Latscher Menhir auf Reise

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Der Latscher Menhir wird reisefertig verpackt und als Leihgabe an das Landesmuseum Zürich verschickt;  v. l: Mauro Dalla Barba (Bürgermeister), Hannes Gamper (Obmann des Bildungsausschuss), Maria Kuppelwieser (Referentin für Kultur und Denkmäler), Dr. Hubert Steiner (Archäologe) Der Latscher Menhir wird reisefertig verpackt und als Leihgabe an das Landesmuseum Zürich verschickt; v. l: Mauro Dalla Barba (Bürgermeister), Hannes Gamper (Obmann des Bildungsausschuss), Maria Kuppelwieser (Referentin für Kultur und Denkmäler), Dr. Hubert Steiner (Archäologe)

Latsch/Zürich - Am Donnerstag, 19. August 2021 wurde der Latscher Menhir, der seit 2017 in der Nikolauskirche in Latsch beheimatet ist, verpackt und als Leihgabe an das Landesmuseum nach Zürich verschickt.
Es war eine Sensation, als damals im Sommer 1992 bei Restaurierungsarbeiten in der Kirche Unsere Liebe Frau auf dem Bühel („Bichlkirche“) in Latsch unter der barocken Holzverkleidung des gotischen Altars eine marmorne Steinplatte zum Vorschein kam.
Die „Bichlkirche“ soll 1006 durch Kaiser Heinrich II. gegründet worden sein. Der Altarraum mit Altar, wie wir ihn heute sehen, bestand schon vor 1470. Ein alter romanischer Altar stand schon früher da.
1991 begann der für den Raum Vinschgau zuständige Zoneninspektor des Amtes für Bodendenkmäler, der Archäologe Dr. Hans Nothdurfter die Bichlkirche zu untersuchen. Der Altar weckte sein besonderes Interesse. Als man die barocke Holzverkleidung abnahm, kam der Menhir aus einheimischen Marmor zum Vorschein. Der langjährige Chefarchäologe des Landes, Lorenzo Dal Rì wollte den Stein sofort mit nach Bozen nehmen. Es ist dem damaligen Leiter des Kirchlichen Denkmalamtes der Diözese Bozen-Brixen Karl Gruber zu verdanken, dass der Stein in Latsch bleiben konnte. Entscheidend dafür war sein Hinweis, dass es sich um keinen Bodenfund handle sondern dass die Steinplatte auf dem Altar gefunden wurde. Sonst wäre sie wohl weggebracht worden sein.
Seit den 80er Jahren gehört die Bichlkirche der Pfarrei Latsch. Demzufolge gehört auch der 1992 gefundene Menhir der Pfarrei Latsch.
Seit der Entdeckung des Latscher Menhir wurde viel über ihn geschrieben, es bleiben dennoch viele offene Fragen. So z.B.: Wieso wurde ein heidnischer Stein auf den christlichen Altar gelegt? Hatte der Stein eine besondere Ausstrahlung oder war es nur eine praktische Lösung des damaligen „Maurermeisters“, das Reliquiarium (Tumba) abzudecken? Der originale Standpunkt des Steins dürfte wohl die prähistorische Siedlung am Sonnenberg gewesen sein. Schon vor Jahren wurde nämlich bei Grabungsarbeiten an der Umfahrungsstraße eine ähnliche Steinplatte gefunden. Es ist also anzunehmen, dass auch die Steinplatte auf dem Altar in der Bichlkirche als Baumaterial vom Sonnenberg geholt wurde. Dafür spricht die Tatsache, dass die Steinplatte nur laienhaft bearbeitet wurde. Sie wurde nämlich auf drei Seiten unprofessionell abgeschlagen, um den erforderlichen Maßen halbwegs gerecht zu werden. Welche Funktion die Steinplatte ursprünglich hatte bleibt offen: Wurde eine Gottheit dargestellt? Wurde darin eine bedeutende Person verehrt?
In Zürich wir der Latscher Menhir ein halbes Jahr bleiben. Dann kommt er wieder heim in die Nikolauskirche nach Latsch. Es wäre wissenswert, was unsere Nachbarn über die Menhire herausfinden. (pt)

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