Dienstag, 18 März 2014 00:00

„Pan Pochn brauchts Labholz…“

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s46 0853Neben der Viehhaltung baut die Familie Burger vom „Winklhof“ in Prad auf vier Hektar Ackerland Roggen, Weizen und Dinkel an. Das Getreide wird in der eigenen Mühle gemahlen und zweimal wöchentlich in der eigenen Backstube nach alter Tradition verarbeitet. Der Brotverkauf im Rahmen der Direktvermarktung ist mittlerweile zu einem wichtigen wirtschaftlichen Standbein für die Familie geworden. Und den Konsumenten schmeckt das Brot.     

von Magdalena Dietl Sapelza

Behutsam, ja fast andächtig, holt Lene Burger ein duftendes „Paarl“ aus dem Ofen und tippt es mit den Fingern kurz an. „Wenn‘ s hohl klingt, isches durch“, erklärt sie. Dann legt sie es zum Auskühlen auf das Holzbrett. Sie wiederholt den Vorgang und schiebt die nächste Partie aufgequollener Brote in den Ofen.


Geschick und Fingerspitzengefühl sind gefragt, denn allzu leicht kann sich der Brotteig verformen. „Wenn a Paarl misslingt, norr ischas insr Hausbrot“, sagt Lene. Mittlerweile passiert das nur noch selten. Maximal finden 32 „Paarlen“ im Schamott-Ofen Platz. Zweimal wöchentlich - am Montag und am Freitag- ist Backtag. In der Früh wird Lärchen- und Fichtenholz in den Ofen gestapelt und entzündet. Denn es braucht mehrere Stunden bis die erforderlichen 380 Grad erreicht sind. Vorbereitet werden auch die Späne aus Erlen- und Birkenholz für das Leuchtfeuer. Dieses wird kurz vor dem Backvorgang in einer Ecke des Ofens entzündet, nachdem die Asche säuberlich entfernt worden ist. Das kleine Feuer spendet Licht und sorgt, dass die Hitze im Ofen nicht absinkt. „Pan Pochn brauchts Labholz, weil sel nit spritzt“, erklärt Alois Burger, Lenes Vater. Am frühen Nachmittag bereitet sie im mechanischen Rührgerät das „Hefe-Dampfl“ vor und gibt dann je nach s46 0819s46 0831Brotsorte Gewürze, Wasser, Salz und  Mehlgemisch dazu. Aus dem gekneteten Teig formen Lene und ihrer Mutter Anne Lore die Brote und legen sie auf die mit Leinentüchern belegten „Holzfleckn“. Die Brote müssen  zirka zwei Stunden „gehen“. „Je längr s Paarl geat, umso dünner weart’s“, sagt Anne Lore Burger.  Am späten Nachmittag beginnt Lene mit dem Backen. Mehrere Stunden ist sie damit beschäftigt, je nachdem wie viele Brote gebraucht werden. Montags sind es rund 150, freitags 450 Stück. Lene ist gelernte Verkäuferin und hat sich vor gut einem Jahr für die Mitarbeit im elterlichen Hof und speziell für die Arbeit in der Backstube entschieden. Und ihre Eltern freut‘s.
Die Idee zum Brotbacken entwickelte Luis Burger in seiner Zeit als Förster auf den „Rimpfhöfen“, wo er mit seinen Kollegen hie und da ein Brotrezept ausprobierte. Im Zuge von Umbauarbeiten am Hof richtete er 2006 eine Backstube ein. Er kaufte eine neue Mühle und ein gebrauchtes Knetgerät. Nach seiner Pensionierung 2010 trieb er das Brotbacken voran.
Das Getreide reift auf den hofeigenen Ackerflächen. „Mitn Obst hon i nit sou di Gaudi“, sagt Alois. Er düngt die Felder mit Mist und Bio-Gülle  – auch aus dem eigenen Stall. Denn dort stehen sechs Kühe und sechs Jungrinder. Die Milch liefert Alois in die Prader Sennerei, deren Obmann er ist. Er zählte zu den treibenden Kräften für deren Wiedereröffnung 2012.
Auf dem „Winklhof“ werden regelmäßig vier Brotsorten aus hofeigenem Getreide gebacken, das vor jedem s46 0843s46 0848Backtag frisch gemahlen wird. Die Zutaten für die „Paarlen“ und die „Leabalen“ sind Roggen, Weizen und Dinkel. Die „Struzen“ sind aus derselben Mischung mit „Feiln“ als Zusatz (Eiweißkontentrat, das bei der Herstellung von Butterschmalz entsteht). Die „Mini-Paarlen“ sind aus Roggen, Dinkel und Brotklee. Die Brotsorten vom „Winklhof“ finden Abnehmer in Gastbetrieben und Geschäfte im ganzen Tal und in Meran. Viele Private holen sich das Brot im Hofladen, der jeden Dienstag und Samstag vormittags geöffnet ist. Als Verkäuferin nimmt Lene die Brote  ein letztes Mal in die Hände und füllt die Tüten – sachte und behutsam.

 


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