Schlanders erzählt... Märchenherbst

Maerchenherbst24

 
 

Immer in Bewegung

geschrieben von
Die gebürtige Schlanderserin Elfriede Maria Mulser hat vieles zu erzählen Die gebürtige Schlanderserin Elfriede Maria Mulser hat vieles zu erzählen

Elfriede Maria Mulser feierte im Dezember 2023 Jahres einen runden Geburtstag. Geistig und
körperlich fit ist die pensionierte Lehrerin viel unterwegs. Sie ist Fremden- Kunst- und Wanderführerin und Mitglied des Komitees von Musica Viva. Ihr kleines olivenfarbiges Auto, weitum bekannt, bringt sie überall dorthin, wo sie hinmuss, möchte und will.

von Christine Weithaler

Elfriede Mulser wuchs in Schlanders mit ihren Eltern und dem drei Jahre älteren Bruder auf. Ihre Mutter stattete sie mit handgenähten Kleidern, handgestrickten Jäckchen und gehäkeltem Hut aus. Die Schuhe fertigte ihr Vater für sie an. Ihre Kindheit war stark vom Faschismus geprägt. Als sie sechs Jahre alt war, begann der II. Weltkrieg. Nach der Mittelschule, in der sie bereits Buchhaltung und Stenografie lernte, besuchte sie ein Jahr lang die Haushaltsschule in Schlanders mit kaufmännischer Ausrichtung. Im Anschluss ging sie für zwei Jahre in ein Internat für angewandte Praxis in Turin. Die Unterrichtsfächer Küche, Service, Telefon- und Empfangsdienst waren in italienischer Sprache. Nach Abschluss dieser gehobenen Ausbildung kehrte sie nach Schlanders zurück. Sie konnte zwischen einer Stelle als Dirn bei einem Bauern oder als Kellnerin im Gastgewerbe wählen. Nach einem Jahr in einem Haushalt begann sie ihre dreijährige Ausbildung zur Kindergärtnerin in Bozen. Sie lernte Tag und Nacht. Nach bestandener Prüfung bewarb sie sich mit sieben weiteren Vinschger Absolventinnen um eine freie Stelle im Tal. In Mals betreuten die Klosterfrauen den Kindergarten mit Personal ohne Ausbildung. Erst als es galt, italienischsprachige Kinder zu unterrichten, wurde Elfriede über die Gemeinde provisorisch angestellt.
In den Sommermonaten machte sie in Stuttgart die Ausbildung zur Sportlehrerin, die aber in Italien nicht anerkannt wurde. So trat sie als Privatistin bei den Prüfungen an der staatlichen Frauenoberschule in Padua und Vicenza an. Sie schloss das 5-jährige Studium innerhalb eines Jahres ab. Sie lernte mit der berühmten Ina Schenk den Unterrichtsstoff von Chemie und Physik von 3 Jahren in 3 Monaten. Neben dem Lernen unterrichtete sie als Turnlehrerin in Mals und Algund, nahm an den Prüfungen in Vicenza teil und fuhr mit dem Nachtzug nach Schlanders zurück. Zudem erkrankte in dieser Zeit ihr vom I. Weltkrieg gesundheitlich gezeichnete Vater. Er verstarb innerhalb drei Tagen an einer Lungenentzündung. Drei Monate später erhielt Elfriede das Diplom als Fachlehrerin für Hauswirtschaft und Handarbeit an Mittel- und Oberschulen. Sie bestand die theoretische und praktische Prüfung in Vicenza mit ihrem Apfelstrudelrezept, kaufte sich danach ein Kleid und nutzte die einmalige Gelegenheit, abends in das Theater „Olympico“ von Vicenza zu gehen.
Ihre Urgroßtante war am Patschhof am Schlanderser Nördersberg verheiratet. Dort lernte Elfriede in der Sommerfrische das einfache bäuerliche Leben kennen. Sie hat viele schöne Erinnerung an diese Zeit. Das Improvisieren lernte sie in der Großküche des Gastgewerbes. Elfriede ist bei ihren Freunden für ihr „Muas“, das sie mit Gersten-und Maismehl in der Eisenpfanne kocht, bekannt. „Das „Muas“ muss dünn, in der Höhe, dick in der Konsistenz, und lauter das Schmalz, sein“, sagt sie.
1972 holte Elfriede, die bereits seit 1958 als Lehrerin tätig war, die Prüfung zur Stammrolle nach und erhielt eine solche an der Mittelschule in Schlanders. Dort unterrichtete sie bis zu ihrer Pensionierung Technik und Handarbeit. Nebenbei unterrichtete sie 15 Jahre lang Sopran-, Alt- und Tenorflöte an der Musikschule Schlanders.
Um sich ihr Eigenheim ohne Kredit und öffentlicher Unterstützung zu finanzieren, bot sie Abendkurse für den KVW und für die Berufsschule an. Sie war auch berechtigt, Kurse für Erwachsene in Turnen, Schwimmen und Tanz sowie Nähen, Stricken usw. zu leiten. Sie fuhr bei jedem Wetter bis in die kleinsten Dörfer. 1989 kaufte sie den Baugrund, suchte sich einen Architekten und Handwerker, arbeitete selbst am Bau mit und half im Herbst bei der Apfelernte. 1991 zog sie in das Reihenhaus ein.
Elfriede machte auch die Ausbildung zur diplomierten Wanderführerin für den Nationalpark Stilfser Joch und zur Kunst- und Fremdenführerin in Schloss Goldrain. Dort wurde auf die karolingische, romanische und gotische Stilepochen bis hin zum Barock in kirch- und weltlichen Ansitzen des Vinschgaus Wert gelegt.
Frau Elfriede ist gerne in der Natur unterwegs. Immer in Bewegung zu sein, hält sie fit. Viel könnte sie aus ihrem Leben erzählen und meint zum Abschluss: „Dort, wo uns der Herrgott hinstellt, dürfen wir wirken und bleiben.“

Gelesen 575 mal

Schreibe einen Kommentar

Make sure you enter all the required information, indicated by an asterisk (*). HTML code is not allowed.

Ausgaben zum Blättern

titel 22 24

titel Vinschgerwind 21-24

titel vinschgerwind 20-24

 sommerwind 2024

 

WINDMAGAZINE

  • Jörg Lederer war ein Holzschnitzer aus Füssen und aus Kaufbeuren. Die Lederer-Werkstatt hat viele Aufträge im Vinschgau umgesetzt. Wer will, kann eine Vinschgautour entlang der Lederer-Werke machen. Beginnend in Partschins.…
    weiterlesen...
  • Die Burgruine Obermontani bei Morter am Eingang ins Martelltal wurde für einen Tag aus ihrem "Dornröschenschlaf" wachgeküsst. von Peter Tscholl Die Akademie Meran, die Gemeinde Latsch und die Bildungsausschüsse Latsch…
    weiterlesen...
  • Vinschger Radgeschichten - Im Vinschgau sitzen alle fest im Sattel: Vom ultraleichten Carbon-Rennrad bis hin zum E-Bike mit Fahrradanhänger, Klapprad, Tandem oder Reisefahrrad. Eine Spurensuche am Vinschger Radweg. von Maria…
    weiterlesen...
  • Kürzlich wurde von den Verantwortlichen im Vintschger Museum in Schluderns das Kooperationsprojekt Obervinschger Museen MU.SUI gestartet. Es handelt sich um den gemeinsamen Auftritt der Museen in Schluderns VUSEUM/Ganglegg, Mals, Taufers…
    weiterlesen...
  • Blau, dunkelgrün, schneeweiß schäumend, türkis oder azur - Wasserwege im Vinschgau von Karin Thöni Wasser ist Quell des Lebens und unser kostbarstes Gut. Aber es wird knapper. Der „Wasserfußabdruck“ jedes…
    weiterlesen...
  • Martin Ohrwalders Liebe zu den Pferden muss ihm wohl in die Wiege gelegt worden sein. Bereits im Alter von drei Jahren schlug er seiner Mutter vor, die Garage in einen…
    weiterlesen...
  • Manfred Haringer ist Sammler, Modellbauer und Heimatforscher. Im letzten Jahr konnte er seinen alten Traum verwirklichen. In seinem Elternhaus in Morter, wo bis Ende des Zweiten Weltkrieges die Dorfschule untergebracht…
    weiterlesen...
  • Die historische Bedeutung von Schlossruinen und ihre Geschichte faszinieren die Menschen. Mit mehreren Revitalisierungsmaßnahmen erwacht derzeit die Ruine Lichtenberg in der Gemeinde Prad am Stilfserjoch zu neuem Leben. von Ludwig…
    weiterlesen...
  • Il grano della Val Venosta era conosciuto e apprezzato in tutto l' impero Austroungalico. Testo e Foto: Gianni Bodini Oggi sono i monotoni ed estesi meleti punteggiati da pali in…
    weiterlesen...
  • Questa importante strada romana attraversava tutta la Val Venosta. Testo e Foto: Gianni Bodini Iniziata da Druso nel 15 a.C., venne completata dall’imperatore Claudio Cesare Augusto. Questa importante via transalpina…
    weiterlesen...
  • von Annelise Albertin Das Val Müstair mit seiner intakten Naturlandschaft und den kulturellen Besonderheiten ist das östlichste Tal der Schweiz. Es liegt eingebettet zwischen dem einzigen Schweizerischen Nationalpark, den „Parc…
    weiterlesen...
  • Eine Symbiose zwischen der Geschichte und dem Lebensraum rund um das kunsthistorische Hotel „Chasa Chalavaina“ im benachbarten Val Müstair von Christine Weithaler Das Hotel Chasa Chalavaina wurde am 13. November…
    weiterlesen...

Sommerwind 2024

zum Blättern

Sommer Magazin - Sommerwind 2024 - Bezirk Vinschgau Südtirol - Wandern, Menschen, Urlaub, Berge, Landschaft, Radfahren, Museen, Wasser, Waale, Unesco, Tourismus

wanderfueher 2024 cover

zum Blättern

Wanderführer 2024 - Bezirk Vinschgau Südtirol - Traumhafte Touren Bergtouren Wanderungen Höhenwege

 

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.