Schlanders/Vortrag Bücherwelten - In Südtirol gibt es mehr als 1.700 Blockgletscher, 6 % der Landesfläche sind von Permafrost bedeckt. Klimamodelle prognostizieren für die Alpen eine Erwärmung von etwa 4 °C bis 2100, was u. a. zu einem verstärkten Abschmelzen des Permafrosts führen wird. Die Folgen sind Hanginstabilität, Steinschläge und Felsstürze sowie Muren und Hochwasser. Die Ergebnisse des Interreg IV Projektes permaqua Italien-Österreich aus dem Jahre 2015 zeigten, dass Gewässer aus abschmelzendem Permafrost auch hohe Gehalte an Schwermetallen enthalten können. Diese Werte liegen mancherorts weit über dem Grenzwert für Trinkwasser. Um 2004 wurden die ersten Weißfärbungen von Gebirgsbächen im Vinschgau beobachtet. Im Rahmen der Buchausstellung „Bücherwelten“ berichtete am 1. April der Geologe Christoph Wanner der Universität Bern über das Phänomen der weißen Bergbäche im Dreiländereck. Wanner hat dieses Phänomen in mehreren Gebirgsbächen in Graubünden und auch im Schlandrauntal untersucht. Beim Vortrag anwesend war auch der Landesgeologe Volkmar Mair, der über die Forschungsergebnisse am Lazaungletscher in Schnals im Rahmen des Interreg Projektes permaqua berichtete. Das Phänomen der weißen Gebirgsbäche (Aluminium Flocken genannt) findet man im Hochgebirge über 2.600 m. ü. M. beim Vorhandensein von Blockgletschern (Permafrost) und dem Mineral Pyrit im Gestein. Die Interaktion zwischen Wasser und dem Gestein führt zur Produktion von Schwefelsäure und im Anschluss zur Freisetzung von Aluminium, Nickel, Mangan und Flour. Da die chemische Zusammensetzung vor allem aus Aluminium (27 %) und Sulfaten (19 %) besteht, spricht man von Aluminiumsulfat-Ausfällungen, welche die Steine mit einer weißen Schicht überziehen. Durch diesen chemischen Prozess hat das Wasser einen geringen pH-Wert von 3,9 bis 5,1. Damit ist der Grenzwert für Trinkwasser deutlich überschritten. Da dieses Phänomen durch das Auftauen des Permafrostes geschieht, sind nach Wanner das Phänomen der weißen Bäche eine direkte Folge des Klimawandels. Man muss von einer weiteren Verschlechterung der Wasserqualität in den Ostalpen ausgehen. Derzeit gibt es noch keine Probleme. (hzg)