche man mit einem Tiroler. Beim Kennen lernen sagt er einfachheitshalber, er komme aus Meran, erst in einem zweiten Moment erwähnt er seine spanischen Wurzeln. Der junge Mann fühlt sich nämlich als Tiroler mit mitteleuropäischer Mentalität. Er ist sehr spontan, gesellig und spielt auch Karten. Besonders das 6er- Watten hat es ihm angetan. Alles, was „nicht ganz normal“ ist, interessiert ihn, denn er ist, wie er selbst sagt, „auch nicht ganz normal“. Xaver ist sehr aktiv und viel unterwegs.
Letztens hat er in Salurn einen „Huangort“ organisiert. Verschiedene Volksmusikgruppen aus dem Unterland und Burggrafenamt haben sich zusammengetan und gemeinsam „aufgespielt“. Es war toll, in solch geselliger Runde zu musizieren und zu feiern, findet Xaver. Er möchte vermehrt Menschen durch solche Veranstaltungen zusammenführen und unterhalten. Sind es auch nur wenige Münzen, die im Hut landen, ist es trotzdem schön, gemeinsam zu musizieren. Natürlich werden auch Honorarnoten entgegen genommen, aber in erste Linie wird aus Freude gespielt.
Solche Volksmusikabende wären auch im Vinschgau möglich. Vielleicht dürfen wir in nächster Zukunft Xaver dabei einmal live erleben.
WINDMAGAZINE
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