Schlanders/history on tour - Mit dem Vortrag „Die Pariser Entscheidung. Wie Südtirol nach dem 1. Weltkrieg zu Italien kam“ wurde die Vortragsreihe über die Südtiroler Geschichte abgeschlossen. Oswald Überegger vom Kompetenzzentrum für Regionalgeschichte der Freien Universität Bozen berichtete sehr anschaulich über die Vorgeschichte, über den Londoner Geheimvertrag und die Friedensverhandlungen in Paris. Überegger zeigte auf, dass es bei den Friedensverhandlungen um globale Interessen ging und die Anliegen Südtirols nicht Gegenstand eigener Verhandlungen waren. Italien sicherte sich im Londoner Geheimvertrag vom 26. April 1915 Gebietsgewinne am Balkan und in den Alpen bis zur Brennergrenze. Italien wechselte deshalb die Fronten und erklärte am 23. Mai 1915 Österreich den Krieg. Bei den Friedensverhandlungen in Paris spielten weder der Londoner Geheimvertrag noch die vom amerikanischen Präsidenten Wilson vorgebrachte Idee des Selbstbestimmungsrechts der Völker eine große Rolle. Wilson ging es um die Befriedigung des Balkans und die Schaffung eines starken Jugoslawiens. Deshalb machte er Italien keine Konzessionen bei den Forderungen nach Istrien und Dalmatien, versprach den Italienern aber schon recht früh die Brennergrenze. Außerdem wollte Wilson Italien für den Völkerbund gewinnen. Die Habsburger Monarchie brach nach dem Ende des Ersten Weltkrieges zusammen. Die neu gegründete Republik Österreich war schwach konnte bei den Friedensverhandlungen nicht mitverhandeln. Am 10. September 1919 musste Karl Renner, der Staatskanzler Österreichs, den Friedensvertrag unterschreiben. Am 21. Oktober 1919 trat der Friedensvertrag in Österreich in Kraft, am 10. Oktober 1920 trat die Annexion Südtirols durch Italien in Kraft. Die vorangehenden Proteste in Österreich über das Friedensdiktat und den Verlust der ehemaligen Gebiete blieben ergebnislos. Auch die anschließenden Autonomiegespräche mit den liberalen Nachkriegsregierungen Italiens brachten für Südtirol kein konkretes Ergebnis. Im Oktober 1922 übernahmen Benito Mussolini und seine faschistischen Gefolgsleute nach dem Marsch auf Rom die Macht. Für Südtirol begann eine schwere Zeit. (hzg)