Martell/Trattla - Seit 1999 gibt es im Freizeitzentrum Trattla in Martell das Erdbeerfest. Im Mittelpunkt stehen die süßen Beeren, es gibt aber auch einen Markt mit regionalen Produkten und ein vielfältiges Programm im Rahmen der Marteller Erdbeertage.
von Heinrich Zoderer
Das Südtiroler Erdbeerfest am letzten Sonntag im Juni bildet den Höhepunkt der Marteller Erdbeertage, die in diesem Jahr vom 15. Juni bis 14. Juli durchgeführt werden. Angeboten werden geführte Wanderungen auf dem Erdbeerweg, Führungen auf ein Erdbeerfeld mit Informationen über den Anbau und die Verarbeitung der Erdbeeren, geführte E-Bike Touren zur Lyfi Alm, sowie Kochkurse mit der Bäuerin Monika Stocker Schwembacher beim Niederwieshof. Am Samstag, 29. Juni organisierte die Bauernjugend Martell eine Sommernacht-Party mit der Band Männer der Berge und DJ im Freizeitzentrum Trattla. Gastbetriebe im Feriengebiet Latsch-Martelltal bieten Spezialitätenwochen rund um die Erdbeere an, um die Gäste kulinarisch zu verwöhnen. Das Erdbeerfest am 30. Juni war ein Familienfest im Grünen, aber auch ein Fest für Genießer. Neben Unterhaltungsmusik gab es Spiel und Spaß beim Tag der offenen Tür in der Minigolfanlage und in der Kletterhalle. Für Kinderanimationen und Bastelideen sorgte das ELKI. Höhepunkt des Erdbeerfestes war der Anschnitt des herzförmigen Erdbeerkuchens, zubereitet von den Marteller Bäuerinnen. Rosmarie Pamer, die Landeshauptmann-Stellvertreterin, durfte die Erdbeertorte anschneiden und die ersten Stücke an den Marteller BM Georg Altstätter und an LR Luis Walcher überreichen. Philipp Brunner, der Betriebsleiter bei der Marteller Erzeugergenossenschaft (MEG) erklärte, dass 44 bäuerliche Betriebe im Martelltal verschiedene landwirtschaftliche Produkte erzeugen, davon gibt es rund 15 Bauern, die ca. 400 t Erdbeeren produzieren. Neben der Erdbeer-Sortenverkostungen, gab es im Freizeitzentrum auch einen Markt mit regionalen Produkten. Auf einem eigenen Stand informierte David Frank von der IDM auch über das „Qualitätszeichen Südtirol“. Diese Produktkennzeichnung wird vom Land Südtirol gefördert und von IDM Südtirol durchgeführt. Es gibt derzeit rund 30 Produkte, die das Qualitätszeichen Südtirol verwenden dürfen. Es ist ein Erkennungsmerkmal für hochwertige Lebensmittel von lokaler Herkunft, die einer regelmäßigen Überprüfung durch eine unabhängige und zertifizierte Kontrollstelle unterzogen werden.
Jährlich gibt es in Südtirol 1000 Wildunfälle, letzthin öfter mit Rehkitzen. Die Abteilung Forstdienst appelliert an die Bevölkerung, Tiere nicht mitzunehmen, sondern die Notrufnummer 112 zu wählen. Die Mitnahme von jagdbaren Wildtieren ist nicht erlaubt – auch nicht in guter Absicht. Wildtiere sind unverfügbares Vermögen des Staates. Die Mitnahme des verletzten Tiers ist – juridisch gesehen – Wilderei, mit Verwaltungsstrafen von 93 bis 466 Euro.
Schnals - Mit Genugtuung und auch Erleichterung wurde anlässlich der diesjährigen Jahresversammlung der Ortsgruppe Schnals des Hoteliers- und Gastwirteverbandes (HGV) die Ausdehnung der Straßenöffnung nach den jüngsten Steinschlägen zwischen 7 Uhr und 21 Uhr zur Kenntnis genommen.
„Diese Öffnung ist sowohl für die heimische Bevölkerung als auch für die Gastbetriebe im Schnalstal sehr wichtig“, unterstrich HGV-Ortsobmann Benjamin Raffeiner. Für die Mitarbeitenden in den Gastbetrieben sei es aber wichtig, dass alles unternommen wird, um die Straße bald auch nachts wieder passieren zu können, nachdem deren Arbeitstag erst am späteren Abend endet. HGV-Präsident Manfred Pinzger ging ebenso auf die Erreichbarkeit des Schnalstales ein und sagte zu, sich bei den zuständigen Ämtern des Landes dafür einzusetzen. In seiner Stellungahme meinte er, dass der Tourismus in Schnals und in vielen anderen Orten ein zentraler Wirtschaftsfaktor ist. Deshalb muss es mittel- und langfristig auch möglich sein, dass sich kleinere Betriebe in gewissen Gebieten weiterhin quantitativ entwickeln können.
In Vertretung der Alpin Arena Schnals berichtete der neue Direktor Egon Seebacher über die laufenden Arbeiten zur qualitativen Erweiterung der Infrastrukturen. Seebacher zeigte sich überzeugt, dass hiermit eine gute und nachhaltige Basis für einen erfolgreichen Tourismus im Schnalstal geschaffen wird. BM Karl Josef Rainer sagte in Bezug auf die Steinschläge der vergangenen Wochen, dass er alles unternehmen werde, um eine reibungslose Erreichbarkeit des Tales zu gewährleisten. Der Präsident des Tourismusvereines Walter Zerpelloni informierte über den Verlauf der Wintersaison und gab einen Ausblick auf die Entwicklung im Sommer.
Das Landesamt für Wildbachverbauung West hat umfassende Arbeiten zur Erhöhung der Hochwassersicherheit im Laaserbach abgeschlossen.
Im Mittellauf des Laaserbachs in der Gemeinde Laas hat das Landesamt für Wildbach- und Lawinenverbauung West die Errichtung von Konsolidierungsbauten zur Verstärkung des Hochwasserschutzes abgeschlossen, fasst der Direktor des Funktionsbereichs Wildbachverbauung in der Agentur für Bevölkerungsschutz Fabio De Polo zusammen. Die Hauptarbeiten wurden in den vergangenen zwei Jahren von Mai 2022 bis zum Juni dieses Jahres ausgeführt, berichtet der Direktor des Landesamtes für Wildbach- und Lawinenverbauung West Peter Egger.
Der Bautrupp mit Vorarbeiter Hansjörg Stricker und seinem Stellvertreter Roland Pirhofer hat 23 Konsolidierungssperren und 2 Sohlschwellen gebaut. Zudem wurde nach Projekten und unter der Bauleitung von Roland Schweitzer und Florian Nössing Uferschutzmauern zur Stabilisierung des Bachverlaufes im Bereich der Forststraße zur Sicherung der Zufahrt und primären Infrastrukturleitungen wie Trinkwasser und Strom errichtet. An bestehenden Schutzbauwerken führten die Wildbacharbeiter Instandhaltungsarbeiten sowie Bachbetträumungen nach Unwetterereignissen durch. Im Abschnitt von der Rückhaltesperre Untertal bis zur Tarneller-Brücke sanierten sie drei bestehende Querbauwerke und errichteten fünf neue Querbauwerke. Die Holzbauoberkonstruktion der Tarneller-Brücke wurde in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Laas ausgetauscht.
Die Finanzierung von zwei Millionen Euro für sechs Baulose erfolgte über verschiedene Finanzierungsschienen, Umweltmaßnahmen als Ausgleich des Kraftwerkes Laas sowie Gelder des staatlichen Plans für Wiederaufbau und Resilienz (Piano Nazionale Ripresa e Resilienza PNRR) und Casa Italia.
mac
Am heutigen Montag hat der Koalitionsausschuss getagt, um die bisherige Regierungsarbeit anhand des Koalitionsprogrammes zu bewerten.
„Nach einem knappen halben Jahr haben wir heute festgestellt, dass sehr viele der Maßnahmen, die im Regierungsprogramm definiert wurden, schon auf den Weg der Umsetzung gebracht sind.“, meint SVP-Obmann Dieter Steger im Anschluss an die Klausur, der die bisherige Performance der Koalition und der Regierung positiv beurteilt. „Wir arbeiten im Sinne des Landes und seiner Bürgerinnen und Bürger.“
„Die Zusammenarbeit in der Regierung funktioniert gut“, so das Urteil von Steger. „Es wird kontinuierlich im Sinne und an der Umsetzung des Arbeitsprogrammes gearbeitet.“
In diesem Zusammenhang erinnert der SVP-Obmann auch an die anfängliche Kritik, wonach sich die Verhandlungen bei der Erstellung des Koalitionsprogrammes in die Länge zogen. „Fakt ist, dass sich die damals investierte Arbeitszeit jetzt bezahlt macht. Jedes Assessorat hat einen konkreten und klaren Fahrplan - es wird das getan, was angekündigt wurde.“
Besonders wichtig wertet Steger auch die Geschlossenheit der Koalitionäre in Sachen Wiederherstellung der Autonomie.
Bozen, 08.07.2024
Der Südtiroler Europaabgeordnete Herbert Dorfmann traf sich heute in Cascais, Portugal, mit der designierten EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen zu einem Vier-Augen-Gespräch.
Die Fraktion der Europäischen Volkspartei (EVP) im Europäischen Parlament bereitet sich derzeit im Rahmen einer Klausurtagung in Portugal auf den Beginn der neuen Legislaturperiode vor. Das neu gewählte Europäische Parlament wird sich am 16. Juli erstmals treffen, und bereits am 18. Juli steht die Wahl der Kommissionspräsidentin auf der Agenda.
Ursula von der Leyen suchte das Gespräch mit Herbert Dorfmann, dem Vertreter der Südtiroler Volkspartei. In seiner Rolle als Agrarsprecher der EVP erläuterte Herbert Dorfmann der designierten Präsidentin die Anliegen der Landwirtschaft für die kommende Amtszeit: „Wir benötigen eine Agrarpolitik, die die Landwirtschaft insbesondere für junge Menschen in Europa wieder attraktiv macht und die es den Bäuerinnen und Bauern ermöglicht, ein angemessenes Einkommen zu erwirtschaften,“ erklärte Herbert Dorfmann.
Darüber hinaus thematisierte Herbert Dorfmann den Minderheitenschutz und kritisierte die unzureichende Umsetzung des Minority SafePack in den vergangenen Jahren. „Ich habe Frau von der Leyen verdeutlicht, dass es in Europa viele Minderheitensprachen gibt, von denen einige nur noch von wenigen Menschen gesprochen werden und vom Aussterben bedroht sind. Die Europäische Kommission sollte dringend Maßnahmen ergreifen, um diese Sprachen zu erhalten. Die Sprachenvielfalt ist ein wesentlicher Bestandteil der kulturellen Vielfalt in Europa,“ so Herbert Dorfmann.
Ein weiteres Gesprächsthema war das Problem des Geoblockings. In einer zunehmend digitalen Welt wird es immer wichtiger, dass digitale Inhalte grenzüberschreitend verfügbar sind. „Dies ist insbesondere für Angehörige von Minderheiten eine zentrale Frage,“ betonte Herbert Dorfmann.
Ursula von der Leyen zeigte sich offen und bereit, sich diesen Themen anzunehmen und entsprechende Maßnahmen in der kommenden Amtszeit zu ergreifen.
Seit 2014 gibt es in Südtirol die Gemeindeaufenthaltsabgabe (Ortstaxe), die die Beherbergungsbetriebe bei den Gästen einheben und an die Gemeinden weiterreichen. 30% derselben werden an die IDM abgeführt. 2023 waren dies immerhin 9,4 Mio Euro. Diese Gelder gesellen sich zu den über 30 Mio Euro, die das Land aus dem Steuertopf jährlich der IDM als Grundfinanzierung zuschießt. Die Leistungen der IDM zur Stärkung der Marke Südtirol sind anzuerkennen. Sie sind aber auch zu hinterfragen, ob im Lichte einer boomenden Tourismusentwicklung, mit einer Landesregierung die einen Bettenstopp eingeführt hat, die aktuellen millionenschweren Marketingbudgets der IDM und die Art, wie diese eingesetzt werden, noch angebracht und gerechtfertigt sind. Erst recht, wenn sich die IDM Führungsspitze, wie erst kürzlich geschehen, mit diesem Steuergeld auch noch eine satte Gehaltserhöhungen gönnt.
Es stellt sich somit die berechtigte Frage, ob dieser 30% IDM-Anteil an der Ortstaxe noch gerechtfertigt ist. Zur Erinnerung: Im Jahr 2017 wurde die Reform der Tourismusorganisationen beschlossen, mit welcher die Tourismusverbände abgeschafft wurden und durch die Außenstellen der IDM, die sogenannten DME, ersetzt wurden. Die Aufgaben der IDM und der Tourismusorganisationen wurden im Zuge der Reform gesetzlich definiert. Die IDM erhielt dadurch die öffentlichen Gelder der ehemaligen Tourismusverbände und weitere finanzielle Mittel durch die Erhöhung des Anteils der Einnahmen aus der Ortstaxe. Die IDM hat aber mittlerweile ihre Außenstellen (die DME) mittlerweile wieder abgebaut und erbringt diese Dienstleistungen erst gar nicht mehr. Der Antrag des TEAM K sah heute im Landtag vor, diese Gelder den Tourismusvereinen des Landes zu überlassen, statt sie in die IDM Zentrale nach Bozen zu überweisen.
Paul Köllensperger (Team K) dazu: “Die Landesregierung hat den Beschluss des Landtags zur Aufteilung der IDM nie umgesetzt. Aber damit nicht genug, sie überschwemmt die Marketinggesellschaft weiterhin mit Geld und verteidigt auch noch den 30 Prozent Anteil an der Ortstaxe, der der IDM überlassen wird. Ich wollte diese Gelder den Tourismusvereinen geben, die in den Ortschaften einen wichtigen Dienst leisten, mit der Möglichkeit, in Absprache mit den Gemeinden, auch gemeinnützige Projekte für die ansässige Bevölkerung finanzieren zu können. Aber die IDM ist offenbar die heilige Kuh des Landeshauptmanns und seiner Regierungsmitglieder, die weiterhin gemästet werden muss, während die lokalen Tourismusvereine immer mehr Aufgaben mit immer weniger Ressourcen abwickeln müssen.“
Heute wurde im Südtiroler Landtag der Vorschlag des Abgeordneten Thomas Widmann, Landtagsfraktion Für Südtirol mit Widmann, zur Ermöglichung der kostenlosen Nutzung des öffentlichen Personennahverkehrs für alle Südtiroler Bürgerinnen und Bürger diskutiert. Großer Zuspruch kam dafür aus den Reihen der Opposition. Unverständlich bleiben die Argumente der ablehnenden Haltung der Landesregierung. Der Vorschlag wurde denkbar knapp mit 17 zu 17 Stimmen abgelehnt.
Thomas Widmann äußert sein Bedauern über die Entscheidung: „Es ist absolut unverständlich, dass dieser Vorschlag abgelehnt wurde. Das Ticketing funktioniert nicht, auch wenn das Gegenteil behauptet wird. Der bürokratische wie finanzielle Aufwand steht in keinem Verhältnis zu den geringen Einnahmen: Dem Einsatz von einer Armada an Menschen und mehr als 200 Millionen Euro an Kosten stehen lediglich an die 10 Millionen an Einnahmen gegenüber. Diese in diesem ineffizienten System blockierten Arbeitsressourcen würde anderswo dringend für sinnvollere und produktivere Arbeit benötigt. Außerdem wäre eine Querfinanzierung in der Größenordnung von 10 Millionen problemlos möglich, beispielsweise über Gewinne aus der Wasserkraft, die so endlich der Bevölkerung zugutekämen.“
Zudem würde dadurch der Zugang derart erleichtert, dass es praktisch keine Hemmschwelle mehr gäbe und die Motivation vieler Menschen, auf öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen, deutlich erhöht würde, “so Widmann
Beispiele aus anderen Ländern zeigen, dass die kostenlose Nutzung nicht nur möglich, sondern auch erfolgreich ist.
„Genauso wie die Einführung des Südtirol-Passes für die Jugend eine Revolution im Mobilitätsverhalten junger Leute eingeläutet hat, wäre hier enormes Potenzial, um das Mobilitätsverhalten aller nachhaltig zu revolutionieren gewesen. Gerade in wohlhabenden Regionen wie Südtirol, die sich Nachhaltigkeit auf die Fahne geschrieben haben, ist die Umsetzung solcher Maßnahmen ein Muss.“ fügt der Abgeordnete Thomas Widmann hinzu.
Politischer Akt Beschlussantrag Nr. 88/24-XVII ÖPNV gratis für alle SüdtirolerInnen
Vinschgau - Das Vinschgauer Energiekonsortium hat rund 5.000 Genossenschaftsmitglieder, beliefert rund 8.000 Stromkunden ausschließlich mit Strom aus erneuerbaren Energiequellen. Mit dem VEK ist ein neues Selbstbewusstsein in den Vinschgau eingezogen. Das VEK hat große Pläne.
von Erwin Bernhart
Gemessen an der Mitgliederanzahl ist das Vinschgauer Energiekonsortium (VEK) die größte Genossenschaft im Vinschgau (die Raika Prad-Taufers hat rund 3.500 Genossenschaftsmitglieder). Mittlerweile sind es rund 5000 Genossenschaftsmitglieder, die den Genossenschaftsgedanken beim VEK hoch halten. Das ist eine ganze Menge, wenn man bedenkt, dass sich das VEK im Jahr 2016 für die Aufnahme von Genossenschaftsmitgliedern geöffnet hat. Die Anzahl der Mitglieder ist also beachtlich und sie steigt von Tag zu Tag.
Zur Erinnerung: Das Vinschgauer Energiekonsortium ist 1999 gegründet worden, mit dem Ziel, die Energie im Vinschgau lokal organisieren und verwalten zu können. Damals war das in Südtirol total gegentrendig - der Stromstreit mit der zentralistisch ausgerichteten Politik in Bozen war die Folge - und letztlich in Teilen erfolgreich. Die Ergebnisse sind eine Direktbeteiligung der Gemeinden im Vinschgau an der Reschenstauseekonzession, eine 25%ige Beteiligung an der Marteller Konzession (mit dem Kraftwerk in Laas) und eine eigenständige Verwaltung des Stromnetzes in den Gemeinden Laas, Schluderns, Glurns, Taufers, Mals und Graun. Das Stromnetz in Schlanders ist im Laufe der Zeit dazugekommen.
Der kleine historische Exkurs ist notwendig, um zu verstehen, auf welcher Basis das Vinschgauer Energiekonsortium steht und arbeiten kann.
Das Vinschgauer Energiekonsortium verwaltet die Stromnetze der Gemeinden und investiert in das ehemalige ENEL-Netz pro Jahr rund eine Million Euro. Die Investitionen sind höchst notwendig, um künftig reibungslose Stromflüsse garantieren zu können. Das Stromnetz bleibt wohl eine permanente Baustelle. Denn die 100 Kilometer Freileitungen und die rund 500 Kilometer unterirdisch verlaufenden Kabelstränge bedürfen eine Dauerpflege. Den Vinschgern wurde lange vor Beginn der eigenen Arbeit von Kritikern, Skeptikern und zentral ausgerichteten Köpfen gesagt, dass sich eine Netzverwaltung nie und nimmer lohne und dass die Vinschger nicht imstande seien, ihre Vision umzusetzen. Die Leute rund um das Vinschgauer Energiekonsortium, vom Erstpräsidenten Sepp Noggler über Abi Plangger bis zum heutigen VEK-Präsidenten Andreas Tappeiner blieben beharrlich und haben letztlich alle Unkenrufe Lügen gestraft. Das VEK hat sich mittlerweile etabliert und sogar ein neues Selbstverständnis und ein neues Selbstbewusstsein im Vinschgau gebildet.
Das ist nicht zuletzt dem Stromverkauf geschuldet. Das VEK verkauft über seine Strommarke VION elektrischen Strom an seine Kunden, die gleichzeitig Genossenschaftsmitglieder sein können. Damit wird die ehemalige Kolonialzeit, in der italienische Stromgiganten wie Edison und ENEL die Ressourcen des Vinschgau ausgebeutet und die Dividenden eingestrichen haben, langsam pulverisiert. Denn es ist eben nicht egal, wer hinter der Steckdose steckt. Und es ist auch ein Unterschied, ob Alperia mit Landesbeteiligung Konzessionen, Stromnetze und Stromlieferungen betreibt.
Dies lässt sich am Beispiel der Genossenschaft VEK fest machen. Denn bei der kürzlich stattgefundenen und gut besuchten VEK-Vollversammlung in der Basis in Schlanders konnte bei der Bilanzgenehmigung darauf hingeweisen werden, dass im vergangenen Jahr 2023 insgesamt rund 1,5 Millionen Euro den Genossenschaftsmitgliedern auf den Stromrechnungen gut geschrieben werden konnte. „Alles, was möglich ist, wollen wir weitergeben“, sagt VEK-Präsident Andreas Tappeiner. Diese Gutschriften, diese Deckelung der Strompreise, wird aus den Gewinnen der 10%igen VEK-Beteiligung an der Marteller Stauseekonzession ermöglicht.
Im Jahr 2022, als die Strompreise durch die Decke gegangen sind, hat das VEK über das Kraftwerk in Laas, gespeist vom Wasser des Marteller Stausees, rund 4,7 Millionen Euro einstreichen können. Von diesem Gewinn wurde ein Großteil direkt an die Genossenschaftsmitglieder weitergegeben. Die VEK-Genossenschaftsmitglieder konnten sich demnach über satte Rabatte freuen, während sich andere über die hohen Stromrechnung ärgern konnten.
Genau aus diesen Gründen sind die Koordinaten des VEK intern neu gestellt worden und die strategische Ausrichtung ist es, sich Beteiligungen an Kraftwerken, ob bei Potenzierungen oder bei Neubauten, auch an Photovoltaikanlagen zu sichern. Auch wird man sich im VEK so positionieren, dass Neuausschreibungen bei Großableitungen ins Auge gefasst werden können. Mit der 15%igen Beteiligung am Schludernser Kraftwerk Konfall ist diese strategische Ausrichtung bereits sichtbar. Denn, wenn man über genügend Produktionskapazität verfügt, ist eine Preisabfederung über die Genossenschaft möglich. Im Jahr 2023 hat VION an seine Kunden (knapp 10.000 Pods) rund 42 Millionen Kilowattstunden Strom geliefert.
Um diese strategischen Ziele der Beteiligungen untermauern zu können, baut man im VEK mittel- und langfristig Kapital auf. Für das Jahr 2023 weist man einen Gewinn nach Steuern von einer knappen Million Euro aus.
Die Überlegungen laufen aber auch in eine andere Richtung: Im VEK wird überlegt und ausgelotet, ob es rechtlich möglich sein kann, die Stromnetze der Gemeinden ankaufen zu können. „Diese Überlegungen werden allerdings erst nach den Gemeinderatswahlen 2025 vertieft“, sagt Andreas Tappeiner. Denn 2030 läuft die Stromnetz-Konzession für den VEK aus und es wird dann auch eine politische Entscheidung gefragt sein, ob von den Gemeinden die bis dahin getätigten Netzinvestitionen abgelöst werden oder ob das VEK das Restnetz kaufen wird können. Die Entwicklung des VEK besteht also aus einzelnen Etappen und sie ist nicht abgeschlossen.
„Wir liefern ausschließlich Strom aus erneuerbaren Energiequellen“, sagt Andreas Tappeiner. Klar ist das für Strom aus den Wasserkraftwerken, an denen das VEK mitbeteiligt ist. „Wir haben uns auch die Zukäufe an Strom zertifizieren lassen“, sagt Tappeiner. Alle Stromkunden von VION beziehen also nachhaltigen Strom. Das dürfte nicht nur umweltbewusste Haushaltskunden freuen, das dürfte sich rasch auch in Tourismuskreisen herumsprechen. Denn ein solcherart zertifizierter Strom kann einen Wettbewerbsvorteil mit sich bringen, der entsprechend kommuniziert werden kann.
Das Vinschgauer Energiekonsortium hat aktive Verwalter und bei der Netzbetreuung und bei VION sind mit dem Geschäftsführer Alexander Telser auch hoch motivierte Mitarbeiter:innen am Werk. Die Kunden wissen das zu schätzen, wenn Aufträge, Bau-strom, Neuanschlüsse usw. rasch und kompetent erledigt werden. Anlaufstelle ist nicht Rom, Mailand oder Bozen, nicht irgendwelche Call-Center, sondern Anlaufstelle ist das VEK-Headquarter in Glurns. Die Greifbarkeit der Mitarbeiter als unmittelbare Ansprechpartner - das schätzen die Vinschger.
Forciert wird auch ein anderer wichtiger Bereich: Seit dem heurigen Jahr 2024 ist man im VEK als eigenständiger Provider in Sachen Glasfaseranschlüsse unterwegs. Auch in diesem Bereich ist man flügge geworden. In enger Abstimmung mit Infranet übernehmen die Mitarbeiter beim VEK auf den Bedarf abgestimmte Beratungen vor. Mittlerweile haben rund 1600 Kunden das VEK als Provider in Anspruch genommen. „Wir wollen diesen Bereich weiter ausbauen“, sagt Tappeiner.
Das Zutrauen in das VEK-Know-how wird auch an anderer Stelle sichtbar: Das VEK ist mit der Führung der Kraftwerke Rambach, Saldur, Puni, Konfall, Ochsenberg und Rojen betraut. Die VEK-Mitarbeiter sind dabei für den reibungslosen Produktionsablauf zuständig.
5.000 Genossenschaftsmitglieder und die Belieferung von knapp 10.000 Stromanschlüssen sind zwei aussagekräftige Zahlen, die das VEK weiterhin ausbauen will. Die Erfolgsgeschichte geht also weiter.
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