Dienstag, 06 September 2011 00:00

Die Payerhütte

Artikel bewerten
(1 Stimme)

Schutzhütten im Vinschgau - Sulden

s16_790schutz

Die Schutzhütte steht in exponierter Lage auf 3.029m. Auf dem schmalen, felsigen Tabarettakamm erhebt sich die Hütte; beidseitig brechen steile bis senkrechte Felsflanken ab. Auf über 3.000m eröffnet sich ein atemberaubender Ausblick. Benannt ist die Hütte nach dem  Polarforscher und Kartographen Julius v. Payer, welcher als Erster das gesamte Ortlergebiet kartographisch erfasst hat. Die Hütte erreicht man von Sulden (ca.3St.), von Trafoi (ca.4St) und von der Bergstation des Sesselliftes K2 (ca.2St).

Im fernen Jahr 1874 planen die DuÖAV-Sektionen Leipzig und Prag die Hütte gemeinsam zu bauen. Leipzig zieht sich aber zurück und so beginnt die Sektion Prag mit der Anlegung des Weges von Trafoi im Jahre 1874 und mit dem eigentlichen Hüttenbau im Jahr 1875. Das Baumaterial wird von Trafoi heraufgetragen. Bereits am 6. September 1875 wird die Hütte feierlich eingeweiht. Zu dieser Zeit ist die Hütte ein kleiner, innen und außen verputzter Steinbau, welcher aus 2 Stockwerken besteht und insgesamt 25-30 Personen beherbergen kann. Bereits im Sommer 1877 besuchen 135 Alpinisten die Hütte. Der starke Besucherandrang macht einen Ausbau der Hütte notwendig. 1885 errichtet die Sektion Prag einen Neubau. Die Zahl der Schlafplätze wird durch die Erweiterung verdoppelt. Ab 1887 wird die Hütte bewirtschaftet und bald schon ist eine weitere Erweiterung notwendig. Passender Bauplatz am schmalen Kamm ist rar, sodass 1892 der Platz für einen noch größeren Zubau ausgesprengt werden muss. 1894 ist das neue Haus fertiggestellt. 1895 wird eine weitere Vorratshütte gebaut. Noch vor der Jahrhundertwende im Jahr 1899 übersteigt die Besucherzahl erstmals die 1000er Marke.
Im Jahr 1906 beginnen die Vorarbeiten für den Bau eines neuen 3-stöckigen Schlafhauses. Im selben Jahr kommen bereits über 2000 Besucher auf die Hütte. Im Jahr 1909 wird der gewaltige Bau fertiggestellt und vom 18.-20. September mit großen Festlichkeiten eröffnet. 21 Zimmer mit zusammen 48 Betten und zwei große Schlafräume mit Matratzenlagern für insgesamt 80 Schlafplätze umfasst der Bau. Weitere 11 Betten werden in den Jahren 1910 und 1911 eingerichtet. Sämtliches Baumaterial wurde von bezahlten Trägern von Trafoi heraufgetragen. In dieser Zeit erhält die Hütte auch einen Telefonanschluss.
Während des Ersten Weltkrieges ist der gesamte Baukomplex vom österreichischen Militär besetzt. 1916 wird eine Materialseilbahn von Sulden herauf erbaut. Nach dem Krieg wird auch die Payerhütte enteignet und fällt dem italienischen Staat zu. Die Führung der Hütte übernimmt die CAI Sektion Mailand, welche die Hütte baldigst wieder bewirtschaften lässt. Sie blieb auch im Italienischen nach Payer benannt; Julius v. Payer war Ehrenmitglied der CAI Sektion Mailand gewesen. In den 30er Jahren erhält die Hütte einen Dieselaggregat zur Stromerzeugung. Weiters wurde die Kapelle in dieser Zeit errichtet.
Während des Zweiten Weltkrieges blieb die Hütte 2 Jahre lang unbewirtschaftet. 1947 wurde der mittlere Teil durch einen Brand, vermutlich durch Blitzschlag, vollkommen zerstört. Übrig blieben das große Schlafhaus und die erste kleine Hütte. Die Wirtschaftsräume mussten nun ins Schlafhaus verlegt werden. Das Schlafhaus erhielt einen Vor- und Winterraum, einen Aufenthalts- und Speiseraum und in jedem Stockwerk ein WC. Für die Küche wurde ein Zubau anstatt der Kapelle errichtet; die Kapelle wurde auf den Platz der abgebrannten Hütte versetzt.
Aufgrund des Gletscherrückgangs wurde 1949 ein 18.000l fassender Wasserspeicher angelegt. Die Belieferung der Hütte erfolgte lange Zeit ausschließlich durch Träger und Saumtiere. 1966 errichtete der damalige Hüttenwirt W. Ortler auf eigene Kosten eine Materialseilbahn zur Edelweißhütte, welche heute teilweise verfallen ist. Ein Maultier brachte die Lasten bis zur Edelweißhütte. 1965 wurde zudem ein kleiner Landeplatz für Helikopter angelegt. Größere Einrichtungsgegenstände und größere Mengen an Lebensmitteln wurden bereits in dieser Zeit gelegentlich von Hubschraubern zur Hütte gebracht.
Die Payerhütte wird heute ausschließlich per Hubschrauber versorgt. Seit 25 Jahren wird die Hütte von der Familie Wöll Hermann aus Naturns bewirtschaftet. Von Mitte Juni bis Mitte September heißt sie jedes Jahr aufs Neue zahlreiche Bergbegeisterte willkommen. (chr)


Warning: count(): Parameter must be an array or an object that implements Countable in /www/htdocs/w00fb819/vinschgerwind.it/templates/purity_iii/html/com_k2/templates/default/item.php on line 248
Gelesen 3994 mal

Schreibe einen Kommentar

Make sure you enter all the required information, indicated by an asterisk (*). HTML code is not allowed.

Ausgaben zum Blättern

titel 23-24

titel Vinschgerwind 22-24

titel vinschgerwind 21-24

 sommerwind 2024

 

WINDMAGAZINE

  • Jörg Lederer war ein Holzschnitzer aus Füssen und aus Kaufbeuren. Die Lederer-Werkstatt hat viele Aufträge im Vinschgau umgesetzt. Wer will, kann eine Vinschgautour entlang der Lederer-Werke machen. Beginnend in Partschins.…
    weiterlesen...
  • Die Burgruine Obermontani bei Morter am Eingang ins Martelltal wurde für einen Tag aus ihrem "Dornröschenschlaf" wachgeküsst. von Peter Tscholl Die Akademie Meran, die Gemeinde Latsch und die Bildungsausschüsse Latsch…
    weiterlesen...
  • Vinschger Radgeschichten - Im Vinschgau sitzen alle fest im Sattel: Vom ultraleichten Carbon-Rennrad bis hin zum E-Bike mit Fahrradanhänger, Klapprad, Tandem oder Reisefahrrad. Eine Spurensuche am Vinschger Radweg. von Maria…
    weiterlesen...
  • Kürzlich wurde von den Verantwortlichen im Vintschger Museum in Schluderns das Kooperationsprojekt Obervinschger Museen MU.SUI gestartet. Es handelt sich um den gemeinsamen Auftritt der Museen in Schluderns VUSEUM/Ganglegg, Mals, Taufers…
    weiterlesen...
  • Blau, dunkelgrün, schneeweiß schäumend, türkis oder azur - Wasserwege im Vinschgau von Karin Thöni Wasser ist Quell des Lebens und unser kostbarstes Gut. Aber es wird knapper. Der „Wasserfußabdruck“ jedes…
    weiterlesen...
  • Martin Ohrwalders Liebe zu den Pferden muss ihm wohl in die Wiege gelegt worden sein. Bereits im Alter von drei Jahren schlug er seiner Mutter vor, die Garage in einen…
    weiterlesen...
  • Manfred Haringer ist Sammler, Modellbauer und Heimatforscher. Im letzten Jahr konnte er seinen alten Traum verwirklichen. In seinem Elternhaus in Morter, wo bis Ende des Zweiten Weltkrieges die Dorfschule untergebracht…
    weiterlesen...
  • Die historische Bedeutung von Schlossruinen und ihre Geschichte faszinieren die Menschen. Mit mehreren Revitalisierungsmaßnahmen erwacht derzeit die Ruine Lichtenberg in der Gemeinde Prad am Stilfserjoch zu neuem Leben. von Ludwig…
    weiterlesen...
  • Il grano della Val Venosta era conosciuto e apprezzato in tutto l' impero Austroungalico. Testo e Foto: Gianni Bodini Oggi sono i monotoni ed estesi meleti punteggiati da pali in…
    weiterlesen...
  • Questa importante strada romana attraversava tutta la Val Venosta. Testo e Foto: Gianni Bodini Iniziata da Druso nel 15 a.C., venne completata dall’imperatore Claudio Cesare Augusto. Questa importante via transalpina…
    weiterlesen...
  • von Annelise Albertin Das Val Müstair mit seiner intakten Naturlandschaft und den kulturellen Besonderheiten ist das östlichste Tal der Schweiz. Es liegt eingebettet zwischen dem einzigen Schweizerischen Nationalpark, den „Parc…
    weiterlesen...
  • Eine Symbiose zwischen der Geschichte und dem Lebensraum rund um das kunsthistorische Hotel „Chasa Chalavaina“ im benachbarten Val Müstair von Christine Weithaler Das Hotel Chasa Chalavaina wurde am 13. November…
    weiterlesen...

Sommerwind 2024

zum Blättern

Sommer Magazin - Sommerwind 2024 - Bezirk Vinschgau Südtirol - Wandern, Menschen, Urlaub, Berge, Landschaft, Radfahren, Museen, Wasser, Waale, Unesco, Tourismus

wanderfueher 2024 cover

zum Blättern

Wanderführer 2024 - Bezirk Vinschgau Südtirol - Traumhafte Touren Bergtouren Wanderungen Höhenwege

 

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.