„Miar isch des zu longweilig gwees’n!” Seine Eltern waren die Besitzer des Steiner-Ladens und des gegenüberliegenden Gasthofs Lamm. Dieser war verpachtet und blieb während des zweiten Weltkriegs geschlossen. Die Fahrten mit den Rössern nach Schluderns und Mals, um die Waren abzuholen, sind ihm bis heute in lebhafter Erinnerung. „Solz und Tabag hobmer in Mols gfossn, Säck zu 100 Kilo, di Frocht-Wor isch af Schluderns mit’n Zug kemmen!” Nach der Pflichtschule wollte er nicht mehr die Schulbank drücken, die körperliche Arbeit sagte ihm zu. Ein täglicher langer Fußmarsch führte ihn zum Holzschlag unter die Rifairer Alm. „A strenge Orbat, miar hob’m koan Kran kopp, di Stämm fa Hond verlogert und verlodn!”
Schon als Kind fuhr Heinrich gerne Ski. Im Gasthof Lamm, während und nach dem Krieg Militärkaserne, fand er alte Ski. Mit Bergschuhen ausgerüstet, machte er die ersten Versuche auf den Brettern. Vater Alois erkannte sein Talent, unterstützte ihn und begleitete ihn zu den Rennen. Einmal fand ein Rennen in Melag im hintersten Langtauferertal statt. Ab Graun war die Straße nicht geräumt. Zu Fuß machten sich die beiden auf den Weg nach Melag. In letzter Minuten erreichte Heini den Start und nahm am Rennen teil.
Dem italienischen mächtig, diente er während seiner Minilitärzeit in Meran dem Collonello als Übersetzer, spielte Trompete in der Militärkapelle und fuhr zahlreiche Skirennen. Gemeinsam mit Max Gurschler aus dem Schnalstal wurde er zu Abfahrten am Monte Bondone und nach Madonna di Campiglio geschickt. Sie haben in vornehmen Hotels gewohnt und die meisten Rennen gewonnen. Wieder im Heimatdorf zurück, war er im elterlichen Gastbetrieb und der Landwirtschaft tätig. Im Jahr 1956 ersetzte ein Traktor (Allgäuer Diesel) die Pferde. Eine Arbeitserleichterung, welche auch die Dorfbewohner gerne in Anspruch nahmen. „Acker pfliag hon i, Holz gfiart - firn gonzn Dorf, fir di Lootscher, Molser und Glurnser bin i gfohrn!” Auch waren die Steiners die ersten im Dorf, die ein Auto besaßen. Viele Fahrten mit Kranken und Verletzten machte Heini, um Sie ins nächste Krankenhaus zu fahren. Einmal musste er ein Mädchen, das sich die Oberlippe durch einen Sturz gerissen hatte, nach Mals zum Verarzten bei Doktor Maier fahren. Damit keine Narbe zurückblieb operierte er das Kind ohne Betäubung, Heini hielt das sich dagegen sträubende Kind. Als die Operation beendet war, wurde ihm plötzlich schlecht und er selbst hatte die ärztliche Hilfe nötig. „Wer des Madele gwees’n isch, woaß i nimmer!” 1965 heiratete er die Göflanerin Irma Kuen, welche mehrere Saisonen als Kellnerin im „Schwarzen Adler” arbeitete. Den Familienbetrieb im Gasthof Lamm vervollständigten ihre fleißigen Hände. Sie schenkte den Kindern Elisabeth, Herta, Helene und Andreas das Leben. „Di Mutti und i hob’m ollm guat gschoffn, ins ollm olls ausgret!”
Neben den Renovierungsarbeiten, welche im Betrieb erfolgten (1951 eine neue Bar, 1964 Zimmer mit Dusche und WC, 1974 Schwimmbad und Sauna, 1982 Abriss und Neubau des alten Gasthauses, 1984 Neubau Stall und Stadel), der Arbeit mit den Gästen und der Landwirtschaft spielte er in den Reihen der Musikkapelle die Trompete von 1950 bis 1989, war 24 Jahre bei der Freiwilligen Feuerwehr, ein Jahrzehnt in der Verbandsleitung des HGV und arbeitete im Gemeindevorstand bei verschiedenen Projekten mit. Bei der Friedhofserweiterung war er treibende Kraft. Die Ironie des Schicksals wollte es, dass das erste Grab, das darauf Platz fand, das seines Bruders Siegfried war. Siegfried war bei einer Skitour ums Leben gekommen. Als Präsident des Verkehrsvereines war er Pionier im Tourismus. So wurde Anfang der fünfziger Jahre der Skiclub Taufers gegründet. Ein Stafettenlauf im Winter auf Langlaufskiern mit Start unterhalb des Dorfes, Aufstieg ins Avingatal zur Mangitzalm und Abfahrt ins Dorf zum Schulplatz war Anziehungspunkt begeisterter Wintersportler. Anfang der fünfziger Jahre errichteten die Tourismuspioniere einen kleinen Lift in den Wiesen hinter der St. Blasiuskirche. Gegen Ende der Fünfzigerjahre organisierte der Verkehrsverein Riesentorläufe mit namhaften Sportgrößen, unter ihnen Gustav und Roland Thöni. „I bin a ollm mitgfohrn, hon obr gmiaßt schaugn dassis dartua!” 1968 folgte ein neuer Tellerlift, ein Ausnahmeprojekt im Obervinschgau und weitum bekannt. Die Pisten präparierten die Touristiker und die Militäristen der Malser Kasernen. „Der Militärkommandant fa Mols hot mr di junge Mander zan brettlen innergschickt.” Als Skilehrer hat er unzähligen Leuten die Freude am Skifahren weitergegeben. Er war Gründungsmitglied der Skischule Watles und wird auch noch im kommenden Winter als Skilehrer tätig sein. Seine Naturverbundenheit spiegelt sich in seiner Jagdleidenschaft wider. 1958 schoss er seinen ersten Hirsch; bis heute ist er in den Wäldern unterwegs. Die Geschicke im Hotel Lamm hat er an seinen Sohn Andreas weitergegeben. Irma und Heini haben sich zurückgezogen, genießen die gemeinsame Freizeit, den wohlverdienten Ruhestand, die Familie und die Enkelkinder.
Brigitte Thoma
Zeitung Vinschgerwind Bezirk Vinschgau