Latsch - Josef Raffeiner wurde 1920 in Latsch geboren. Er kam 1945 aus dem Krieg zurück. Als„Schreiberling“ wie er sich selbst bezeichnete, arbeitete er bei der Gemeinde und diente dem damaligen Bürgermeister Roman Köhle als Übersetzer.
Raffeiner Josef erzählt: „Im Mai 1945 war der Krieg endlich zu Ende. Im Dorf gab es nix, es gab fast keine Wohnungen. Von 1914 bis 1947 wurden in Latsch nur zwei Häuser gebaut. In jedem Bauernhaus wo Zimmer frei waren, wurden Zimmer vermietet. Meist waren 2-3 Familien in einem Haus untergebracht. Damals gab es im Dorf noch keine Trinkwasserleitung. Es gab 5 Brunnen: Rösslbrunnen, Naglbrunnen, Rizzibrunnen, den Brunnen beim Fischböck und den am Dorfplatz.Von dort mussten die Menschen, meist waren es Kinder, in Kübeln Wasser holen, welches zum Trinken, Waschen oder Spülen verwendet wurde.
Geld war fast keines vorhanden, man konnte sich nichts leisten. Bei uns zu Hause hatten wir zu Weihnachten nur ein „Krippele“,Christbaum hatten wir keinen. Einen solchen hatten nur die „Besseren“. Die Mutter hat am nachmittag Krapfen gebacken. Bis 18 Uhr war Fasttag. Erst nach 18 Uhr gab es dann etwas Ordentliches zu essen, Fleisch und Krapfen. Da konnte man sich den Bauch so richtig vollschlagen. Die Kinder von einfachen Eltern bekamen am Hl. Abend nur Äpfel, „amerikanische Nüsschen“, höchstens ein paar Orangen. Die Kinder von wohlhabenden Eltern bekamen schon etwas mehr.
Um Mitternacht ging man zur Mette. Die Kirche war meistens überfüllt, sodass viele stehen mussten. Am Hl.Tag gingen dann nur mehr wenige in die Kirche. Nur die ganz Frommen gingen 3 mal zur Messe, zur Mitternachtsmette, dann morgens zur „Leitmess“ und um 9 Uhr zum „Rechtn Kirchn“.
Aufgezeichnet von Peter Tscholl