Dienstag, 24 Juni 2014 09:06

Museum Marienberg

Artikel bewerten
(0 Stimmen)

006von Andreas Waldner

Ich warte mit einer kleinen Gruppe im Klosterhof von Marienberg. Es ist 8.00 Uhr. Wir haben eine Führung mit Frau Annemarie Schwarz, der Leiterin des Klostermuseums, vorgemerkt.
Das Satteldach vom Gästespeisesaal und die schweren Balkone wurden abgetragen und mit einem Flachdach ersetzt. Damit wird ein Stück Natur und der stahlblaue Himmel in den Hof geholt. Die angedeuteten Zinnen vermitteln Leichtigkeit, Aufbruch und Harmonie. Man wird ruhig und besinnlich.


DSC 0842DSC 0856Frau Schwarz öffnet die Eisen-Glastür. „Herzlich willkommen, kemm´s eini“, sagt sie mit zarter Stimme und führt uns durch den kleinen Klosterladen in den Benediktsraum. Sie schildert hier, wie das Museum entstanden ist und welchen Zweck das ehemalige Wirtschaftsgebäude bis 2007 erfüllt hatte. Im ursprünglichen Zustand und Gebrauch verblieben nur noch die Mühle und die Klosterbäckerei.
Das revitalisierte Gebäude, das nun „Abt Hermann – Haus“ heißt, beherbergt das Museum, Seminarräume, Klosterverwaltung, Frühstücksküche, acht Einbett- und ein Doppelbettzimmer.
In acht Räumen möchte das Museum die Geschichte des Klosters und das Leben des hl. Benedikt von Nursia erzählen. Die Räume haben alle einen Namen, der sich auf die Benediktsregel oder auf den Inhalt des Raumes bezieht. So heißt der erste Raum „ Dass Gott in Allem verherrlicht werde“. Nichts solle dem Gebet vorgezogen IMG 0858werden. Alles Tun soll zur Ehre Gottes geschehen. Hier bereitet man sich geistig und spirituell zum Museumsrundgang vor. Eine erst kürzlich aufgestellte Vitrine enthält ein großes Antiphonale Vespertinum-Brevarium Romanum, welches 1710 von einem Mönch auf Pergament geschrieben wurde. Die Benediktsvita wird von vier frühbarocken Vitenbildern von Hans Jakob Pfeil illustriert. Von den Zitaten aus der Regel des Ordensgründers erhält man einen Eindruck vom geregelten Leben in einem Benediktinerkloster. Die neugotische Benediktsstatue von Josef Knabel stellt den Ordensgründer mit Regelbuch dar.  

DSC 0861Guertelschnalle Teile 1Der nächste Raum trägt den Namen „ora et labora“. Er ist dem monastischen Alltag gewidmet. Ein Kurzfilm zeigt den Tagesablauf der Mönche im Kloster: beim Gebet, bei der Arbeit und bei der Rekreation, d.h. bei Freizeit und Spiel. Einzelne Begabungen zeigen sich im Sammeln von Mineralien, in der Fotografie, dem Messen der Wetterwerte, dem Komponieren sakraler Musik oder den orientalischen Studien.  Bis vor einigen Jahren haben die Marienberger auch die Pfarreien Burgeis, Schlinig, Schleis, Platt und St. Martin i.P. betreut. Heute werden nur mehr Schlinig und Burgeis  von P. Peter bzw. von P. Martin excurrendo versehen.
Eine Uhrenvitrine hat hier doppelte Bedeutung.  Es war und ist in Marienberg üblich, dass sich jeder Abt eine neue Uhr anschafft. So entstand eine bedeutende Uhren-Sammlung, von der hier einige zu bestaunen sind. Die zweite Aussage der Uhrenvitrine bezieht sich auf das Stundengebet. Fünfmal am Tag versammeln sich die Mönche zum Chorgebet und einmal zur Feier der hl. Messe.
Im Preziosen- oder Romanikraum sind die wertvollsten Gegenstände des Klosters dargestellt, die immer wieder ausgetauscht werden. Zurzeit werden die berühmte Uta-Kasel aus der Gründungszeit, die romanischen Türgriffe, Kelche, Abtkreuze und Ringe sowie romanische Freskenfragmente aus der Stiftskirche ausgestellt.
Drei leere Fensternischen werden gerade zu Vitrinen umfunktioniert. Hier sollen eine germanische Gürtelgarnitur aus dem 7. Jahrhundert,gefunden bei St.Stefan, Reliquiare aus dem 13. Jahrhundert und Mitra samt DSC 0885Pontfikalhandschuhen und –Schuhen ausgestellt werden.
Im Gang gehen wir sozusagen durch die Chronik des Klosters, in der herausragende Ereignisse eingetragen sind. Die Höhe der weißen Säulchen zeigt, zu welcher Zeit wie viele Mönche in Marienberg waren. Gegenwärtig leben elf Mönche im Kloster. Die Zeitleiste wird immer wieder von Objekten unterbrochen, die wie Zeugen die einzelnen Stationen belegen.
Am Ende des informativen Ganges gelangen wir in einen Medienraum, in dem wir auf einer Großleinwand die Architektur und die Fresken der berühmten Krypta sehen können. Ein Begleitkommentar versucht im theologisch-spirituellen Lichte das Kunstwerk zu deuten. Vier Bildtafeln dokumentieren die Freilegung des Kryptenraumes.
Frau Schwarz führt uns nun in den ersten Stock zur Mineralienausstellung. Sie zeigt nur einen kleinen Teil der riesigen Klostersammlung, die aus drei Sammlungen entstand; einmal aus der Sammlung der Mönche im Kloster, dann DSC 0314DSC 0891aus der Sammlung des königlich kaiserlichen Gymnasiums zu Meran und dann noch aus der Sammlung von Josef Schguanin, Frühmesser aus Villanders, der seinen Lebensabend in Marienberg verbracht hatte.
Seltenheitswert hat das ausgestellte Lehrmaterial vom Gymnasium zu Meran. Sämtliche Kristallformen wurden originalgetreu mit Karton, Holz, Metall und anderen Materialien nachgebaut.
Frau Schwarz führt uns zurück in den Klosterladen. Er ist auch Anlauf- und Auskunftsstelle und für jedermann frei zugänglich. Der Laden ist sehr klein, hat aber ein spezielles Flair. Angeboten werden Bücher aus dem geschichtlichen und spirituellen Bereich,  biologische Produkte aus dem Vinschgau und künstlerische und handwerkliche Gegenstände, Postkarten und andere Andenken.


Warning: count(): Parameter must be an array or an object that implements Countable in /www/htdocs/w00fb819/vinschgerwind.it/templates/purity_iii/html/com_k2/templates/default/item.php on line 248
Gelesen 2538 mal

Schreibe einen Kommentar

Make sure you enter all the required information, indicated by an asterisk (*). HTML code is not allowed.

Ausgaben zum Blättern

titel 19 24

titel Vinschgerwind 18-24

titel vinschgerwind 17-24

 sommerwind 2024

 

WINDMAGAZINE

  • Jörg Lederer war ein Holzschnitzer aus Füssen und aus Kaufbeuren. Die Lederer-Werkstatt hat viele Aufträge im Vinschgau umgesetzt. Wer will, kann eine Vinschgautour entlang der Lederer-Werke machen. Beginnend in Partschins.…
    weiterlesen...
  • Die Burgruine Obermontani bei Morter am Eingang ins Martelltal wurde für einen Tag aus ihrem "Dornröschenschlaf" wachgeküsst. von Peter Tscholl Die Akademie Meran, die Gemeinde Latsch und die Bildungsausschüsse Latsch…
    weiterlesen...
  • Vinschger Radgeschichten - Im Vinschgau sitzen alle fest im Sattel: Vom ultraleichten Carbon-Rennrad bis hin zum E-Bike mit Fahrradanhänger, Klapprad, Tandem oder Reisefahrrad. Eine Spurensuche am Vinschger Radweg. von Maria…
    weiterlesen...
  • Kürzlich wurde von den Verantwortlichen im Vintschger Museum in Schluderns das Kooperationsprojekt Obervinschger Museen MU.SUI gestartet. Es handelt sich um den gemeinsamen Auftritt der Museen in Schluderns VUSEUM/Ganglegg, Mals, Taufers…
    weiterlesen...
  • Blau, dunkelgrün, schneeweiß schäumend, türkis oder azur - Wasserwege im Vinschgau von Karin Thöni Wasser ist Quell des Lebens und unser kostbarstes Gut. Aber es wird knapper. Der „Wasserfußabdruck“ jedes…
    weiterlesen...
  • Martin Ohrwalders Liebe zu den Pferden muss ihm wohl in die Wiege gelegt worden sein. Bereits im Alter von drei Jahren schlug er seiner Mutter vor, die Garage in einen…
    weiterlesen...
  • Manfred Haringer ist Sammler, Modellbauer und Heimatforscher. Im letzten Jahr konnte er seinen alten Traum verwirklichen. In seinem Elternhaus in Morter, wo bis Ende des Zweiten Weltkrieges die Dorfschule untergebracht…
    weiterlesen...
  • Die historische Bedeutung von Schlossruinen und ihre Geschichte faszinieren die Menschen. Mit mehreren Revitalisierungsmaßnahmen erwacht derzeit die Ruine Lichtenberg in der Gemeinde Prad am Stilfserjoch zu neuem Leben. von Ludwig…
    weiterlesen...
  • Il grano della Val Venosta era conosciuto e apprezzato in tutto l' impero Austroungalico. Testo e Foto: Gianni Bodini Oggi sono i monotoni ed estesi meleti punteggiati da pali in…
    weiterlesen...
  • Questa importante strada romana attraversava tutta la Val Venosta. Testo e Foto: Gianni Bodini Iniziata da Druso nel 15 a.C., venne completata dall’imperatore Claudio Cesare Augusto. Questa importante via transalpina…
    weiterlesen...
  • von Annelise Albertin Das Val Müstair mit seiner intakten Naturlandschaft und den kulturellen Besonderheiten ist das östlichste Tal der Schweiz. Es liegt eingebettet zwischen dem einzigen Schweizerischen Nationalpark, den „Parc…
    weiterlesen...
  • Eine Symbiose zwischen der Geschichte und dem Lebensraum rund um das kunsthistorische Hotel „Chasa Chalavaina“ im benachbarten Val Müstair von Christine Weithaler Das Hotel Chasa Chalavaina wurde am 13. November…
    weiterlesen...

Sommerwind 2024

zum Blättern

Sommer Magazin - Sommerwind 2024 - Bezirk Vinschgau Südtirol - Wandern, Menschen, Urlaub, Berge, Landschaft, Radfahren, Museen, Wasser, Waale, Unesco, Tourismus

wanderfueher 2024 cover

zum Blättern

Wanderführer 2024 - Bezirk Vinschgau Südtirol - Traumhafte Touren Bergtouren Wanderungen Höhenwege

 

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.