Die Jugendzeit ist eine Zeit des Ausprobierens und des Grenzen Testens. Doch genau das ist heuer nur begrenzt oder gar nicht möglich. Wohl in keiner anderen Lebensphase spielen Freunde und die Gleichaltrigen eine so wichtige Rolle. Aber diese sehen sie meist nur mehr übers Videochatten. Was macht das mit den Jugendlichen, oder welche anderen Möglichkeiten finden sie, um trotzdem gut durch die Coronazeit zu kommen? Was ist für sie besonders schlimm an dieser außergewöhnlichen Situation?
Um die Sicht der Jugendlichen kennenzulernen, wurden fünf Mädchen und drei Buben zwischen 11 und 20 Jahren interviewt. Sie haben erzählt, wie sie im Lockdown zurechtkommen und was besonders schlimm ist/war, aber auch besonders schöne Erlebnisse im heurigen Jahr wurden benannt.
Die meiste Zeit im Lockdown verbringen die Jugendlichen mit dem Fernunterricht oder dem Arbeiten. Den Fernunterricht empfinden die meisten Jugendlichen als sehr fordernd und anstrengend. Hauptsächlich für ein Mädchen und einen Jungen welche heuer in die Maturaklasse gehen ist es eine Herausforderung:
„Ich habe Matura und mit dem Fernunterricht passt das nicht zusammen, das müsste man in Präsenz machen, aber das hilft nichts.“
Die Freizeit im Lockdown verbringen die Jugendlichen mit den verschiedensten Sachen. Sie sind kreativ und lassen sich alles Mögliche einfallen. So basteln sie zuhause, oder Kochen und Backen. Auch Home- und Fitnesstrainings werden abgehalten, da ihre sportlichen Aktivitäten ansonsten auf Eis gelegt wären. Einige berichten auch, dass sie jetzt bewusster auf sich achten. Hauptsächlich die Buben zocken mit Freunden und bleiben so in Kontakt. Alle Jugendlichen erwähnen, dass sie mehr Zeit mit der Familie verbringen:
„Man ist halt viel mit der Familie und das gefällt mir gut, alle haben Zeit füreinander.“
Und fast alle sehen das als besonders schön in diesem Jahr. So berichten sie, wie sie gemeinsam Karten oder Brettspiele spielen, oder sogar Fox tanzen lernen:
„Es hat dann alle gelangweilt nur zuhause rumzuliegen, deshalb haben wir uns etwas überlegt, was wir zusammen tun könnten.“
Natürlich berichten die Jugendlichen auch, dass sie sich zuhause auch mal gegenseitig auf die Nerven gehen, aber:
„Da geht dann jeder seinen Weg, entweder spazieren oder ins eigene Zimmer und dann geht’s schon wieder“.
Die Geschwister spielen eine große Rolle:
„Ich finde es fein, dass meine Geschwister zuhause sind, dann kann ich mich mit ihnen beschäftigen, in dieser Situation wäre ich nicht so gerne Einzelkind!“.
Es gibt aber auch für die Jugendlichen sehr viele Verzichte, welche sie in diesem Jahr machen müssen. Sie sagen, dass sie auf die Normalität verzichten müssen, können nicht ins Kino gehen oder zum Shoppen, müssen auf die Schule und Sportgruppe verzichten oder können die Großeltern und Verwandte nicht mehr besuchen.
Auch das Reisen spielt im Jugendalter eine große Rolle, so mussten vor allem die größeren Jugendlichen Städte- und Maturareisen oder Auslandspraktika wieder streichen:
„…einfach mal rauskommen, jetzt bin ich gerade 18 geworden…“.
Nicht nur dass man nicht mehr Reisen kann, sondern vor allem, dass das Ausgehen und Feste feiern nicht mehr möglich ist, belastet einige. So etwas hätten sie sich vorher nie vorstellen können. Manche empfanden es als schlimm, dass sie ihren Geburtstag im Lockdown verbringen mussten, andere vermissen es einfach neue Leute kennenzulernen und in die Disco zu gehen:
„Ich war immer gerne unterwegs und jetzt ist man immer nur hier und macht den ganzen Tag dasselbe.“
Der größte Verzicht für alle Jugendlichen ist jedoch, dass sie ihre Freunde nicht mehr treffen dürfen oder sie nur mehr zufällig im Dorf sehen und Abstand halten müssen. Alle berichten, dass sie zwar videotelefonieren oder sich beim Zocken oder Onlinewatten treffen, aber der direkte Kontakt fehlt ihnen doch sehr:
„Am schwersten ist es für mich meine Freunde nicht mehr zu sehen. Ich bin total ein geselliger Typ. Ich brauche meine Leute“.
Die Coronazeit raubt den Jugendlichen ein Stück ihrer Jugend. Zwar haben alle acht Jugendlichen auch positive Seiten dieser Zeit erwähnt und sind sehr kreativ, diese Veränderung interessant zu gestalten. Doch sie vermissen trotzdem die Normalität und die Unbeschwertheit, welche eigentlich eine Jugendzeit prägen sollte.
Vinschgau - EURAC - Mit einem Rucksack voller Boden kehrt der Bodenexperte Michael Steinwandter zurück ins Tal. Den Boden er einer Wiese auf 2.500 Metern in Form eines quadratischen Bodenziegels entnommen, um ihn jetzt im Labor in Bozen genauer zu untersuchen. Steinwandter gehört zum Team des Biodiversitätsmonitorings Südtirol von Eurac Research. Im Rahmen des Projekts erforschen die Expertinnen und Wissenschaftler von Eurac Research im ganzen Land unsere Artenvielfalt in vielen verschiedenen Lebensräumen, um Auswirkungen von Klimawandel und Landnutzungsänderungen frühzeitig zu erkennen. In dieser Serie stellen wir die einzelnen Erhebungspunkte im Vinschgau und erste Ergebnisse vor.
Alpine Lebensräume
Über ein Viertel der Landesfläche Südtirols liegt in einer Höhe von über 2.200 Metern. Hier kämpfen Pflanzen und Tiere mit widrigen Umweltbedingungen. Größere Gehölze fehlen weitestgehend, stattdessen dominieren niederliegende Gräser, Kräuter und Zwergsträucher. Es überwiegen hier bei allen untersuchten Tier- und Pflanzengruppen Spezialisten, also Arten, die fast nur in diesem Lebensraum vorkommen und die an die besonderen ökologischen Bedingungen angepasst sind. All das macht die alpinen Lebensräume zu den spannendsten, die im Biodiversitätsmonitoring Südtirol untersucht werden. Jedes Jahr werden zwölf Standorte oberhalb der Waldgrenze untersucht – sechs davon, also die Hälfte, lagen heuer im Vinschgau: zwei am Fuße der Jennwand oberhalb von Göflan, zwei beim Stilfser Joch, und zwei oberhalb von Kurzras, in der Nähe der Lazaun Hütte.
Bodenlebewesen
Für seine Bodenerhebungen bringt Steinwandter allerlei Utensilien mit ins Feld: Schaufel, Spaten, Fallen, Stangen und eine Blockform, um Bodenproben zu entnehmen. Im Labor in Bozen untersucht er vor allem Bodenlebewesen, die er durch Wärme aus dem Bodenblock extrahiert. In den kommenden Herbst- und Wintermonaten wird Steinwandter all die extrahierten und gefangenen Lebewesen bestimmen und auswerten. Erste Ergebnisse gibt es bereits bei anderen untersuchten Gruppen.
Eine Welt der Spezialisten
Bei den Erhebungen der alpinen Flächen im Schnalstal konnte der Ornithologe das seltene und gefährdete Schneehuhn verzeichnen, bei der Jennwand den seltenen Mauerläufer. Beide Vogelarten sind Spezialisten des Gebirges und brauchen offene und felsdurchsetzte Landschaften. Auch bei der Heuschreckenuntersuchung in den Schnalser Flächen und am Stilfser Joch fanden sich in erster Linie Gebirgsspezialisten: die Sibirische Keulenschrecke und die Gewöhnliche Gebirgsschrecke sind an die kargen Bedingungen in diesen Höhen angepasst – weiter unten im Tal sucht man sie vergeblich. Sogar einige Tagfalterarten haben sich an diese schwierigen Bedingungen angepasst. Ein besonderer Spezialist unter ihnen, wie der Name bereits verrät, ist der Hochalpen-Perlmuttfalter. Auch einige weitere Arten, die wir an den untersuchten Gebirgsstandorten fanden, etwa der Bergweißling oder der Graubraune Mohrenfalter, fühlen sich in alpinen Gefilden am wohlsten.
Mag uns eine alpine Landschaft auch noch so lebensfeindlich erscheinen, ist sie doch Lebensraum für eine Vielzahl von Tieren und Pflanzen, und viele dieser Arten findet man nur hier.
Julia Strobl, Eurac Research
Schlanders/Vinschgau - Gewalt gegen Frauen kommt nicht in die Tüte: Die Botschaft ist klar und deutlich und steht - passend zum Slogan - auf Papiertüten geschrieben. Es sind jene Papiertüten, die derzeit in verschiedenen Lebensmittelgeschäften - anstelle der üblichen Papiertüten - verteilt werden, die sensibilisieren und auf das Thema Gewalt an Frauen aufmerksam machen sollen.
Die landesweite Kampagne des Landesbeirates für Chancengleichheit und des Frauenbüros stößt auf große Resonanz und erfährt breite Unterstützung in fast allen Gemeinden Südtirols. Auch in Schlanders steht man hinter der Sensibilisierungskampagne. Gemeindereferentin Monika Wielander Habicher verteilte die Papiertüten, die kostenlos zur Verfügung gestellt wurden, in verschiedenen Betrieben, die in den vergangenen Wochen die Tüten zum Einpacken von Brot und Gemüse verwendeten. „Die Tüten sind eine tolle Aktion zu einem Tag, an dem man besonders hinschaut und hinschauen soll“, sagt Referentin Monika Wielander Habicher.
Hintergrund der Aktion ist nämlich der 25. November, der Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen. Gewalt hat viele Gesichter. Körperliche Gewalt etwa mit stoßen, boxen, ohrfeigen oder treten zum Beispiel, psychische Gewalt mit Beleidigungen oder Demütigungen, die soziale Gewalt, die Betroffene von ihrer Umwelt und ihrem Umfeld abgrenzt, sexuelle Gewalt mit sexuellen Handlungen gegen den Willen der jeweiligen Betroffenen, finanzielle Gewalt, die sich in finanzieller Abhängigkeit vom Partner zeigt. Aber auch Belästigung und Stalking sind Formen von Gewalt an Frauen.
Die Aktion läuft bis heute, dem Internationalen Tag der Menschenrechte am 10. Dezember und wurde von verschiedenen Partnern unterstützt. Dass der Beirat für Chancengleichheit die Papiertüten-Kampagne lanciert hat, hat einen weiteren Grund. Heuer wird nämlich das 30jährige Bestehen gefeiert. (ap)
Bozen/Schlanders - Die Deutsche Akademie der Technikwissenschaften (acatech) ist die vom Bund und den Ländern geförderte Akademie und Stimme der Technikwissenschaften in Deutschland wie im Ausland. Die acatech berät Politik und Gesellschaft in technikwissenschaftlichen und technologiepolitischen Zukunftsfragen und steht unter der Schirmherrschaft des deutschen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier. Wie „Frauenhofer Italia“ in einer Pressemitteilung schreibt, ist nun Dominik Matt, der Direktor bei Fraunhofer Italia und Professor für Produktionstechnologien und -systeme an der Freien Universität Bozen nach Rektor Prof. Paolo Lugli der zweite Wissenschaftler der Uni Bozen, der in den illustren Kreis der acatech aufgenommen wurde. Als Akademiemitglied wird sich Dominik Matt an der Schnittstelle von Wissenschaft, Wirtschaft und Politik engagieren. In beratender Funktion wird er vor allem für die Bereiche „Digitalisierung“, „Industrie 4.0“, „Fachkräftesicherung“, „ressourcenorientierte Energieversorgung“, „Technik-Kommunikation“ oder „Mobilität der Zukunft“ tätig sein. (hzg)
Tipp zur Vorsicht - Angezündete Wachskerzen können unbeaufsichtigt schnell einen Wohnungsbrand verursachen. In der bevorstehenden Vorweihnachtszeit steigt dieses Risiko aufgrund von Adventskränzen und Weihnachtsbeleuchtungen noch leicht an. Dieses Jahr gar mehr als üblich, befürchten Experten.
Die Adventszeit ist da. Gerade in diesem aufwühlenden Jahr wohl für viele die Zeit der Besinnung. Ein fixer Bestandteil dieser Zeit sind dabei Kerzenlichter, vor allem auf dem Adventskranz oder dem Weihnachtsbaum. Allerdings steigt dadurch auch das Risiko für Wohnungsbrände. Das Risiko in diesem Jahr könnte sich nochmals erhöhen, weil sich die Leute aufgrund fehlender Veranstaltungen öfters zuhause aufhalten. Um Brandunfälle zu vermeiden, wird geraten, im Umgang mit Wachskerzen ein paar Grundlagen zu beachten.
Kerzen sollten nicht unbeufsichtigt bleiben. Außerdem sollte die Kerze in einem Halter und auf einer nicht brennbaren Unterlage fixiert sein.
Ein besonderes Augenmerk sollte man auf den Christbaum legen, denn gerade beim Auspacken der Geschenke ist dann die Gefahr eines Brands groß. Man sollte regelmäßig Wasser nachgießen. Den je mehr ein Baum austrockne, desto leichter werde er entflammbar.
Diese Tipps solltet ihr zur Brandverhütung in der Adventszeit berücksichtigen:
Kerzen und Adventskränze
• Kerzen nie unbeaufsichtigt brennen lassen, sondern vor Verlassen des Raumes löschen.
• Nur Kerzenständer aus nicht brennbarem Material (Glas, Metall, Porzellan) verwenden, welche auch das herunterlaufende Wachs aufnehmen können.
• Kerzen und Adventskränze ausser Reichweite von brennbarem Material aufstellen.
Weihnachtsbaum
• Baum ausser Reichweite von brennbarem Material (zum Beispiel Vorhänge) aufstellen.
• Kerzen sollten mindestens 30 Zentimeter Abstand zu Ästen und anderem brennbarem Material angebracht werden. Nie direkt unter Zweigen anbringen.
• Kerzenhalter am Baum gut befestigen.
• Den Weihnachtsbaum regelmässig giessen. Er trocknet jeden Tag mehr aus.
• Unter den Weihnachtsbaum eine nicht brennbare Unterlage oder Schutzdecke legen.
Und übrigens: Für den Notfall immer eine Löschdecke, einen Handfeuerlöscher oder einen Wassereimer bereit halten.
Schlanders/Vinschgau - Seit vielen Jahren und Jahrzehnten sind im ganzen Lande Dorfchronisten dabei, fleißig zu sammeln, zu ordnen und zu dokumentieren. In Schlanders hat Raimund Rechenmacher, der Leiter der Mittelpunktbibliothek und Koordinator der Schlanderser Chronistengruppe, die frisch gebundene Jahreschronik über das Jahr 2019 vor wenigen Tagen erhalten. In drei Bänden wurde alles gesammelt und dokumentiert, was sich in Schlanders ereignet hat. Der erste Band umfasst eine Textchronik, verfasst von Erich Daniel, mit einer chronologischen Aufzählung aller wichtigen Ereignisse, Veranstaltungen, Versammlungen und Feiern in Schlanders. Außerdem wird die Dorfchronik durch viele Hinweise auf das Wetter und wichtige Ereignisse im Tal, im Lande und auf der Welt ergänzt. Neben der Textchronik enthält der erste Band noch die Pressechronik, eine umfangreiche Sammlung aller Zeitungsartikel über Schlanders, gesammelt von Manuela Nollet und Francesco Patané. Der zweite Band, der ebenfalls aus rund 600 Seiten besteht, enthält eine Sammlung der Gemeinderundschau, die Vereinschronik mit den Tätigkeitsberichten der verschiedenen Vereine, eine Todeschronik mit den Todesanzeigen der Verstorbenen. Gut dokumentiert und reich bebildert ist die Bauchronik, erstellt von Claudia Klett. Am Ende des zweiten Bandes gibt es noch die Bevölkerungschronik mit einer detaillierten Jahresstatistik der Gemeinde. Seit einigen Jahren gibt es als dritten Band eine Fotochronik mit Landschaftsbildern zu allen Jahreszeiten und Bildern von den verschiedenen Ereignissen und Veranstaltungen in der Gemeinde Schlanders. Benjamin Wellenzohn hat das Fotobuch zusammengestellt und auch die gesammelten Zeitungsartikel gescannt, so dass die gesamte Chronik auch digital zur Verfügung steht und jederzeit in den Bibliotheksstunden in der Bibliothek Schlandersburg eingesehen werden kann. Auch die drei Bände der Jahreschronik liegen dort zur Einsichtnahme auf. (hzg)
In Bozen sind die Hilfsanfragen um Lebensmittel-Spenden um 20 bis 30 Prozent gestiegen. Darauf machte kürzlich der Vizepräsident der Onlus Organisation Banco Alimentare, Luca Merlino, im Sender RAI-Südtirol aufmerksam. Auch bei den Vinschger Tafeln melden sich immer mehr Menschen.
von Magdalena Dietl Sapelza
Die Onlus-Organisation Banco Alimentare ist die Dachorganisation Lebensmittel-Tafeln, zu denen bedürftige Menschen mit Berechtigung Zugang haben. Der Banco Alimentaren sammelt in ganz Italien Lebensmittel und verteilt diese - auch in Südtirol. Mit einer Aktion im November wurden seit Jahren in den Geschäften Lebensmittel gesammelt, so auch im Vinschgau. Unterstützt wurde diese Aktion immer von freiwilligen Helferinnen und Helfern der örtlichen Tafeln von Naturns, Latsch, Schlanders und Prad. Diese standen in den Geschäften, nahmen die Lebensmittelspenden in Empfang und informierten über deren Verwendung. Diese Art der Sammlung war in diesem Jahr wegen Corona nicht mehr möglich. Deshalb wurde von Banco Alimentare zwischen dem 21. November bis 8. Dezember eine neue Art der Sammlung mit Hilfe von Geschenkkarten ins Leben gerufen. Gesammelt wurde allerdings nur in größeren Geschäften, die auch über die logistischen und digitalen Voraussetzungen verfügen. Im Vinschgau waren dies: Eurospar Schlanders, Despar Naturns, Eurospin Eyrs und Schluderns, Lidl Latsch. An der Kasse konnten die Spendenwilligen mitteilen, wie viel Geld sie für Lebensmittel spenden möchten. Das Geld wurde dann von den Geschäften in haltbare Lebensmittel „umgewandelt“, die dann an die Tafeln gehen. Die Aktion ist insgesamt eher schleppend über die Bühne gegangen. Es kamen weniger Spenden zusammen als sonst - nicht zuletzt, weil Kundinnen und Kunden wegen der Hygienebestimmungen nicht direkt angesprochen werden konnten. Außerdem sind reine Geldspenden oft mit Verunsicherung verbunden. „Wenn jemand Nudel oder Reis direkt in einen bereit gestellten Korb geben kann, fühlt er sich sicherer, dass die Lebensmittel auch bei den Bedürftigen ankommen“, erklärt Monika Wielander von der Tafel in Schlanders.
Die Verantwortlichen der Tafeln im Vinschgau verzeichnen ebenfalls einen Anstieg an Hilfesuchenden. Und sie sind stets darum bemüht, ihre Lager aufzufüllen. Nach wie vor werden ihnen laufend Lebensmittel aus Geschäften, von Obstgenossenschaften, von Landwirten und aus den Pfarrei-Sammlungen übergeben. Waren werden auch mit Spendengeldern gekauft. An die Vinschger Tafeln könnten nun auch ein Teil jener Gelder gehen, die den Gemeinden während des Lockdowns im Frühjahr für bedürftige Familien überwiesen worden waren und die wegen der sehr strengen Kriterien nicht ausbezahlt wurden. Die Verantwortlichen in der Bezirksgemeinschaft Vinschgau haben sich für eine Verwendung dieser Gelder im Volontariat und speziell auch für die Tafeln ausgesprochen. Menschen rutschen derzeit in die Armut, weil sie arbeitslos geworden sind, weil das Geld aus dem Arbeitslosentopf oder der Lohnausgleichskasse nicht reicht oder noch ausständig ist, weil sie alleinerziehend sind... Viele fallen bei Unterstützungen auch durch den Rost. Die Coronakrise befeuert Notsituationen. Caritative Einrichtungen sind derzeit gefordert wie nie.
Kolping im Vinschgau - Heuer kann Kolping auf ein 170jähriges überörtliches verbandliches Wirken blicken! Damit die Ausbreitung seiner Gesellenvereine (heute Kolpingsfamilien) in geregelten Bahnen verlief, schlossen sich auf Anregung Adolph Kolpings am 20. Oktober 1850 die ersten drei Gesellenvereine – Elberfeld, Köln und Düsseldorf – zum „Rheinischen Gesellenbund“ zusammen. Es war die eigentliche Gründung unseres Verbandes und der Beginn seines überörtlichen Wirkens als katholischer Sozialverband in Gesellschaft und Kirche bis heute.
Das Vereinsstatut des Rheinischen Gesellenbundes wurde als grenzüberschreitend anerkannt. Ebenso die Erwählung des Heiligen Josef zum Patron des Verbandes – deshalb historischer Josefsaal im Kolpinghaus Bozen- und damit galt/gilt bis heute der 19. März als Bundesfest. Der Gründer des Elberfelder Gesellenvereins, Johann Gregor Breuer, wurde mit der Erstellung eines Vereinsliederbuches betraut. Über Gregor Breuer werde ich ein andermal berichten.
Zielsetzung der Verbandsgründung war, ein lebendiges Miteinander auf Basis gleicher und damit verlässlicher Regelungen zu pflegen, damit die Gesellen überall weitgehendst gleiche oder vergleichbare Rahmenbedingungen antreffen konnten. Bis heute sind diese Elemente konstitutive Merkmale unseres Verbandes – unbeschadet ihrer Weiterentwicklung in den vergangenen 170 Jahren. Denken wir nur an die Kolpinghäuser in unserem Lande und in Europa, sowie außerhalb davon.
Otto von Dellemann
Arturo De Filippis kam vor 54 Jahren von Neapel in den Vinschgau, wo er eine Stelle beim
italienischen Automobilclub ACI an der Reschen-Grenze antrat. Er sprach kein Wort Deutsch.
In seiner offenen Art ging er auf die Vinschger zu und lernte deren Dialekt.
von Magdalena Dietl Sapelza
Im Juni 1966 setzte sich Arturo in Neapel in den Nachtzug. Sein Ziel war der 1000 Kilometer entfernte Reschenpass, um dort beim ACI zu arbeiten. Er nickte ein und schlief bis ihn die laute Durchsage: „Bahnhof Bozen“ weckte. „Selm hon i gmoant, i bin in Österreich“, erinnert er sich. Als er auch „Bolzano“, hörte, wurde ihm klar, dass er umsteigen musste. Verunsichert drückte er einem Taxifahrer den Zettel mit der Adresse seiner Unterkunft in Reschen in die Hand und ließ sich dorthin chauffieren. „Selm hon i norr teiflisch zohlt“, lacht er. Sein erster Monatslohn von 30.000 Lire sei futsch gewesen. Am ersten Arbeitstag an der Grenze merkte er, dass dort neben Italienisch auch Deutsch gesprochen wurde. Ohne Berührungsängste eignete er sich die neue Sprache Wort für Wort an. Heute spricht er den Vinschger Dialekt.
Arturos Familie lebte im Herzen von Neapel. Nachdem seine Eltern wegen ihrer Tuberkulose-Erkrankung in ein Sanatorium eingewiesen wurden, kam Arturo als Vierjähriger zu Klosterfrauen in ein Heim umgeben von hohen Mauern außerhalb der Stadt. Fünf Jahre lang war das Heim sein Zuhause. Er und die vielen anderen Kinder wurden unterrichtet, folgten strengen Ritualen und schliefen in riesigen Schlafsälen. Spielsachen habe es keine gegeben, dafür aber gutes Essen, erzählt er. Unendlich lang empfand er die Gottesdienste. Die „Messa Cantata“ in lateinischer Sprache sei über Stunden zelebriert worden, betont er. Ausschließlich seine wieder genesene Mutter durfte ihn später einmal im Monat besuchen. Um die Mauern herum führte der „Circuito di Posillipo“, eine bekannte Autorennstrecke der Formel I. Arturo liebte es, auf der zwei Meter hohen Mauer zu sitzen und den schnellen Schlitten zuzuschauen. Als 10-Jähriger kam er ins nächste Heim, das Mönche führten. Von ihnen musste er so manche Züchtigung erdulden. Erst nach Abschluss der Pflichtschule kehrte er als 15-Jähriger zu seiner Familie zurück. „I bin olm inngsperrt gwesn unt hon nix von der Welt gwisst“, meint er. Er eckte bei Gleichaltrigen an und kam mit dem pulsierenden Leben in der Stadt nur schwer zurecht. Auf Betreiben seiner Mutter, die beim ACI in Neapel arbeitete, durfte er dort als Saisonarbeiter mithelfen, bis er die fixe Stelle am Reschenpass zugesprochen bekam. Dort drehte sich seine Arbeit um Geldwechsel, Grüne Karte, Versicherungen, Benzingutscheine... Unterbrochen wurde die Arbeit nur vom Militärdienst, den er zuerst in Neapel und dann in Meran absolvierte. Wieder an der Grenze lernte er seine Frau Greti Saurer aus Prad kennen, die in Reschen als Friseurin arbeitete. Mit ihr besuchte er kurz darauf Neapel. „Selm hot si gmiaßt bei meiner Mama im Bett schlofn“, lacht er. Die Hochzeitsglocken läuteten 1971 in Prad. Die jungen Eheleute bezogen eine Wohnung in Reschen. Die Suche nach einem Baugrund führte sie nach Schluderns. Dort errichteten sie ihr Heim und zogen 1979 ein, inzwischen mit ihren zwei Kindern. Greti führte im Haus einige Jahre einen eigenen Friseursalon. Arturo pendelte zur Grenze, bis zu seiner Pensionierung 1999. Diese fiel mit der endgültigen Schließung des ACI-Büros zusammen. Arturo schloss sich der Schludernser Altherrenmannschaft an, betreute deren Radtouren und half bei Vereinfesten mit. Nach der Gründung der Schludernser Energiegenossenschaft SEG im Jahr 2000 machte sich Arturo dort zehn Jahre lang als „Mann für alles“ nützlich und ab 2006 auch in der Bioenergiegenossenschaft BEST in St. Valentin, wo er noch immer tätig ist.
Vor rund zehn Jahren entdeckte Arturo das Tanzen als seine große Leidenschaft. Mit seiner Frau besuchte er unzählige Kurse. Die beiden beherrschten Standart-Tänze in perfekter Ausführung und wurden bei Bewerben bestaunt. Bis zu 50 Wochen im Jahr waren sie mit neuen Schritten und Figuren beschäftigt. Arturo sprühte vor Begeisterung und wollte immer besser werden. Seiner Frau wurde es schließlich zu anstrengend. Und so musste auch er die Tanzschuhe an den Nagel hängen. Ein Neustart mit einer anderen Tanzpartnerin wäre viel zu langwierig gewesen. Arturo denkt oft an die Tanzabende zurück. „Es gib nix Scheaners als Tonzn“, schwärmt er. Wenn er Tanzmusik hört, überkommt ihn große Wehmut. Mit dem Tanzen verbinden ihn heute nur noch Erinnerungen, genauso wie mit seiner Geburtsstadt Neapel, die er vor 54 Jahren verlassen und seither nur einige wenige Male besucht hat.
Vinschgau/Südtirol/Brüssel - In der vergangenen Woche konnte das Europäische Parlament gemeinsam mit dem Rat eine politische Einigung zum Interreg Programm erzielen. Damit stehen für die nächsten sieben Jahre insgesamt 8 Mrd. EURO für die grenzüberschreitende und transnationale Zusammenarbeit der Regionen in der EU zur Verfügung. Das sind besonders für Südtirol gute Nachrichten, denn als grenznahe Provinz profitiert Südtirol von Förderungen über die Kooperationsprogramme Interreg Italien-Österreich, Interreg Italien-Schweiz und dem transnationalen Alpenraumprogramm.
„Interreg schafft einen wichtigen Beitrag, um unsere Grenzräume und das Leben der Menschen dort zu verbessern. Mit diesen gemeinsamen Projekte werden nicht nur Hindernisse beseitigt, sondern auch die Grenzen in den Köpfen der Menschen abgebaut“, so der Europaparlamentarier Herbert Dorfmann (Bild), der die Arbeit im Regionalausschuss mitverfolgt. Mit den neu verhandelten Regeln soll die grenzüberschreitende Zusammenarbeit in Zukunft einfacher, sprich unbürokratischer gestaltet werden. 20% der Fördergelder werden direkt in Kleinprojekte fließen und damit auch für kleinere Zusammenarbeiten leichter zugänglich gemacht.
Der thematische Fokus wird unter anderem auf die Bereiche Klimaschutz, Soziales und Gesundheit gelegt. Laut Herbert Dorfmann wurde durch die Corona-Pandemie die mangelnde Kooperation der Gesundheitssysteme besonders in Grenzräumen sichtbar. Über die neuen Interreg-Programme sollen Investitionen für eine verbesserte Zusammenarbeit der Gesundheitssysteme verpflichtend werden. Einen Wermutstropfen gibt es dennoch. Trotz der Wichtigkeit der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit mussten Kürzungen von rund 2 Mrd. EURO im Vergleich zur aktuellen Finanzperiode hingenommen werden. Trotz unermüdlichen Einsatz aus dem Europäischen Parlament haben sich die Mitgliedstaaten im Rat dagegen gestellt und eine Kürzung der Programme gefordert. Es bleibt aber noch die Hoffnung, dass über den Corona-Aufbaufonds zusätzliche Mittel in die grenzüberschreitende Zusammenarbeit fließen, schließlich tragen genau diese Programme zur Stärkung und Einheit Europas bei.
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