KFS Südtirol - Mit dem Familien-Jolly des größten Familienverbandes Südtirol (KFS) werden konkret schnelle Lösungen im praktischen Austausch zwischen Eltern und Babysittern geboten. Die Zahlen bestätigen, wie dringend gerade jetzt Kinderbetreuer gefragt sind.
Von der ersten Stunde an war die Online-Plattform „Familien-Jolly“ aktiv und ist ein Erfolgsmodell, das Schule macht. Die erfassten Eckdaten des Projektes können sich sehen lassen: 8.000 Zugriffe am ersten Tag, knapp 100.000 Besuche in weniger als zehn Monaten, mittlerweile 316 aktive registrierte Babysitter und über 180 registrierte Eltern, die sich rege austauschen. Und es geht weiter! Die Babysitter-Plattform „Familien-Jolly“ ist kostenlos und bietet den Familien den Vorteil, mithilfe der ausführlichen Babysitter-Profile auch in den entlegensten Winkeln Südtirols eine adäquate Kinderbetreuung zu garantieren. Schnell und einfach kann die beste und passendste Kinderbetreuung in unmittelbarer Nähe gefunden werden. Auch die Babysitter können nach einer geeigneten Familie stöbern, stellt das Babysitten v.a. für Jugendliche ab 16, für Studierende und Senioren, die ideale Möglichkeit dar, etwas dazuzuverdienen. Die Anstellung des ausgewählten Kinderbetreuers erfolgt dann über das sogenannte „libretto famiglia“ des INPS.
Aus dem Gerichtssaal - Der Chefredakteur meinte unlängst, die Leser dieses Blattes würden zwar meine Ausflüge in die Zeitgeschichte schätzen, aber eigentlich brächten sie mich mit der Rubrik „Aus dem Gerichtssaal“ in Verbindung. Nach diesem Wink mit dem Zaunpfahl also folgende Geschichten:
Ein Bauer aus der Umgebung von Mals erhielt kürzlich eine Mitteilung der Staatsanwaltschaft. Darin stand geschrieben, dass gegen ihn strafrechtlich vorgegangen wird. Er war sich zwar keiner deliktischen Handlungen bewusst, aber bei Gericht und auf hoher See ist man allein in Gottes Hand. Also konsultierte er vorsorglich einen Anwalt. Der klärte ihn dahingehend auf, dass gegen ihn wegen „widerrechtlichen Weidens“ ermittelt würde. Aber nicht etwa, weil er sich in der Schlafzimmertür geirrt und dabei in fremde Jagdgründe eingedrungen wäre, sondern weil er sein Vieh unerlaubterweise auf dem Grund eines Nachbarn hatte grasen lassen. Der hatte das gar nicht goutiert und darauf mit Strafantrag reagiert. Aus den Akten bei der Staatsanwaltschaft ging hervor, dass sich der inkriminierte Vorgang des „Ausgrasens“ an einem Tag nach dem 16. Oktober, also nach „Golli“ zugetragen hatte. Der mit dieser Anklage konfrontierte Bauer fiel aus allen Wolken: „Ich habe doch nichts Unrechtes getan! Bei uns gilt ja schon seit Abrahams Zeiten der Grundsatz: Nach Golli gehören die Wiesen olli.“ Gemeint ist damit der in der bäuerlichen Welt seit Jahrhunderten geübte und gewohnheitsrechtlich tradierte Brauch, nach diesem Lostag das Vieh frei, ohne Einhaltung von Grenzen und auch unbeaufsichtigt auf die Weide zu treiben. Ich hatte leider noch nicht die Gelegenheit, die historischen Ursprünge dieses eingefleischten Gewohnheitsrechts aufzuspüren. Vom geltenden Strafrecht aus betrachtet würde ich jedoch auf „nicht schuldig“ plädieren, denn dem Bauern fehlte das Bewusstsein der Rechtswidrigkeit seiner Tat, was wiederum die Voraussetzung für deren Strafbarkeit bildet.
Doch nun möchte ich den Lesern ein Buch empfehlen, nämlich das des Mailänders Marco Balzano: „Ich bleibe hier.“ Darin beschreibt er am Beispiel des Dorfes Graun berührend und mit großem Einfühlungsvermögen unser Schicksal nach der Angliederung an Italien, unter dem Faschismus, in der Zeit der unseligen Optionen und der Stauung des Reschensees. Als eine der schlimmsten von den Faschisten verübten Schandtaten bezeichnet er das Verbot der deutschen Sprache und die zwangsweise Italianisierung der Familiennamen. Im zweiten Autonomiestatut vom Jahre 1972 war denn auch die Möglichkeit vorgesehen, durch eine einfache Erklärung vor dem Standesbeamten den ursprünglichen Namen wiederherstellen zu lassen. In dieser Absicht kam ein in den 1960-iger Jahren nach Deutschland ausgewanderter Mittelvinschger zusammen mit seiner deutschen Frau in meine Kanzlei. Er hatte seinen Namen Winkler in Cantone ändern müssen, hätte also die Möglichkeit gehabt, sich wieder Winkler nennen zu können. Als dies seine Frau vernahm, reagierte sie ganz entrüstet: „Was, ich und unsere Kinder sollen ab nun nicht mehr Cantone sondern Winkler heißen? Das kommt mir nicht in die Tüte!“ Beim Cantone blieb es dann auch, was für „reichsdeutsche“ Ohren ja viel weicher und angenehmer klingt als das kantig-gutturale Winkler!
Peter Tappeiner, Rechtsanwalt
peter.tappeiner@dnet.it
Latsch - BM Mauro Dalla Barba legte zum Schluss der Sitzung am 22. Februar den Gemeinderäten ein Ei: Der architektonische Ideenwettbewerb für das Ex-Ortler Areal sei abgeschlossen, er habe das Ergebnis bereits sehen können. Bei einer informellen Sitzung solle das Projekt den Gemeinderäten vorgestellt werden. Aber er wolle etwas anders zur Diskussion stellen und zwar sollen die Gemeinderäte darüber nachdenken, ob eine neue Wohnbauzone in den Auen möglich sein könne. Eine solche Wohnbauzone solle, so das Ziel „als Baustein“ mit dem Umbau des Hallerhofes, mit den Grafwiesen und mit dem Ex-Ortler Areal mitgedacht werden. Das Grundstück habe man gemeinsam mit der Fraktion Latsch ausfindig gemacht. Es wäre für den Bau von Reihenhäusern geeignet und die Abgrenzung für die Obstwiesen könnte idealer werden. Es sei gut zu wissen, dass ein Grund zur Verfügung stehen könnte, meinte der Vize-BM Christian Stricker. Denn es stelle sich die Frage, ob die Leute bereit seien in Wohnungen zu ziehen. Joachim Weiss gab zu bedenken, dass man die Fraktionen schwäche, je mehr Baugrund in Latsch zur Verfügung gestellt werde. Auch Robert Zagler stellte die Frage, ob es in Latsch überhaupt Baugrund brauche. Denn es gebe in Latsch viele Leerstände. Und zur „Polemik beim Hallerhaus“ zog Zagler vom Latz: „Da werden schon wir sagen, wo es langgeht. Ich habe kein Problem damit, wenn die Fassaden abgerissen und wieder aufgebaut werden.“ In diesselbe Kerbe schlug auch Martin Pirhofer: „Wir haben jede Menge leerstehende Gebäude und mit dem Ensembleschutz werden wir noch viel zu tun haben.“ Man wolle den Hallerhof „dokumentarisch“ erhalten und Ratschläge vom Denkmalamt annehmen, so dass das Ensemble an sich wieder hergestellt werden kann, sagte BM Dalla Barba. Der Hallerhof sei 50 Jahre lang dem Verfall preisgegeben. Man müsse etwas tun, „braun vor grün“, sagte Dalla Barba. Und zu den Leerständen sagte Dalla Barba, dass es die Bereitschaft von den Besitzern geben müsse, Leerstände an die Gemeinde verkaufen zu wollen und zwar zu den Landesschätzpreisen. Die Gemeinde habe aber für Leerstände einen Hebel und zwar einen steuertechnischen.Dem entgegnete Joachim Weiss. Wenn man darüber nachdenke, Leerstände mehr zu besteuern und so „unseren Bürgern weh zu tun“, dann müsse man auch über Zweitwohungen nachdenken. (eb)
Mals - Die Gemeinde Mals erhält ein neues Biotop – Spinai. Die Landesregierung hat kürzlich die entsprechende Änderung zum Landschaftsplan genehmigt.
Die Landesregierung hat auf Vorschlag der Landesrätin für Raumentwicklung, Landschaft und Denkmalpflege Maria Hochgruber Kuenzer einem Änderungsantrag zum Landschaftsplan der Gemeinde Mals zugestimmt. Die Änderung betrifft die Umwidmung von Weidegebiet und alpinem Grünland in Landwirtschaftsgebiet und die Ausweisung der angrenzenden und verbleibenden Weideflächen als Biotop Spinei. Ziel ist es, die dort vorkommenden Feuchtflächen und Erlenwälder zu bewahren. „Die Gemeinde hat die Ausweisung eines neuen Biotops als Gegenleistung für die Umwidmung vorgeschlagen, das schätzen wir sehr“, unterstreicht Landesrätin Hochgruber Kuenzer. Die Gemeindeverwaltung übernehme damit Verantwortung für die Landschaft und ihre Nutzung, die nachhaltig erfolgen müsse.
Nach positivem Gutachten der Kommission für Natur, Landschaft und Raumentwicklung im Herbst 2020 hat das Landesamt für Landschaftsplanung jene Flächen definiert, welche in Landwirtschaftsgebiet umgewidmet und intensiviert werden können sowie einen Abgrenzungsvorschlag für die Biotopfläche ausgearbeitet.
Die Umwidmung in Landwirtschaftsgebiet betrifft demnach eine Fläche von etwas mehr als 18,6 Hektar. Die Eigentümerin, die E.B.N.R. (Eigenverwaltung der bürgerlichen Nutzungsrechte) Mals, kann auf diesem Areal künftig biologische Landwirtschaft betreiben.
Das neu ausgewiesene Biotop Spinei erstreckt sich auf etwa 41,6 Hektar Weideflächen nördlich von Mals und ist mit ausgedehnten Feuchtgebieten und Erlenwäldern durchsetzt. „Die Auwaldreste besitzen einen hohen ökologischen Stellenwert“, unterstreicht Peter Kasal, Direktor des Landesamts für Landschaftsplanung. „Es handelt sich um wertvollste Naturlebensräume mit einer bedrohten, aber sehr vielfältigen Flora und Fauna. Für deren Fortbestand ist die Erhaltung optimaler hydrologischer Verhältnisse und der charakteristischen Vegetation von großer Bedeutung.“ Die Flächen werden als Frühjahrs- und Herbstweide genutzt. Dabei sei darauf zu achten, dass gegenüber der Nutzung im Jahr 2020 der Weidedruck nicht erhöht werde. Die genaue Tieranzahl, die künftig auf die Weide aufgebracht werden kann, muss mit einem Weideplan festgelegt werden.
Kolping im Vinschgau - Kolping Europa beschäftigt sich, trotz Corona Pandemie, auch mit der katastrophal menschenunwürdigen Lage der Geflüchteten in Bosnien-Herzegowina und Griechenland. Es gilt Verantwortung wahrzunehmen und umgehend zu handeln: dazu ruft Kolping Europa die EU auf. Es ist ein Skandal und durch nichts zu rechtfertigen, dass Kinder und Jugendliche, Frauen und Männer unter diesen menschenunwürdigen Verhältnissen in Zeltstädten leben müssen.
In Österreich werden Wohnplätze in den Kolpinghäusern für bis zu 100 geflüchtete Menschen zur Verfügung gestellt. Sofort könnte diesen Menschen geholfen werden, stellt die Präsidentin von Kolping Österreich fest. Ebenso in Deutschland: auch dort stünden einige hundert Schlafplätze zur Verfügung. Aber….
Es gilt- auch bei uns – bestehende Kapazitäten zu nutzen, um einen konkreten Beitrag zu leisten.
Wenn die Verantwortlichen in Europa wegschauen, so ist dies eine grobe Verletzung und Missachtung der europäischen Grundwerte, stellt der Vorstand von Kolping Europa fest. Es ist ein Armutszeugnis, wenn Europa Geflüchteten, die sich in solch einer misslichen Lage befinden, Hilfe aus politischen Gründen verweigert wird.
Otto von Dellemann
Seit 2017 bestehen für ehrenamtliche Vereine gesetzlich vorgegebene Versicherungspflichten. Vorstandsmitglieder und Personen, die in der Vereinsaktivität stark eingebunden sind, müssen auch eine Unfall- und Krankenversicherung abschließen. Alex Ploner vom Team K sieht die Landesregierung in der Pflicht, ehrenamtliche Vereine besser über die Versicherungspflichten zu informieren und eine Kostenübernahme durch die öffentliche Hand auszubauen.
Viele Südtiroler Unternehmen und Organisationen veranstalten Gewinnspiele, Lotterien, Glückstöpfe usw.. Es gilt einiges zu beachten. Infos: Georg Tiefenbrunner 0471 945 638
Große Krisen dominieren unsere Schlagzeilen: Corona, Klima, Biodiversitätsverlust. Sie spiegeln uns wie wir Menschen in den letzten Jahrzehnten mit diesem Planeten umgegangen sind. Die persönliche Gesundheit ist in vielen Fällen ebenso in Gefahr wie die Funktionen unserer Ökosysteme. Es scheint als brauche der Mensch die Krisen als Lehrstunde um wieder im Sinne der Natur zu handeln und gesunde Lebensräume für Alle zu schaffen.
Noch produzieren wir Menschen aus kostbaren Ressourcen immer größer werdende Abfallmengen, die unsere Lebensgrundlagen gefährden. Einer der größten Verantwortlichen dafür ist die Bauwirtschaft: Abgerissene Bauwerke und Reststoffe beim Neubau werden oft nur aufwendig „entsorgt“ und bleiben nicht im Kreislauf. Viel intelligenter ist der so genannte „Cradle to Cradle“-Ansatz: Hier wird jedes Material so verwendet, dass es am Ende seines Nutzungszyklus wieder Nährstoff für ein neues Produkt ist. Das gelingt entweder im biologischen Kreislauf (biologisch abbaubar) oder im technischen Kreislauf. Abfall wird einfach abgeschafft!
Darum ist es heute mehr denn je wichtig auf einen gesunden, kreislauffähigen Hausbau zu achten. Glücklicherweise wächst die Verfügbarkeit nachwachsender Rohstoffe, wie für Produkte aus Holz, Hanf, Stroh, Kalk- oder Lehm. Diese bieten Rezyklierfähigkeit, hohe wohngesunde Qualität und werden teilweise sogar im Vinschgau hergestellt. So helfen selbst Baustoffe beim Klimaschutz, da für die Herstellung weniger Emissionen freigesetzt werden als z.B. bei Zement. Im Falle von leimfreiem Vollholz wird das Gebäude parallel ein Kohlenstoffspeicher, da das CO2 im Holzhaus gebunden ist.
Es ist angebracht möglichst große, positive Beiträge zu leisten und die Gesundheit der Natur und der Menschen, auch beim Bauen, an vorderste Stelle zu rücken.
Kontakt:
Baubiologie Südtirol - Bozen
Tel.: 0471 1886067
E-Mail: info@baubiologie.bz.it
Internet: www.baubiologie.bz.it
2021: Winter der Rekorde? Nein, wir sind nicht auf der Transibirischen Eisenbahnstrecke unterwegs. Wir sind in Spondinig, entlang der Vinschger-Bahn.
Der Winter ist bald vorbei, aber das Bild für die „Freunde der Eisenbahn“ bleibt.
Foto und Text: Gianni Bodini - www.fotobybodini.it
„... dass uns diese eigenständige Zeitschrift noch viele Jahre erhalten bleibt.“
Der Vinschgerwind ist eine sehr interessante, vielfältige, kritische und unabhängige Zeitschrift.
Ich freue mich jedesmal auf den Wind um die vielen verschiedenen interessanten Beiträge und Kommentare zu lesen und die schönen aussagekräftigen Bilder anzusehen. Zum Beispiel im Wind Nr. 3 das bezaubernd schöne Winterbild vom Haufendorf Planeil von Gianni Bodini. Dieses Bild könnte man auch als Vorlage zur Gestaltung eines echten Tiroler Krippendorfes verwenden, oder als Frieden und Ruhe ausstrahlende Weihnachtskarte.
So ist z.B. auch der kritische Bericht von Dr. Wolfgang Platter über den „Sortenverlust als Mahnmal“ und den dringenden Erhalt der Biodiversität auch in unserem Tal sehr lehrreich. So gibt es in jedem Wind viele weitere sehr interessante Berichte und Kommentare. Deshalb wäre es sehr wichtig, dass jeder Haushalt, welcher den Vinschgerwind zugeschickt bekommt und gerne liest, zumindest den jährlichen Abo-Beitrag von 30 Euro einzahlt, um mitzuhelfen die Existenz dieser Zeitschrift zu sichern ! Denn 30 Euro im Jahr für den alle 14 Tage herausgegebenen Wind ist nicht viel, um das ganze Jahr hindurch über die verschiedenen Begebenheiten in unserem Tal informiert zu werden. Danke dem Chefredakteur Erwin Bernhart und seinem Team, in der Hoffnung dass uns diese eigenständige Zeitschrift noch viele Jahre erhalten bleibt.
Ernst Gögele, Plaus
Biogas: Förderung für Anlagen in Südtirol verlängert
Im Abgeordnetenhaus wurde die Förderung für Biogasanlagen um ein Jahr verlängert – der SEV dankt dem SVP-Abgeordneten Albrecht Plangger: Im Rahmen der Beratungen über das „Milleproroghe“-Dekret haben die Kommissionen für Verfassungsfragen und Haushalt in der Abgeordnetenkammer wichtige Förderungen für Biogasanlagen mit einer Nennleistung bis zu 300 kW bei der Stromproduktion, die 2016 eingeführt worden waren, bis Ende 2021 verlängert. Der entsprechende Abänderungsantrag war vom SVP-Kammerabgeordneten Albrecht Plangger in enger Zusammenarbeit mit dem Südtiroler Energieverband SEV formuliert worden. „Wir bedanken uns für dieses wertvolle Engagement. Eine wirtschaftlich tragbare Förderung der Stromproduktion ist für den weiteren Fortbestand der Biogasanlagen auch in Südtirol entscheidend“, erklärt SEV-Direktor Rudi Rienzner. Das Plenum des Abgeordnetenhauses muss dem Milleproroghe-Dekret noch zustimmen, bevor dieses zur endgültigen Verabschiedung an den Senat weitergeleitet wird.
Südtiroler Energieverband SEV
Scheibenschlagen in Zeiten von COVID
Um so vielen wie möglich die Teilnahme zu ermöglichen, wird mancherorts nicht mehr am ersten Fastensonntag, sondern am Vorabend dieser im Vinschgau traditionelle Brauch zelebriert.
Dass es dabei nicht nur um die dem Brauch innewohnenden Inhalte umzusetzen gilt, ist allgemein bekannt. Diese, z.B.: Verabschiedung des Winters, gute Wünsche fürs neue Jahr, etc. sind wohl nicht mehr so wichtig wie die wohltuenden Wirkungen des geselligen Zusammenseins, des gemeinsamen Feierns. Vor allem nach der seit einem Jahr andauernden pandemischen Ausnahmesituation. An dem ist so weit nichts auszusetzen. Feiern gehört zum Leben & soll genossen werden.
Nur stellt sich mir die Frage, ob es zu diesem Zeitpunkt angebracht ist.
Gerade jetzt, wo im ganzen Land zum wiederholten Male verzweifelt versucht wird, die Infektionszahlen zu senken. Ich habe den Eindruck, dass es vielen immer noch nicht klar ist, dass nur wir selbst durch diszipliniertes Verhalten dazu beitragen können, die Infektionen so weit zu senken, dass ein einigermaßen erträglicheres Weiterleben mit dem Virus möglich sein wird.
Dass der Großteil der Bevölkerung von dieser ermüdenden Situation mehr als stuff ist, ist erklärbar & verständlich. Dass auf die Dauer die Politik durchdachtere Konzepte liefern muss, ist auch klar. Ebenso aber auch, dass wir als Bürger*innen unseren Beitrag zu leisten haben.
Ich frag mich, ob es wirklich so unmöglich schwer ist, sich an die paar einfach zu handhabenden Regeln zu halten. Einfach nur zum Wohle der Allgemeinheit. Einfach nur, um nicht als asymptomatische Person andere anzustecken. Für das Stuffsein und die Ungeduld der Jugend habe ich volles Verständnis. Sich wieder endlich frei bewegen, endlich wieder feiern, endlich wieder ……. Trotzdem frage ich nach: gings nicht noch eine Weile mit dem sich zurücknehmen? Als Respekt all jenen gegenüber, die tagtäglich einen Knochen Job in den Krankenhäusern und Praxen durchstehen, um den am Virus Erkrankten zur Seite zu stehen. Schon als Respekt all jenen gegenüber, die am Virus erkrankt oder verstorben sind und deren Angehörigen. Nicht zu vergessen die Wirtschaftstreibenden, die durch die verordneten Schließungen ihrer Betriebe ihre Existenz riskieren. Nicht zu vergessen die durch die diversen Maßnahmen in Nöte geratenen Familien, Alleinerziehenden, Arbeitslosen.
Kein Verständnis habe ich für Erwachsene, die durch ihre unbedachte Haltung & Äußerungen Öl ins Feuer schütten. „es saits insre freiheitskämpfer„ hörte ich beim Vorbeigehen. Sich über das zur Eindämmung der Inzidenzzahlen verhängte Versammlungs- & Feierverbot hinwegzusetzen zum Freiheitskampf erklären? Da herrscht doch viel Konfusion im Kopf. Kein Verständnis habe ich aber auch für die Kommunalpolitiker, die ihrer Pflicht nicht nachkommen. Nichts hören, nichts sehen & schweigen ist einfacher als unbeliebte Entscheidungen zu treffen.
Günther Pitscheider, Stilfs
Willkommen in Absurdistan
Mit dem Monat Februar enden an den österreichischen Universitäten auch die Semesterferien. Die Bestimmungen für jene Studierende, die nun wieder nach Österreich einreisen wollen, sind recht günstig: Studierende zählen als Pendler, wenn sie mindestens einmal im Monat die österreichische Grenze passieren. Für eine erneute Einreise ins Land werden ein negatives Testergebnis und eine online-Registrierung benötigt, um einer Quarantäne zu entgehen. Das ist machbar.
Ich steige am Morgen des 24. Februar 2021 am Bahnhof Mals in den SAD-Bus ein, der mich nach Nauders bringen soll, von wo aus der Postbus zum Bahnhof Landeck fährt. Von dort geht es mit dem Zug weiter nach Innsbruck. Eine geniale Verbindung!
Vor Antritt der Fahrt versichere ich mich, ob der Bus von Nauders nach Landeck planmäßig fährt. Scheint alles zu passen. Nach Überquerung der Grenze am Reschenpass drücke ich kurz vor Nauders auf das Haltesignal, um bei der Haltestelle „Nauders Mühle“ auszusteigen.
Da eröffnet mir der Busfahrer zu meiner größten Überraschung, dass er mich nicht aussteigen lassen darf. Ich glaube mich verhört zu haben. Nein, wirklich, das sei die aktuelle Regel. Der Südtiroler SAD-Bus darf auf österreichischem Boden derzeit keine Haltestellen anfahren oder gar Passagiere entlassen. Ich bin baff. Was soll ich jetzt machen? Der Busfahrer eröffnet mir zwei Möglichkeiten: Ich kann entweder wieder in den Vinschgau zurückfahren oder in Martina (CH) aussteigen und von dort zu Fuß der Straße entlang (!) bis zur Kajetansbrücke bei Pfunds marschieren. Ich bin im falschen Film.
Bei der Kajetansbrücke fragen wir am österreichischen Grenzposten nach, was ich jetzt tun soll. Ein junger Mann in meinem Alter zuckt ratlos mit den Schultern. Ein älterer Polizist lässt mich nach Vorweis meines negativen Testergebnisses gnädigerweise aussteigen.
Gleich gegenüber befindet sich die Haltestelle „Kajetansbrücke“, die vom Postbus bedient wird, der nach Landeck fährt. Es folgt der nächste Schreck. Dort hängt ein Schild, dass die Haltestelle wegen COVID-19 nicht angefahren wird. Bravo!
Was nun? Ich gehe zu Fuß über die Felder bis ins nächste Dorf Pfunds. Dort kann ich hoffentlich in den Postbus einsteigen. Selber blöd, denke ich mir. Hättest du halt vorher alle Verbindungen genau überprüft. Als ich nachträglich in der App „südtirolmobil“ die Verbindungen von Mals nach Nauders nachschauen will, um einen eventuellen Hinweis auf diese Situation zu finden, erscheint: „Es ist ein interner Berechnungsfehler aufgetreten“. Aha.
Es gibt einen schönen Dialektausdruck, der meine Lage zusammenfasst: kessloun sein! In einem Bus zu sitzen und nicht aussteigen zu dürfen, das habe ich noch nie erlebt. Ich kann nur hoffen, dass sich die absurde Situation im Grenzgebiet, im vielgerühmten Dreiländereck, ja in unserer sagenhaften Europaregion bald verbessert. Seit einiger Zeit zeigt sich, dass das nur bedeutungslose Worthülsen sind. Wäre ich doch über den Brenner gefahren - oder daheim geblieben, ob die Ferien nun vorbei sind oder nicht.
Ein Student
(Name der Red. bekannt)
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