Seit einem halben Jahr lebe ich von meinem Mann getrennt. Zusammen haben wir zwei Kinder (8 und 11 Jahre), die bei mir leben. Die Besuchsregelung hat sich eingespielt. Trotzdem habe ich das Gefühl, dass mir mit den Kindern und der Arbeit alles über den Kopf wächst. Ich bemühe mich, es allen recht zu machen und habe dennoch dauernd ein schlechtes Gewissen. Wie kann ich aus dieser Sackgasse wieder herauskommen?
Elisabeth Hickmann:
So wie ich Ihre Situation einschätze, ist es nicht verwunderlich, dass Sie kräftemäßig an Ihre Grenzen kommen. Es ist heute Realität, dass sich Paare trennen und damit Familien eine neue Form finden. In unseren Köpfen ist dagegen immer noch das alte „Vater-Mutter-Kind Bild“ verhaftet, dem wir beinahe zwanghaft entsprechen möchten. Zudem lastet immer noch ein hohes Maß an Verantwortung auf uns Frauen. Die eigenen Ansprüche werden durch ein überhöhtes gesellschaftliches Mutterideal umso überfrachteter. „Es braucht ein Dorf, um ein Kind großzuziehen“ besagt ein afrikanisches Sprichwort. Familie sollte in meinen Augen größer gedacht und gelebt werden. Ich wünsche Ihnen, dass Sie sich erlauben, sich davon zu verabschieden, alles alleine schultern zu müssen. Gerade in Ihrer Situation tun Sie gut daran, sich ein gut funktionierendes Netzwerk aus Vater, Großeltern, Freunden, Nachbarn usw. zu schaffen, das Ihnen im Alltag tatkräftig zur Seite steht. Damit erweitern Sie den Kreis der starken, verlässlichen Bezugspersonen für Ihre Kinder und entlasten sich selber. Eine Mama, die erschöpft ist, sich selbst kasteit und aufopfert, tut sich und letztlich auch den Kindern nichts Gutes..
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