Vinschgau - EURAC - Im ganzen Tal inklusive der Seitentäler des Vinschgaus sind Erhebungspunkte des Biodiversitätsmonitorings Südtirol verstreut. Dort untersuchen Forscherinnen und Forscher von Eurac Research auf Initiative des Landes Südtirol alles, was kreucht und fleucht. Ziel des Projekts ist nicht nur die Grundlagenforschung, sondern vor allem fundierte wissenschaftliche Daten als Grundlage für politische Entscheidungen zu liefern in Punkto Raumplanung, Landwirtschaft und Umweltschutz. In der Serie „Erforschung unseres Naturinventars“ stellen wir die Erhebungspunkte im Vinschgau und erste Ergebnisse vor.
Untersuchte Moore im Vinschgau
Feuchtgebiete nehmen zwar nur einen winzigen Teil der Fläche Südtirols ein, beherbergen aber einen beträchtlichen Teil unserer Biodiversität. Ausgerüstet mit Gummistiefeln oder anderem wasserfestem Schuhwerk untersuchen die Biologen von Eurac Research 2020 ein Niedermoor bei den Eisawiesen in Matsch. Hier laufen die Erhebungen noch auf Hochtouren. Mit Schaufeln und allerlei Handwerk ausgerüstet, entnehmen die Forscher Bodenproben, die sie dann im Labor untersuchen, um die Bodentextur, den pH-Wert, den Gehalt an organischer Substanz sowie die Menge an Makronährstoffen zu bestimmen. Der Vogelexperte arbeitet hingegen vor allem mit seinem Gehör, um die hier vorkommenden Vogelarten zu bestimmen. Ergebnisse gibt es bereits aus den Untersuchungen des letzten Jahres: 2019 untersuchten die Wissenschaftler den Schgumser Möser, ein Moor bei Tschengls.
Hotspots der Artenvielfalt: unsere Moore
Feuchtgebiete entpuppten sich in den südtirolweiten Erhebungen 2019 als wahre Hot Spots der Biodiversität. Sie sind der Lebensraum mit den meisten Vogelarten. Darunter finden sich auch sehr seltene Arten wie der Sumpfrohrsänger, der im Schgumser Möser beobachtet wurde. Feuchtgebiete sind die Lebensräume mit der höchsten Fledermausaktivität, vermutlich aufgrund der zahlreichen Fluginsekten. So konnten ganze 11 Fledermausarten im Schgumser Möser bestimmt werden. In Punkto Pflanzenvielfalt sind Feuchtgebiete sehr unterschiedlich: Manche Feuchtlebensräume, etwa Hochmoore, können auch nur wenige Pflanzenarten beherbergen, darunter aber meist einige Arten, die in Südtirol höchst selten und stark gefährdet sind. Die 2019 untersuchten Feuchtlebensräume weisen von allen untersuchten Lebensraumtypen die meisten Rote-Liste-Arten auf, also Arten, die in Südtirol zu verschwinden drohen. Auch bei den Heuschrecken und Tagfaltern konnten die Feuchtlebensräume mit besonderen Arten aufwarten. In den Schgumser Mösern ist etwa die einzige Population Südtirols und eine der wenigen Italiens der Großen Goldschrecke beheimatet. Weit unscheinbarer ist dagegen eine kleine grasartige Pflanze, welche die Möser besiedelt. Die Zwerg-Haarbinse ist in Südtirol ebenfalls sehr selten und ist vom Aussterben bedroht. Die Ergebnisse zeigen also einmal mehr, wie wertvoll diese Lebensräume sind und wichtig es ist, Moore zu schützen.
Julia Strobl, Eurac Research