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Mittwoch, 02 November 2022 08:00

„Mir hobm in Himmel do af Erden“

Die rüstigen 91Jährigen sind dankbar für jeden gemeinsamen Tag, haben vor nichts Angst,
außer vor einem neuen Krieg.

von Christine Weithaler

Beide sind 1931 in Laas geboren und erledigen ihren Haushalt noch weitgehend selbst. Nach dem Frühstück, bei dem sie immer Wasser trinken, gehen sie ins Dorf. Trinken dort ihren Kaffee, treffen Bekannte und machen einen Ratscher. Das Ehepaar ist immer positiv gestimmt, sie lachen viel, geben dem Negativen keinen Platz. Das Leben machte sie dankbar und genügsam. Sie haben viel im zweiten Weltkrieg erlebt, was sie noch bildlich vor sich sehen und detailgetreu erzählen. Diese Zeit prägte ihre Kindheit, ihr Leben. Lotte und Natz sind jeweils die ältesten von vier Kindern. Beide Familien optierten. Lotte kam 1940 nach Villach. Ihre Unterkunft wurde bei Bombenangriffen mehrmals zerstört und dadurch kamen sie außerhalb der Stadt in einem Zimmer bei einem Bauern unter. 30.000 Flüchtlinge aus Ungarn pilgerten an ihnen vorbei, viele übernachteten im Stadel des Bauern. Zwei Frauen brachten in dessen Küche ihr Kind zur Welt, ihre Schreie hört Lotte immer noch. Mit 15 Jahren musste sie ein Arbeitsjahr bei einem anderen Bauer absolvieren. Dort ging es ihr nicht so gut. Sie musste viel und hart arbeiten. Der Vater von Natz wurde 1936 von der „Lasa“ entlassen, weil er seinen Familiennamen nicht italienisieren lies.
Er kam nach Neustadt an der Donau. 1938 holte er seine Familie zu sich. Mit 13 Jahren musste Natz zur Hitlerjugend gehen. Er musste am Straßenrand Löcher graben, in denen die Leute bei einem Bombenangriff Schutz finden konnten. An der Donaubrücke machte er ein solches für einen deutschen Offizier. Am Tag des amerikanischen Angriffs schickte dieser Natz in das nahe gelegene Kieswerk, um die ersten Panzerspitzen in Sicht, zu melden. Er sagte zu dem Jungen: „Danach musst du selber schauen wie du durchkommst“. Drei Tage und Nächte wurden sie beschossen. Natz sah in dieser Zeit viel menschliches Leid. Während des Krieges hatten sie immer zu Essen. Mit Kriegsende 1945 kam der Hunger und mit dem Hunger weitere unvergesse Erlebnisse. „Ober man muaß olm weiter machen, positiv bleiben“ so ihr Lebensmotto. Beide kehrten nach dem Krieg nach Laas zurück. Lotte schmuggelte sich von Villach über die Berge bis nach Freienfeld. Dort stieg sie in einen Zug ein und fuhr über den Brenner, nach Bozen bis nach Meran. In Laas angekommen, arbeitete sie zuerst im Obstmagazin ihres Onkels.
Lotte stammt aus einer Bildhauerfamilie, sie kann sehr gut zeichnen und schneidern. Gerne hätte ihr Vater, der 1950 verstarb, ihr ein Studium finanziert. Stattdessen trat Lotte eine Saisonstelle in Sulden an, damit ihre Mutter etwas Geld für die Familie hatte. Lotte wollte immer etwas Besonderes sein, trug selbstgenähte schicke Kleidung und war in ihrer Jugend mit einem Künstler befreundet. Jedoch bevorzugte sie einen einfachen Handwerker, wie Natz es einer war. Nachts klaute dieser Kirschen und legte sie auf Lottes Fensterbrett. Wegen einer Böschung am Haus war ihr Zimmer im ersten Stock schwierig zu erreichen. Ihr Fenster war immer gekippt, erinnert sich Natz und eines Nachts stand es wohl offen. Am 09. Februar 1956 bei kalten Minus 25 Grad heirateten sie. Er arbeitete als Tapezierer, sie zeichnete und schneiderte Kleidung für Jedermann. Beide arbeiteten später in der „Krumm“ in Laas. Bis zur Pension lebten sie sparsam und boten ihren zwei Kindern eine schöne Kindheit. Gaben ihnen die Erkenntnis mit, dass Wissen mehr Wert hat als Geld. „Denn was man erlernt, kann einem niemand nehmen“ sagen sie. So macht es sie stolz, dass ihre Enkel alle studierten. Nach der Pension widmeten sie sich dem Reisen. Bis vor kurzem fuhren sie mindestens ein Mal im Jahr ans Meer. Das Ehepaar bereiste die Toskana, Ischia, Rimini, die amalfitanische Küste und Städte wie Pompei und Wien. Sie erlebten aber auch Rückschläge. Heute sind sie dankbar für jeden gemeinsamen Tag. Es gibt selten Differenzen zwischen ihnen, sie gehen immer aufeinander ein. Natz fährt seine Lotte mit dem Dreirad spazieren, „sem schliafmer olm zom“ sehen sich beide verliebt an und lachen herzhaft. Täglich sieht man sie in ihrem Garten oder in der Au. Lotte liest viel, gern weltoffene Literatur. Momentan liegt das Buch „Der Jungbrunnen, Vital und fit bis ins hohe Alter“ von Sven Voelpel auf ihrem Nachtkästchen. Natz hört und singt Operetten, Lotte Volkslieder. Natz war über 70 Jahre lang Fischer und über 50 Jahre Imker. Heute begleitet er seine Enkelin auf die Jagd. Mitte September fuhr das Ehepaar mit ihren beiden Kindern, Armin und Liselotte, nach Neustadt. Natz konnte seiner Familie viel erzählen und Sehenswertes zeigen. Beeindruckt meinte Armin: „Gel Tata, do fohrmer wieder mol hin“.

Montag, 31 Oktober 2022 14:00

Theater: „Ein Käfig voller Narren“

Theaterverein Schlanders

Zum Abschluss des Jubiläumsjahres präsentiert der Theaterverein Schlanders die bekannte Komödie in 3 Akten. Altbekannte und auch neue DarstellerInnen können in dem Stück unter der Regie von Daniel Clemente ihre Freude am Theaterspielen ausleben. (Kann bei wenig Platz auch weggelassen werden)
Zum Stück: St. Tropez – Gerard, Betreiber des Nachtclubs „Der Narrenkäfig“ und sein Lebensgefährte Albin, der als Drag-Queen der umjubelte Star des Clubs ist, müssen zur Kenntnis nehmen, dass Gerards Sohn Laurent heiraten will. Seine erzkonservative Schwiegerfamilie ist natürlich alles andere als liberal eingestellt. Unter dem Druck, eine „normale Familienwelt“ vorgaukeln zu müssen, geht so manches schief.
Susanne Resch Vilardo

Montag, 31 Oktober 2022 13:59

Starke Industrie

Vinschgau/Burggrafenamt - Gemeinsame Veranstaltung der Bezirke Burggrafenamt/Vinschgau:
Energiekrise, Inflation, Digitalisierung, Rohstoffmangel: Um die aktuellen Herausforderungen, vor denen die Unternehmen in Europa und in Italien stehen, ging es bei der gemeinsamen Bezirksversammlung Burggrafenamt/Vinschgau bei der Meraner Mühle in Lana.
Firmeninhaber Rudolf von Berg führte die Gäste durch das hochmoderne Unternehmen. Die Bezirksvertreter Norbert Nägele (Burggrafenamt) und Gustav Rechenmacher (Vinschgau) schilderten die Leistungskraft der Industrie und die aktuellen Herausforderungen für die Unternehmen: „Die Meraner Mühle mit ihrer hochmodernen Produktion ist eines der vielen Beispiele für die Innovationskraft unserer industriell organisierten Unternehmen. Der Beitrag, den diese Unternehmen mit ihrer Innovationskraft, der Schaffung von Wohlfahrt und hochqualitativen Arbeitsplätzen, für ihr Umfeld schaffen, ist entscheidend“.
Jungunternehmer-Präsidentin Manuela Bertagnolli machte deutlich, dass ein starkes Europa eine starke Industrie braucht: „Wir haben in diesen Jahren gesehen, wie wichtig es ist, bei strategischen Produktionen möglichst unabhängig zu sein. Erst bei den Impfstoffen, dann bei den Rohstoffen und nun bei der Energie. Wir haben gesehen, wie wichtig Industrie im globalen Wettbewerb ist. Was wir auch gesehen haben – diese großen, diese systemrelevanten Krisen – können wir nur gemeinsam angehen. Daher ist gerade Europa bei Themen wie den explodierenden Energiepreisen, aber auch bei der Digitalisierung oder dem Klimawandel gefragt.“
Europaparlamentarier Herbert Dorfmann berichtete über die jüngsten Entscheidungen des Europäischen Rates in Sachen Energie und ging auf die Entwicklung der Inflation in der EU ein.
Der Unternehmerverband Südtirol zählt in den Bezirken Burggrafenamt und Vinschgau insgesamt 92 Unternehmen mit über 6.000 Mitarbeiter:innen.

Montag, 31 Oktober 2022 13:59

Tierschutzverein kämpft gegen Katzenelend

Vinschgau - Immer wieder kommt es vor, dass verwahrloste Kätzchen mit verklebten Augen, abgemagert, krank und von Parasiten befallen in Dörfern und bei Hofstellen umherirren und irgendwann erbärmlich zugrunde gehen. Der Grund für dieses Katzenelend liegt im Umstand, dass Katzenmütter nicht kastriert sind und einen Wurf nach dem anderen absetzen. Das Elend der Katzenkinder, von so manchen Besitzern billigend in Kauf genommen, berührt viele Menschen. Die Mitglieder des Tierschutzvereins Vinschgau werden dann aktiv, wenn sie auf Tierelend aufmerksam gemacht werden. Freiwillig kümmern sie sich um kranke Tiere, sorgen für deren Kastration und vermitteln sie an Tierliebhaber. „Im heurigen Jahre haben unsere Mitglieder 75 kleine Kätzchen in ihre Obhut genommen und gesund gepflegt“, erklärt die Vorsitzende des Vereins Anita Pircher aus Latsch. In Zusammenarbeit mit Tierärzten werden auch freilebende Katzen eingefangen und kastriert, um deren Vermehrung und eben dieses Katzenelend zu stoppen. Diese Katzen werden wieder dort freigelassen, wo sie aufgegriffen worden sind. 120 kastrierte Katzen leben derzeit in mehreren wilden Kolonien im Vinschgau und werden dort mit Futter versorgt. Das alles kostet eine Menge Geld, die der Tierschutzverein aufbringen muss. „Zu schaffen macht uns die derzeitige Teuerung“, erklärt Pircher. Sie engagiert sich seit Jahren ehrenamtlich für Tiere und pflegt viele Kätzchen in ihrem Haus. „Um die Kleinen gesund pflegen, kastrieren und füttern und zu können, sind wir auf Spenden angewiesen. Eine Futterspendenaktion findet vom 12. bis 13. November in folgenden Vinschger Geschäften statt: Despar Kofler Latsch, Conad Latsch, Landwirtschaftliche Hauptgenossenschaft Schlanders, NaveS und Gemischtwaren Doris Gstrein, beide Kastelbell, Frischecenter Rungg Schlanders, Prad und Mals, Despar Pinggera Schluderns. „Jede auch noch so kleine Spende ist uns eine große Hilfe“, erklärt Pircher. Dem Verein geht es längst nicht nur um Katzen, sondern um alle Tiere. „Betroffen macht so mancher Blick hinter die Stalltüren. In Extremfällen schreitet der Amtstierarzt ein“, sagt Anita. (mds)

Mittwoch, 02 November 2022 09:01

Martell feiert

Martell - Die Marteller richteten am Samstag, den 22. Oktober ein Fest für die gesamte Gemeinde aus - mit der Einweihung des umgebauten Rathauses, mit der Verleihung der Ehrenbürgerschaft an Josef Stricker und an Erwin Altstätter und mit der Ehrung verdienter Gemeindebürger:innen.

von Erwin Bernhart

Nach einer feierlichen Messe, nach Ansprachen von BM Georg Alststätter, LH Arno Kompatscher und von Raika Obmann Georg Wielander, nach dem Vortragen von Gedichten und Liedern durch die Marteller Kinder vom Kindergarten und von der Grundschule und nach der Segnung des umgebauten Gemeindehauses durch Pfarrer Johann Lampacher, von Klängen der Musikkapelle Martell begleitet, begaben sich eine große Schar Marteller:innen und Ehrengäste, darunter LH Arno Kompatscher, Sepp Noggler und Helmuth Renzler und die BM Kollegen Dieter Pinggera, Mauro Dalla Barba, Franz Heinisch und Rafael Alber, in den Marteller Vereinssaal. Galadinner für alle. Der Grund war neben der Segnung des Umbaues am Rathaus die Ehrung verdienter Marteller:innen. Der gebürtige Stallwieser Josef Stricker und der ehemalige und 21 Jahre amtierende BM Erwin Altstätter erhielten die Ehrenbürgerschaft der Gemeinde Martell. „Diese zwei Lebensläufe stehen exemplarisch dafür, was Südtirol groß gemacht hat“, lobte LH Arno Kompatscher den großen Einsatz von Erwin Alstätter unter anderem für die Kultur, für die Musik, für den Alpenverein. Als notwendigen Mahner bezeichnete Kompatscher den für Solidarität einstehenden Pfarrer und Arbeiterpriester Josef Stricker.
Neben diesen zwei herausragenden Söhnen der Gemeinde Martell wurden zahlreiche Marteller:innen aus allen Lebensbereichen mit der Verdienstmedaille der Gemeinde Martell ausgezeichnet.
Bei gutem Essen und Trinken und mit einem gemütlichen Beisammensein im großen Bürgersaal genossen viele Marteller:innen die große Feier.

Montag, 31 Oktober 2022 13:56

Reden hilft - Du bist nicht alleine

Es gibt seit längerem ein Sorgentelefon bei Demenz im Vinschgau. Die Vereinigung „Demenzfreundlicher Vinschgau - Val Venosta amica della demenza“. Der Dienst ist kostenlos und steht unter dem Motto „Reden hilft - Du bist nicht allein“ und steht für alle, die Demenzkranke betreuen zur Verfügung. Am Dienstag von 9 - 11 Uhr und am Donnerstag von 17 -19 Uhr stehen Fachleute bereit, die Sorgen und Anliegen von Betreuer:innen aufzunehmen und mit Aufklärungsgespräche zur Seite zu stehen. „Sorgentelefon bei Demenz“ 333 298 6884

Montag, 31 Oktober 2022 13:53

Leserbriefe Ausgabe 22-22

Dubioses Licht auch auf den Gemeindeausschuss
Ich maße mir nicht an, beurteilen zu können, ob die Gebäude auf dem Kasernenareal in Schlanders abgerissen werden sollen oder nicht, das sollen Fachleute entscheiden. Was den Denkmalschutz anbelangt, vertraue ich auf das Urteil des Amtes für Denkmalpflege. Hinsichtlich der bautechnischen Qualität wäre trotz eines vorliegenden Projekts, das den Abriss vorsieht, ein Moment des Nachdenkens angebracht, um zu prüfen, ob ein Umbau verbunden mit einer neuen Zweckbestimmung nicht doch möglich ist, zumal nachhaltiges Bauen immer wichtiger wird.
Ich maße mir allerdings schon an zu beurteilen, dass das, was in Schlanders am Mittwoch, 5. Oktober um halb fünf Uhr in der Früh passiert ist, in höchstem Maße verabscheuenswert ist. In einer Nacht- und Nebelaktion mit Baggern aufzufahren, um nackte Tatsachen zu schaffen und einer evt. Unterschutzstellung zuvorzukommen, ist ein Gewaltakt, der seinesgleichen sucht. Die Anrainer wurden weder über den ohrenbetäubenden nächtlichen Lärm und über die enorme Staubentwicklung informiert, noch wurde auf einen geordneten Abbruch zum Recyceln des Bauschutts geachtet.
Die ganze Aktion wirft ein höchst dubioses Licht nicht nur auf unseren Bürgermeister, sondern auf den ganzen Gemeindeausschuss, der – wenn auch kurzfristig – über das Vorhaben im Vorfeld informiert war. Dass niemand von den 4 Frauen und 2 Männern sich diesem Vorhaben widersetzt hat, stimmt sehr sehr nachdenklich und auch die vollmundigen Betonungen unseres Bürgermeisters bezüglich Bürgerfreundlichkeit, Transparenz und Mitbestimmung erscheinen auf dem Hintergrund dieser Aktion in einem neuen Licht.

Waltraud Plagg, Schlanders

 

Pestizide im Salat unserer Hausgärten
Seit Jahren bemüht sich die Umweltschutzgruppe Vinschgau die Verantwortlichen in Politik und Landwirtschaft auf das Problem der Pestizidabdrift auf öffentlichen Flächen durch Entnahme von Grasproben aufmerksam zu machen. Die Reaktion der Verantwortungsträger bestand bislang darin zu beschwichtigen mit der Begründung, dass Gras nicht gegessen wird. Dieses Jahr ging die Umweltschutzgruppe Vinschgau der Frage nach, wie es um die Pestizidbelastung von Salat in unseren Hausgärten steht, der bekanntlich gegessen wird.
Am 13. Juni wurden 11 Salatproben in biologisch bewirtschafteten Hausgärten an 10 verschiedenen Standorten in den Gemeinden Naturns, Kastelbell, Latsch, Schlanders, Laas, Prad und Mals mit dem Einverständnis der BesitzerInnen gezogen. Die Analyse der Proben erfolgte im Labor von Carsten Brühl an der Universität Koblenz – Landau. Die Analyseergebnisse wurden vom Toxikologen Peter Clausing interpretiert. Die Ergebnisse zeigen, dass keine einzige Probe frei von Rückständen war, insgesamt wurden 13 verschiedene Wirkstoffe nachgewiesen. In den einzelnen Proben wurden mindestens 2 und maximal 8 verschiedene Wirkstoffe festgestellt. 4 der gefundenen Wirkstoffe wurden von den EU – Behörden als die Fortpflanzung schädigend und Organ schädigend klassifiziert, nämlich Fluazinam, Penconazol, Spiroxamin und Terbuthylazin.
Die Genehmigung dieser 4 Wirkstoffe wurde bereits ein - zweimal verlängert, weil den Behörden die Ressourcen für eine rechtzeitige Neubewertung des Wirkstoffes fehlten. Bei der Zulassung der Wirkstoffe wird die mögliche Kombinationswirkung mehrerer Wirkstoffe nicht berücksichtigt.
Fluazinam wurde in 10 von 11 Proben nachgewiesen. Im Tierversuch wurden durch diesen Wirkstoff Missbildungen bei den Föten beobachtet und er wird als potentiell Hormon schädigend eingestuft.
Penconazole führt im Tierversuch ebenfalls zu Missbildungen der Föten und wird als Hormon schädigend eingestuft.
Spiroxamine führt im Tierversuch zu Missbildungen der Föten und zu toxischen Effekten beim Muttertier.
Terbuthylazine wurde als krebserregend und Hormon schädigend eingestuft.
Außerdem wurden die Salatproben im Labor TLR International Laboratories (NL) auf DDT überprüft. In 2 von 11 Proben wurden Rückstände von DDT nachgewiesen, das seit ca. 50 Jahren in der EU verboten ist. Dass auch der Boden nach 50 Jahren noch mit DDT/ Metaboliten (Abbauprodukten) belastet ist, zeigten Bodenproben, die zusätzlich gezogen wurden. Dieses Ergebnis macht deutlich, dass Pestizide nicht aus dem Boden verschwinden, sondern sich dort anreichern und Jahrzehnte lang Mensch und Umwelt gefährden.
Angesichts dieser Befunde fordert die Umweltschutzgruppe Vinschgau die Verantwortungsträger auf, die Ausbringung von Pestiziden drastisch zu reduzieren und Maßnahmen zu ergreifen, um die Siedlungsgebiete vor Pestizidabdrift zu schützen. Ein nach wissenschaftlichen Standards erstelltes Pestizidmonitoring ist ebenso unerlässlich, wie die Aufklärung der Bevölkerung über die möglichen Gesundheitsrisiken, so wie von den EU - Behörden vorgeschrieben.
Umweltschutzgruppe Vinschgau

 

Untersuchungen nur für Polemiken gut
Nicht alles, was untersucht wird, ergibt seriöse Erkenntnisse: „Manchen geht es augenscheinlich vielmehr darum, das Klima in der Gesellschaft zu vergiften“, stellt Thomas Oberhofer, Obmann der VI.P und Vizeobmann des Südtiroler Apfelkonsortiums fest. Anlass sind Aussagen der Umweltschutzgruppe Vinschgau über angebliche Rückstandsanalysen aus Privatgärten.
Damit eine Untersuchung seriöse Erkenntnisse bringe, müsse sie nach bestimmten Kriterien angefertigt sein, die in der Wissenschaft festgelegt und anerkannt sind. „Die Stellungnahme der Umweltschutzgruppe Vinschgau erhärtet unseren Verdacht, dass dies nicht der Fall war. Vielmehr wurde nach Elementen gesucht, um erneute Polemiken gegen die Bauern anheizen zu können“, so Oberhofer.
Insbesondere bezieht er sich dabei auf die angebliche Interpretation des umstrittenen Toxikologen Peter Clausing. Nur aufzuzählen, welche Wirkstoffe eventuell gefunden worden seien, sei nicht korrekt: „Die heutige Messtechnik ist derart weit entwickelt, dass auch geringste Spuren von Stoffen feststellbar sind“, betont Oberhofer und erinnert an eine wissenschaftliche Studie, die vor wenigen Monaten u.a. Brandschutzmittel im hochalpinen Gelände nachgewiesen hatte.
Die zentrale Frage sei, in welcher Konzentration eventuelle Spuren zu finden seien und ob Grenzwerte überschritten würden. „Darüber gibt die Umweltschutzgruppe Vinschgau keine Auskunft – nicht, wieviel wovon gefunden wurde und auch nicht, wo die entsprechenden gesetzlichen Grenzwerte liegen. Dies ist mehr als unseriös“, so Oberhofer. Es sei offensichtlich, dass es den Autoren nur darum gegangen sei, die Bevölkerung zu verunsichern und einmal mehr gegen die Bauern aufzuhetzen.
Thomas Oberhofer, VIP-Obmann

 

Spieletage 2022
Seit Jahren organisieren die 4. Klassen des Sozialwissenschaftlichen Gymnasiums gemeinsam mit dem Spieleverein dinx die Spieletage am OSZ in Mals. Nach 2 Jahren Unterbrechung ist es am 12. und 13. November 2022 wieder so weit. In mehreren Treffen haben sich die Schüler:innen vorbereitet, um die Gäste spieletechnisch beraten und kulinarisch verwöhnen zu können. Am Samstag ab 14 Uhr und am Sonntag von 10 bis 18 Uhr finden Besucher:innen aller Altersstufen: Hunderte Strategiespiele, Familienspiele, Kartenspiele, Spiele für 2 oder für viele sowie Kinderspiele stehen bereit. Am Samstagabend werden Escape-Spiele vorgestellt, am Sonntagnachmittag von 14 - 17 Uhr kann zusätzlich in der Halle geklettert werden.

 

„Unqualifizierte Äußerungen“

Zum Leserbrief „Jammern“ in der Ausgabe Vinschgerwind Nr. 21 (437) vom 20.10.22
Lieber Herbert Marseiler,
da wir uns ja kennen, und im selben Ort im Vinschgau beheimatet sind (mit Zürich kann ich leider nicht dienen), benutze ich in meinem Beitrag das „Du“.
Mit zunehmenden Bauchschmerzen lese ich deine regelmäßigen, ach so wichtigen Leserbriefe in den verschiedensten Medien, und immer mehr entwickelt sich in mir so ein Gefühl, welches sich immer dann bemerkbar macht, wenn ich mich für etwas, bzw. für jemanden nicht so richtig wohl fühle. Ich möchte von einer genaueren Beschreibung absehen, weil mir der treffendste Ausdruck dafür mangels fehlender Identifikation doch nicht ganz angebracht erscheint.
Du schreibst in deinen Beiträgen über alles und jeden, außer über Rechtschreibung, belehrst Politik, Wirtschaft, Handwerk, gar Straßen- und Tunnelbau (da bist du ja Experte) und weiß Gott, über was uns deine Schreibkunst künftig noch beglücken mag.
Ich bin guten Mutes und vor allem überzeugt, dass unser schönes Land Südtirol u. A. von sehr kompetenten, und verantwortungsbewussten PolitikerInnen regiert wird, welche Südtirol, und auch den Vinschgau zu einer der reichsten, und lebenswertesten Regionen in Europa gemacht haben. Natürlich gibt es auch Ausnahmen und es ist richtig, dass jedwedes Fehlverhalten zum Schaden der Allgemeinheit auch geahndet wird, und die entsprechenden Personen direkt zur Verantwortung gezogen werden. Ich bitte dich aber inständig, künftig von pauschalen, und derart unqualifizierten Äußerungen gegenüber politischen VerantwortungsträgerInnen abzusehen, und auch ihnen mit Respekt, und Wertschätzung zu begegnen.

Mit freundlichen Grüßen
Roland Brenner – Prad a. Stilfserjoch

Mittwoch, 02 November 2022 08:01

Impressionen Gianni Bodini

Am Nockenkofel. „Das Glück dieser Erde, liegt auf den Rücken der Pferde...“
Bei der letzten Vollmondnacht, nach langem Warten und Suchen, habe ich mein „Glück“ gefunden. Dieses Glück möchte ich meinen Lesern weitergeben.
Foto: Gianni Bodini - www.fotobybodini.it

Val Müstair - Grosse Ehre für ein kleines Bergtal: Der Bundesrat tagte «extras muros» im Val Müstair.
Was für ein Tag! Am 12. Oktober 2022 durfte das Val Müstair das siebenköpfige Gremium der Landesregierung, genannt Bundesrat, und die fünf Regierungsräte des Kantons Graubünden im Val Müstair willkommen heissen. Zu verdanken war diese Ehre dem Engagement und dem hervorragenden Netzwerk der Gemeindepräsidentin, Gabriella Binkert Becchetti, welche die Einladung an die Regierung ausgesprochen und alles für den Grossanlass in die Wege geleitet hatte. Randregionen müssen sichtbar sein, die Aufmerksamkeit auf sich lenken, um gesteckte Ziele zu erreichen. Mit dem Besuch der Regierung rückte das Val Müstair für einen Tag in den Fokus der s10 Bundespraesident Gemeindepraesidentin2Schweiz, was noch lange in den Köpfen nachhallen und positive Effekte erzielen wird.

«extra muros»
Seine Verbundenheit mit den verschiedenen Regionen des Landes und deren Bevölkerung bringt der Bundesrat damit zum Ausdruck, dass er regelmässig Sitzungen «extra muros», also ausserhalb des Regierungssitzes in Bern, dem Bundeshaus, in allen vier Sprachgebieten der Schweiz abhält. Das erfordert besondere Anstrengungen seitens der besuchten Region und seitens der Bundeskanzlei, um die Sicherheit zu gewährleisten und einen würdigen Anlass zu organisieren.

Tradition und Austausch
Nach der bundesrätlichen Sitzung mit entscheidenden Beschlüssen zu schweizrelevanten Themen in den alten und abhörsicheren Mauern des Weltkulturgutes Kloster St. Johann in Müstair fand bei einem Apero auf dem schönen und neu gepflasterten Plaz Grond das Zusammentreffen mit der Bevölkerung statt. Mit der Nachinszenierung des traditionellen Chalandamarz-Umzugs der Schülerinnen und Schüler, bei welchem die Kinder des Tales jeweils am 1. März mit Glocken den Winter austreiben, wurden die prominenten Gäste zum Empfang mit den zahlreich erschienen Einheimischen, Besuchern und Politikern aus anderen Regionen Graubündens und dem Vinschgau geführt.
In ihrer Begrüssungsansprache gab die Gemeindepräsidentin der Freude Ausdruck, die Landesregierung im Tal willkommen heissen zu dürfen, liess aber auch nicht unerwähnt, mit welchen Problemen Randregionen wie das Val Müstair zu kämpfen haben. Sie betonte mit Nachdruck, dass die zur Debatte stehende Abschaffung der Grenzwache an der Grenze Müstair/Taufers fatale Folgen hätte für das Tal und die Abwanderungsproblematik noch verschärfen würde. Sie appellierte an die Regierung, sich in dieser Angelegenheit unterstützend einzubringen.
Nach dem Willkommensgruss des Regierungspräsidenten des Kantons Graubünden, Marcus Caduff, richtete sich der Bundespräsident, Ignazio Cassis, mit empathischen Worten an die Anwesenden, indem er den besonderen Standort des Tales im Dreiländereck Schweiz/Italien/Österreich und das daraus resultierende Miteinander hervorhob. Als Aussenminister der Schweiz sei ihm mehr den je bewusst, dass man die Meinung anderer Länder respektieren müsse, auch wenn sie sich nicht immer mit denen des eigenen Landes decke. Die Schweiz sei nicht klein, wie oft s10 130943behauptet würde. Im Gegenteil: Vom westlichen Genf bis ins östliche Val Müstair benötigt man mit dem Zug sieben Stunden. In ebenfalls sieben Stunden reist man von Genf bis nach Barcelona. So gesehen dürfe die Schweiz stolz sein und ihre Stärke nicht unterschätzt werden. Er wolle sich als Bundespräsident für die Randregionen einsetzen, stamme er selber doch auch aus einer Randregion der Schweiz, nämlich dem italienischsprachigen Tessin.
Die kurz gehaltenen Ansprachen wurden gespannt verfolgt. Sehr geschätzt wurde aber auch der anschliessende Austausch. Die Bundes- und Regierungsräte gingen mit der Bevölkerung auf Tuchfühlung. Wer wollte, konnte seine Anliegen und Fragen im persönlichen Gespräch vorbringen oder auch nur ein paar freundliche Worte austauschen. Die Gemeinde Val Müstair offerierte einen reichhaltigen Apero aus einheimischen Produkten und eine währschafte Bündner Gerstensuppe für alle.
Die Medienpräsenz war enorm und der Jahrhundertanlass im Val Müstair, wie ihn die Gemeindepräsidentin bezeichnete, wird seine Wirkung nicht verfehlen. Einmal mehr hat das kleine Tal bewiesen, dass es Grosses leisten kann.
Annelise Albertin

Mittwoch, 02 November 2022 09:00

Die Wurst mit Soße und das kleine Geheimnis

Mals - „Wia in olte Zeitn“, „Woasch nou wia long miar do Kortn gspielt hobm.“ Diese Bemerkungen waren beim „Gollimorkt“ in den Stuben im „Gasthof Einhorn“, sprich beim „Hafner“ oft zu hören.

von Magdalena Dietl Sapelza

Die Stuben des ansonsten geschlossenen Gasthauses waren einen Tag lang für Gäste geöffnet. Die Inhaber Markus und Paul Hafner hatten das ermöglicht. Dort ließen Malser Bäuerinnen und Bauern eine alte kulinarische Markttradition aufleben. Auf der Speisekarte standen: Das „Faschanessen - Frankfurter Wurst mit Soße“ und „Das kleine Geheimnis - Frankfurter Wurst mit Soße und Gulaschstücken“, „A Gsottene – Hauswurst mit Senf“. Dazu gab‘s jeweils eine Semmel. Der Durst ließ sich mit einem „Rugale Leps“ (Wein), mit Hopfentee (Bier) oder mit einem „Kracherle“ (Limonade) stillen. Die Bezeichnung „Das kleine Geheimnis“ werde der einstigen Wirtin im „Rössl“ Sophie Waldner zugeschrieben, erzählt Walter Sagmeister, Mitorganisator des Marktschmauses. Einst habe man landauf landab vom „Kleinen Geheimnis“ beim „Rössl“ geschwärmt. „Faschanessen“ könnte es wohl deshalb heißen, weil so mancher „Faschan“, es handelte sich um Vermittler beim Viehhandel, den Verkäufer nach einem guten Geschäft zur „Wurst mit Soße“ eingeladen hatte. Noch bis in die 1960er Jahre war der „Gollimarkt“ neben dem Krämermarkt ein gut bestückter Viehmarkt. Auf „Tschalatscha, standen oft bis zu 1.000 Stück Vieh“, weiß Sagmeister. Ein klein wenig vom einstigen Viehmarktflair des „Gollimorktes“ versuchen die Jungzüchter jedes Jahr zu vermitteln, indem sie einige Tiere auftreiben.
Doch zurück zur „Wurst mit Soße“ und zum „Kleinen Geheimnis“. Sagmeister hatte dafür gesorgt, dass Würste und Fleisch qualitativ hochwertig waren. „A richtigs Frankfurterle muaß pan Brechn so richtig knackn“, erklärt er. Das Gulasch kochte der pensionierte Koch Luis Adam aus Laatsch am Tag vor dem Markt. Die Vorbereitung beim „Hafner“ begannen in aller Herrgottsfrüh. Schon bald stellten sich die ersten Gäste ein. Zu Mittag war kein Platz mehr frei und alle genossen die nostalgischen Markgerichte. Unzählige Menschen gaben sich im Laufe des Tages die Klinke in die Hand. „Schun in spatn Nommitog hobm si olz aufgessn kopp“, lacht Sagmeister. Beim nächsten „Gollimorkt“ könnten die Gerichte erneut serviert werden, so wie in alten Zeiten.


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